Bewertung

Review: #8.07 Für danach

Foto: Andrew Lincoln & Pollyanna McIntosh, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Andrew Lincoln & Pollyanna McIntosh, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Eugene ist ein sehr eigenartiger Charakter und so richtig warm werden kann ich nicht mit ihm. Es wäre einfach, wenn man ihn hassen könnte – für seine Hasenfüßigkeit, für seine Egozentrik oder seine Langweiligkeit. Aber so einfach ist es nicht. Eugene ist ein Mensch, den seine eigenen Entscheidungen verfolgen. Er ist eine gequälte Seele, denn er weiß, dass er falsch handelt, in dem er sich selbst in den Mittelpunkt stellt und sein Leben über das seiner Freunde. Und dennoch ist sein primäres Ziel, sein eigenes Überleben zu sichern, selbst wenn das bedeutet, dass er sich mit Negan verbünden muss.

Es gibt nur wenig derartig ambivalente Charakte bei "The Walking Dead,". Was Eugene so unerträglich macht ist seine Art und Weise, zu kommunizieren (ich beziehe mich hier als englischer Nicht-Muttersprachler auf die Originalsprache der Serie). Die übertrieben bildliche Sprache, der aufgesetzte Akzent… es wirkt alles künstlich und eigenartig. Man kann ihm einfach nicht lange zuhören, ohne genervt mit den Augen zu rollen. Von daher ist die Episode an einigen Stellen unglaublich schwer zu ertragen. Dabei ist sein Kampf mit sich selbst gar nicht mal einmal so uninteressant.

Der Moment, als er sich endgültig für Negan und gegen seine alten Reisegefährten, wie er sie nennt, entscheidet, ist für ihn ein Wendepunkt. Doch leider hat diese Entscheidung nicht die Tragkraft, die sie haben sollte, denn Daryl steuert einen Müllwagen in das Sanctuary und öffnet so den Beißern davor Tür und Tor. Es entsteht das in dieser Staffel so häufige Krach! Bumm! Peng!, das jedoch ohne großen Effekt verpufft.

"It's not too late for you. My offer still stands: you can join us ... or you can die."

Während am Sanctuary ein wenig Bewegung in die Episode kommt, fristet Rick sein Dasein bei den Scavengers. Er wird stundenlang fast nackt in einen Container gesperrt, hin und wieder gezeichnet und fotografiert und muss dann eine Art Gladiatorkampf gegen einen Beißer bestehen. Er schafft es, irgendwann sich zu befreien, Jadis zu überwältigen, stößt ein paar Drohungen aus und will schon gehen, als er nochmal einen Deal anbietet, auf den Jadis am Ende eingeht.So ganz versteh ich es nicht – wozu braucht Rick die Hilfe dieser Leute? Geht es ihm nur um die Anzahl an Männern, die sich gegen Negan stellt? Und warum sollte Jadis unbedingt Rick folgen? Seine Drohungen, sie alle zu töten, sind doch nicht ernst zu nehmen. Nun gut, Jadis geht auf den Deale ein, ob sie ihm dann nicht doch wieder in den Rücken fallen wird, das wird die Zeit zeigen.

Als Rick schließlich Jadis zeigen will, dass das Sanctuary umstellt ist, da sieht er zum ersten Mal, dass etwas aus dem Ruder gelaufen ist, während er neue Verbünde gesucht hat. Und als er auf den Tower steigt, da sieht er, dass der Hof leer ist, das Sanctuary nicht mehr umstellt.

Noch weiß er nicht, dass Daryl ihm in den Rücken gefallen ist. Daryl, und zum Teil auch Michonne und Tara. Sie haben Rositas Warnungen in den Wind geschlagen und das Sanctuary angegriffen, weil sie das Gefühl hatten, Handeln zu müssen. Auf der einen Seite ist es ja verständlich, dass Daryl seine persönlichen Erlebnisse aufarbeiten muss und einen guten Grund hat, Negan töten zu wollen. Aber warum hat er kein Vertrauen in Rick? Es wurde doch anscheinend ein Plan ausgearbeitet, an dessen Ende die Vernichtung Negans und seiner Gefolgsleute stehen sollte. Zweifelt Daryl daran, dass der Plan gelingen könnte? Wenn ja warum? In dem kleinen Zwist zwischen Rick und Daryl wurde ja angedeutet, dass sie beide unterschiedlicher Meinung waren, aber es wird nicht klar, warum.

Randnotiz

  • Negan gibt Eugene während ihres Gesprächs die Hand und erweist ihm so einen gewissen Respekt, da er dies nur sehr selten tut, wie er beteuert… Warum genau hat Negan einen derartigen Respekt für Eugene übrig? Weil er geschickt ist und Ideen hat und er weiß, dass er mit Schmeicheleien ihn auf seine Seite ziehen kann? Ist es also echt oder nur gespielt?
  • Eugene schlägt Negan am Ende einen Plan vor, wie sie die Beißer loswerden und überhaupt ihre Situation zum guten Wenden können. Er bleibt dabei sehr, sehr vage, aber er verrät, dass sein Plan eine Menge Munition verbrauchen wird – wer hätte ernsthaft mit etwas anderem gerechnet? Noch mehr Krach! Bumm! Peng! Im Midseason Finale.

Fazit

So kurz vor dem Midseasonfinale widmet man sich mit Eugene einem zwar auf dem Papier interessanten Charakter, der ein wichtiges Zünglein an der Waage sein könnte, schafft es aber nicht, seine Charakterstudie interessant zu verpacken. Es hakt noch immer gewaltig bei TWD und ich bin gespannt, ob das Midseason-Finale das Ruder noch einmal herumreißen kann.

Melanie Wolff - myFanbase

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