Review: #3.20 Böse Rache der Ahnen
Nach #3.20 Where Nothing Stays Buried bin ich wirklich hin und her gerissen. Einerseits hatte die Folge Spannung, Drama und echt hervorragende Charaktermomente, andererseits kann ich mich nicht damit abfinden, dass und vor allem wie Davina umgekommen ist. Abgesehen davon ist schon in der letzten Folge mit Camille ein weiblicher Hauptcharakter gestorben. Aber da wir Davinas Zerstörung nie direkt gesehen haben und es nicht das erste Mal wäre, dass jemand bei "The Originals" wiederaufersteht, lege ich die Folge mal positiv aus.
"The ancestors got to her first. She's gone."
Eigentlich war Davinas Schicksal in dem Moment besiegelt, als Freya die Möglichkeit gefunden hat, durch sie ihre Familie zu retten. Daran hat auch der Hoffnungsschimmer mit dem Schutzkreis nichts geändert, der uns so immerhin eine Parallele zu Davinas Versuch, Kol zu retten (nur eben genau umgekehrt) geliefert hat. Man konnte sich schon denken, wohin das letztlich führen wird, so sehr sie sich auch anfangs gegen die Idee gewehrt haben. Das hat die Szene aber auch nicht erträglicher gemacht. Davina, die vergebens schreit und fleht und bittet, weil sie noch nicht sterben möchte. Das war wirklich ganz große Klasse von Danielle Campbell, die überhaupt die ganze Folge über so herzzerreißend gespielt hat, dass man gar nicht anders konnte, als mit Davina mitzufühlen und mitzuleiden.
Hier kommen bei mir zwei Fragen auf: War die Entscheidung von Freya und Elijah die richtige? Und war die Art von Davinas Tod passend? Ich finde, dass sich ihr Entschluss, Davina für ihre Familie zu opfern eigentlich nicht rechtfertigen lässt. Natürlich haben sie sich geschworen, dass Familie über alles geht. Natürlich bedeutet ihnen ihre Familie mehr als Davina. Natürlich haben sie schon in der Vergangenheit für die Ihren gemordet. Trotzdem hätten sie einen anderen Weg finden müssen. Sie hätten versuchen können, Lucien irgendwie aufzuhalten, wenn auch nicht zu töten. Ganz abgesehen davon, dass Davina unschuldig war und sie eigentlich wussten, dass sie an ihrer Energieübertragung sterben würde, haben sie auch über Marcel und vor allem Kol und Klaus hinweg entschieden. Während Elijah bei der ganzen Sache zumindest noch ein schlechtes Gewissen anmerkbar war, ist Freya da überraschend berechnend gewesen. Irgendwie kann man das nachvollziehen, sie hat ja erst vor Kurzem Finn verloren und möchte nicht noch jemanden aus ihrer Familie sterben sehen. Trotzdem hätte ich da doch etwas mehr Reue und etwas weniger "wir hatten keine andere Wahl" erwartet.
Aber sagen wir einfach mal, dass das eben eine gewollt problematische Entscheidung war, um die Handlung voranzutreiben und ein bisschen Drama einzubauen. Mit schlechten Entscheidungen kennen sich die Mikaelsons ja gut aus. Das rechtfertigt aber noch lange nicht die Art und Weise, wie Davina umgebracht wurde. Es ist schon etwas hart, einen Charakter, der gerade mal so erwachsen ist und der gerne mal in einem eher kindlichen Licht dargestellt wurde, so grausam gehen zu lassen. Sowohl die Folter als auch diese ganze Sache mit dem Zerstören der Seele, was ja laut Kol die schlimmste Strafe überhaupt sein muss, fand ich da schon etwas grenzwertig. Das hätte man auch weniger brutal lösen können und müssen.
Wobei die Seelenzerstörung der Punkt ist, der mich noch ein bisschen hoffen lässt. Wir haben zwar gesehen, wie Davina die Runen auf die Stirn gebrannt bekommen hat, aber die Seelenzerstörung an sich haben wir nicht gesehen. Und rein vom Optischen her hätte sich so ein dramatischer Lichtblitz (oder wie auch immer man das darstellen würde) doch echt gut gemacht. Darum bleibt mein kleines Fünkchen Hoffnung noch leuchten, dass Davina eben doch noch nicht verloren ist und noch gerettet werden kann. Ganz abgesehen von Davina selbst, kann ich mir auch nicht so recht vorstellen, was ohne sie aus Kol werden soll. Während Marcel jetzt ja eine wirklich tolle Storyline präsentiert bekommen hat, kehrt Kol wieder zu seinem alten Selbst zurück - und das ist bei aller Liebe ziemlich einfallslos. Ich kann nur hoffen, dass Kol jetzt entweder in eine Rettungs- oder Rachemission einbezogen wird, denn dieses ewige Ripper-mäßige Abschlachten von Leuten in Nebengassen ist jetzt nicht sehr unterhaltsam und seinem Charakter wirklich nicht gerecht.
"You are nothing."
Eigentlich sollte man doch meinen, dass Luciens Zerstörung im Zentrum der Folge stehen würde. Trotzdem lag die emotionale Schwerpunkt so stark auf Davina, dass ich Luciens Tod schon fast eine Nebenrolle geben würde. Das würde ihm bei all den Minderwertigkeitskomplexen, die in dieser Folge ans Tageslicht gekommen sind, sicher absolut nicht gefallen. Irgendwie hat man sich in letzter Zeit tatsächlich sehr viel Mühe gegeben, von Luciens Besessenheit für Aurora abzukommen und ihm jetzt ein etwas professionelleres Bösewicht-Image zu verpassen. Naja, allzu viel gebracht hat das jetzt auch nicht, man tauscht hier eher einen Wahnsinn für den nächsten aus.
Nichtsdestotrotz war Luciens Tod wirklich toll inszeniert. Kaum ist die Supermacht verschwunden, ist er es wieder, der vor den Mikaelsons kniet. Er ist wieder ein Niemand und damit schließt sich auch der Kreis. Die ganze Geschichte hat damit angefangen, dass Tristan Lucien bei der Folter mit einem Messer die Mundwinkel aufritzt, bevor Klaus ihn retten kann und dabei in einen Vampir verwandelt. Jetzt ist es Klaus, der die Markierung wiederholt, bevor er sein Leben beendet.
"Marcel, you are family." - "No, I'm not. Not anymore."
Es ist wirklich mehr als ironisch, dass die Mikaelsons durch das Ermorden von Lucien vermutlich mehr Unheil über sich gebracht haben, als er es je gekonnt hätte. Dadurch, dass sie Davina geopfert haben, haben sie nämlich die Wut von genau denen auf sich gezogen, die sie sehr gut kennen und die immer zumindest am Rande mitgemischt haben: Marcel und Vincent. Während Vincent die ganze Angelegenheit noch gewohnt cool und berechnend angegangen ist, dürfte Marcel das größere Problem werden.
Ich muss sagen, dass die Szenen mit Marcel in dieser Folge wohl zu meinen Lieblingsmomenten mit ihm werden könnten, was nicht zuletzt an der hervorragenden Performanz von Charles Michael Davis liegt. Gerade das letzte Zusammentreffen von Marcel, Elijah und Klaus hat richtig für Gänsehaut gesorgt. Wow. Eine ähnliche Situation gab es schon in #1.11 Nach mir die Sinflut!, als Davina für die Hexenzeremonie geopfert wurde. Nur hat sich Marcel da noch einmal von den Mikaelsons auf ihre Seite ziehen lassen, während er dieses Mal Klaus' Umarmung ablehnt.
Seit Beginn der Serie hat Marcel immer seine Schwierigkeiten gehabt, die Rückkehr der Mikaelsons nach New Orleans zu akzeptieren. Es gab mal einen Aufstand, einen Krieg, dann wieder Zusammenarbeit und fast familienähnliche Verhältnisse. Gerade auch in Staffel 3 gab es einige Momente, in denen Marcel den Mikaelson hätte untreu werden können, um selbst einen Vorteil zu haben. Aber er ist immer loyal geblieben. Dass es Davina ist, die seine Entscheidung letztlich klarmacht, ist deswegen sehr gut gewählt. Vor allem in den letzten Episoden wurde einem ja noch ziemlich deutlich vor Augen geführt, was für eine innige Beziehung die beiden doch haben (im Nachhinein wohl nicht ganz ohne Hintergedanken von den Serienmachern). In dieser Folge haben sie auch noch einen schönen Abschied bekommen, der mir mal wieder gezeigt hat, wie bedeutend die Verbindung zwischen Davina und Marcel doch für die Serie ist.
"Today I fear we have created a new monster entirely."
Plötzlich sind es nicht mehr Lucien, Aurora und Tristan, die die Prophezeiung ausführen - es ist Marcel. Der ist wohl sowas wie Freund, Familie und Feind in einem und hat mit Vincents (und womöglich auch Kols) Hilfe wirklich gute Karten. Vor allem durch den Verwandlungstrank, der auch wieder im Rennen ist. Und was machen jetzt eigentlich die Ahnen, wo Van Nguyen und Lucien tot sind? Also stehen die Mikaelsons in der nächsten Folge wahrscheinlich wieder einem Superhybriden gegenüber - nur dass der einen richtigen Grund hat, hinter ihnen her zu sein. Ein herrlicher Plottwist, einerseits, weil Marcel so zu einer richtigen Storyline kommt und andererseits, weil es einfach viel spannender ist, wenn sich bekannte Charaktere bekämpfen und man beide Seiten ins Herz geschlossen hat. Ich bin ja mal gespannt, wie sie diesen Konflikt lösen wollen, oder ob da nicht schon der Grundstein für den Plot von Staffel 4 gelegt worden ist.
Fazit
Problematische Entscheidungen oder nicht, diese Episode hatte Spannung, Drama, einen schockierenden Plottwist und wirklich starke Schauspielleistungen. Dabei ist so viel passiert, dass die netten Momente zwischen Hayley, Klaus und Elijah die Dramatik zwar ein bisschen auflockern konnten, aber sonst fast in den Hintergrund getreten sind. Kaum sind die Feinde von außerhalb weg, befinden wir uns wieder beim Kern der Serie: Familie, Verrat und der Kampf um New Orleans. Man merkt, dass man sich dem Finale mit großen Schritten nähert. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der große Showdown, der die ganze Zeit schon durch die Prophezeiung mitschwingt.
Denise D. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Where Nothing Stays BuriedErstausstrahlung (US): 06.05.2016
Erstausstrahlung (DE): 08.12.2016
Regie: John Hyams
Drehbuch: Carina Adly MacKenzie & Christopher Hollier
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