Bewertung

Review: #10.16 Unter Feinden

Foto: Cassady McClincy, The Walking Dead - Copyright: Jackson Lee Davis/AMC
Cassady McClincy, The Walking Dead
© Jackson Lee Davis/AMC

Die aufgezwungene lange Pause bis zum eigentlichen Staffelfinale von Staffel 10 hat definitiv dafür gesorgt, dass der Flow verloren gegangen ist. Insofern fremdelte ich mit den ersten Minuten der Episode, bis man dann doch wieder mitten drin war in der schier aussichtslosesten Lage der Serie (bzw. seit der letzten aussichtslosesten Lage, die man wieder verdrängt hat).

"Du willst hier mitmachen? Dann musst du deinen Arsch riskieren, genau wie alle anderen."

Die Whisperer haben mit der gesamten Herde Daryl und alle anderen umzingelt und das Missverhältnis zwischen Freund und Feind war so dermaßen groß, dass man sich kaum ausmalen konnte, wie eine Rettung aussehen konnte. Und entsprechend waghalsig war der Rettungsplan dann auch. Ein paar suchten direkt den Weg durch die Herde hindurch, um sie dann umzuleiten. Es war natürlich die einzige Möglichkeit, aber die Umsetzung lässt sich nur schwer akzeptieren. Sicherlich hatte es zuschauerfreundliche Gründe, dass unsere Helden mit freiem Visier durch die Herde laufen sollten, aber viel auffälliger konnte man sich eigentlich nicht bewegen. Dass die eigentlich zahlreichen Whisperer hier keinen bzw. nur einen Zugriff bekommen haben, ist eigentlich nur schwer zu akzeptieren. Dafür ist der Feind eigentlich zu gut, übermächtig und zu kaltblütig. Da reicht auch Lydias Personenerkennungsfähigkeit vom Fenster aus nicht aus, um hier glaubwürdiger zu sein. Trotzdem ist dies natürlich der einzige Weg gewesen, um die Handlung überhaupt voran zu bringen. Immerhin hatte dieser Part ganz nette Momente insbesondere in Bezug auf Lydia und Negan, die nach wie vor um ihre Akzeptanz in der Gruppe ringen. Es deute sich hier schon an, dass sie beide noch größere Bedeutung haben werden.

Nachdem der erste Plan mit lediglich einem Verlust überstanden war, konnte man die Herde erst mal weglocken, was Beta (bzw. inzwischen Alpha) natürlich überhaupt nicht zu gefallen wusste. Doch die Whisperer waren immerhin in der Lage, zum Gegenschlag auszuholen und die Beschallung wieder auszustellen. Da es inzwischen Nacht war, bleibt trotzdem zu hinterfragen, warum die Rettung damit noch nicht geglückt war bzw. warum Daryl und Co nicht auch direkt überwältigt werden konnten. Aber der Spannungsbogen sollte schließlich weiter gehen.

"Ich kann das, sie hat es mir gezeigt!"

Und der zweite Teil sollte dann wie zu erwarten Lydia und Negan als entscheidende Variablen im Kampf gegen die Whisperer hervorbringen. Die Frage war eigentlich nur, welche Heldentode zu erwarten sind und diese sind dann etwas überraschend im Prinzip komplett ausgefallen. Negan stänkert gegen Beta, der ohne jeglichen Schutz dann von Daryl getötet wird und mit den Beißern eins wird. Der kleine Kommentar zu Betas Identität war dabei amüsant, aber zu wenig ausgekostet. Und der Rest der Whisperer scheint sich auch in Luft aufzulösen. Es fehlt zumindest die Führung und es bleibt leider vollkommen offen, was mit ihnen passiert. Sind sie geflüchtet, haben sie sich der Masse gefügt und sind der Herde bis zum Ende gefolgt? Diese wurde nämlich von Lydia in den Abgrund geleitet (es erinnerte an ein misslungenes Level der Lemminge). Wobei auch das nur zum Teil stimmt, denn eigentlich wollte Carol das Finale bestreiten und ihrem Dasein ebenfalls ein Ende machen, was Lydia dann verhinderte, weil sie dann doch ein paar Emotionen in Richtung Ersatzmutter hatte (etwas befremdlich). Wieso die Herde trotzdem weiter läuft, sei mal dahin gestellt, erklärt dann aber auch nicht, warum Carol oder Lydia sich überhaupt hätten opfern müssen. Nun gut, die kleinen Feinheiten eben. Immerhin hat man mit einem Schlag so viele Beißer erledigt, dass man in den nächsten fünf Episoden eigentlich keinen Beißer mehr antreffen dürfte.

"Schon gut, er gehört zu mir."

Ein weiterer Heldentod wurde ebenfalls verhindert. Gabriel war mit ein paar anderen immer noch ein paar Whisperern ausgesetzt, die den Unterschlupf stürmen wollten. Er wollte die Falle zuschnappen lassen und damit die Kinder beschützen oder ihnen zumindest noch etwas Zeit verschaffen, stellt sich dann aber schon etwas unglücklich an. Hätte er die Falle noch zuschnappen lassen können? Die Frage bleibt unbeantwortet, weil ihm im letzten Moment überraschender Besuch durch Maggie und zweier Ninjas widerfährt. Leider erfährt man erst mal nichts weiter über Maggies Rückkehr, aber allein ihr Gesicht zu sehen, tut irgendwie gut. Ich hoffe, dass da die nächste Episode viel Wiedersehensfreude und Emotionen mit sich bringt. Also, auch hier ist Ende gut, alles gut.

"Wir werden nicht wieder umkehren."

Bleibt nur noch eine Nebenstoryline, die zwischendurch fast vergessen wurde. Eugene ist immer noch dabei, Stephanie zu treffen, verzweifelt zwischendurch, bekommt Zuspruch von Ezekiel und den anderen und ist am Ende doch wild entschlossen, nicht aufzugeben. Just in diesem Moment kommen aber Stormtroopers und umzingeln die kleine Reisegruppe. Somit schafft man doch noch eine Art Cliffhanger und eine Idee, was in den nächsten Episoden aufgebaut werden könnte, wobei der schnelle Abgesang der Whisperer einen auch etwas leer zurück lässt und man jetzt diesen Figuren nicht wirklich entgegenfiebert. Trotzdem darf man gespannt sein, was da noch kommen mag. Und da auch Connie ein Revival erlebt (was zu erwarten war) und auf Michonnes ehemaligen Begleiter trifft (was nicht zu erwarten war), geht man mit einer gewissen Neugier aus der Episode, die zwar nach anderen Finals deutlich größer war, aber es auch nicht besser wird, wenn man immer noch einen draufsetzt.

Fazit

Es ist bei Weitem nicht alles reibungslos geschweige denn logisch in dieser Episode verlaufen und die doch schnelle und resolute Entledigung der Whisperer wirkt insgesamt etwas plump. Spannend war es trotzdem, auch wenn insgesamt etwas zu viel Happy End bei herumgekommen ist, wobei Negan und Lydia mit ihren Entwicklungen tatsächlich am meisten Freude bei mir ausgelöst haben. Insgesamt ein ordentliches Finale, mehr aber auch nicht.

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Emil Groth - myFanbase

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