Review: #11.24 Ruhe in Frieden
Pünktlich zu Halloween brachte am 31. Oktober 2010 der Sender AMC die Zombieserie "The Walking Dead" an den Start. Zwölf Jahre, elf Staffeln und 177 Episoden später, lief jetzt mit #11.24 Ruhe in Frieden das Serienfinale. Ein Serienfinale, bei dem ich mir ehrlich gesagt auch jetzt noch nicht sicher bin, wie ich es finden oder gar bewerten sollte. Vielleicht liegt das auch mit daran, weil ich innerlich schon mit der Serie abgeschlossen oder auch was anderes erwartet habe. Letztlich war dann doch noch ein kleiner Funke, der mich neugierig gemacht hat und der ein oder andere Charakter ist mir dann doch ans Herz gewachsen.
"Wir sind nicht die wandelnden Toten!"
Ich habe ziemlich spät mit "The Walking Dead" angefangen und es war vor allem wegen des Castings von Jeffrey Dean Morgan als Negan, was mich letztlich doch so wahnsinnig neugierig auf die Serie gemacht hat, von der ich anfangs den Hype absolut nicht verstanden habe. Der Grund dafür war, dass ich immer nur die Szenen mit Beißern gesehen habe, wenn ich dann doch mal hängengeblieben bin. Letztlich habe ich doch angefangen und konnte den Hype verstehen. Nach einigen Staffeln konnte ich auch verstehen, dass kritische Stimmen immer lauter geworden sind und Staffel 11 ist auch in meinen Augen keine Ausnahme. 24 Episoden in einer Staffel, die dann auch noch mit längeren Pausen in drei Blöcken à acht Episoden aufgeteilt worden sind; im Nachhinein betrachtet hat man sich damit kein Gefallen getan. Bereits in den vergangenen Staffeln fand ich es zunehmend anstrengender, als es immer weiter aufgeteilt wurde, es Stand-alone Episoden gab, Charaktere, die aber nicht näher beleuchtet wurden und teilweise auch keine richtige Handlung hatten, mit der man hätte was anfangen können oder die Entwicklung gezeigt hätte.
Mit Staffel 11 verhält es sich ähnlich, da ich kein besonders großer Fan des Commonwealths oder auch dessen Einführung gewesen bin. Dennoch spielt sich alles im Commonwealth in diesem Serienfinale ab. Mit Mercers Entscheidung, seiner Schwester Max, Eugene und dessen Freunde zu helfen, hat er sich auch gegen Pamela gestellt, die eine Antagonistin ist, welche man aber nicht sofort als solche erkennt. Ich konnte nachvollziehen, dass man an die letzte Episode anknüpfen wollte, allerdings hätte man dafür keine Szene haben müssen, die für Luke und Jules den Tod bedeuten. Vor allem nicht, da man diese beiden Figuren schon länger nicht in der Serie gesehen hat, weswegen bei mir auch der emotionale Funke nicht übergesprungen ist und ich irgendwie keinen Sinn darin gesehen habe, solch ein Ende für beide zu haben. Bei Luke könnte man allerdings noch anbringen, dass er Verbindungen zu Yumiko und Co. hatte und er nicht (mehr) der Überlebenskünstler ist, als der er sich selbst bezeichnet hat.
Damit kommen wir zurück zu Pamela, die ganz besonders in den letzten Episoden gezeigt hat, dass es ihr eigentlich nur um sich selbst ging und sie eben nichts daraus gelernt hat, dass sich etwas ändern muss. Sie war es, die das Commonwealth unsicher gemacht hat, indem sie die Beißer förmlich in die Stadt geholt hat. Sie war es auch, die Judith angeschossen hat und sie war es auch, die den Befehl erteilt hat, Gabriel zu erschießen, weil er die Bewohner eintreten lassen und somit vor den Beißern schützen wollte. Pamela ist durchaus ein gutes oder eher schlechtes Beispiel dafür, wie gefährlich Macht ist, wenn sie in den falschen Händen ist. Dass Vickers dann nach Daryls Rede das Zepter praktisch an Mercer übergeben hat, hat Sinn ergeben, da sie bereits in der letzten Episode Zweifel an Pamelas Befehlen hatte. Pamela hat definitiv ihre gerechte Strafe verdient, weil der Tod für sie, als Person, die sie ist, viel zu sanft gewesen wäre – Machtlosigkeit ist viel schlimmer für sie.
Quasi hat "The Walking Dead" mit Daryls Ansage und dass sie sich gegenseitig helfen, wieder zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurückgefunden und trotzdem hatte ich die ganze Zeit beim Schauen nicht dieses euphorische Gefühl, was die Serie einmal in mir ausgelöst hat, was wohl daran liegt, weil man sich für die Gemeinschaft an sich nicht mehr die Zeit genommen hat, die aber wohl wichtig und richtig gewesen wäre.
"Wir sehen uns eines Tages wieder..."
Wofür man sich aber tatsächlich Zeit genommen hat, war der Tod von Rosita und das hat mich eher verblüfft. Damit meine ich weniger die Tatsache, dass sie gestorben ist, sondern eher wie langsam das Ganze voranging. Showrunnerin Angela Kang wollte, dass sich ein*e Darsteller*in freiwillig meldet, den Serientod zu sterben und Rosita-Darstellerin Christian Serratos hat sich dafür gemeldet. An sich fand ich auch den Grund, warum sie gestorben ist, sehr nachvollziehbar. Die Umsetzung des Wie und Wann war für mich eher das Problem. Ich hätte es wohl noch dämlicher gefunden, wenn ihr nach dem Sturz inmitten der Beißer gar nichts passiert wäre. Zum Glück hat man letztlich doch noch gesehen, dass es doch nicht so glimpflich ausging, wie es den Anschein hatte und genau das ist auch irgendwie das Problem.
Da Rosita doch von einem Beißer erwischt worden ist, stand so oder so fest, dass sie sterben würde. Ich habe aber tatsächlich große Augen gemacht, als sie noch so lange durchhielt, auch keine sonstigen Symptome hatte und am Ende friedlich eingeschlafen ist. Mir fehlt hier schlichtweg die Logik, zumal man Lydia in einer der letzten Episoden noch den Arm abgehackt hat und Luke zu Beginn dieser Episode sogar qualvoll gestorben ist. Möglicherweise hat es was mit den neuen Beißern zu tun, aber selbst wenn, würde die Erklärung eben doch keinen Sinn ergeben – zumindest für mich nicht. Ich hatte tatsächlich auch den Gedanken, dass Rosita Leukämie hat, weil mir das mit dem 'Krankheitsverlauf' noch am logischsten erschien. Aber mal von der Logik abgesehen, die ich ja ohnehin nicht begreifen würde, fand ich die beiden finalen Gespräche zwischen Eugene und Rosita gut und auch wichtig, weil Ersterer einer ist, der Erklärungen und Abschlüsse braucht und Josh McDermitt das gut in Szene zu setzen wusste. Zudem wurde nicht nur unterstrichen, welche Entwicklung Eugene gemacht hat, sondern wie vertraut er mit Rosita über all die Jahre gewesen ist und dass dies wohl nie enden wird.
Maggie und Negan
Ich hatte mich gefreut, als es hieß, dass Lauren Cohan in die Serie zurückkehrt. Im Nachhinein frage ich mich aber auch hier nach dem 'Warum'. Glenns damaliger Tod durch Negan und dessen Baseballschläger ist echt eine Szene, die mir auch nach Jahren in Erinnerung geblieben ist und die ich mit zu einer der brutalsten Szenen der Serie zählen würde. Folglich kann ich auch verstehen, dass Maggie Negan nicht verzeihen kann, auch wenn sich beide absolut bemühen. Ich finde aber dennoch, dass man sich zu viel Zeit mit Hass und alldem gelassen hat, zumal man schon länger wusste, dass die beiden ein Spin-Off bekommen werden. Irgendwie wirkte ihr Gespräch auch so, als dass man das mal eben besprechen müsse, um dann mit möglichst wenig Altlasten in den Ableger starten zu können, bei dem ich mich auch noch frage, wie die beiden das bestreiten wollen. Immerhin war es keine wirkliche Versöhnung, sondern vielmehr ein Waffenstillstand, was man zwischen den beiden gesehen hat und dass sie im Kampf gegen Pamela zusammengehalten haben, kann man mir persönlich nicht als Teamarbeit verkaufen.
Daryl, Judith und Carol
Daryl hat eine deutliche Wandlung durchgemacht. War er in der ersten Staffel noch eher einer, der lieber für sich war und der schnell gereizt war, ist er quasi mit dem Ausschneiden von Rick und Michonne zum Vater(-Ersatz) von Judith geworden und die Rolle steht ihm bei Weitem nicht schlecht. In dieser Episode hat man deutlich gemerkt, wie wichtig ihm die Kleine ist und dass er seine Versprechen sehr ernst nimmt. Ich bin auch froh, dass Judith überlebt hat, weil ihr Tod Daryl vermutlich wieder um einiges zurückgeworfen hätte.
Eine ebenfalls wichtige Bezugsperson für ihn ist auch Carol und diese Freundschaft habe ich die meiste Zeit auch genossen, weil sie ein wichtiger Bestandteil der Serie gewesen ist. Aus diesem Grund bin ich auch froh, dass man den beiden eine letzte gemeinsame Szene geschenkt hat, die für beide wichtig war und die nochmal unterstrichen hat, wie sehr sie sich deswegen auch menschlich entwickelt haben. Auch wenn ich es noch immer schade finde, dass Melissa McBride doch nicht am Spin-Off mit Daryl beteiligt sein wird, aber ich kann die Beweggründe verstehen.
Weitere Eindrücke
Es gibt noch einige Dinge, die ich loswerden muss:
- Ich persönlich hätte keinen Zeitsprung gebraucht, weil es den Anschein hatte, als müsse man unbedingt noch was zeigen, was aber nicht nötig gewesen wäre.
- Über eine letzte Szene zwischen Negan und Judith hätte ich mich gefreut, zumal man ja die beiden als Freunde dargestellt hat, von denen man aber nicht mehr allzu viel gesehen hat.
- Ezekiel und Mercer sind jetzt die Verantwortlichen des neuen Commonwealths, allerdings kann ich mich noch gut dran erinnern, als Ezekiel mit Jerry ein Gespräch hatte und meinte, dass er auch prima für den Posten geeignet wäre. Darüber wird aber auch kein Wort mehr verloren.
- Wo ist Negan hin? Ich habe zwar keine rührselige Abschiedsszene mit ihm erwartet, aber auch nicht, dass er sang- und klanglos verschwindet.
- Maggie will die Zukunft ergründen. Ob sie dabei auch ihren Sohn mitnimmt oder wieder zurücklässt, wird nicht geklärt, was irgendwie ja auch schon ein Running-Gag wäre.
- Es war sicher schön, Andrew Lincoln und Danai Gurira nochmals in ihren Rollen zu sehen, gebraucht hätte ich es aber nicht, da es nur darum zu gehen schien, die Serie über Michonne und Rick zu promoten und das hätte nicht sein müssen.
Fazit
Das Serienfinale von "The Walking Dead" hinterlässt bei mir einen ziemlich bitteren Beigeschmack, den ich noch immer nicht losgeworden bin. Mit elf Staffeln gehört das Format sicherlich zu den mit am längsten laufenden Serien, allerdings zu welchem Preis? Diesen fand ich nämlich zu hoch, weil man durch die Ankündigungen der verschiedenen Ableger die Spannung rausgenommen hat und auch dadurch, dass man zu viele Orte und auch zu viele Charaktere hatte, baute sich bei mir keine Emotionalität auf, die man sich aber sicherlich erhofft hatte und dadurch bleibe ich eher mit dem Gedanken zurück: Gott sei Dank ist es endlich vorbei.
Daniela S. - myFanbase
Die Serie "The Walking Dead" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Rest In PeaceErstausstrahlung (US): 20.11.2022
Erstausstrahlung (DE): 04.11.2024
Erstausstrahlung (Pay-TV): 21.11.2022
Regie: Greg Nicotero
Drehbuch: Corey Reed, Jim Barnes & Angela Kang
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