Bewertung

Review: #1.06 TS-19

Foto: Copyright: Scott Garfield/Courtesy of AMC
© Scott Garfield/Courtesy of AMC

Mit TS-19 erreicht "The Walking Dead" nicht nur das Staffelfinale, sondern einen ersten gewaltigen Höhepunkt. An dieser Stelle spreche ich natürlich von der gewaltigen Explosion, mit der sich "The Walking Dead" in die Wartephase auf die neue Staffel verabschiedet. Zwar bemerkt man die exorbitanten Kosten der Serie nun zum ersten Mal sehr deutlich, denn im Grunde bestand die Kulisse in dieser Episode nur aus grauen Wänden, spärlich eingerichteten Räumen, die zu allem Überfluss auch kaum beleuchtet waren. Natürlich macht das die Einsamkeit im Center des CDC auch visuell deutlich, doch spart man an dieser Stelle offensichtlich. Auf der anderen Seite wird man mit der gewaltigen und meiner Meinung nach auch kreativen Lösung der Explosion des Zentrums für Seuchenschutz, entlohnt. Warum kreative Lösung? So wird dem Zuschauer und den Figuren nicht nur zuvor erklärt, dass das CDC sicher ist, sondern auch jegliche Hoffnung geraubt, dass irgendwer noch da ist, um heraus zu finden, was die Seuche verursacht und wie man die Menschen davor heilt. Ein sicherer Ort explodiert und Ricks Gruppe steht einmal wieder buchstäblich auf der Straße.

Rückblick

Doch komme ich nun zum Anfang der Episode. Wir erfahren, was damals im Krankenhaus passiert ist, als Rick im Koma lag und Shane ihn besuchen ging. Damals, als schon die Seuche wütete und das Militär aktiv wurde. Man sieht die Geschichte passenderweise aus Shanes Sicht, was seinen Charakter neue Tiefe gibt. Was ich bisher bezweifelt hatte, erweist sich in diesem Fall tatsächlich als wahr. Shane hat versucht seinen besten Freund zu retten, doch musste feststellen, dass seine Kräfte auch nicht unbegrenzt sind. Seine Grenze scheint erreicht, soll er einen ausgewachsenen Mann im Koma tragen. Und Menschen im Koma sind wie ein Sack Mehl; unbeweglich, schlapp und vor allem schwer. Andrew Lincoln, Darsteller des Rick, wiegt sicherlich so um die 90kg, die kann keiner so einfach ohne Training heben. Daher ist es verständlich, dass Shane Rick zurück lässt. Er schaltet Ricks Geräte aus und kann so nicht mehr feststellen, ob sein Freund nach dem gescheiterten Rettungsversuch noch am Leben ist. Shane kann keine Atmung feststellen und nimmt an, dass Rick tatsächlich tot ist. Nun gut, ich kann schon nachvollziehen, dass Shane an dieser Stelle vor allem um sein eigenes Leben fürchten musste und so mit Adrenalin vollgepumpt war, dass er vor lauter Aufregung und Angst die Lebenszeichen Ricks nicht ausfindig machen konnte. Auch finde ich es dann bemerkenswert liebevoll, dass er Ricks Zimmer mit einer Liege verschließt, dass die Beißer ihn nicht fressen können. Doch auf der anderen Seite, kann ich auch im Nachhinein seine Beziehung zu Lori nicht begreifen.

Er liebt seinen besten Freund und hintergeht ihn, selbst als er annehmen musste, dass Rick tot ist, auf eine Art und Weise, die ich nicht gutheißen kann. So mitfühlend Shane in diesem Rückblick auch gezeigt wird, macht dies seine eindeutigen Charakterschwächen nicht wett. Er wirkt mittlerweile auf Strecken schon psychotisch. Jemand mit zwei völlig verschiedenen Persönlichkeiten in sich. Was ich von dieser Feststellung über Shanes Geisteszustand weiter halten soll, und welche Persönlichkeit zur Zeit wohl die Überhand hat, wird deutlich, wenn ich mir die Begegnung mit Lori in dieser Episode in Erinnerung rufe. Er versucht diese zu vergewaltigen und sieht erst nach einiger Zeit, als würde er sich selbst beobachten und dann feststellen, was er gerade tut, was er soeben versucht. Diese Zwiespaltigkeit verleiht Shane eine Aura des unberechenbaren. Und ich bin mir nicht sicher, ob wir noch mehr Unberechenbares gebrauchen können.

Die Seuche und das Zeitdilemma

Zum ersten Mal bekommt der Zuschauer einen Eindruck, wie viel Zeit vergangen ist. Zwar wissen wir schon seit der letzten Episode, dass 194 Tage vergangen sind, doch das klingt zunächst nicht so lang. Diese Zeit einmal in Wochen ausgedrückt: es sind knapp 28 Wochen oder über sechs Monate vergangen. In diesen sechs Monaten ist die Seuche ausgebrochen und hat nach Dr. Jenners Informationen die ganze Welt befallen. Da ich persönlich gerne mit Zahlen jongliere, heißt das für mich, dass Rick länger im Koma war, als ich vermutet hatte. Selbst wenn ich den Tag seiner Verwundung als den Ausbruch der Seuche sehe, bin ich zumindest rein inhaltlich nur über die vergangenen sieben Tage informiert. Denn so lang dauerte die erste Staffel in etwa.

Nun gut, diese 194 Tage haben dem Wissenschaftler eine Menge Zeit geschenkt, in der er anhand der Proben von Testobjekt 19 die Seuche erforschen konnte. Seine Ergebnisse sind in diesem Fall mehr als mager. Er kann nicht einmal bestimmen, ob es ein Virus, ein Bakterium oder sonst etwas ist, das die Menschen krank macht, tötet und dann wieder zum Leben erweckt. Zumindest aber der Vorgang ist hinreichend dokumentiert, ließ sich Testobjekt 19 doch für den wissenschaftlichen Zweck bei der Transformation beobachten. Es ist überaus informativ gewesen, heraus zu finden, was überhaupt mit den Menschen passiert, und doch geht man mit dem Gefühl aus der Präsentation heraus, auch als Zuschauer diesen Vortrag als nicht ausreichend zu empfinden. Jetzt wo Jenner tot ist, vage ich auch einmal zu bezweifeln, dass sobald mehr Informationen über die Seuche herausgefunden werden. Denn so wie es ausschaut, ist Jenner der letzte Wissenschaftler gewesen, der an einer Lösung arbeitete.

Fazit

Die Gruppe ist wieder etwas kleiner geworden, denn Jacqui wählt, zusammen mit Jenner, den Freitod. Eine Wendung, die ich so nicht erwartet hatte, zumindest von Jacqui. Sie kam mir bis dahin immer recht selbstbewusst vor und nicht wie eine Person, die vor den Herausforderungen des Lebens davon läuft. Auf der anderen Seite muss ich zugeben, war die Episode doch etwas besonderes. Selbst wenn es keine weitere Staffel mehr geben würde, wäre "The Walking Dead" mit diesem Staffelfinale ein überaus gebührendes Serienfinale gelungen. Wobei der einzige Cliffhanger von Interesse der ist, dass man nicht weiß, was Jenner Rick wichtiges ins Ohr geflüstert hat, bevor er das Gebäude verließ.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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