Bewertung

Review: #2.03 Die letzte Kugel

Foto: Laurie Holden, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Laurie Holden, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

In #2.03 Die letzte Kugel steht Shane im Zentrum der Handlung. Doch auch die Suche nach Sophia und die Rettung Carls sind von zentraler Bedeutung.

Shane

Die Charakterentwicklung Shanes macht mir wirklich Sorgen. Nun kommt zu seinem eh schon kontraproduktiven Einfall, die Gruppe zu verlassen und alleine weiter zu ziehen, eine Eigenschaft hinzu, die ich sicherlich nicht habe kommen sehen. Shane wird zum Mörder. Zu einem richtigen Mörder, mit Vorsatz, Ausführung und Vertuschung seiner Tat. Dass dadurch Carl gerettet werden kann, ist nur ein kleiner Lichtblick am Horizont der dunkel zuziehenden Seele Shanes. Genugtuung bekommt der Zuschauer zumindest, als er sieht, wie verstört Shane ist, als er ohne Otis zur Farm zurück kehrt.

Er sieht schuldig aus und die anderen glauben, dass er sich schuldig fühlt, weil er Otis nicht retten konnte. Der Zuschauer weiß es besser, denn er erfährt zumindest zum Schluss, was passiert ist. Shane entschuldigt sich bei Otis, der eh schon Schuldgefühle wegen Carls Unfall hat, und schießt ihm ins Bein. An dieser Stelle muss ich sagen, dass Shane es kaum grauenvoller hätte tun können. Er schießt dem herzensguten Otis ins Bein, so dass er nicht mehr fliehen kann, aber wohl voll bei Bewusstsein ist, als die Zombies beginnen ihn zu verspeisen. Ein Schuss in den Kopf hätte Otis auch zum Beißerfutter werden lassen, doch zumindest hätte er davon nichts mehr gespürt. Nun, Shane kehrt zurück, Carl kann gerettet werden und Shane rasiert sich den Schädel. Das ganze hat schon einen sehr stark symbolischen Charakter. Shane kämpft mit sich und versucht die Erinnerungen an das Geschehene auszulöschen, indem er die Spuren auf seinem Körper beseitigt.

Carl

Carl geht es zusehends schlechter. Die Kugel ist gesplittert und er hat innere Verletzungen. Meiner Meinung nach scheinen diese nicht so schlimm zu sein, denn er kann stundenlang mit ihnen ausharren und auf Shane warten. Dieser kommt natürlich gerade dann an, als die Zeit des Wartens vorüber ist. Drama pur, auch wenn das ganze zu erwarten war. Einfach den Sohn der Hauptperson sterben zu lassen, ist wohl keine Option in näherer Zukunft, denn wie wir in dieser Episode lernen, ist Carl alles, was Rick voran treibt. Während Lori, für mich unverständlich, dazu neigt, ihren Sohn einfach verbluten zu lassen, spricht sich Rick dagegen aus. Wie kaltherzig und kaputt muss ein Mensch sein, dass er tatsächlich in Erwägung zieht, das eigene Kind sterben zu lassen, wenn Hoffnung besteht? Diese ganze Geschichte macht Lori keinesfalls sympathischer. Alle Pluspunkte, die sie in den vergangenen zwei Episoden der Staffel hat sammeln können, sind mit einem Schlag zunichte. Ich kann auch nicht nachvollziehen, in wie fern diese Gedankengänge Lori als Charakter voran bringen. Die Drehbuchautoren haben der Figur mit diesem Zug sicherlich keinem Gefallen getan.

Sophia

Sophia bleibt verschollen und wie zu erwarten kristallisiert sich die Suche nach dem Mädchen als einer der zentralen Handlungsstränge der Staffel heraus. Ob das Kind überhaupt noch lebt, wird nicht angedeutet, aber die Suche wird fortgesetzt. Allen voran scheint hier Daryl das Heft in die Hand zu nehmen. Er sucht auch in der Nacht nach dem Mädchen, auch wenn er es weniger macht, weil er sie finden will, als von ihrer weinenden Mutter fort zu kommen.

Carol benimmt sich völlig nachvollziehbar und weint um ihre Tochter. Es ist wirklich herzzerreißend sie zu beobachten, wie sie langsam die Hoffnung zu verlieren scheint. Daryl aber nimmt Andrea mit und sucht Sophia. Bei der Suche treffen sie auf einen Mann, der versucht hat, Selbstmord zu begehen. Er hat sich an einem Baum aufgehangen, wohl unwissend, dass er trotz des Selbstmordes, weil er gebissen wurde, als Beißer zurück kehrt. Andrea, die in letzter Zeit überaus melancholisch gestimmt ist, hat Mitleid mit dem Zombie und verlangt von Daryl, dass er ihn mit dem Pfeil erledigt. Diese Szene ist die meiner Meinung nach emotionalste in der Episode. Daryl sagt nämlich, dass er es tut, wenn Andrea ihm beantwortet, ob sie überhaupt noch leben will. Die Antwort ist weniger wichtig, sondern mehr dieser Moment intensivster Intimität zwischen diesen beiden Personen.

Fazit

Viele sagen nun sicherlich, dass Momente zwischen Rick und Lori emotionaler sind. Doch hier begegnen sich mit Andrea und Daryl zwei Personen, die sich vor dem Weltuntergang nicht kannten. Zwei Menschen, die so verschieden sind, und sie erleben trotzdem einen Moment innerer Ruhe. Eine Erfahrung, die sehr tiefgreifend ist und beide Charaktere deutlicher hervorhebt, als bisher jede andere Geschichte um sie. Ich wage sogar zu sagen, dass dieser Moment die Episode aus ihren tiefen Abgründen rettet. Andernfalls ist sie sicherlich die schlechteste Episode bisher gewesen. Die Handlung war, mal abgesehen vom Mord an Otis, voraussehbar. Es war klar, dass Shane zurück kehren wird, ebenso wie es eindeutig war, dass Carl nicht stirbt.

Jamie Lisa Hebisch – myFanbase

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