Review: #2.07 Tot oder lebendig
Gleich mein Schlussatz aus der vergangenen Review wird in #2.07 Pretty Much Dead Already beantwortet. Der Zuschauer erfährt, wen die Geheimniskrämerei am Ende den Kopf kostet. Das Ganze ist ein extremer Schocker und so kann ich schon zu Beginn meiner Review verlauten lassen, dass es ein würdiges Herbstfinale war.
Das Geheimnis um Loris Schwangerschaft
Am Ende der Episode wissen es Lori, Rick, Glenn, Maggie, Dale, Shane und Hershel. Ob man in diesem Fall noch von einem Geheimnis sprechen kann, ist natürlich extrem fraglich. Doch betrachtet man, wie es Shane und Hershel erfahren, sieht man wie Rick bemüht ist, es geheim zu halten. Er sagt es erst als letztes Druckmittel beiden gegenüber. Dass diese Information an Hershel so vorüber zieht, als sei nichts passiert und lediglich Rick dabei wütend wird, war abzusehen. Ebenso das Gespräch zwischen Shane und Lori, nachdem er es erfahren hat.
Sehr schön finde ich hier, wie Lori damit umgeht. Sie weiß selbst nicht, wer der Vater ist. Sie will, dass es Rick ist. Sie will es so sehr, dass sie Shane erst gar nicht die Möglichkeit einräumt, Vater zu werden. Er ist es nicht, selbst wenn er es ist, weil sie das so will. Hier zeigt Lori endlich einmal eigene Stärke, eigene Initiative. Das habe ich von ihr so noch nicht gesehen. Normalerweise ist sie es doch, die zuerst aufgibt. Sie ist es, die Carl sterben lassen will, diesen schwachen Punkt hat sie mit diesem Gespräch mit Shane wieder wett gemacht. In dieser Episode kann sie mich so sehr überzeugen, wie ich es nicht für möglich gehalten habe.
Das Geheimnis um die Beißer in der Scheune
Es ist doch erstaunlich, wie lange dieses Geheimnis nun schon in den Episoden Zeit in Anspruch nimmt, wo man doch seit der Entdeckung der Beißer in der Episode #2.05 wusste, dass sie am Ende hingeschlachtet werden würden. Doch die Entwicklung bis zu diesem Moment ist es, die wichtig ist. So ist es Glenn, der es entdeckt und so eine zentrale Rolle einnimmt. Es ist zwar Dale, der den Toten im Brunnen entdeckt und doch muss Glenn hinunter, um ihm eine Schlinge um den Hals zu legen. Am Ende geht der Plan schief, als Maggie beginnt zu erkennen, dass die Beißer nicht krank, sondern tot sind. Es ist auch Glenn, der Maggie vor dem Beißer in der Drogerie rettet. Diese Geschichte bleibt bis zum Schluss recht unerkannt und fällt erst in dieser Episode auf. Maggie versteht nicht, warum Glenn das Geheimnis ihres Vaters an alle verraten hat, und doch verteidigt sie Glenn gegenüber Hershel und nennt die darin befindlichen Leute Beißer.
Trotzdem ist Maggie sauer auf Glenn, der sich erst erklären muss. Er sagt Maggie, dass er es lieber hat, dass sie ihn hasst, weil er es verraten hat, als sie in Gefahr zu sehen. Maggie versteht das als Liebeserklärung und küsst ihn vor dem Haus, wo es jeder sehen kann. Am Ende, als Shane die Scheune aufbricht, um die Zombies zu töten, gibt es diese eine Szene, auf die ich noch einmal ganz genau eingehen möchte. Hershel hockt schon am Boden und Shane hat die Beißerin getötet, die er an der Stange hielt. Er schaut mit Horror, wie Shane die anderen befreit, als Maggie neben ihm kniet und ihn festhält. Glenn hat eine eigene Waffe, zögert jedoch den anderen zu helfen. Er schaut Maggie an, die ihm zunickt und er bekommt ihre Erlaubnis. Diese eine Szene sagt so viel über Maggie aus, wie keines der vorherigen Gespräche zwischen ihr und Glenn es getan hat. Sie will ihren Vater schützen, auf der anderen Seite glaubt sie nun auch, dass die Beißer nicht mehr leben. Sie hätte ihrem Vater wohl gerne auf eine andere Art beigebracht, dass die "Leute" in der Scheune nicht krank, sondern tot sind, und doch gibt die Glenn frei, dass er ihre Familie und Freunde hinschlachten darf. Im allgemeinen Gemetzel geht dieser Augenblick sicherlich erst einmal unter, doch fällt er umso mehr auf, nachdem man das Ende der Episode gesehen hat, auf das ich gleich noch einmal separat eingehen möchte.
Shane
Wie schon erwähnt, erfährt Shane, dass Lori schwanger ist. Am Ende ist es wohl ihre Entscheidung, dass er niemals der Vater sein wird, die ihn dieses Mal zur Weißglut bringt. Er will sich die Waffen besorgen, um in der Scheune aufzuräumen. Um als Kompensation ob seiner Wut auf Lori oder eventuell doch als Schutzmaßnahme für die schwangere Frau, die er liebt, bleibt völlig offen. Er findet die Waffen nicht, sucht Dale und kann ihn schließlich stellen. Dale erkennt wieder, wie unausgeglichen und gefährlich Shane ist. Er gibt ihm die Waffen nach einer Diskussion darüber, dass er glaubt, er würde in dieser neuen Welt zwar nicht lange überleben, und doch würde er sich selbst trau bleiben, ohne so zu werden wie Shane und sich selbst zu vergessen. Shane, von diesen Worten völlig unbeeindruckt, verteilt die Waffen an die anderen aus der Gruppe.
Als dann auch noch Rick aus dem Wald kommt, einen Beißer an der Stange, um ihn mit Hershel in die Scheune zu sperren, tickt er vollkommen aus. Der Ausbruch Shanes ist es, der wohl am meisten schockt, auch wenn jeder wusste, dass es eines Tages, eher früher als später, dazu kommen wird. Er stellt Rick nun öffentlich an den Pranger, lässt all seiner Wut freien lauf. Jon Bernthal macht seinen Auftritt als völlig geisteskranker, wütender Mann, so überzeugend, dass auch der Zuschauer langsam vor ihm Angst bekommt. Es ist erstaunlich, wie schnell sich Shane vom witzigen Typen zum Psychopathen entwickeln konnte. Zwar ist dieses Ausmaß der Veränderung bisher nur Dale und dem Zuschauer aufgefallen, aber hier versteckt sich viel Potenzial.
Sophia
Die Suche nach dem Mädchen ist vorüber. All die Zeit war Sophia in der Scheune, oder zumindest einige Zeit davon. Die Suche ist vorüber und so auch der erste Abschnitt der Staffel. Was jetzt noch bleibt sind die Nachbeben dieser Entdeckung. Hätten sie Sophia draußen im Wald als Beißer gefunden, wäre sicherlich weniger Schlimmes zu erwarten. Doch jetzt ergieße ich mich wieder in Vermutungen und das unterlasse ich hier einmal und kehre zurück zur Geschichte.
Sophias Suche war das zentrale Element, um das sich die ersten Episoden gesponnen haben und mit ihrer Entdeckung als Zombie in der Scheune bricht in den meisten Mitgliedern der Gruppe etwas, sogar in Shane. Sekunden vorher hat er noch laut getönt, dass sie ihre Zeit verschwenden und ihre Sicherheit riskieren, wenn sie nach Sophia suchen, die er eh für tot hält. Trotzdem erstarrt er, wie alle anderen, als Sophia aus der Scheune kommt. Es ist nicht Shane, der Zombie-Sophia erschießt, es ist Rick. Rick tritt hervor, zielt auf Sophia, um den Schuss sauber hin zu bekommen. Sicherlich nicht, um Sophia Leid zu ersparen, sondern ihrer Mutter Carol. Denn sie ist es, die als erste aus der Starre erwacht und von Hinten auf die Scheune, ihre Tochter zuläuft.
In diesem Moment passiert wieder etwas erstaunliches. Daryl hält Carol auf und hält sie zu Boden gedrückt. Daryl kämpft nun nicht mehr nur mit Worten für Carol, er retten sie vor sich selbst. Dies in Kombination mit den Szenen zuvor, zeigt, dass er für Carol wohl etwas mehr empfindet. Ich bin wirklich begeistert darüber, dass Daryl sich entwickelt, zum Teil der Gruppe wird, ebenso wie ich begeistert darüber bin, wie schlicht seine Beziehung zu Carol aufgebaut wird. Sie unterstützen sich gegenseitig, hängen sich an Sophia auf, die beide als Anker im Leben hält. Das erkennt man in der Szene, als sie Cherokee-Rosen finden und reden. Man merkt, wie viel sich beide gegenseitig bedeuten, doch mehr körperlicher Kontakt wäre unangebracht gewesen. Erst jetzt, als deutlich wird, dass Sophia tot ist, berührt Daryl Carol, er beschützt sie.
Ebenso beschützt Lori ihren Sohn Carl, der zuvor mehrfach darum gebeten hat, dass sie Sophia finden und nicht aufgeben dürfen. Für Carl zerbricht seine Welt nun vollends, denn sein Vater konnte Sophia nicht retten. Ob das etwas an seiner Beziehung zu Rick ändert, kann ich nicht absehen, aber sicherlich etwas in seinem Verhalten anderen gegenüber, denn nun ist er das einzige Kind in der Gruppe. Der Tod Sophias wird noch Auswirkungen auf Carl haben, die man nicht absehen kann. Er ist nun erst einmal alleine, auch wenn seine Mutter ihn weinend festhält.
Fazit
Das Herbstfinale ist, wie schon zu Beginn angemerkt, extrem gelungen. Ich glaube, ich habe noch nie in einer Serie, in einer Staffel so kurz hintereinander neun Punkte gegeben, doch muss ich diese hier geben. Die Finesse, mit der die Autoren die Geschichten miteinander verknüpfen und wie menschlich die Charaktere dabei rüber kommen, ist absolut gelungen.
Mit Sophias Tot haben sie einen Handlungswandel herbeigeführt, den ich so nie habe kommen sehen. Ich hatte zwar während der Episode so meine Vermutungen, aber ich habe bis zur letzten Sekunde gehofft, es sei nicht Sophia. Nun, da eine längere Pause ansteht, ist es ein gelungenes Ende der ersten Hälfte, der Staffel. Die große Handlung ist abgeschlossen, nun bleibt aber eine Frage im Raum: "Wie kam es dazu, dass Sophia in der Scheune endete?"
Jamie Lisa Hebisch - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Pretty Much Dead AlreadyErstausstrahlung (US): 27.11.2011
Erstausstrahlung (DE): 04.11.2012
Regie: Michelle MacLaren
Drehbuch: Scott M. Gimple
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