Bewertung

Review: #2.09 Am Abzug

Foto: Steven Yeun, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Steven Yeun, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Die letzte Episode wartete mit einem spannenden, sehr unerwarteten Ende auf, als Rick zur Waffe griff und kaltblütig zwei Männer erschoss, die er, Glenn und Hershel in der Bar in der Stadt kennen gelernt hatte. Natürlich waren die beiden Männer ihnen nicht geheuer und Rick handelte in der Sekunde, als er die beiden erschoss, zu einem großen Teil aus Furcht – Furcht davor, dass seiner Familie etwas zustoßen könnte. Doch ist er dadurch besser als Shane, der aus Sorge um Carl und sich selbst Otis geopfert hat?

"I can shoot. I just don't like to."

Die Hinrichtung bringt Rick, Glenn und Hershel in eine missliche Lage, denn die beiden Männer, denen Rick die Lichter ausgeknipst hat, waren nicht alleine. Zunächst versuchen sich die Drei bedeckt zu halten und hoffen, den Anderen nicht gegenüber treten zu müssen. Das gelingt ihnen nur, solange die Neuankömmlinge nicht die Bar betreten wollen. In Panik wirft sich Glenn vor die Tür und blockiert den Eingang, so dass er sich jedoch natürlich zu erkennen gibt. Es kommt, was kommen muss. Die beiden Parteien trauen einander nicht über den Weg und nach den anfänglichen Versuchen, die Situation durch Gespräche zu klären, kommt es dann doch noch zur unvermeidlichen Schießerei, nachdem Rick dann auch noch hinaus posaunt, dass sie die beiden Fremden nur erschossen haben, weil sie keine andere Wahl hatten.

Im Zuge dessen kommt es zu einer interessanten Beobachtung, die der Zuschauer macht. Glenn, der ansonsten keine Gefahr scheut und noch in Atlanta alleine losgezogen war, um Rick aus seiner misslichen Lage im Panzer zu retten, wird plötzlich zum Hasenfuß und verkriecht sich hinter einem Stapel Reifen. Dies kommt auch später noch einmal zur Sprache, als Glenn Maggie gegenüber erzählt, dass er in dem Augenblick seines nahenden Todes nur an sie denken konnte. Für Maggie, wie für jede Frau auf dieser Welt wäre dies wohl eine unglaublich schöne Liebeserklärung. Für Glenn bedeutet dies jedoch, dass er nicht mehr er selbst ist, weil er in einem entscheidenden Augenblick versagt hat. Verwirrt geht Glenn auf Abstand zu Maggie, die nicht so recht weiß, wie sie nun reagieren soll.

Während Glenn sich zurückzieht und während der Schießerei in Deckung geht, avanciert der ansonsten eher zurückhaltende, fast schon resignierende Hershel der letzten Episode plötzlich zum wahren Helden. Naja, vielleicht nicht gerade Helden, aber es ist schon beeindruckend, wie gut Hershel mit der Waffe umgehen kann und im Notfall auch nicht davor zurückschreckt, sie zu nutzen. Es wird hier klar, dass Hershel noch nicht bereit ist, diese Welt zu verlassen, selbst wenn diese für ihn in der letzten Episode noch sehr düster aussah. Doch im Angesicht des drohenden Todes erinnert er sich daran, dass sein Familie noch auf der Farm ist und er diese schützen muss, auch wenn es bedeutet, dass er dazu zur Waffe greifen muss.

Natürlich kommen Rick, Hershel und Glenn unbeschadet aus der Sache heraus, wenn auch nur denkbar knapp, nachdem ihre wilde Ballerei nicht nur eine Menge Beißer angelockt hatte, sondern auch noch dazu führte, dass ein junger Kerl aus der gegnerischen Partei schwer verletzt zurück gelassen wurde, nachdem er auf einen Zaun gefallen war, der sich durch sein Bein gebohrt hat. Und weil Rick niemanden zurücklassen kann, wird der junge Mann namens Randall kurzerhand in den Kofferraum gepackt.

"He's dangerous, Rick, and he won't stop."

Während Rick in der Kleinstadt um sein Leben kämpft, hat auch Lori es schwer. Nach dem Autounfall ist sie bewusstlos, der Beißer, den sie überfahren hat, ist jedoch quicklebendig. Er macht sich auf den Weg zum Wagen und versucht Lori zu töten. Es ist durchaus eine spannende Szene, in der der Beißer unaufhörlich versucht, seinen Kopf durch ein Loch in der Windschutzscheibe zu pressen und sich dabei immer mehr Haut aus dem Gesicht wegkratzt. Und auch wenn Lori nicht immer gut bei den Fans daheim vor den Bildschirmen wegkommt, so fiebert man doch gespannt mit, ob es Lori gelingen wird, zu überleben.

Natürlich gelingt es ihr. Und sie wird von Shane gefunden, der sie schließlich überreden kann, wieder zurück zur Farm zu kommen. Dafür lügt er ihr vor, dass Rick schon längst wieder da ist und es keinen Grund mehr für sie gibt, weiter nach ihm zu suchen. Diese Lüge wird natürlich schnell als solche entlarvt und es kommt zu einem Streit zwischen Lori und Shane, in dem auch Lori schließlich erkennen muss, dass Dale Recht hatte und Shane gefährlich ist. Als sie ihn sogar direkt auf Otis' Tod anspricht, leugnet er nicht, dass er ihn geopfert hat, beteuert jedoch immer und immer wieder, dass er sie und Carl liebt.

Lori bekommt Panik und sucht, als Rick wieder zurück ist, das Gespräch mit ihrem Mann. Sie erzählt ihm von ihrem Gespräch mit Shane, den Lügen und der Sache mit Otis. Sie redet Rick so sehr ins Gewissen, dass man am Ende der Episode fast das Gefühl hat, dass sie ihn soweit hat – auch Rick hat erkannt, dass Shane eine Gefahr für sie alle ist. Ich weiß nicht, ob es mir gefällt, welche Rolle Lori darin am Ende spielt. Ricks Blick sagt viel aus, wobei es auch nur ein geschickter Schachzug des Regisseurs sein könnte, Rick in der letzten Einstellung so in den Mittelpunkt zu stellen, dass man fast schon das Gefühl hat, er würde sich an seinem ehemals besten Freund rächen. Ob Rick tatsächlich so impulsiv ist, werden wir wohl in der nächsten Episode passiert.

"I'm not gonna let you pull away. You've earned your place."

Ansonsten geschieht in der Episode angesichts der beiden andern Raum einnehmenden Geschichten eigentlich nur relativ wenig. Daryl zieht sich von der Gruppe mehr und mehr zurück und kann nur mit Mühe und Not von Carol überzeugt werden, sich nicht vollends abzukapseln. Sie macht ihm klar, dass er sich in der Gruppe eine bestimmte Position erarbeitet hat, die er jetzt nicht aufgeben sollte, nur weil sie Sophia nicht retten konnten. Daryl versucht jedoch, Carol nicht an sich heran zu lassen und setzt alles daran, sie mit harschen Worten auf Distanz zu halten. Carol durchschaut ihn jedoch und bringt ihn am Ende sogar dazu, dass er einen kleinen Schritt auf die Gruppe zu, macht als er zu der Versammlung erscheint, die Rick und Hershel nach ihrer Rückkehr einberufen.

Carl erfährt unterdessen irgendwann versehentlich während eines Streits zwischen Shane und Lori von dem neuen Geschwisterchen, auf das er in einigen Monaten achtgeben kann und reagiert erstaunlich gelassen, ja sogar freudig. Ein wirklich positives kleines Kerlchen, der immer nur das gute in der Zukunft sieht – wie der Vater, so der Sohn.

Fazit

Eine spannende, Actionreiche Episode, die in vielen Punkten überzeugen kann, ohne dass eigentlich wirklich etwas passiert. Der Bruch zwischen Shane und den anderen wird immer größer und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es es zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen ihm und einem der anderen, allen voran Rick, kommen wird.

Melanie Wolff - myFanbase

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