Bewertung

Review: #3.02 Rosskur

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Nach dem actiongeladenen Staffelauftakt geht es in der zweiten Episode nicht weniger spannend zur Sache. Zwar kann das Tempo nicht mehr ganz mit der Vorgängerepisode mithalten, doch insgesamt bleibt dem Zuschauer nur wenig Zeit zum Luftholen.

Rick und die Gruppe treffen auf eine Reihe Gefangener, die die letzten Monate wohlbehütet in der Gefängniscafeteria verbracht haben, ohne zu ahnen, dass die Welt draußen vor den Toren vor die Hunde gegangen ist. Rick hat es schwer, die Männer zu überzeugen, dass nicht nur das Gefängnis von der Seuche betroffen ist, sondern mittlerweile die gesamte Menschheit durch die Beißer dezimiert wurde und sie alle das Virus, oder was auch immer es ist, in sich tragen. Ein wenig amüsant ist es schon, die Männer dabei zu beobachten, wie sie ihre Umgebung mit vollkommen neuen Augen entdecken. Ich frage mich, was die fünf Männer die letzten Monate getrieben haben, um in dem kleinen Raum nicht vollkommen durchzudrehen und auf sich loszugehen.

Rick lässt sich schließlich breitschlagen, den "Neuen" einen eigenen Zellblock freizuräumen, damit sie sich dort häuslich niederlassen können. Dazu bekommen die Insassen einen Crashkurs in Sachen Zombie-aus-dem-Verkehr-ziehen und reagieren so, wie jeder Unwissender auf eine Zombieinvasion reagieren würde – sie schlagen unkontrolliert auf die Beißer ein. Rick, T-Dog und Daryl sehen fassunsglos mit an, wie die fünf all ihre Ratschläge in den Wind schießen und den Zombies eine Trachtprügel verpassen wollen. Die Quittung erhält die Gruppe umgehend, denn Big Tiny wird von einem Beißer überrascht und gebissen. Gruppenführer Tomas nimmt kurzerhand die Sache in die Hand und tötet seinen ehemaligen Kumpel ohne mit der Wimper zu zucken. Bereits hier wird klar, dass es unweigerlich zwischen Tomas und Rick zu einer Kollision auf Leben und Tod kommen wird. Und das eher früher als später.

Und tatsächlich kommt es, wie es kommen muss. Tomas versucht, Rick aus dem Weg zu räumen, indem er ihn fast köpft und dann einen Beißer in seine Richtung befördert. Es besteht kein Zweifel, dass Tomas Rick nicht über den Weg traut und ihn als Gefahr für sich sieht und ihn daher aus dem Weg räumen will. Rick kann sich nur mit der Hilfe von Daryl von dem Beißer befreien und tut dann etwas Unfassbares – ohne mit der Wimper zu zucken tötet er Tomas, indem er ihm seinen Säbel in den Kopf rammt. Diese Szene ist der letzte Beweis, dass Rick Monate nach seinem Kampf mit Shane nicht mehr der Alte ist. Der Tod seines besten Freundes hat etwas in ihm zerbrochen und Rick scheint nun keine Gnade mehr zu kennen. Wen er als Gefahr für Leib und Leben der Gruppe auserkoren hat, der segnet das Zeitliche. So hat Rick schließlich auch keine Skrupel, den verängstigt davonlaufenden Andrew den Beißern zu überlassen. Hier in diesen wenigen Minuten hat es den Anschein, als sei Rick nur knapp davon entfernt, wie Shane zu werden.

Aber nicht nur Rick hat eine Metamorphose durchgemacht, auch Carl hat sich stark verändert, was sich auch in dieser Episode deutlich zeigt. Er ist selbstsicherer geworden und hat sich vollkommen von seiner Mutter abgekapselt. Die Art und Weise wie er sie angefahren hat, als sie ihn zurecht wies, nachdem er alleine losgezogen war, um die Krankenstation zu finden, macht bewusst, dass er sich unglaublich an seinem Vater orientiert. Mich würde sehr interessieren, wie er zu dem jungen Mann geworden ist, der er nun in der dritten Staffel ist. Ich bezweifle jedoch, dass wir einen Rückblick auf die letzten Monate bekommen werden.

Lori ist unterdessen weiterhin der Buhmann bei den Grimes-Männern. Lori hat schwer damit zu kämpfen, dass ihr Familie sie quasi verstoßen hat. Als Rick am Ende der Episode mit ihr das Gespräch sucht und ihr dankend die Hand auf die Schulter legt, wirkt es, als schöpfe sie Hoffnung, dass es für sie als Familie noch nicht zu spät ist. Ich glaube allerdings nicht, dass es für sie und Rick noch eine Zukunft gibt.

Lori ist eine wohltuende Überraschung in dieser Staffel. Auch sie hat sich durch den Tod von Shane verändert und scheint fast ein wenig resigniert zu haben. Sie hat akzeptiert, dass ihr Sohn sich von ihr entfernt hat und erkennt auch an, dass ihre Ehe am Ende ist. Aber sie gibt sich nicht auf. Sie versinkt nicht in Selbstmitleid, sondern hält tapfer durch. Am Ende ist sie es sogar, die einen klaren Kopf bewahrt und Hershel das Leben rettet.

Carol gelingt es mit Mühe und Not, die Blutung am Beinstumpf zu stoppen, doch der drohende Tod von Hershel lähmt einen großen Teil der Gruppe. Sie alle wissen, dass, sollte Hershel es nicht schaffen, er als Zombie zurückkehren wird. Rick betraut Glenn damit, Hershel zu töten, sollte dieser sich verwandeln. Zwischen all dem Gehaue und Geschieße ist das bange Warten der Gruppe fast schon eine willkommene Abwechslung. Die Unsicherheit, aber auch die Trauer von Maggie und Beth liegen so schwer auf der Gruppe, dass es fast schon unerträglich wird, zu warten und man als Zuschauer jeden Moment damit rechnet, dass Hershel seinen letzten Atemzug tut. Dass es vor allem Dank Loris beherztem Eingreifen erst einmal nicht soweit kommt, ist nicht nur für die Gruppe ein schönes Erlebnis. Auch der Zuschauer behält so das kleine bisschen Hoffnung, das er sich noch bewahrt hat.

Dass es im Gefängnis dieses Mal drunter und drüber geht, bleibt natürlich nicht viel Zeit für andere Dinge. Rick steht klar im Mittelpunkt und so übersieht man fast, dass auch Carol eine große Wandlung durchgemacht hat. Sie bereitet sich intensiv darauf vor, Hershels Rolle als medizinische Helferin in der Gruppe zu übernehmen und ist auch bereit, Lori bei der Geburt zu helfen. Dazu lässt sie sich von Glenn sogar einen Beißer besorgen, an dem sie üben kann, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Wer hätte gedacht, dass aus der ihrem gewalttätigen Mann hörigen Ehefrau ein selbstbewusste Frau wird, die sich ihren Platz in der Gruppe längst erkämpft hat.

Fazit

Das abrupte Ende mit Lori und Rick wirkt ein wenig deplatziert, wenn man den großartigen Cliffhanger der vorherigen Episode bedenkt. So hätte vielleicht die Szene mit Carol den Abschluss bilden können, in der der Zuschauer bemerkt, dass das Gefängnis von außerhalb anscheinend beobachtet wird. Aber es ist, wie es ist. Episode 2 bietet solide Unterhaltung, wenn auch nicht unbedingt auf dem Niveau der letzten Episode.

Melanie Wolff - myFanbase

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