Review: #3.10 Zuflucht
"The Walking Dead" geht momentan ein klein wenig die Puste aus. Endete der erste Teil der dritten Staffel im Dezember noch mit einer richtig grandiosen und ungeheuer spannenden Episode, so suchen die neuen Folgen noch ein wenig nach dem richtigen Gleichgewicht. Sicherlich gibt es hier und da ein paar wirklich gute Szenen, aber ein wenig wirkt es momentan, als wüssten nicht nur die Charaktere nicht so recht, was sie tun sollen.
"We need you now more than ever."
Rick fällt immer mehr in seinen Wahnsinn. Nach dem Telefonat mit den vielen Toten der Vergangenheit und dem plötzlich auftauchenden Shane im Midseasonfinale, sieht er nun seine ganz in weiß gekleidete Frau Lori, die ihn schließlich vor die Tore des Gefängnisses lockt. Hershel beobachtet mit Sorge, wie Rick sich immer mehr von dem Mann entfernt, der bislang die Gruppe zusammen gehalten hat und befürchtete nun, dass hierdurch die Gruppe auseinander brechen könnte. Also sucht er das Gespräch mit ihm. In einem durchaus klaren Moment gesteht Rick ein, dass er weiß, dass seine Erscheinungen nur Halluzinationen sind, glaubt jedoch, dass es einen Grund hat, warum er ständig seine Frau sieht. Und bis er herausgefunden hat, warum er Lori immer wieder sieht, will er nicht wieder ins Gefängnis zurück. Alle von Hershels Appelle an seine Vernunft und daran, dass die Gruppe Rick jetzt mehr braucht denn je, verpuffen am Zaun.
Natürlich kann man verstehen, dass ein solch gigantischer Druck, wie er die vergangenen Monate auf Rick gelastet hatte, irgendwann seinen Tribut opfert, doch dass ausgerechnet der Tod Loris ihn in solch ein Tief katapultiert, dass er niemand außer sich selbst mehr wahrnimmt, das ist ein wenig zu viel des Guten. Bislang lebte die Serie von der Stärke des Rick Grimes und ihm jetzt dabei zuzusehen, wie er einer stummen, in Weiß gekleideten Lori liebevoll die Hand auf die Wange legt, nimmt seiner Figur ein wenig die Signifikanz. Es fällt kaum noch auf, wenn Andrew Lincoln nicht in einer Szene ist, weil so viele Charaktere mittlerweile wesentlich interessanter geworden sind.
So zum Beispiel Hershel. Trotz seiner Verletzung hält er sich tapfer und versucht, die Gruppe zusammen zu halten. Er übernimmt fast ein wenig die Rolle des moralischen Rückgrats der Gruppe und wird zu einer Art zweitem Dale und versucht mit allen Mitteln, die Menschen zusammen zu halten. Die Gruppe ist momentan nämlich nicht nur führerlos, sondern regelrecht kopflos. Glenn versucht zwar sein Bestes, um in Ricks Fußstapfen zu treten, doch sein Hass auf den Governor nimmt ihm ein wenig die Sicht auf die wichtigen Dinge. Als Führer der Gruppe, als den er sich momentan sieht, wäre es wichtig, ihnen ein Fels in der Brandung zu sein und ihre Ängste zu besänftigen. Doch stattdessen plant er in der einen Minute, mit Michonne gegen den Governor vorzugehen, in der nächsten schnappt er sich ein Auto und fährt einfach davon.
Ein wenig leidet Glenn bestimmt auch darunter, dass Maggie sich nach den Ereignissen in Woodbury von ihm zurückzieht. Warum beziehungsweise wann genau dieser Riss zwischen Maggie und Glenn entstanden ist, ist mir in dem ganzen Tohuwabohu ganz ehrlich entgangen. Glenn glaubt, Maggie nicht genug geholfen zu haben, während der Governor sie seelisch misshandelt hat und will deswegen Rache üben. Maggie hingegen zieht sich zurück – ja, warum eigentlich? Weil Glenn nicht genug gekämpft hat? Weil sie wütend auf sich selbst ist, dass sie nicht mehr gekämpft hat? Es wirkt ein wenig eigenartig, dass sie sich in ihre Zelle zurückzieht und sich von allen anderen abschottet.
Genauso eigenartig sind die Annäherungsversuche von Axel an Carol. Warum er gerade hier ein wenig menschlicher gemacht werden soll und als netter Mann dargestellt wird, der vor der Zombiapokalypse nur am falschen Ort zur falschen Zeit war und so in dem Gefängnis gelandet ist, wird erst gegen Ende der Episode klar, als ihn eine Kugel am Kopf trifft und er ein weiteres Mitglied der zahlreichen Opfer dieser Staffel wird. Um ihn weinen wird wohl niemand, weder bei den Zuschauern Zuhause noch in der kleinen Gruppe im Gefängnis. Dazu kannten wir alle Axel viel zu wenig. Wenigstens hat er am Ende noch ein gutes Schutzschild für Carol abgegeben.
Der Schuss, der Axel das Leben kostet, kommt unglaublich unerwartet und schreckt nicht nur die Charaktere aus ihrer scheinbar sicheren Welt. Der Governor, der zuvor noch den kleinen, gebrochenen Jammerlappen gegenüber Andrea mimt, zeigt der Gruppe, wozu er fähig ist. Er schnappt sich seine besten Kämpfer und stattet der Gruppe einen Besuch am Gefängnis ab. Er eröffnet das Feuer und hält Rick, Hershel und die anderen ganz schön in Schach, als plötzlich ein Auto durch den schützenden Zaun des Gefängnisses bricht und eine ganze Horde Beißer dort freilässt. Das wars wohl mit der trauten Sicherheit dort.
"You know, I may be the one walking away... but you're the one that's leaving - again."
Die Art und Weise wie Philip selbstgefällig grinsend um sich schießt und genüsslich mitansieht, wie überfordert die Bewohner des Gefängnisses um ihr Leben kämpfen, ist schon starker Tobak. Carol schafft es nur zu überleben, weil sie Axels Leiche als Schutzschild nutzt. Hershel wird gerade noch rechtzeitig von Glenn gerettet, während Rick in seinem Graben vor dem Gefängnis kauert und hilflos mitansehen muss, wie der Governor seine Macht demonstriert. Glücklicherweise hat sich Daryl gerade noch rechtzeitig dafür entschieden, zurück zu kommen und rettet Rick selbst kurz vor dem Tod.
Die stärksten Szenen gehören in dieser Woche definitiv Daryl. Er fühlt sich seinem Bruder verpflichtet und so irren die beiden ein wenig planlos durch den Wald, ehe sie auf eine mexikanische Familie treffen. Und während Merle sich über sie noch lustig macht, kann Daryl nicht anders und eilt ihnen zu Hilfe. Er erkennt, dass er nicht mehr länger wie sein Bruder ist, sondern sich durch die Interaktion mit der Gruppe und den Menschen dort weiterentwickelt hat. Er hat seinen Platz in der Welt gefunden und Menschen, auf die er vertrauen kann und auf die er selbst vertraut.
Wenn Daryl eins klar geworden ist, dann, dass Merle nicht viel anders als ihr Vater geworden ist. Und wie schon damals in seiner Kindheit, hat Daryl das Gefühl, von seinem großen Bruder verlassen zu werden. Und daher tut er am Ende das einzig Richtige. Er kehrt dorthin zurück, wo er gebraucht wird. Gerade noch rechtzeitig, um Rick zu retten.
Fazit
Die hin und wieder eingestreuten starken Szenen können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass momentan leider ein wenig die Luft raus ist. Es fehlt an spritzigen Dialogen und spannenden Szenen. Stattdessen macht sich Melancholie und Hilflosigkeit breit. Nur das Ende bringt etwas Schwung in die Episode und verspricht für die nächste Runde mal wieder etwas Action und hoffentlich einen richtig bösen Governor, der jetzt so richtig Blut geleckt hat.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: HomeErstausstrahlung (US): 17.02.2013
Erstausstrahlung (DE): 02.11.2013
Regie: Seith Mann
Drehbuch: Nichole Beattie
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