Review: #3.14 Der Fang
So langsam neigt sich die Staffel zu Ende und es wird Zeit, dass man für das große Finale Fahrt aufnimmt. Zugegeben, in dieser Episode ist nicht sonderlich viel passiert, doch sie setzt die Stimmung für die letzten beiden Folgen und das in einer Intensität, die ich mir besonders im Hinblick auf den Governor schon wesentlich früher gewünscht hätte.
"The Governor, he is not what he seems to be... He has done terrible things. He's planning worse."
Für Kenner der Comics ist die filmische Adaption des Governors bis jetzt eine wahre Enttäuschung. Ohne zu viel über die literarische Grundlage verraten zu wollen, muss man leider festhalten, dass die Erwartungen, die mit der Verpflichtung von David Morrissey damals geweckt wurden, bei weitem nicht erfüllt werden konnten. Bis zum heutigen Tag fehlte dem Governor ein gewisses Profil. Natürlich wirkte er unheimlich. Und gefährlich. Aber am Ende agierte der Governor viel zu brav, um eine gruselige, markerschütternde Bedrohung für unsere Helden zu werden.
Mit dieser Episode ändert sich das schlagartig. Philip überschreitet eine Grenze und wird vom dem Mann, der hin und wieder grausame Entscheidungen trifft, zu einem nicht mehr berechenbaren, eiskalten Monster. Die Verwandlung kommt plötzlich, wenn auch nicht unerwartet. Doch denkt man an die letzte Episode zurück, so blitzte dort ganz kurz auf, dass es Philip nur darum geht, sich für den Tod seiner Tochter Penny zu rächen. Ihm geht es jedoch nicht um Vergeltung. Nicht um Auge um Auge. Es geht ihm um persönliche Genugtuung. Er will Michonne leiden sehen.
Dazu errichtet er eine wahre Folterkammer, die er mit unglaublich viel Liebe zum Detail einrichtet. Das Gruselige dabei ist nicht die Tatsache, dass er seelenruhig die Instrumente zusammensucht und fein säuberlich dort neben dem Folterstuhl drapiert. Nein. Viel gruselige wiegt, dass er dabei ein Lied auf den Lippen hat und vor sich hin pfeift. Als Andrea ihm zusieht und endlich erkennt, dass sie handeln sollte, ja sogar handeln MUSS, um ein Blutbad zu verhindern, ist es eigentlich schon zu spät.
Milton ist es letztendlich, der sie davon abhält, just in diesem Augenblick einen Schuss auf ihn abzufeuern. Er glaubt noch immer daran, dass man Philip vom dunklen Pfad abbringen könnte, muss jedoch bald darauf erkennen, dass er ihm immer mehr entgleitet. Philip ist nicht länger der Mensch, der er einst war. Und das zu akzeptieren, fällt Milton unglaublich schwer. Man spürt regelrecht, dass er etwas unternehmen möchte, doch offen sich ihm entgegenstellen kann er nicht. Also muss er auf andere Art und Weise gegen ihn arbeiten. Er erzählt Andrea von dem Deal bezüglich Michonne und schickt sie dann auf den Weg zum Gefängnis, um Rick und die anderen zu warten.
"You can't just leave 'em all behind. Please, Andrea, come home."
Andrea macht sich ohne Umschweife auf den Weg zum Gefängnis, wird jedoch vom Governor verfolgt, der längst ahnt, dass sie sein Vorhaben zu unterbinden versucht. Und eines muss man den Serienmachern lassen. Auch wenn es storytechnisch nicht sonderlich viel weiter geht, so inszenieren sie eine spannende Jagd dieser beiden Charaktere, in der sich der Governor fast schon wie einer dieser durchgeknallten, irren Serienkiller aus schlechten B-Movies verhält. Seelenruhig heftet er sich an Andreas Fersen, verfolgt sie mit seinem Wagen bis hin zu einem alten Lagerhaus, in das er ihr schließlich folgt und sie durch allerlei Krach und Drohgebärden herauszulocken versucht.
Gemeinsam mit Andrea kauert der Zuschauer schließlich vor dem Fernseher und wünscht sich, dass alles irgendwie gut ausgeht. Und tatsächlich, Andrea gelingt es, dem Governor eine Horde Beißer auf den Hals zu hetzen und kann fliehen. Doch gerade als das rettende Gefängnis nahe ist und sie die Hand hebt, um Rick zu signalisieren, dass sie in friedlicher Absicht kommt, taucht der Governor auf und reißt sie zu Boden. Und hier weiß man: Andrea hat verloren.
Philip schleift sie schließlich mit nach Woodbury und was folgt ist der stärkste Cliffhanger der dritten Staffel. Mit der Untermalung eines großartigen Songs bahnt sich die Kamera den Weg durch dunkle, verlassen Kellerräume und landet dann in der Folterkammer, in der, gefesselt und geknebelt. eine ängstliche Andrea sitzt und den Dingen harrt, die da kommen. Und just in diesem Moment ist man als Zuschauer gewillt zu sagen, "Mädchen, hättest du mal deine Chance genutzt, den Kerl zu töten, als er wehrlos neben dir im Bett saß".
Neben der grandiosen, wenngleich nicht immer innovativen Geschichte um den Governor und Andrea, kann die zweite Storyline um Tyreese und seine Gruppe eigentlich nur anstinken. Als Andrea an Tyreese und Sasha vorbei läuft und sie zu überreden versucht, Woodbury schnellst möglich zu verlassen, beginnen die beiden, das Camp ein wenig zu hinterfragen. Und als sie sehen, wie Martinez eine ganze Grube voller Beißer zusammentreibt und in Wägen einlädt, um sie gegen Rick und die anderen zu hetzen, beginnen auch die beiden sich zu fragen, ob sie hier wirklich an der richtigen Stelle sind.
Leider geht es ihnen genau so, wie es Andrea zu Beginn der Staffel ging – Tyreese und Sasha lassen sich von den Worten des Governor blenden, hinterfragen seine Motivationen nicht und glauben ihm alles, was er von sich gibt. Zum einen natürlich etwas blauäugig. Sie kennen den Typen nicht und wenn jemand erzählt, dass er nicht der ist, für den er sich ausgibt, sollte man hellhörig werden. Zum anderen kann man natürlich nachvollziehen, dass die kleine Gruppe nach einem harten Winter die Gemeinschaft dort in Woodbury schätzt. Ich hoffe, dass Tyrese schneller hinter das wahre Gesicht des Governor kommt, als Andrea es tat.
Eine Entscheidung muss in der kommenden Woche wohl auch Milton treffen, der am Ende ein Zeichen setzt und die Beißer in der Gruppe und in den Vans in Brand steckt. Naja, sehen können wir ihn dabei zwar nicht, aber es wird am Ende in seinem Gespräch mit dem Governor auf jeden Fall stark impliziert, dass er etwas damit zu tun hatte.
Fazit
Es ist eine starke Episode geworden, die ihre Kraft vor allem aus der starken Inszenierung der Veränderung des Governors zieht, der endlich zu der Figur wird, die er die ganze dritte Staffel über hätte sein sollen. Die grandios komponierte letzte Szene macht richtig Lust auf die letzten beiden Episoden der Staffel, auch wenn streng genommen nicht alles wirklich zusammen passt und die Veränderung des Governor ein wenig aus heiterem Himmel kommt.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: PreyErstausstrahlung (US): 17.03.2013
Erstausstrahlung (DE): 03.11.2013
Regie: Stefan Schwartz
Drehbuch: Glenn Mazzara & Evan Reilly
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