Bewertung

Review: #4.05 Die Krankheit zum Tode

Foto: Scott Wilson & Steven Yeun, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Scott Wilson & Steven Yeun, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Die Gefahr der Seuche scheint gebannt, doch am Horizont, genauer gesagt kurz hinter dem Gefängnis, lauert schon die nächste Sache, die unseren Helden gefährlich werden konnte. Der Gouverneur ist zurück und das mit einem durchaus starken auftritt, auch wenn er nur wenige Sekunden am Ende der Episode zu sehen war.

Ich muss zugeben, dass ich mich darauf freue, dass David Morrissey wieder zum Cast dazu stoßen wird. Gleichzeitig hoffe ich jedoch auch, dass der Gouverneurs ein klein wenig mehr Profil erhalten wird. Und fieser werden wird. Als begeisterter Anhänger der Comics hatte ich während der gesamten dritten Staffel darauf gewartet, dass der Gouverneur sein brutales, ekliges Gesicht zeigt und nur annähernd ein solch charismatischer und ernstzunehmender Gegner für Rick und die anderen werden wird. Doch über weite Strecken blieb der Gouverneur weit hinter den Erwartungen zurück und agierte vor allem im Zusammenspiel mit Rick und Michonne, viel zu brav. Erst gegen Ende der Staffel blitzte auf, zu was er im Stande hätte sein kann, wenn die Autoren sich ein wenig mehr getraut hätten.

Nun also steht der Gouverneur am Rande des Gefängnisses. Die Frage ist nun, wie lange er das Gefängnis und die Bewohner schon beobachtet. Vielleicht ist er ja die mysteriöse Figur, die einst den Beißern am Zaun die Ratten gefüttert hat? Dies ist ja bislang noch nicht geklärt worden. Vielleicht erfahren wir ja in der nächsten Woche ein klein bisschen mehr über die letzten Wochen des Gouverneurs, als er von der Bildfläche verschwunden war

"I thought you were an idiot to come in here. I mean, I was sure you were just gonna be a dead foolish man."

Der kurze, aber durchaus gelungene Auftritt des Gouverneurs lenkt am Ende fast ein wenig davon ab, dass mit dieser Episode ein kleiner Wendepunkt in der Geschichte eingestellt hat. Die Seuche, die den Beginn der vierten Staffel dominiert hat, scheint nun wohl endlich im Griff zu sein. Bis es jedoch soweit kommen konnte und allem Anschein nach eine kleine, erlesene Hand voll infizierter Charaktere die tödliche Gefahr tatsächlich überlebt, dauert es fast die gesamte Episode. Und in Zeiten der größten Not erweist sich Hershel Greene als Fels in der Brandung, der im Angesicht der Hoffungslosigkeit über sich hinaus wächst und sich endgültig als unglaublich wichtiger Teil der Gruppe etabliert.

War Hershel in der letzten Staffel noch durch seine Verletzung an den Rand gedrängt und zu einer blanken Staffage degradiert worden, so schwimmt er sich mit dieser Episode endgültig frei. Vollkommen selbstlos opfert er sich für die zahlreichen Kranken auf und kämpft für deren Überleben, selbst wenn es ihn an den Rand seiner physischen, wie auch psychischen Kräfte bringt. Er kämpft um jedes einzelne Leben, egal wie aussichtslos die Situation auch zu sein scheint. Und selbst als er einen Menschen nach dem anderen an die sich erbarmungslos ausbreitende Seuche verliert, verliert er selbst niemals die Hoffnung, dass sie alle nur lange genug ausharren müssen, bis die Gruppe um Daryl und Tyreese mit den heilenden Medikamenten zurückkommen werden.

Doch so sehr sich Hershel auch für die infizierten Insassen einsetzt, er kann am Ende nur einen ganz kleinen Bruchteil derer retten, die sich an dem hämorrhagischen Fieber infiziert haben. Im Verlauf der Episode versterben immer mehr Menschen und verwandeln sich innerhalb weniger Minuten in gefährliche Monster, denen Hershel alleine einfach nicht mehr Herr werden kann. Glücklicherweise steht im in der Zeit größter Not ausgerechnet Maggie bei, der er es verboten hat, sich in die Quarantäezone zu begeben.

Die klaustrophobische Enge des Gefängnissen ist während des Kampfes zwischen Hershel und den Beißern unglaublich intensiv in Szene gesetzt worden. Doch am Ende ist es einmal mehr die grandiose musikalische Untermalung, als Hershel sich in eine der Zellen zurückzieht und all die Anspannung der letzten Stunden von ihm abfällt und er seine Tränen einfach nicht mehr zurückhalten kann, die am eindringlichsten ist. Es muss ihn unglaublich viel Kraft gekostet haben, selbst die Hoffnung nicht zu verlieren und stets daran zu glauben, dass es irgendwie möglich sein muss, die Krankheit zu besiegen.

"But, Dad, you can't keep me from it." "From what?" "From what always happens." "Yeah. Maybe. But I think it's my job to try."

Während Hershel im Gefängnis mit Tod und Untoten kämpft, geht es an anderer Stelle nicht weniger dramatisch zu. Der Zaun, der all die Zeit das Gefängnis vor den Beißern draußen abgeschirmt hat, bricht nun, da es kaum mehr jemanden gibt, der die lästigen Untoten davon fern hält, unter dem kontinuierlichen Druck zusammen und entlässt dutzende hungrige Kreaturen in den Innenraum. Glücklicherweise sind Rick und Carl zur Stelle, die zum Maschinengewehr greifen und den Beißern einer nach dem anderen den Garaus machen. Wieder einmal fasziniert dabei, wie kalt und emotionslos Carl die Sache anpackt. Andres als sein Vater zögert er keine einzige Sekunde und mäht alles nieder, was ihm vor die Flinte läuft. Nicht nur dem Zuschauer fällt dies auf, auch Rick muss dies erneut feststellen und sich wohl oder übel eingestehen, dass er seinen Sohn nicht länger vor der Realität bewahren kann, auch wenn er ihn liebend gerne irgendwo einsperren und vor der Außenwelt abschneiden würde. Carl ist zu einem kaltblütigen Killer geworden, der genau dann zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird. Er ist längst kein kleiner Junge mehr, sondern zwangsweise erwachsen geworden in dieser Welt, in der nur der Stärkste überlebt.

Am Ende schaffen es Vater und Sohn, der Bedrohung Herr zu werden. Was wir jedoch nicht sehen, ist, ob die beiden das Loch im Zaun letztendlich auch reparieren konnten oder ob die Beißer jetzt freien Weg in das Gefängnis haben werden, was zwangsweise darauf hinauslaufen muss, dass das Gefängnis einfach kein sicherer Ort mehr ist und die Sicherheit, in der sich unsere Charaktere gewiegt haben, nichts weiter als eine Illusion ist, die allmählich immer mehr verblasst. Vor allem in Hinblick auf die Gefahr, die jetzt außerhalb der Mauern lauert.

Die Vertreibung von Carol spielt verständlicherweise eine Nebenrolle. Rick gesteht Maggie von seiner Entscheidung und sie scheint sie nachvollziehen zu können. Auch Hershels erfährt von Rick die Wahrheit und akzeptiert vorerst, dass Rick sie nicht mehr im Gefängnis haben will. Doch die beiden wichtigsten Menschen, nämlich Tyreese und auch Daryl, wissen noch nicht, dass Carol nicht länger Teil der Gruppe ist. Weder Tyreese, noch Daryl werden verständnisvoll mit der Situation umgehen können. Für Daryl war Carol eine wichtige Freundin und Bezugsperson und ich bin mir ziemlich sicher, dass er wesentlich emotionaler reagieren wird als Hershel und Maggie. Auch Tyreese wird wohl nicht damit zufrieden sein, dass Carol verstoßen wurde. Er wird Rache suchen und da Rick ihm die Möglichkeit genommen hat, wird er seinen Zorn auf ihn projizieren.

Fazit

Die Episode ist vielleicht nicht ganz so stark wie die zuvor, doch sie funktioniert vor allem, weil man Hershel genug Spielraum gibt, sich zu entfalten und zeigt, welch großartige Entwicklung er innerhalb dieser Staffel hat durchmachen können. Ähnlich wie Carol ist er von einer tristen Randfigur in der dritten Staffel zu einer wichtigen Stütze des Cast geworden. Neben dieser grandiosen Charakterentwicklung punktete die Episode mit einer spannenden Inszenierung, großartiger Musik und einem interessanten Cliffhanger, der für den Verlauf der vierten Staffel auf jeden Fall eine spannende Entwicklung in Aussicht stellt.

Melanie Wolff - myFanbase

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