Bewertung

Review: #4.15 Vereint

Foto: Michael Cudlitz, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Michael Cudlitz, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Standen in den letzten Episoden die persönlichen Dramen einzelner Charaktere im Vordergrund, so konzentriert man sich in dieser vorletzten Episode der vierten Staffel ganz auf den Weg einzelner Gruppen nach Terminus, dem verheißungsvollen Zufluchtsort, der so prominent entlang der Gleise angepriesen wird. Noch hat nur eine der verstreuten Gruppen dorthin gefunden, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zum großen Wiedersehen kommt.

"After I save the world, I still have to live with myself."

Rick, Carl und Michonne haben einen denkbar kleinen Auftritt in der Episode, der wohl nur dazu dient, zu zeigen, dass sie ihr Tief überwunden haben und mittlerweile trotz der Tragödien, die sich um sie herum abgespielt haben, noch in der Lage sind, miteinander zu scherzen. Sie sind soweit es geht im Reinen mit sich selbst, Carl hat sogar in Michonne eine richtig gute Freundin gefunden, mit der es sich hervorragend herumalbern lässt. Sie wirken in der kurzen kleinen Szene wie eine kleine Familie auf den Weg zu alten Bekannten. Nach all dem Drama der letzten Wochen eine durchaus willkommene Abwechslung, die zeigt, dass noch nicht alle Hoffnung gänzlich verloren ist.

Auch Glenns Hartnäckigkeit zeigt Früchte und gegen Ende der Episode kann er endlich seine geliebte Maggie in die Arme schließen. Wurde auch langsam Zeit, dass die Gruppen sich wiederfinden. Bis es allerdings soweit kommt, gibt es mal wieder schier endlos lange Diskussionen ob der Sinnhaftigkeit von Glenns Unterfangen. Rational gesehen ist es natürlich vollkommener Unsinn, Maggie nachzujagen, doch die Liebe lässt einen immer wieder einmal irrationale Dinge tun.

Abraham Ford und seine Freundin Rosita haben jedenfalls genug von Glenns Sehnsucht nach Maggie und wollen endlich ihre Mission fortsetzen: Eugene nach Washington bringen. Eugene wirkt nach dieser Episode noch komischer als damals, als wir ihn zum ersten Mal getroffen haben. War er zuvor eher wortkarg, so redet er hier ohne Punkt und Komma auf Tara ein und versucht sie mit allerlei belanglosen Dingen zu beeindrucken, wirkt dabei jedoch eher wie ein durchgeknallter Serienkiller als wie ein vertrauenswürdiger, genialer Wissenschaftler, der weiß, wie er die ausgebrochene Seuche stoppen kann. Mal ehrlich, glaubt wirklich jemand, dass Eugene die Formel hat, um die Welt zu retten? Ich bezweifle es, denn kein Wissenschaftler verhält sich so eigenartig wie Eugene. Ich glaube ja, er gibt nur vor, irgendetwas zu wissen, damit der starke Ford ihn irgendwie nach Washington bringt um dort das zu tun, was auch immer er auf seiner Agenda hat. Was mich auch stutzig macht, ist die Tatsache, dass niemand ihn nach dem Grund des Ausbruchs der Seuche fragt, wenn schon jedem breit erklärt wird, dass er Antworten hat. Also mich würde so etwas durchaus interessieren.

Nun gut, am Ende ist es plötzlich gar nicht mehr so wichtig, unverzüglich nach Washington zu gelangen. Vordergründig, weil Eugene nicht glaubt, dass sie es mit einem unterwegs auf der Straße geklauten Minivan bis dahin schaffen. Doch ich denke immer noch, dass er eine ganz spezielle Agenda hat, die sich sicherlich in der nächsten Episode noch zeigen wird. Die "Retter der Welt"-Sache nehme ich ihm einfach nicht ab.

Welcome to Terminus

Und so ist es schön, dass am Ende nicht noch eine Gruppe gespalten, sondern zwei Gruppen zusammen geführt werden. Glenn, Tara, Ford, Rosita und Eugene treffen auf Bob, Sasha und Maggie und nach kurzer Zeit erreichen sie gemeinsam endlich Terminus, einen wie es auf den ersten Blick aussieht, kleinen Güterbahnhof, der inmitten der Einöde als Schutzbunker umfunktioniert worden ist. Oder jedenfalls so etwas ähnliches. Wir sehen nicht viel von Terminus, sondern nur eine verlassen wirkende Station mit einer älteren Frau, die hinter so etwas wie einem Grill steht, sich als Mary vorstellt und sie alle willkommen heißt. Zwar wirkt das alles ein klein wenig idyllisch, aber das tat auch Hershels Farm und das Gefängnis. Und was aus diesen beiden Zufluchtsstätten geworden ist, daran können wir uns ja alle noch gut erinnern.

Leider muss ich zugeben, dass mir die Geschichte um Daryl und seine neue Truppe überhaupt nicht gefallen hat. Zunächst wirkte es ja so, als hätte Daryl keine Chance gegen die Männer gehabt und sich ihnen notgedrungen angeschlossen. Doch es wird deutlich, dass ihr Anführer Joe Daryl keineswegs als Gefangenen hält, sondern er all die Zeit die Möglichkeit hätte, zu verschwinden. Aber Daryl tut das nicht. Die Frage, die sich jetzt aufdrängt, ist warum. Warum schließt sich Daryl einer Reihe Typen an, die nicht einmal vor Mord zurückschrecken, wenn es um die Bestrafung eines Lügners geht. Hatte es noch den Anschein, dass im Gespräch mit Beth er sich endgültig von seinem alten Leben mit Merle verabschiedet hat, so habe ich das Gefühl, er bleibt Joe nur treu, weil dieser so etwas wie die Rolle seines großen Bruders übernommen hat. Ich hoffe inständig, dass Daryl wieder zur Raison kommt. Hin und wieder blitzte das sein Gewissen auf, als er zum Beispiel zögerte, ob er den erschlagenen Len mit einem Leichentuch zudecken soll oder nicht. Aber Daryl braucht einen Anführer und da Rick noch immer außer Reichweite ist, muss er sich dem nächstbesten anschließen, der Autorität ausstrahlt. Und das ist (im Moment noch) Joe.

Mittlerweile glaube ich, dass Beth von jemanden aus Terminus entführt worden sein muss. Vielleicht auch aufgegabelt und mitgenommen. Ich denke jedenfalls, dass sie und Daryl in diesem neuen Camp, das auch Joe und seine Schergen kennen und nicht gerade positiv in Erinnerung haben, wiedersehen werden. Genau wie Rick, Michonne, Carl, Tyreese und Carol. Sie alle werden in der kommenden Folge Terminus erreichen und ich bin gespannt, als was sich diese Zufluchtsstätte erweisen wird.

Fazit

Nach den starken, charakterorientierten Episoden gibt es dieses Mal eine Folge, die den Trip nach Terminus in den Vordergrund stellt und endlich die erste Gruppe wieder zusammenführt. Ich bin wirklich gespannt, was in der finalen Folge auf uns warten wird. Ich befürchte jedoch, dass der ruhige Eindruck, den wir dieses Mal bekommen haben, sich als trügerisch erweist und weiteres, vielleicht auch blutiges Drama dort auf unsere "Helden" wartet.

Melanie Wolff - myFanbase

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