Bewertung

Review: #5.07 Zug um Zug

Foto: Andrew Lincoln, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Andrew Lincoln, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nach den tollen, durchaus manchmal sogar großartigen letzten Episoden, die sich allesamt mit einer kleinen Gruppe Überlebender beschäftigt haben und daraus ihre Stärke gezogen haben, geht es dieses Mal etwas gemächlicher zu. Die Episode wirkt über weite Strecken wie der (langsame) Beginn von etwas Großem und tut sich stellenweise etwas schwer, richtig in Fahrt zu kommen.

GREATM

Die Gruppe um Abraham ist noch immer in einer Schockstarre, nachdem Abraham Eugene niedergeprügelt hat. Keiner weiß, wie es weitergehen soll, geschweige denn, wohin sie der Weg nun eigentlich führen wird. Eine Entscheidung diesbezüglich vertagt man, indem man beschließt, erst einmal zu warten, bis Eugene wieder zu sich kommt, was er am Ende der Episode auch tut. Bis dahin gibt man Glenn, Tara und Rosita Zeit, sich näher zu kommen und über einem kleinen Angelausflug zu erkennen, dass Eugene sie zwar in eine schreckliche Lage gebracht hat, sie ihm allerdings nicht böse sein sollten, denn er hat einfach nur versucht, zu überleben.

Die Szenen mit Tara, Glenn und Rosita am Fluss heitern die ansonsten sehr schwere Episode ein wenig auf und zeigen, dass selbst inmitten großer Probleme immer noch Platz ist für etwas Unbeschwertheit. Die Welt ist nicht einfach nur grausam und tödlich, sondern besitzt immer noch die Fähigkeit, Menschen einander näher zu bringen, und wenn es nur die Freude über einen schlechten Witz oder ein Jojo ist. Vor allem Tara wirkt im Zusammenspiel mit der Gruppe immer sympathischer und scheint vor allem in Glenn jemanden gefunden zu haben, der auf ihrer Wellenlänge liegt. Dass man es hier auch schafft, Rosita ein klein wenig mehr Raum zu geben, ist toll, denn bislang war sie im Trio die blasseste Figur. Auch jetzt wissen wir nicht viel über sie, aber das bisschen, das man erfahren hat, ließ durchscheinen, dass auch sie auf der Suche nach ihrem Platz in dieser Welt ist und ihn an der Seite von Abraham gefunden geglaubt hat.

Abraham ist durch den "Verrat" von Eugene noch immer zutiefst erschüttert und droht zwischenzeitlich sogar Rosita anzugreifen, als sie ihm etwas Wasser anbietet. Maggie erweist sich hier als knallharte Frau, die kühlen Kopf bewahrt und es am Ende schafft, Abraham aus seiner Schockstarre zu lösen. Es ist verständlich, dass Abraham Zeit braucht, um das Geschehene zu verarbeiten, immerhin hat das Geständnis von Eugene ihm jeglicher Lebensgrundlage beraubt. Er hat sein Leben und das vieler anderer für diesen Mann auf Spiel gesetzt und nun einen Schlag ins Gesicht bekommen. Dass er am Ende bereitwillig mit Maggie kommuniziert, lässt hoffen, dass er auf dem Weg der Besserung ist und sich wieder fängt.

"If we get a couple of her cops alive out here, we do an even trade. Theirs for ours. Everybody goes home."

Die Geschichte um GREATM ist durchaus interessant, jedoch hat sie rein gar nichts mit der eigentlichen Haupthandlung zu tun, die uns wohl in der kommenden Episode, dem Winterfinale, beschäftigen wird. An der Kirche zögert man nicht lange, um nach Atlanta aufzubrechen und Carol und Beth aus den Fängen von Dawn und ihren Schergen zu befreien. Während Ricks Lösungsvorschlag mal wieder äußert gewalttätig daher kommt, wartet Tyreese mit einem Plan auf, der zwar elegant, aber genauso problematisch klingt, wie Ricks Vorhaben. Immer wieder prallen die beiden Welten der Männer aufeinander – Rick versucht jegliche Bedrohung seiner Freunde mit größtmöglicher Härte zu entschärfen, während Tyreese nach einem Weg sucht, möglichst kein Blut zu vergießen. Leider muss man hier ja feststellen, dass Tyreese damit bislang nicht sonderlich gut gefahren ist und am Ende Rick einspringen musste, um die Bedrohung loszuwerden.

Auch dieses Mal geht der Plan natürlich komplett in die Hose, als man beschließt, einige von Dawns Polizisten gefangen zu nehmen und einen Austausch gegen Beth und Carol zu arrangieren. Das kommt nicht wirklich unerwartet. Was mich jedoch überrascht hat, war die Tatsache, das Daryl dieses Mal für die gewaltfreie Variante plädiert hat und tatsächlich glaubt, Erfolg damit haben zu können. Und das trotz allem, was Noah ihnen erzählt hat. Immer und immer wieder erleben wir, wie die Charaktere sich daran klammern, dass es in dieser Welt so etwas wie Hoffnung gibt und immer wieder werden sie aufs Neue enttäuscht.

Sie hatten Glück, dass niemand bei dem Zusammenstoß mit dem zweiten Suchtrupp das Zeitliche gesegnet hat. Dass jedoch Sasha sich am Ende von einer rührseligen Geschichte eines Fremden einlullen lässt, ihre Deckung aufgibt und nicht nur sich selbst, sondern auch die gesamte Gruppe, wie auch Beth und Carol in Gefahr bringt, ist schon äußerst blauäugig. Vielleicht rührt dies daher, dass sie noch lange nicht über den Tod von Bob hinweg ist. Anders lässt sich fast nicht erklären, dass sie sich so leicht manipulieren lässt.

Man gab sich während der Episode alle Mühe, um Officer Lamson zu einem sympathischen Individuum aufzubauen, der kein Blutvergießen möchte und wie die anderen an einer friedlichen Lösung interessiert ist. Am Ende jedoch zeigt er sein wahres Gesicht, das nur einmal mehr beweist, dass man in einer Welt wie dieser einfach niemandem mehr vertrauen sollte.

As interessanteste dieser Storyline, die ihren Höhepunkt erst in der nächsten Episode finden wird, ist sicherlich die Tatsache, dass innerhalb der Gruppe um Dawn eine Art Widerstandsbewegung zu entstehen scheint, die mit der Führung durch sie alles andere als zufrieden ist. Im Krankenhaus wird man selbst Zeuge davon, wie schwer sich Dawn tut, den Laden am Laufen zu halten, als sie einen ihrer Wachleute anweist, die Geräte bei Carol abzuschalten, weil sie nach einem Tag noch immer keine Fortschritte in der Genesung zeigt. Im nächsten Augenblick jedoch händigt sie Beth die Schlüssel zum Medikamentenschrank aus und weißt sie an, alles mögliche zu unternehmen, um sie zu retten, wenn sie das möchte. Nach außen hin mag sie vielleicht eine starke Person sein, doch dies rührt nicht daher, dass sie über Feingefühl und Weitsicht verfügt, sondern einfach daher, weil sie weiß, wie sie Menschen, die Stärker sind als sie selbst, bei Lauen halten kann. So sorgt sie dafür, dass sie selbst überlebt und mit ihr einige andere schwache Seelen.

Dass es im Krankenhaus selbst nicht großartig weitergeht, ist zu verschmerzen, denn es wird schon früh klar, dass alles auf einen Showdown im Winterfinale hinauslaufen wird. Die Szene, als Beth vor Carols Bett steht und ihre Hand hält, ist eine kleine, aber sehr emotionale Szene, die mich hier und jetzt vermuten lässt, dass eine der beiden die nächste Folge wohl nicht überstehen wird. Woran ich das festmache, weiß ich selbst nicht so recht. Vielleicht ist es die düstere Atmosphäre im Krankenhaus, die Dunkelheit, die Beth und Carol einhüllt in dieser Episode, aber ich bin sicher, dass eine von diesen beiden Frauen der Story wegen geopfert wird.

"You can't stay in one place anymore. Not for too long. And once you're out there, you're gonna find trouble you can't hide from. You need to know how to fight."

Die dritte (oder vierte, wenn man die Krankenhausgeschichte als einzelne Story sieht) Storyline beschäftigt sich mit Gabriel Stokes und ist die schwächste in dieser Episode. Zuerst beginnt er wie besessen seine Kirche zu schrubben und schlägt jegliche Hilfsangebote von Carl aus, dann gräbt er sich durch den Boden und flieht in den Wald, nur um dann es mal wieder nicht fertig zu bringen, einen Beißer zu töten, weil er ein Kreuz um den Hals trägt. Welchen Sinn das alles hat, das erschließt sich einem überhaupt nicht.

Randnotizen

  • Zu wenig Michonne, zu wenig Carl. Klar, bei einer Mission wie die von Rick angedachte, muss jemand bei der kleinen Judith bleiben. Leider sind es zwei der interessanteren Charaktere, die hier zum Nichtstun verdammt werden
  • Auch Noah wird zum Nichtstun verdammt und ist lediglich ein Spielball von Rick, der nicht einmal einen richtigen Dialog hat. Schade eigentlich. Ich hatte gehofft, dass er zum entscheidenden Faktor im Kampf gegen Dawn werden könnte. Vielleicht kommt dies aber auch noch.
  • Daryl, wie er mit einem Schädel einen Angreifer niederschlägt: eklig, aber großartig. Die Maske schafft es immer wieder, dass ich mich angewidert vom Bildschirm abwenden muss.

Fazit

Die Folge ist ganz klar Vorbereitung für die Dinge, die im Winterfinale noch kommen werden und deswegen nicht ganz so stark wie die Episoden zuvor. Dennoch punkten vor allem die kleinen zwischenmenschlichen Situationen und machen Lust darauf, zu sehen, was die Autoren sich vor der längeren Pause ausgedacht haben. Ohne Zweifel wird es laut, brutal und tragisch werden.

Melanie Wolff - myFanbase

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