Bewertung

Review: #5.08 Coda

Foto: Christine Woods & Emily Kinney, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Christine Woods & Emily Kinney, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Es hätte eine großartige Episode werden können, doch am Ende bleibt nur eine große Leere zurück und die Gewissheit, dass wenn die Autoren nicht mehr wirklich weiter wissen, ein Hauptcharakter ins Gras beißen muss, um die Geschichte am Laufen zu halten.

"I get it now."

Der Tod von Beth ist zweifelsohne tragisch und kommt wie in der letzten Staffel bei Hershel nach einer Serie von Episoden, in denen sie mehr Profil erhalten hatte und von der tristen Randfigur zu einer Person geworden war, die dem Zuschauer am Herzen liegt. Ihr Tod wird Gewicht haben, allen voran auf Daryl, dem der Schmerz über den Verlust ins Gesicht geschrieben stand. Doch er kommt wenig dramatisch daher.

Leider ist die Episode nicht die große Show geworden, die in der letzten Folge angedeutet wurde. Statt auf Action und Spannung konzentriert man sich einmal mehr auf die Charaktere im Grady Memorial Hospital. Das ist das größte Manko der Episode, denn man verbringt einen großen Teil mit Dawn Lerner, die unglaublich blass und nichts sagend bleibt. Weder ihre Vorgeschichte kann auch nur ansatzweise überzeugen, noch ihre Motivation ist für den Zuschauer greifbar. Wenn es ihr einzig und alleine um ihre Machstellung geht, warum lässt sie dann nicht einfach Menschen wie Noah und Beth ziehen? Die anderen machen mehr als klar, dass sie das Krankenhaus nicht verlassen wollen, weil es ihnen eine gewisse Sicherheit gewährt. Dawn scheint es jedoch als Schwäche zu gehen, jemanden ziehen zu lassen und manövriert sich dabei in eine aussichtslose Lage, denn in den eigenen Reihen regt sich Widerstand gegen sie.

Ihr Disput zuvor mit dem brutalen Schläger O'Donnell ist uninteressant und tut nichts für ihre Charakterisierung. Dass sie jemand ist, der gerne die Drecksarbeit anderen überlässt, wurde bereits mehrfach klar und dass sie Beth bis zuletzt zu manipulieren versucht, ist mehr als ärgerlich, da sie so unglaublich eindimensional bleibt. Um Beth tut es mir leid. Ich hätte gerne gesehen, wie sie und Daryl sich weiter annähern. Stattdessen wird von einer Sekunde auf die andere ihr Leben ausgelöscht. Aber irgendjemanden musste es ja treffen, denn kaum ein Finale, sei es ein Staffelfinale oder ein Winterfinale vergeht ohne Verlust eines Hauptcharakters.

Dass am Ende niemand mit Rick gehen will, als er ihnen anbietet, mit ihm zu kommen, ist verständlich. Wer will schon mit einer wildfremden Gruppe mitgehen, wenn das Grady so lange genug Schutz für sie alle geboten hatte.

"Let's blow this joint, go save your sister."

Bis es zu dem dramatischen Vorfall kommt, in dem Dawn Beth die Lichter ausknipst und Daryl mit einem eiskalten Kopfschuss sich ihrer entledigt, ist es eine sehr ruhige Episode. Einmal mehr wird gezeigt, dass Rick längst eine Grenze überschritten hat und nicht mehr zögert, Menschen aus dem Weg zu räumen, wenn sie ihm auch nur annähernd so erscheinen, als könnten sie gefährlich werden. Wobei die Szene hier schon arg daran zweifeln lässt, dass aus Rick nicht schon längst ein kaltblütiger Mörder geworden ist. Ich musste schon schlucken, als er den geflohenen Officer Bob erst brutal mit dem Polizeiauto niedermähte, dann mit einem Kopfschuss tötete und genervt "halt die Klappe" entgegnete, während er um sein Leben flehte. Von dem rechtschaffenden Menschen ist nicht mehr viel übrig. So eindrucksvoll diese Tatsache jedes Mal inszeniert wird, so ermüdend ist sie mittlerweile, denn sie gibt Rick Grimes keinerlei weitere Schattierung.

Genauso langweilig ist leider auch sämtlicher Dialog zwischen Tyreese und Sasha. Er versucht sie dazu zu bewegen, ihre Trauer um Bob in den Griff zu bekommen und sich von ihm zu lösen. Das kommt ausgerechnet von einem Mann, der selbst den Tod seiner Freundin noch nicht verwunden hat und es auch nicht fertig bringt, auch nur einer Menschenseele etwas zu tun, egal wie brutal diese sich geben. Man dreht sich bezüglich Tyreese immer wieder im Kreis und lässt ihn einfach nicht evolvieren. Das ärgert hier an der Stelle doch schon sehr.

Auch ärgert, dass Maggie am Ende verzweifelt zusammen bricht, als sie den leblosen Körper ihrer Schwester sieht. Mehrere Episoden lang erwähnt sie sie nicht mit einem Wort und es wirkt mehr als einmal so, als hätte sie vergessen, dass sie überhaupt einmal eine Schwester hatte, die eventuell noch am Leben sein könnte. Nicht einmal hat man gesehen, wie sie Daryl über den Verbleib von Beth ausgefragt hat oder wie sie darauf gedrängt hat, sie zu suchen. Sie hat weitergemacht, als wäre sie gar nicht verschwunden. Das hat schon mehrmals während der Staffel sauer aufgestoßen, hier wirkt der Tatendrang von Maggie, nach Atlanta zu fahren, um Rick bei der Rettung von Beth zur Hand zu gehen, einfach etwas deplatziert.

Neben der recht mauen Geschichte um das Grady Memorial kann leider auch die Storyline um Gabriel nicht wirklich punkten. Er hat sich aus der Kirche geschlichen, um herauszufinden, ob Rick wirklich Recht hatte und die Männer, die Rick abgeschlachtet hat, tatsächlich Bob Stookey ein Bein amputiert und gegessen haben. Dabei stolpert er in eine Horde Beißer und schafft es nur mit Mühe und Not, sich zur Kirche zurück zu schleppen und von Carl und Michonne retten zu lassen. Dabei verlieren sie zwar den sicheren Unterschlupf, jedoch werden sie am Ende mit Abraham und den anderen wiedervereinigt, die ihrerseits sich gleich auf machen, um Rick zur Hand zu gehen. Leider können sie in den Disput mit Dawn nicht mehr eingreifen und müssen mitansehen, wie Rick und die anderen einmal mehr gezeichnet durch eine sinnlose Bluttat einen potentiellen Rückzugsort verlassen. Aber ganz ehrlich? Wen interessiert auch nur ein Charakter aus dem Krankenhaus...

Randnotizen

  • Carol hat nur ganz wenig Screentime und wir wissen am Ende nicht, wie schlimm sie verletzt ist. Sie lebt, ist bei Bewusstsein und kann sogar selbst laufen, doch wie es ihr geht, das ist nicht bekannt. Insgeheim hatte ich mir ja erhofft, dass sie und Beth sich gemeinsam aus dem Krankenhaus freikämpfen. Schade, dass es anders gekommen ist.
  • Morgan ist zurück und er ist immer noch auf der Spur von Rick und den anderen, wenngleich dies wohl ein zufälliger Akt ist. Sein Blick am Ende, als er den Zettel mit Ricks Namen sieht, ist göttlich, doch da er quasi die Route nach Washington entdeckt hat, befürchte ich, dass wir auf ein Aufeinandertreffen von ihm und Rick noch lange warten müssen. Trotzdem war es ein netter Zug von den Autoren, ihn noch einmal auftauchen zu lassen.
  • Keine Aufklärung darüber, wie es Eugene geht. Noch immer ist er bewusstlos. Wie wird man mit ihm umgehen, wenn klar wird, dass er alle angelogen und in Gefahr gebracht hat?

Fazit

Viel bleibt über das Winterfinale nicht zu sagen. Es enttäuscht auf vielen Ebenen, weil es sich auf einen Charakter konzentriert, der eindimensional und uninteressant ist. So schmälert man den überraschenden, schockierenden Tod von Beth am Ende etwas. Es ist jedoch nicht alles furchtbar an der Episode, auch wenn es viele Momente gibt, die recht zäh daher kommen. Daryls Emotionalität, der kurze Kampf um die Kirche und auch Beths charakterliche Weiterentwicklung zu einer starken, jungen Frau, die sich für andere einsetzt und sich nicht herumschubsen lässt, sind Beispiele dafür, was gut in der Episode funktioniert. Betrachtet man jedoch einige Episoden der Staffel zuvor, so muss man leider sagen, dass vieles einfach unrund wirkt.

Wieder einmal stehen unsere Helden vor einem Trümmerhaufen und wissen nicht, wie es weitergehen soll und wo man als nächstes hingehen soll. Ich bin gespannt, was die zweite Staffelhälfte für die Fans parat hält.

Melanie Wolff - myFanbase

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