Bewertung

Review: #5.11 Akrasia

Foto: The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Es gibt eine Szene, in der Mitte der Episode, als die Gruppe um Michonne loszieht, um Aarons Aussagen zu überprüfen, da raschelt es im Gebüsch und die Fünf ziehen ihre Waffen und zielen auf die potentielle Gefahr hinter den Bäumen. Als sich dann ein Beißer aus dem Dickicht schleppt, da atmen alle erst einmal durch. Keine wahnsinnig spannende Szene, aber sie zeigt ganz gut, dass die Überlebenden mittlerweile längst die Zombies nicht mehr als die größte Gefahr sehen. Es sind die Menschen, die ihnen in der Dunkelheit auflauern und ihnen nach dem Leben trachten, die die echte Bedrohung bilden. Mit Beißern, da wird man mittlerweile fertig.

"No matter what I say, you're not going to trust me."

Natürlich ist es angesichts der Erlebnisse, die die immer kleiner werdende Gruppe über die letzten Monate zusammengeschweißt hat, verständlich, dass man sich schwer tut, einem Fremden zu trauen, doch Aaron wirkt zur Abwechslung mal nicht wie ein psychopathischer Serienkiller, sondern wie ein richtig netter Junge von Nebenan. Seine Wort klingen aufrichtig und er schafft es sogar, hin und wieder zu lächeln und den ein oder anderen Witz zu reißen. Man ist schnell gewillt ist, ihm zu vertrauen, wenn er sagt, dass er nicht Böses im Schilde führt, denn man wünscht sich für diese geschundene Gruppe endlich mal eine Pause.

Und während einige (darunter vor allem Michonne) anfangen, einen Silberstreif am Horizont zu sehen, geht Rick auf Distanz. Er hat jeglichen Glauben daran verloren, dass es in einer Welt wie dieser noch grundgute Menschen gibt. Viel zu oft sind sie bereits darauf herein gefallen, dass ihnen jemand einen sicheren Hafen in Aussicht stellt, der am Ende nur einem (oder Mehreren) von ihnen das Leben kostet. Es ist also verständlich, dass er Aarons Worten nicht über den Weg traut, selbst auch dann nicht, als Michonne und Glenn ihm nach ihrem kleinen Ausflug mitteilen, dass Aaron tatsächlich die Wahrheit gesagt ist und da draußen niemand auf der Lauer liegt, um sie alle zu töten.

Die Interaktion zwischen Rick und Aaron ist wirklich spannend. Selbst wenn er merkt, dass er bei Rick gegen eine Wand redet, so wird er nicht müde, ihn überzeugen zu wollen, dass es ihm nicht darum geht, sie auszulöschen. Vielmehr wird im Laufe der Episode klar, dass die Gruppe in Alexandria anscheinend schon länger ein Auge auf Rick und die anderen geworfen hab und sie erkannt haben, dass sie eine wertvolle Ergänzung für ihre Gemeinde bieten könnten.

Wer nun die Comics kennt, weiß schon, worauf die ganze Sache hinauslaufen wird: Nach langem Umherziehen präsentiert man uns mit der Alexandria Safe Zone endlich einen tatsächlich sicheren Hafen, in der die Gruppe endlich zur Ruhe kommen kann. Ob man sich bei der Serie dafür entscheiden wird, dem Comic zu folgen und tatsächlich einmal einen festen Ort als Schauplatz für die weiteren Episoden wählt, bleibt abzuwarten.

"We can make it there."

Bis man Alexandria erreicht, gibt es jedoch neben interessanten Gesprächen auch wieder allerhand handfeste Action. Dass die Autofahrt mitten in der Nacht keine gute Idee sein kann, weiß man eigentlich schon, nachdem Rick es vorgeschlagen hat und sich auch durch vehementes Bestehen seitens Aaron nicht davon überzeugen lässt, dass man lieber eine Route dorthin nimmt, die geprüft und "gesäubert ist". Wie nicht anders zu erwarten gerät ein Teil der Gruppe in ernsthafte Gefahr, als man in einer Horde Beißer brettert. Plötzlich fliegen wieder allerhand Arme, Beine und Gedärme durch die Luft und das Auto ist Schrott, so dass man mitten in der Dunkelheit zu Fuß zu den anderen zurück muss.

Dass dieses Mal niemand zu schaden kommen würde, war eigentlich klar, auch wenn für einen Moment Glenn bedrohlich nah daran war, gebissen zu werden. Die Serienmacher täten wirklich gut daran, momentan den Bodycount unter den Hauptdarstellern niedrig zu halten. Wir haben viel zu schnell viel zu viele bekannte Gesichter verloren und es ist Zeit, dass etwas Ruhe einkehrt.

Ohne Frage, wenn es etwas gibt, das bei "The Walking Dead" funktioniert, dann ist es die erstklassige Optik, die eine eindringliche und intensive Atmosphäre kreiert und zu fesseln vermag, selbst wenn man mit gewissen Charakteren nicht viel am Hut hat. Die Szenen im Dunkel des Waldes, in der Rick und die anderen von Beißern umzingelt, nur durch das Licht, dass das Abfeuern der Waffen erzeugt, um ihr Leben kämpfen, ist fantastisch. Es ist nicht nur spannend, sondern auch unglaublich gut in Szene gesetzt.

Glücklicherweise gelingt es allen, sich in Sicherheit zu bringen und man schafft es, nach einem kleinen Problem mit einem Camper, das sich dieses Mal in vollkommen unkomplizierter Weise lösen lässt, vor die Tore von Alexandria. Und als Rick dort plötzlich Kinderlachen und Stimmen andere Menschen hört, da fällt etwas von der Anspannung von ihm ab. Alexandria ist zu schön um wahr zu sein und anders als bei Terminus oder Woodbury ist es nicht die Stille, die den sicheren Hafen umgibt, sondern heiteres Lachen. Das ist eine willkommene Abwechslung, aber eben wirkt alles noch zu gut, um wahr zu sein. Das stellt auch Carol fest, die zwar der Meinung ist, dass Rick sich getäuscht hat, wenn es um Aaron und Alexandria geht, er aber absolut Recht damit hatte, skeptisch zu sein.

Randnotizen

  • Es gibt eine sehr schöne Szene zwischen Abraham und Rosita, in der sich ersterer für sein Verhalten nach Eugenes Geständnis entschuldigt. Es wirkt aufrichtig und es ist schön, dass Rosita es "ihrem" Mann nicht krumm nimmt.
  • Sehr schöne Szenen gibt es auch zwischen Aaron und seinem Freund Eric. Die beiden wirken nach ihrem Zusammentreffen nicht nur erleichtert, sonder gelöst und unglaublich intim. Rick, der die beiden heimlich belauscht, muss hier doch einfach merken, dass Aaron wirklich nichts daran liegt, sie ans Messer zu liefern.
  • Die Safe Zone sieht auf den ersten Blick nicht sonderlich gut gesichert aus. Die Tore wirken nicht besser als die damals in Woodbury, so dass es abzuwarten bleibt, was sich hinter Alexandria wirklich verbirgt.
  • So schön war die Episode, in der Glenn den Camper repariert, indem er die Batterie aus dem versteckten Fach nimmt. Man erinnerte sich unweigerlich zurück, als die Gruppe das letzte Mal mit Camper unterwegs war, als Dale und Andrea noch unter ihnen weilten. Wirklich Wahnsinn, wie viele Charkatere auf dem Weg bis hierhin shcon ihr Leben lassen musste.

Fazit

Tolle Episode, die einen kleinen Silberstreif am Horizont aufzeigt, der vielleicht ein wenig Ruhe in die Serie bringt. Noch jedoch ist die Staffel nicht zu Ende und ich bin mir sicher, dass den Autoren die Ideen nicht ausgehen werden, wie sie die Gruppe weiterhin unter Strom halten. Friede, Freude, Eierkuchen wird es wohl auch in Alexandria nicht geben. Aber vielleicht doch. Man wird sehen müssen.

Melanie Wolff - myFanbase

Die Serie "The Walking Dead" ansehen:


Vorherige Review:
#5.10 Lebende Tote
Alle ReviewsNächste Review:
#5.12 Erinnerung

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "The Walking Dead" über die Folge #5.11 Akrasia diskutieren.