Bewertung

Review: #5.10 Lebende Tote

Foto: The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nach zwei derart intensiven Episoden, in denen die Zuschauer Abschied von zwei Hauptcharakteren nehmen musste, war es klar, dass man mal einen Gang zurück schalten musste. Bereits in der letzten Episode klang an, dass die Gruppe allmählich an einem Punkt angelangt ist, an dem sich jeder einzelne fragt, ob es für sie überhaupt noch einen Funken Hoffnung gibt, in dieser tristen Welt voller Schmerz und Tod. Das Thema wird hier konsequent weitergeführt, was zu einer schweren, melancholischen, mancher möchte sogar zwischendurch sogar sagen trostlosen, Episode führt.

"Before... this was just the dark part and...I don't know if I want to fight it anymore."

Drei Wochen sind seit Beths Tod in Atlanta vergangen und die Gruppe hat sich geschlossen auf den Weg nach Washington gemacht. Die Bilder, in denen die Charaktere neben- und hintereinander her laufen, jeder für sich, allein mit seinen Gedanken, sind wirklich ergreifend. Man spürt, wie sehr die vergangenen Ereignisse auf jeden Einzelnen lasten.

Maggie trauert um ihre tote Schwester und wir erfahren im Laufe der Folge zum ersten Mal, warum sie zuvor nicht wirklich viel über Beth gesprochen hat. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie befürchtet, dass Beth es genauso gegangen sein könnte. Sie war sich diesbezüglich sogar ganz sicher, auch wenn Daryl ihr ein klein wenig Hoffnung gegeben hatte, dass Beth doch irgendwo na draußen noch am Leben war. Das entschädigt jetzt nicht unbedingt dafür, dass Maggie ihre Schwester nicht auch nur einmal erwähnt hat, aber es erklärt es wenigstens.

Nicht nur Maggie trauert nun um Beth, auch Daryl hat an ihrem Tod sehr zu knabbern. Anscheinend hatte er doch mehr Gefühle für sie entwickelt, als er sich selbst eingestehen wollte. Immer wieder sucht er die Einsamkeit und sondert sich von der Gruppe ab, um mit seinen Gedanken alleine zu sein. Die Szene, in der er an einem Baum gelehnt vor einer Hütte sitzt und plötzlich zu weinen beginnt, ist unglaublich eindringlich. In dem Moment erkennt man, dass Beths Tod Daryl sehr getroffen hat und er einfach nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Da helfen auch nicht Carols lieb gemeinte und aufmunternde Worte, dass sie alle einfach nicht aufgeben dürfen.

Die Dritte, die unter den vergangenen Ereignissen leiden muss, ist Sasha. Sie hat binnen weniger Wochen sowohl ihren Freund verloren, wie auch ihren Bruder. Anders als Daryl oder Maggie flüchtet sie sich nicht in die Verzweiflung, sondern entwickelt fast schon selbstzerstörerische Tendenzen. Wie Tyreese damals auch stürzt sich Sasha beinahe schon auf die Beißer, selbst wenn sie dabei sich selbst oder andere aus der Gruppe zu verletzen droht.

Die Gruppe ist gegen die drei Trauernden machtlos. Glenn schafft es nicht zu Maggie durchzudringen, Carls Versuche, Maggie aufzuheitern scheitern ebenso, wie Michonnes Versuche, Sasha im Zaum zu halten und Carols Versuch, Daryl wieder Mut zu machen. Und so laufen sie einfach weiter in Richtung Washington, immer dicht hinter ihnen ein paar Beißer.

"We do what we need to do and then we get to live. But no matter what we find in DC I know we'll be okay. Because this is how we survive. We tell ourselves... that we are the walking dead."

Rick ist es am Ende, der der Gruppe mit einer Geschichte um seinen Großvater klar macht, dass sie keine andere Wahl haben, als sich mit der Realität abzufinden und einfach weiter zu machen. Als er die Worte "we are the walking dead" aussprach, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. So unrecht hat er damit nicht. Sie alle tragen das Virus oder was auch immer in sich und auf sie alle wartet der sichere Tod, in all seinen hässlichen Facetten. Zu Beginn der Episode findet Maggie im Kofferraum eines Wagens die zombifizierte Leiche einer gefesselten und geknebelten Frau. Sie ist so perplex von dem grausamen Anblick, dass sie augenblicklich den Kofferraum zuschlägt, ohnmächtig sie von ihrem Leid zu erlösen. Szenen wie diese sind es, die die Situation so schwer zu ertragen machen. Man verliert nicht nur geliebte Menschen, man wird immer wieder daran erinnert, dass der Tod nicht das endgültige Ende eines Menschen ist, sondern er gezwungen ist, getrieben von Hunger oder was auch immer durch die Gegen zu schleichen.

Doch was bleibt ihnen übrig, als einfach weiter zu machen. Die Welt, so wie sie sie kannten, existiert nicht mehr und sie müssen sich damit abfinden, dass sie ihr altes Leben nicht wieder bekommen werden. Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob Kinder wie Carl und Judith in einer Welt wie dieser aufwachsen sollten. Es bleibt ihnen schlicht und ergreifend nichts anderes übrig.

Just als es der Gruppe am schlechtesten geht, bricht plötzlich ein Sturm über die Gruppe herein und sie sind gezwungen, sich einen Unterschlupf zu suchen. Den finden sie in einer alten Scheune, die für sie fast zur Falle wird, als während des Sturms plötzlich eine Horde Beißer nähert und sie zu überrennen droht. Das ist der Moment, in dem Maggie, Daryl und Sasha ihre Lethargie überwinden und sich entscheiden, weiter zu leben. Sie sind die ersten am Tor, die mit aller Macht die Beißer davon abhalten wollen, nach innen zu kommen. Nach und nach gesellen sich auch die anderen zu ihnen und stemmen sich mit all ihrer Kraft gegen die immer mehr nachgebenden Holztore.

Dann, ganz plötzlich erwacht man mit Maggie und der Spuk ist vorbei. Einen Moment möchte man glauben, dass das ganze nur ein Traum war, doch als sie und Sasha nach draußen gehen, da sehen sie, dass der Sturm es war, der sie alle gerettet hat, denn die umgestürzten und entwurzelten Bäume haben die meisten Beißer erwischt und die Gruppe so vor dem Untergang bewahrt. Es ist ein unwirklicher Anblick, der sich Maggie und Sasha bietet. Und just als sie sich an dem Sonnenaufgang erfreuen, tritt ein neuer Charakter ins Bild.

Aaron heißt er und er gibt vor, ein Freund zu sein und mit Rick sprechen zu wollen. Bereits auf ihrem Weg hatte jemand ihnen auf die Straße gefüllte Wasserflaschen und einem Zettel mit den Worte "mit einem Freund" hinterlassen. Gut möglich, dass Aaron und seine Leute dahinter stecken. Interessant ist, dass er Ricks Namen kennt. Just in dem Moment, als es also nochmal interessant wird, ist die Episode zu Ende.

Fazit

Es kann nicht immer actiongeladene Episoden geben. Manchmal muss man sich auch einfach mal im Selbstmitleid suhlen und das eigene Leben in Frage stellen dürfen (jedenfalls in einer Welt wie der dargebotenen). Dass sich am Ende die Gruppe am Riemen reißt und nicht an den vergangenen Dingen zerbricht, gibt Mut, dass sie von nun an wieder zusammenarbeiten und gemeinsam versuchen werden, weiter zu machen, wie lange es für den einzelnen auch gehen mag.

Melanie Wolff - myFanbase

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