Bewertung

Review: #5.15 Helfer

Foto: Danai Gurira, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Danai Gurira, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Die Ruhe vor dem Sturm. Oder wie im Falle dieser Episode eher die Langeweile vor dem großen Knall. Es ist nicht wirklich viel passiert und das, was passiert ist, war in großen Teilen schlicht und ergreifend langatmig, langweilig und bedeutungslos. Das von Comiclesern lange herbeigesehnte Verbleiben in der Alexandria Safe Zone avanciert momentan zu einem nervigen Gezerre an den Nerven, weil nichts wirklich vorwärts geht.

"Your way's gonna destroy this place. It's gonna get people killed. It's already gotten people killed. I'm not gonna stand by and just let it happen. If you don't fight, you die."

Es it nicht alles schlecht an der Episode. Interessant ist beispielsweise die kurze Sequenz mit Daryl und Aaron, die immer noch auf der Suche nach neuen Mitgliedern für Alexandria sind und dabei auf weitere Beißer mit einem "W" auf dem Kopf treffen. Noch immer ist nicht klar, was der Buchstabe bedeutet, doch die kurzen Szenen der Beiden sind spannend und interessant konzipiert und wecken vor allem mit dem Entdecken eines Lagerfeuers am Ende Interesse daran, wie es weitergehen könnte.

Auch spannend ist die allmähliche Wandlung des Rick Grimes, der langsam aber sicher seinen Verstand zu verlieren scheint. Getrieben von Carol, sinnt er weiterhin auf Rache an Pete, der seine Familie zu misshandeln scheint. Da er von Deanna keine Hilfe erwarten kann und auch Jesse sich weigert, ihren Mann zu verlassen, sieht er sich gezwungen, selbst zu Handeln. Die Szene, in der er in der Nacht draußen vor dem Haus steht, die Hand an der Waffe, ist unglaublich eindringlich. Doch die Szene ist nichts gegen den emotionalen Zusammenbruch am Ende der Episode, als Rick sich ganz klar gegen Deanna und ihre Art, Alexandria zu führen stellt und ihr klar macht, dass er es nicht länger hinnehmen wird, dass sie sie alle mit ihrem Führungsstil in Gefahr bringt. Das tut er nicht auf rationale Weise, sondern getrieben von Wut auf Pete. Er ist zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr Herr seiner Sinne, denn er sieht einen möglichen sicheren Hafen für sie alle gefährdet.

Manch einer möchte nun meinen, dass Rick Recht hat, wenn er sagt, dass Deanna und ihre Leute blind in ihr Verderben rennen, wenn sie so tun, als gäbe es die Zombieapokalypse nicht. Was jedoch sprachlos macht, ist die Tatsache, dass hier einmal mehr klar wird, was diese Welt, in der sich Rick die letzten Woche und Monate durchschlagen musste, Spuren hinterlassen hat. Er ist bereit, Menschen zu töten, sollten sie sich ihm in den Weg stellen. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er ist bereit, andere zu opfern, um die Seinen am Leben zu erhalten und agiert damit nicht wirklich anders als Gareth oder Der Gouverneur. Und dass dem so ist, merkt man erst, wenn man ihn mit Menschen in Kontakt bringt, die nicht so agieren, wie er es sich vorstellt. Das ist wieder hervorragend inszeniert und unglaublich spannend, gerade auch weil Michonne am Ende sich scheinbar gegen ihn stellt und Rick niederschlägt. Was sie dazu getrieben hat, das wird nicht ganz klar. Aber ihr Blick ist absolut gruselig.

"People like you are supposed to be dead, except that these walls went up just in time."

Michonne haderte zuvor damit, sich in die neue Situation einzufügen, in der man in einem Bett aufwacht, Frühstück macht und Wäsche wäscht. Bei einem Streifzug mit Rosita übermannen sie jedoch die Erinnerungen an ihre Zeit, als sie um ihr Leben fürchten musste und alleine durch die Wälder streifte. Es wirkt, als leide sie ganz plötzlich an einer Form von posttraumatischem Stresssyndrom, was für mich komplett aus heiterem Himmel kommt. Sie war es, die die Gruppe dazu ermutigt hat, unbedingt sesshaft zu werden und Alexandria als ihre neue Heimat und eine Hoffnung für ein friedliches Leben zu akzeptieren. Die wenigen Tage dort haben sie verändert und plötzlich scheint sie eine Panik zu übermannen, den sicheren Hafen verlassen zu müssen. Sie beginnt auf Beißer zu schießen und schlägt am Ende Rick nieder, als er durchzudrehen droht. So ganz weiß ich damit nichts anzufangen. Es wirkt, als wolle man dem Zuschauer klar machen, dass Michonne sich voll und ganz auf Alexandria eingelassen hat, doch scheitert daran, ihre Standpunkt wirklich gut zu erklären.

Leider vollkommen uninteressant ist auch die Tatsache, dass Sasha immer noch auf einem selbstmörderischen Trip ist und es quasi herausfordert, von Beißern getötet zu werden. Man leidet mit ihr einfach nicht mit und die Szenen, in der sie sich auf die Jagd nach den herumstreunenden Toden macht, ziehen sich in die länge und rauben wertvolle Sendezeit für andere Geschichten.

Genauso überflüssig ist die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Carl und Enid, die sich außerhalb der Mauern Alexandrias Treffen und sich in einem Moment großer Gefahr näher kommen und fast küssen. Natürlich ist es schön, dass Carl endlich jemanden in seinem Alter gefunden hat und ein klein wenig seiner Jugend für einen kurzem Moment zurück bekommt, aber es tut der Spannung einfach nicht gut, wenn interessante Geschichten durch solche Nebensächlichkeiten unterbrochen werden. Jedenfalls nicht am Ende einer Staffel, wenn sich an anderer Stelle so viel wichtigere Sachen ereignen, wie beispielsweise die Fassungslosigkeit, die noch immer auf Glenn liegt, weil er nicht überwinden kann, dass er Noah verloren hat oder der Tatsache, dass der Hasenfuß Nicholas allen Ernstes Deanna gegenüber vorgibt, dass Glenn an der ganzen Sache Schuld sein soll und auch noch Aidens Ableben auf seinem Gewissen hat. Solche Dinge werden am Rande angeschnitten und führen auch dazu, dass Rick am Ende beschließt, einzugreifen, doch sie verlieren im Angesicht der vielen uninspirierten und uninteressanten Storylines ein wenig an Bedeutung. Es zeigt aber auch, dass der Cast momentan einfach zu groß ist, um jedem Charakter gerecht zu werden. Abraham, Eugene und Gabriel sucht man dieses Mal beispielsweise vergeblich und letzterer war wohl wirklich nur noch dabei, damit er in der letzten Episode ein wenig Zweifel bei Deanna schüren konnte.

Randnotizen

  • Nicholas war also derjenige, der Ricks Waffe ausgegraben hat. Das überrascht doch etwas und ich frage mich, was er nun damit vor hat. Wahrscheinlich wird er sich jedoch damit selbst erschießen, ehe er irgendjemanden sonst bedrohen könnte.
  • Dass Rick sich ernsthaft in Jessie verliebt haben könnte, geht mir viel zu schnell. Dass er einen Beschützerinstinkt für sie entwickelt, weil er sie für schwach hält, das leuchtet mir ein, aber dass er ernsthaft Gefühle für sie hat, für die er zu töten droht, das kommt mir ein wenig zu abrupt.

Fazit

Die wenigen guten Geschichten können nicht darüber hinwegtäuschen, dass momentan ein wenig die Luft raus ist. Der offene Konflikt am Ende verspricht jedoch ein explosives Finale. "The Walking Dead" schafft es immer wieder, am Ende mit richtig viel Krach und Kabumm in die Sommerpause zu entlassen und ich bin mir sicher, das Finale wird wieder spannend, laut und blutig, so dass ich gewillt bin, über diese unausgegorene und in manchen Stellen furchtbar langweilige Episode hinweg zu sehen.

Melanie Wolff - myFanbase

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