Review: #5.14 Falsches Licht

Im Staffelfinale wird es also wohl zu einer großen Konfrontation zwischen den Bewohnern von Alexandria und unserer Gruppe um Rick kommen. Jedenfalls deutet im Moment sehr viel darauf hin. Natürlich muss es einen Konflikt geben, doch ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob mir gefällt, worauf der zweite Teil der 5. Staffel im Moment hinsteuert.

"Satan disguises himself as the angel of light. A false light will destroy everything"

Tatsächlich existiert Gabriel noch. Er hat sogar mittlerweile eine kleine Kirche und eine neue Herde, die er betreuen kann, doch so recht kann er sich an seine neue Aufgabe in Alexandria nicht gewöhnen. Ihn belastet dabei nicht, dass er seine letzte Gemeinde auf dem Gewissen hat, sondern vielmehr, dass Rick und die anderen mit brutaler Gewalt Alexandria an sich reißen und alle Bewohner niedermetzeln würden. Ganz unrecht hat er ja nicht. In er Tat scheint es so, als beginnt sich langsam ein Konfliktherd zu bilden, doch Gabriels Äußerungen, Rick und seine Leute seinen der Teufel höchstpersönlich kann ich nicht nachvollziehen. Haben sie ihm nicht mehrfach das Leben gerettet? Haben sie ihn nicht sicher durch sämtliche Beißerattacken gebracht und verhindert, dass sie allen Kannibalen in die Hände fallen? Wie kommt er dazu, Deanna gegenüber derartige Anschuldigungen und Warnungen auszustoßen, wo er doch selbst nicht gerade mit Heldenmut oder Menschlichkeit glänzt…?

Nicht nur, dass Gabriel zwei Episoden lang überhaupt nicht aufgetaucht ist, nun macht man ihn zu einem Unsympath, der wirres und absolut nicht nachvollziehbares Geschwätz von sich gibt. Man kann das alles damit erklären, dass es dramaturgisch notwendig ist, damit Deanna von ihrer offenen und vertrauensseligen Art endlich abrückt und der Konflikt zwischen den Bewohnern Alexandrias und unserer Gruppe intensiviert wird. Dennoch hat dieses plötzliche Auftauchen Gabriels einen bitteren Beigeschmack, gerade weil er Charakter ist, den man eigentlich seit Beginn seiner Einführung vernachlässigt hat. Er hatte keine sinnvolle Geschichte und war absolut ersetzbar. Mich würde nicht wundern, wenn er das Finale der Staffel nicht mehr erleben wird.

Apropos Finale nicht mehr erleben – Noah hat überraschend diese Episode nicht überlebt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir tatsächlich so schnell noch jemandes Ableben betrauern müssen, wo doch die Tode von Tyreese und Beth noch immer nicht verarbeitet wurden. Wirklich wundern muss man sich nicht, denn Darsteller Tyler James Williams hat bereits eine neue Serienrolle an Land gezogen und wird in dem geplanten "Criminal Minds"-Spin-Off eine Hauptrolle übernehmen. Es konnte also durchaus damit gerechnet werden, dass man seinen Charakter nicht mit in die sechste Staffel nehmen wird.

Noahs Tod kommt dennoch zu diesem Zeitpunkt überraschend und zudem noch unglaublich eklig inszeniert. Nur selten bekommt man zu sehen, wie die Beißer allmählich einen Menschen in Stücke reißen und die Spezialeffektemacher zeigen hier wirklich ihr ganzes Können, doch Szenen wie diese möchte ich dennoch nicht allzu oft sehen.

Das interessante an der Geschichte um die Suche nach irgendwelchem technischen Gerät war am Ende jedoch nicht einmal der Tod von Noah, sondern die Tatsache, dass auch hier deutlich wird, dass die Bewohner Alexandrias, wenn es hart auf hart kommt, keine eingeschworene Gemeinde sind, sondern jeder für sich selbst kämpft. So haben Aiden und sein Freund schon mehr als einen Kameraden auf dem Gewissen, weil sie in eine scheinbar ausweglose Situation geraten sind, in der sie getreu dem Motto "jeder ist sich selbst der nächste" gehandelt haben.

Dies wird auch in der Nebengeschichte um Abraham aufgegriffen. Auch hier kommt es durch Panik und Unachtsamkeit der Bewohner Alexandrias zu einem Zwischenfall, der fast einem Menschen das Leben kostet, hätte Abraham nicht eingegriffen. Der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde ist also alles andere als groß, was auch den Neulingen allmählich immer mehr ins Auge sticht. Wird es also am Ende unweigerlich dazu kommen, dass Rick und die anderen die Dinge in die Hand nehmen und die Leitung der Gemeinde übernehmen, zur Not auch gegen Deannas Willen? Bislang hat es den Anschein, als hätte es Alexandria bitter nötig, denn dass so viele bislang überlebt haben, scheint nicht auf ihr gutes Krisenmanagement zurück zu führen zu sein, sondern ist vielmehr der Tatsache geschuldet, dass man bislang noch keinem größeren Ansturm von Beißern gegenüber stand. Anders lässt sich nicht erklären, wie die Bewohner sonst bisher überlebt haben.

"You keep the windows intact, you keep society intact."

Während dieses Mal die "Außenmissionen" durchaus punkten können, tritt man innerhalb der Mauern Alexandrias ein wenig auf der Stelle. Es wird angedeutet, dass Jessies Mann anscheinend ein Säufer und Schläger ist, der seine Familie drangsaliert, so dass Rick früher oder später wohl keine andere Wahl mehr haben wird, als ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Er wird in dieser Episode von Carol auch fast schon ein wenig dazu gedrängt, etwas zu unternehmen.

Carol freundet sich immer mehr mit Sam an, der trotz ihrer drohenden Worte, ihn an einen Baum zu ketten und den Zombies zum Fraß vorzuwerfen, weiterhin ihre Nähe sucht. Das zeugt entweder davon, dass Sam Carol nicht im entferntesten glaubt, dass sie ihren Worten Taten folgen lassen könnte oder er ist solche Gewaltandrohungen bereits von Zuhause aus gewöhnt. Es ist interessant, dass Sam gerade Carol als Kontaktperson aussucht, da sie ja alles mögliche unternimmt, um ihn von sich fern zu halten, um nicht wieder in ein Kind Gefühle zu investieren, das aller Wahrscheinlichkeit nach viel zu früh sterben wird. Es ist verständlich, nach all dem was sie durchgemacht hat, dass sie auf Distanz geht, doch mitansehen, wie Sam misshandelt wird und geht zu Rick, um ihm von ihrem Verdacht zu erzählen. Ohne zu ahnen, dass auch er mittlerweile seine Schlüsse gezogen hat und ebenfalls Jessies Mann und Sams Vater unter Beobachtung hat. Es wird also definitiv zu einer Konfrontation zwischen Rick und Pete hinauslaufen, die einen weiteren Keil zwischen die Gruppe und Aleaxandrias Einwohner treiben wird.

Randnotizen

• Maggies Rolle bei Deanna ist mir nicht so ganz klar. Was genau ist ihre Aufgabe? Administrative Angelegenheiten? Bindeglied zwischen Team Rick und Team Alexandria?
• Daryl verschwindet zu Beginn der Episode auf dem Motorrad und mit ihm auch die Chance auf eine spannende, tiefgründige Geschichte. Schade eigentlich. Genau wie Daryl verschwinden für diese Episode auch Carl und Michonne quasi spurlos. Der Cast ist einfach viel zu groß, um jeden einzelnen Charakter sinnvoll zu integrieren.
• Eugene wächst in dieser Episode beinahe über sich hinaus und rettet Tara vielleicht das Leben (oder auch nicht). Ich tue mir schwer, ihm in seinen Konversationen zu folgen, was an diesem komischen Akzent liegt. Dennoch freut es mich, dass man endlich etwas mehr Profil gibt, auch wenn das, was er von sich gibt, einfach nur lächerlich ist. Er hat die Gruppe gerettet, weil er sie durch seine Lüge nach Alexandria gebracht hat?!? Wahnsinnig tolle Argumentation!

Fazit

Ich kann mich noch immer nicht an die neue Situation gewöhnen. Der feste Ort, die neuen Charaktere – es wirkt alles momentan noch zu unausgegoren und zu wenig spannend. Dafür punktet man seitens der Autoren weiterhin mit spannenden und brutalen Szenen außerhalb der Mauern Alexandrias, opfert jedoch viel zu oft den ein oder anderen Charakter, so dass allmählich Todesfälle an Signifikanz verlieren.

Melanie Wolff - myFanbase

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