Bewertung

Review: #7.01 Der Tag wird kommen

Foto: Jeffrey Dean Morgan & Andrew Lincoln, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Jeffrey Dean Morgan & Andrew Lincoln, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Wenn man wie ich nicht sonderlich verärgert ist, wenn man das Ende kennt, bevor man den Anfang gesehen hat, dann war das Ergebnis dieser Episode, nämlich der Tod von Abraham und Glenn kein Geheimnis mehr. Bereits seit einigen Tagen kursierten detaillierte Spoiler zur ersten Episode im Netz, so dass man meinen könnte, die Luft sei ein wenig raus aus dem ganzen Spektakel. Umso interessanter war es, die Nachwehen der ersten Folge der 7. Staffel im Netz zu lesen. Von einem verstörenden Gore-Fest, das eine sensible Grenze überschreitet bis hin zu Torture-Porn war die Rede, aber auch von einer der langweiligsten, weil repetitivsten Episoden, einem echten Lowlight der Serie also, war die Rede. Am Ende war es vielleicht keine Glanzstunde des Fernsehens, aber selten saß ich so aufgewühlt vor dem Fernseher wie während dieser Episode. Vielleicht weil ich wusste, was auf mich zukam. Doch nicht das Ableben von Glenn und Abraham waren es, die mich fesselten. Es waren zwei Männer...

Negans Besetzung durch Jeffrey Dean Morgan erweist sich als hervorragende Entscheidung. Er verkörpert den sadistischen Anführer der Saviors mit einem unglaublich eindringlichen Schauspiel und bringt die richtige Mischung zwischen totalem Psychopath und geradlinigem Anführer hervorragend auf die kleine Leinwand. Es macht Spaß, ihm zuzusehen, wie er sich bewegt, wie er spricht, wie er agiert und reagiert.

Sein Gegenpart, Andrew Lincoln, steht ihm in dieser Folge in Nichts nach. Er hat nur wenig Dialog in den Szenen mit Negan, doch seine Gestik und Mimik zeigt fantastisch, wie Rick allmählich dämmert, was passiert ist und was seine gnadenlose Unterschätzung von Negan und seinen Leuten für eine Folge hat. Doch nicht Abrahams Tod, oder Glenns Tod brechen ihn am Ende. Es ist die Aufforderung von Negan, Carl den Arm abzuhacken, die ihn – jedenfalls für diesen Moment – zu einem von Negans Untergebenen macht.

Die beiden – Negan und Rick – nehmen die zentrale Rolle in einer Episode ein, die die Weichen für die nächsten Folgen stellen dürfte. Die Würfel wurden neu gemischt, Ricks Überheblichkeit hat sie alle in eine wirklich üble Situation gebracht und ich kann mir noch nicht vorstellen, wie man nun weitermachen soll. Kann man zu dem Leben zurückkehren, das sie zuvor führten – ein ruhiges Leben mit der Aussicht auf Hoffnung? Negan verlangt von ihnen, dass sie nun für ihn arbeiten, für ihn "produzieren" und ihre Habseligkeiten mit ihm teilen. Das klingt erst einmal nicht verkehrt, doch man sieht ja anhand von den wenigen Momentan, die man als Zuschauer in Hilltop verbringen durfte, dass auch das Leben als Negans Untertan mit einer Menge Leichen gepflastert sein kann.

Ich bin wirklich gespannt, welche Richtung die Serie nun einschlagen wird. Die Kritik, dass sich "The Walking Dead" immer wieder des gleichen Schemas bedient, kann man nicht absprechen. Hoffnung – Verzweiflung – Tod – Hoffnung sind die zentralen Antriebspunkte in dieser postapokalyptischen Serie. Die Gruppe trifft auf einen Widersacher, verliert einen oder mehrere ihrer Mitglieder, findet einen Ausweg und einen potentiellen Weg zu einem "normalen" Leben, nur um dann wieder zu erkennen, dass die Welt eine andere geworden ist. Ja, so ist das bei "The Walking Dead" und manch einer mag sich an der Narrative stören. Ich für meine Belange jedoch freue mich über die neuen Herausforderungen, die sich mit Negan nun ergeben. Er scheint der Gegner zu sein, der der Gouverneur hätte sein können, es jedoch nicht wurde. Er hat Potential. Er wird sicherlich nicht so bald über die Klinge springen wie Gareth oder die Wölfe. Er wird blieben und eine harte Nuss für Rick werden. Nicht heute. Nicht morgen. Aber irgendwann wird Rick die Oberhand gewinnen. Es wird neue Hoffnung geben und auch die wird sich wieder zerschlagen. So läuft es nun mal, in einer Welt, die voller Zombies ist und voller Menschen, die lernen mussten, dass nur der Stärkste überlebt.

Der künstlerische "Griff ins Klo", wie ich das Finale der 6. Staffel genannt hatte, konnte durch #7.01 Der Tag wird kommen nicht wett gemacht werden. Abrahams Ableben ist leichter zu verschmerzen als Glenns, aber auch nur, weil letzterer einfach länger in der Show dabei war. Und doch hat es niemand wirklich Essentiellen getroffen, denn wenn man ehrlich ist, dann hätte Glenn schon lange zuvor das Zeitliche segnen müssen. Rick, Daryl, Carl, Michonne – sie hingegen sind alle save. Und daran wird sich so schnell nichts ändern. Und das ist auch gut so.

#7.01 bot ein interessantes Stück Fernsehen. Es hätte gerne etwas weniger Blut sein dürfen und die Szenen mit Glenns herausstehendem Auge war wirklich schwer zu ertragen. Andererseits ist TWD ein Horrordrama, da darf auch schon mal etwas Gehirnmasse spritzen. Mich hat die Episode gepackt und ich zittere Minuten danach noch ein klein wenig ob der Anspannung. Von daher hat Scott M. Gimple vieles richtig gemacht, auch wenn manch einer dies anders sieht. Das was dem Finale fehlte, das findet sich hier im Staffelauftakt der 7. Runde. Ich freue mich darauf, zu sehen, was als nächstes passiert. Von daher: mission accomplished. I'm on board.

Melanie Wolff - myFanbase

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