Bewertung

Review: #7.02 Der Brunnen

Foto: Khary Payton, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Khary Payton, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nach dem emotional sehr aufwühlenden Auftakt der 7. Staffel tut es gut, dass man mit der nachfolgenden Episode ein paar sanftere Töne anschlägt und sich ganz auf Carol und Morgan konzentriert. Zur Erinnerung: Carol wurde von einem Saviour angeschossen und durch Morgan gerettet, als die beiden schließlich zwei berittenen Männern vor die Füße stolperten, die ihre Hilfe anboten.

Wie schon von vielem im Finale von Staffel 6 vermutet, handelt es sich bei den Männern um Mitglieder einer weiteren Gemeinschaft, die sich selbst "The Kingdom" nennt. An der Spitze der Gemeinde steht Ezekiel, der sich selbst zum König ausgerufen hat. Er ist auf den ersten Blick ein sehr erhabener, umsichtiger Mann, der nicht zuletzt aufgrund seines ungewöhnlichen Haustiers und seiner imposanten Statur einen gewissen Respekt verdient. Sein Gebaren ist dem eines Königs durchaus würdig, wenngleich sein Auftreten natürlich sehr, sehr eigenartig anmutet. Nicht nur Carol musste sich verkneifen, lauthals loszulachen, als sie Ezekiel das erste Mal reden hörte. Dass hinter all seinen großen Worten in Wirklichkeit nur ein Mann steckt, der eine Rolle übernommen hat, in der er per Zufall hineingestolpert ist, macht ihn zu einem wirklich sympathischen Menschen. Und was ich "The Walking Dead" hier wirklich hoch anrechne, ist die Tatsache, dass man doch relativ schnell durchblicken lässt, dass König Ezekiel sein Herz am rechten Fleck hat und nicht der abgehobene, komische Kauz ist, für den man ihn halten könnte.

Sein Gespräch mit Carol war für mich vielleicht das Highlight der gesamten Folge. Beide haben einander bereits bei ihrem ersten Gespräch durchschaut, sich jedoch nichts anmerken lassen. Ezekiel merkt schnell, dass Carol selbst in eine Rolle schlüpft und so von vielen erst einmal falsch eingeschätzt wird, es jedoch wirklich faustdick hinter den Ohren hat. Dieses Mal muss ich gestehen, dass mir Carols "ich bin das naive Dummchen"-Gerede wirklich ein wenig over the top war. Schon alleine ihr Lächeln war sehr, sehr aufgesetzt und ihre unterwürfigen, lobenden Worte waren so honigsüß, dass ein jeder mit ein bisschen Verstand eigentlich hätte sehen müssen, dass sie ihr Gegenüber nicht ernst nimmt. Glücklicherweise ist Ezekiel kein solcher Dummkopf und durchschaut sie. Durch seine Offenheit kann er sie am Ende auch dazu bringen, die Gemeinde zwar vorerst zu verlassen, jedoch in einem Haus nicht weit entfernt Unterschlupf zu suchen. So kann er weiterhin ihre Nähe suchen, denn es wird bald klar – die beiden haben eine Verbindung, die sehr interessant werden könnte.

Natürlich ist auch sehr interessant, dass "The Kingdom", wie auch die Hilltop Kolonie, eine Verbindung zu den Saviours hat. Wie Hilltop muss auch das Kingdom an Negan Abgaben zahlen und tut dies bereitwillig, da Ezekiel kein Interesse an einer Konfrontation hat, weil er zu ahnen scheint, dass er sie nicht gewinnen kann. Alles was ihnen am Ende bleibt ist ein stiller Protest gegen ihre Unterdrücker, indem sie beispielsweise die Schweine, die sie an die Saviours liefern sollen, mit Beißern füttern.

Die Mitglieder des Kingdom, jedenfalls die wenigen, die wir kennenlernen durften, haben jedoch anders als die Leute aus Alexandria und Hilltop durchaus Erfahrung im Umgang mit Waffen und könnten sich zur Wehr setzen, allen voran Richard, der nur Dank Ezekiels Eingreifen nicht auf eines der Mitglieder der Saviours eingeprügelt hat. Vielleicht wären sie also potentielle Mitstreiter im Kampf gegen Negan, sollte Rick tatsächlich weiterhin vorhaben, sich Negan irgendwann einmal in den Weg zu stellen.

Randnotizen

  • Morgan nimmt sich eines Jungen an, der Schwierigkeiten damit hat, eine Waffe zu führen. Er bringt ihm Aikido bei und ertappt sich selbst dabei, wie er immer mehr Abstand davon nimmt, Konflikte mit Pazifismus zu lösen. Dabei befindet er sich eigentlich im Kingdom in guter Gesellschaft. Ich bin gespannt, was sich hier noch tun wird.
  • Carol lässt sich mit Granatäpfeln nicht ködern, dafür hat sie eine Schwäche für Schokolade. Welch grandiose Szene, als sie eine herumliegende Tafel an sich nimmt, kurz nachdem sie ein Messer eingesteckt hat. Es gibt sie noch, die kleinen Momente, in denen man bei "The Walking Dead" sogar schmunzeln kann
  • Ein Wort zu Tiger Shiva: sehr schlechtes CGI. Aber hey, einen echten Tiger aufzutreiben für eine TV-Serie… ich kann damit leben, dass er computeranimiert ist

Fazit

Eine ruhige Episode, die sich viel Zeit nimmt um einen neuen Mitstreiter einzuführen und mit einem charismatischen Charakter aufwartet, der vor allem auch in Kombination mit den beiden Hauptcharakteren Carol und Morgan gut funktioniert. Ich bin neugierig, mehr über Ezekiel und sein Königreich zu erfahren.

Melanie Wolff - myFanbase

Die Serie "The Walking Dead" ansehen:


Vorherige Review:
#7.01 Der Tag wird kommen
Alle ReviewsNächste Review:
#7.03 Die Zelle

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "The Walking Dead" über die Folge #7.02 Der Brunnen diskutieren.