Wie die Corona-Pandemie in der TV-Season 2020/2021 verarbeitet wird – Teil 1
Im Juli dieses Jahres haben wir euch dargelegt, wie große US-TV-Produktionen den Umgang mit der Corona-Pandemie für die neue Season 2020/2021 angehen wollen. Immerhin hat dieser Einschnitt in unser gesellschaftliches Leben nicht nur die Arbeit hinter den Kulissen verändert, sondern auch die Welt ist plötzlich eine andere, warum es also nicht auch vor der Kamera thematisieren? Nun ist die neue Season seit knapp zwei Wochen mit den ersten Comedyserien wie beispielsweise "Black-ish" an den Start gegangen, mit "This Is Us" folgte auch bereits die erste Dramaserie und das wird in den kommenden Wochen immer mehr werden.
Grund genug für uns, gemeinsam mit euch einen Blick darauf zu werfen, wie die fiktionalen US-Serien die Corona-Pandemie nun tatsächlich verarbeiten. Über die kommenden Wochen wollen wir euch daher anhand einiger Drama- und Comedyserien aufzeigen, welche Aspekte verarbeitet werden und auf welche Weise. Los geht es in der ersten Woche mit "Black-ish", "Die Conners", "The Good Doctor" und "This Is Us".
Black-ish
In der Comedyserie "Black-ish" ist Hauptfigur Bow (Tracee Ellis Ross) als Ärztin in einem Krankenhaus beschäftigt, weswegen es aufgrund ihres Berufs naheliegend war, die Corona-Pandemie einzuarbeiten. So beobachtet man sie bei ihrem Arbeitsalltag, der sie nach und nach mehr auslaugt, während in der Bevölkerung noch kein Verständnis dafür eingesetzt hat, was das neue Virus bewirkt, weswegen sie kein Verständnis für das teilweise gedankenlose Verhalten der Mitmenschen hat. Auch ihr Sohn Junior (Marcus Scribner) tut sich schwer, von seiner Freundin Olivia (Katlyn Nichol) Abstand zu halten. In einer emotionalen Ansprache an ihren Sohn berichtet sie von ihrem neuen Alltag, der kaum gute Nachrichten bereithält, weswegen es jeden einzelnen braucht, um die Pandemie zu besiegen. Schließlich erklärt sich Junior zu einer strikten Quarantäne bereit, doch schon kurz darauf hat er vollständig sein Zeitgefühl verloren. Nachdem nach und nach mehr Verständnis in der Bevölkerung eingesetzt hat und vermehrt hochachtungsvoll die Arbeit von systemrelevanten Berufen hervorgehoben wird, ist auch Dre (Anthony Anderson) davon überzeugt, dass er einen systemrelevanten Job als Werbemanager bekleidet. Er will das mit einem wichtigen Werbespot unterstreichen und schließt sich dafür mit seinen Kollegen kurz, was natürlich nur noch über Videocall möglich ist, weswegen es ungefragte Einblicke in das Privatleben der Kollegen gibt.
Die Conners
Die Mutterserie "Roseanne" hat sich bereits in ihrer Zeit mit gesellschaftlichen und weltlichen Themen befasst, sei es Arbeitslosigkeit, Abtreibungen oder gleichgeschlechtliche Liebe. Auch das Spin-Off "Die Conners" folgt diesem Schema und so konnten wir im Auftakt der dritten Staffel mitverfolgen, wie die einzelnen Conner-Mitglieder mit der aktuellen Corona-Pandemie umgehen. Mark (Ames McNamara) nimmt diese beispielsweise sehr ernst und trägt nicht nur im Haus Mundschutz, sondern hält auch den Rest der Familie dazu an, Abstand zu halten und sich die Hände zu desinfizieren. Auch wenn die anderen Conners keinen Mundschutz im Haus tragen, halten sie sich doch alle an den Sicherheitsabstand und so sitzen sie alle verteilt in der Küche und nehmen ihr Essen ein. Becky (Alicia Goranson) isst sogar in der Waschküche und bekommt ihr Essen durch das Küchenfenster gereicht, welches allerdings mit Jalousien versehen ist, so dass das meiste ihres Essens verloren geht. Neben dem Sicherheitsabstand, den man während der Pandemie beachten soll, wird auch der Jobverlust angesprochen, den DJ (Michael Fishman) während dieser Zeit erlebt. Er versucht so händeringend, sich und seine Tochter (Jayden Ray) mit mehreren Minijobs über Wasser halten und dabei wird einem auch aufgezeigt, dass er glaubt, kein guter Vater zu sein, da er dadurch nicht genügend Zeit mit ihr verbringen kann.
The Good Doctor
"The Good Doctor" ist als Arztserie natürlich besonders nah am Epizentrum einer weltweiten Pandemie, weswegen sich hier um eine besonders authentische Darstellung bemüht wird. Im Auftakt zur vierten Staffel kann man im Zeitraffer mitverfolgen, wie der Krankenhausalltag von einem unbekannten Virus mit all seinen Konsequenzen überrollt wird. So begrüßt Morgan (Fiona Gubelmann) zu Beginn des Jahres eine Patientin mit schlimmen Husten in der Notaufnahme, ohne Maske und sonstigen Schutz und schließt bei ihr aus, dass sie von "dem Virus aus China" betroffen ist. Doch diese Einschätzung erweist sich als falsch, denn im Verlauf kann man als Zuschauer mitverfolgen, wie die Patientin stationär aufgenommen wird, wie sie auf die Intensivstation verlegt werden muss, wie sie intubiert wird und letztlich verstirbt. Bei all dem können die Ärzte nur hilflos zuschauen, denn für sie sind die Symptome und der Krankheitsverlauf von COVID-19-Patienten noch nicht vollständig erforscht, weswegen sie immer nur reagieren, aber niemals agieren können. Das sieht man auch an Shaun (Freddie Highmore), der einen Patienten (Lochlyn Munro) mit Corona behandelt und von jedem neuen Symptom entsprechend seiner Persönlichkeit vollkommen fasziniert ist, weil es ihm ermöglicht, ein vollständigeres Bild zu gewinnen, während die Kollegen dadurch nur hilfloser werden, was auch die Spannung untereinander steigert. Ein zweiter großer Themenblock ist die Belastung für Angehörige, die ihre liebsten Menschen bei der Bekämpfung der Krankheit nicht beistehen können. Das sehen wir an Claire (Antonia Thomas), der es das Herz bricht, Rochelle (Bethany Brown) als Tochter einer erkrankten Patientin immer wieder abweisen zu müssen am Eingang der Notaufnahme und ihr zudem immer schlimmere Nachrichten übermitteln muss. Auch Shauns Patient darf keinen Besuch empfangen, weswegen seine Frau Lily (Carly Pope) stets per Videoanruf bei ihm ist, was aber auch nur bis zu dem Punkt funktioniert, bis auch er intubiert werden muss. Der dritte Themenblock spielt in den zweiten bereits hinein, denn auch auf privater Ebene wird die Kontaktvermeidung intensiv dargestellt. Während Shaun und Lea (Paige Spara) in ihrer gerade begonnenen Beziehung ausgebremst werden und die körperliche Nähe vermissen, ist für Glassman (Richard Schiff) und seine Frau Debbie (Sheila Kelley) die gemeinsame Quarantäne gefährlich, denn ihr Frust sorgt für zahlreiche Streitereien, bis sie schließlich in getrennten Schlafzimmern nächtigen. Bekanntlich hat die Pandemie neue Beziehungen entstehen lassen, alte aber auch beendet.
This Is Us
"This Is Us" ist eine Serie, die das Genre Drama bedient und zudem immer darum bemüht ist, tragische Geschichten zu erzählen und die Zuschauer zu Tränen zu rühren. Kein Wunder also, dass die Macher die Corona-Pandemie direkt im Auftakt der fünften Staffel thematisieren und trotz dieser aktuellen Situation für emotionale Momente sorgen. So erleben wir Kevin (Justin Hartley) mit Maske vor dem Gesicht, der sich auf den Weg zu seiner Schwester Kate (Chrissy Metz) und Toby (Chris Sullivan) macht, um ihnen mitzuteilen, dass er Vater von Zwillingen wird und Madison (Caitlin Thompson) die Mutter sein wird. Um den Sicherheitsabstand zu wahren, verteilen sich alle vier auf dem Rasen vor dem Haus von Kate und Toby. Da auch eine körperliche Umarmung nicht möglich ist, gegeben sie sich alle eine Luftumarmung und auch Gregory (Timothy Omundson) spricht seine Glückwünsche mit Sicherheitsabstand aus. Randall (Sterling K. Brown) muss sich dreimal wöchentlich bei der Arbeit testen lassen und auch Beth (Susan Kelechi Watson) achtet zuhause darauf, dass sich alle die Hände desinfizieren. Während der Coronazeit ist die Zeit für Schwangere schwierig, so erleben wir Kevin und Madison, wie sie bei einer Ultraschalluntersuchung beide eine Maske tragen. Zum 40. Geburtstag der Drillinge möchten zumindest Kevin und Kate mit ihren Partnern und ihrer Mutter Rebecca (Mandy Moore) samt Miguel (Jon Huertas) zusammenkommen. Daher begeben sie sich vorher in Quarantäne, um dann nach einem negativen Test gemeinsam zur Familienhütte zu fahren.
Lena Donth & Daniela S. - myFanbase
08.11.2020 19:24
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