Bewertung

Review: #2.02 Die Manny Show

Foto: Eris Baker - Copyright: Doreen Stone
Eris Baker
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Nachdem man sich im Staffelauftakt erst einmal wieder in die Serie einfühlen musste, kam mir die zweite Episode viel harmonischer vor. Das lag zum einen daran, dass wir in der Gegenwart die gesamte Familie Pearson an einem Ort versammelt sehen und zum anderen, dass die neuen Storylines nun nicht mehr so frisch wirken und man langsam mit den Ideen warm wird.

The Man-ny

Grund dafür, dass sich die gesamte Familie Pearson auf den Weg nach L.A. macht, ist Kevin und ein Auftritt in der Serie "The Man-ny", aus der wir ihn zu Beginn der Serien aussteigen sahen. Unbedingt gebraucht hätte ich Kevin in Windeln nicht, die Szene hat jedoch einen schönen Bogen zurück in die Vergangenheit geschlagen. Bereits damals stand Sophie Kevin zur Seite, lachte über seine Scherze und spornte ihn an. In der Gegenwart ist es nicht anders. Kevin schert sich nicht darum, was die anderen von ihm denken, ob er sich vielleicht blamiert oder ob man ihn mit dieser Szene bloßstellen wollte. Für ihn rutscht all das in den Hintergrund, wenn er einen Blick auf Sophie wirft und ihr Lachen sieht. Zwar wissen wir noch immer nicht viel über die Beziehung der beiden, klar ist jedoch, dass sie sich beim Sehen gut anfühlt. Man versteht, dass Sophie Kevin zu einem besseren Mann macht, denn er muss sich für sie nicht verbiegen. Ich würde liebend gern einmal einen Flashback sehen, der sich allein mit der gescheiterten Ehe der beiden befasst und erfahren, wie es kam, dass Kevin die Frau, die ihm scheinbar immer ein Stütze war, betrogen hat.

"I never wanted you to be like me, Kate." - "Oh no, you wanted me to be the you that you never became."

In Kates Geschichte machen wir in dieser Episode einen Sprung, den ich ebenfalls nicht kommen sah, da ich zuletzt annahm, dass Kate erst einmal genügend Selbstbewusstsein entwickeln muss, um sich auf eine Bühne zu trauen. Das scheint jedoch garnicht das Problem zu sein, denn Kate hat in dieser Woche einen Gig und nicht einmal Lampenfieber. Der Störfaktor ist viel mehr Rebecca und die Stimmung zwischen den beiden eskaliert schon beinahe. Wir wissen zwar, dass Rebecca und Kate sich nicht sonderlich nahe stehen, doch die tiefe Kluft, die uns dieses Mal gezeigt wurde, habe ich bisher noch nie als so extrem empfunden.

Man liefert uns auch gleich einen Grund für Kates Abneigung gegen ihre Mutter, der durchaus verständlich ist. In den Flashbacks zeigt man uns das langsam heranwachsende Gesangstalent von Kate. Ganz anders als ihr Bruder, der sich auf der Bühne sehr wohl fühlt, scheute Kate bereits damals davor zurück, ihre Stimme laut und kräftig zu erheben. Als sie dann auch noch ihre Mutter unter der Dusche singen hört, ist für Kate alles vorbei. Neben ihrem Gewicht, durch das sie sich stets von Rebecca unter Druck gesetzt fühlt, muss Kate nun auch was den Gesang angeht mit ihrer Mutter konkurrieren und ähnlich wie in Figur-Fragen gibt sich Kate sofort geschlagen. Es ist verständlich, dass es für Kate schwer ist, sich immer an und mit ihrer Mutter messen zu müssen und dass somit die Kluft zwischen den beiden immer größer wird. Mit seinen Problemen und Minderwertigkeitsgefühlen wendet man sich schließlich nicht an jemanden, der das genaue Gegenteil von einem darstellt und sich nicht in die eigene Lage hineinversetzen kann.

Gleichzeitig hat man bei Rebecca und Kate aber auch das Gefühl, dass, egal welchen Weg Rebecca wählt, sie es bei Kate einfach nie richtig machen kann. Es ist nicht so, dass Rebecca ihrer Tochter mit Absicht das Gefühl vermittelt, weniger wert zu sein oder an sich arbeiten zu müssen. In meinen Augen ist Rebecca nur eine mitfühlende Mutter. Allerdings muss ich zugeben, dass sie sich bei Randall viel besser anstellt. An ihm wird keine Kritik geübt und für ihren Adoptivsohn ist Rebecca stets eine Löwenmutter. Wie genau sie sich Kevin gegenüber verhält, haben wir bisher leider noch nicht recht gesehen, obwohl natürlich schon aufgefallen ist, dass Kevin das Lieblingskind keiner seiner Eltern war und damit immer auf sich selbst Acht geben musste. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es Rebecca schwer fällt zu sehen, dass ihr Sohn auf der Bühne erfolgreich ist, während sie diesen Schritt nie geschafft hat.

Rebecca hat selbst kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter, was ein Grund dafür sein könnte, weshalb es zwischen ihr und Kate ebenfalls nie gut gelaufen ist. Als wir Rebeccas Mutter in #1.11 Herzensangelegenheiten kennengelernt haben, wurde schnell klar, dass es immer etwas gibt, das Janet an ihrer Tochter kritisieren konnte. Auch wenn Rebecca dieses Verhalten nicht absichtlich auf Kate überträgt, scheint es mir, als würde Kate es dennoch genau so empfinden.

Nach diesen Überlegungen wirkt es passend, dass Kate ihre Mutter nicht bei ihrem ersten Auftritt dabei haben wollte, auch wenn mir die Lage dennoch wesentlich verschärfter erschien als in Staffel 1. Tobys Reaktion auf Rebecca war ebenso harsch wie die von Kate, wohingegen es dennoch gut für Kate war, dass Toby seiner Verlobten umstandslos den Rücken freihält.

Flashback

Der Flashback im Flashback zeigt uns ansatzweise, wie Jack bei seinem ersten Versuch in #1.02 Showbusiness sein Alkoholproblem in den Griff bekommen hat. Egal ob er sich nun beim Boxen abreagiert hat oder bei AA-Treffen von seinen Problemen erzählte, am Wichtigsten scheint es gewesen zu sein, dass er in Kate immer eine Stütze hatte. Denn als Jack krampfhaft versucht nichts zu trinken, fährt er nicht etwa zu seiner Frau um bei ihr Halt zu finden. Nein, er macht sich auf den Weg zu Kate und das Gespräch mit seiner kleinen Prinzessin gibt ihm Kraft. Auch Jahre später, als er sich erneut in der gleichen Lage befindet, geht Jack zuerst zu Kate. Dies ist wieder einmal ein Beweis dafür, wie eng das Band zwischen Vater und Tochter war und wie niederschmetternd es für Kate gewesen sein muss, als sie mit ihrem Vater ihre wichtigste Bezugsperson verlor. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies die Beziehung von Kate und Rebecca zusätzlich belastet hat und dass Kate es ihrer Mutter übel nimmt, dass sie nie so zu ihr gehalten hat wie Jack es tat.

Randalling out

Nicht weniger emotionale ging es bei Randall und Beth zu. Das Ehepaar traf zuletzt die Entscheidung ein älteres Kind zu adoptieren und ich freue mich, dass man uns zeigt, dass dies kein leichter Weg ist. Randall ist, wie er selbst schon häufig betont hat, ein Perfektionist, weshalb ihn der Gedanke, ein fremdes Kind bei sich aufzunehmen nun doch ängstigt. Der Mann, der als Junge nie ein Risiko einging und am liebsten immer alles genau durchkalkulieren würde, ist nun im Begriff das Chaos in ein Leben zu holen.

Die Ehe von Randall und Beth ist wie jedes Mal eines der Highlights der Folge. Denn auch wenn die beiden zu Beginn nicht unbedingt auf der gleichen Seite stehen, schaffen sie es dann doch am Ende Hand in Hand eine Entscheidung zu treffen, die bei beiden von Herzen kommt.

Neben der stabilen Ehe mit Randall gibt es ein weiteres Thema, das in Zusammenhang mit Beth häufig fällt: ihre Abneigung gegen Kevin. Dies nutzt man in dieser Episode aus, um die vielen ernsthaften Unterhaltungen ein wenig aufzulockern. Es ist grandios, als Beth erkennen muss, dass Kevin der Stichwortgeber für ihr erstes Date mit Randall war. Die beiden Figuren, die sonst nie viel miteinander gemein haben, lachen nun unbeschwert miteinander.

Randnotizen

  • In #1.15 Untiefen hatte ich den Eindruck, dass Sophie sich davor scheute auf den Rest der Pearsons zu treffen, weshalb ich ein wenig überrascht war, sie nun vollkommen zwanglos mit ihnen zusammen zu sehen. Ich hätte eher erwartet, dass es zwischen ihr und Kate oder vielleicht Rebecca Spannungen geben würde.
  • Da sich keines der Geschwister viel aus Miguel macht, ist es schön, dass wenigstens Toby ihn sympathisch zu finden scheint.
  • Ich liebe die Szenen zwischen Jack und Kate, da die beiden immer so vertraut mit einander wirken, dass es einen zu Tränen rührt. Milo Ventimiglia und Mackenzie Hancsicsak harmonieren fabelhaft miteinander.

Fazit

Wieder einmal kombiniert man Lachen und Weinen gekonnt mit einander und erschafft eine wunderbare Episode. Für mich war nur die große Abneigung, die Kate ihrer Mutter entgegen brachte, etwas überraschend, da die Anspannung zwischen den beiden noch nie so greifbar war.

Marie Florschütz - myFanbase

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