Bewertung

Review: #2.01 Der Ratschlag eines Vaters

Das Staffelfinale im vergangenen Frühjahr lies die Zuschauer im Ungewissen zurück und schloss die sonst sehr schöne erste Staffel von "This Is Us" unbefriedigend ab. Daher ist es umso besser, das der Auftakt in die zweite Runde gut gelungen ist, denn man versteift sich hier nicht erneut auf eine Zeitebene sondern schafft es, sowohl in den Flashbacks als auch in der Gegenwart alle Geschichten gut auszubalancieren.

"I'm a 37-year-old woman. And I shouldn't need to be pushed or coddled. Not by a man, not by my husband, not by my brother, not by anyone!"

Im Finale wurden die Richtungen, in die sich die Leben der Pearson-Geschwister entwickeln würden, nur kurz angedeutet. Klar war jedoch, dass jeder für die Zukunft große Pläne hatte. Kate nahm sich vor, endlich etwas aus ihrem Leben zu machen und sich eine Karriere unabhängig von Kevin aufzubauen, indem sie sich als Sängerin versuchen wollte. Wie wir zuvor bereits gesehen haben, hat Kate durchaus Talent und man gönnt ihr daher den Durchbruch. Dennoch hat es mir gut gefallen, dass man die ganze Sache langsam und realistisch angehen lässt. Wir haben nun zwar einen Zeitsprung hingelegt, trotzdem ist Kate noch immer am Beginn ihrer Selbstverwirklichung und man zeigt und mit dem Vorsingen, bei dem sie zunächst zu unsicher ist und es garnicht erst versucht, dass es Kate einiges an Zeit, Mühe und Überwindung kosten wird um ihren Traum zu verwirklichen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie viel Zeit seit dem Staffelfinale vergangen ist, einige Wochen werden es mindestens sein, weshalb ich es trotz allem ein wenig eigenartig fand, dass Kate beim Vorsingen dann so schlecht abschnitt. Nach den paar Worten, die sie gesungen hat, musste sie einiges an Kritik einstecken, wodurch man sich fragt, wie inbrünstig sie singt, wenn sie zu Hause übt. Gut vorstellen könnte ich mir, dass in Kate wirklich viel steckt, sie aber nicht unbedingt an ihrer Stimme arbeiten muss, sondern einfach an ihrem Selbstvertrauen. Es gehört einiges dazu, sich auf eine Bühne zu stellen und einfach der Musik hinzugeben, ohne daran zu denken, dass man sich vielleicht vor irgendjemandem lächerlich machen könnte. Daher vermute ich, dass dies in Zukunft eines der größten Probleme sein wird, das Kate zu meistern hat.

Zudem hat mir der Moment der Erkenntnis bei Kate sehr gut gefallen: Wie sie selbst sagt, ist sie eine 37-jährige Frau, die nicht auf die sanften Worte von Kevin noch auf einen Anstoß von Toby angewiesen sein sollte. Kate muss ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, was sie ohne viel zu überlegen dann auch getan hat.

Nicht ganz einfach ging es auch zwischen Kate und Toby zu, da Kevin erneut ein großer Störfaktor in der Beziehung der beiden war. Dies war eine Stelle der Episode, die mich ein wenig enttäuscht hat, da es bereits in der letzten Staffel Thema war, dass Toby von Kate verlangte, sich etwas von ihrem Bruder abzukapseln und ihre Beziehung in den Vordergrund zu stellen. Selbstverständlich verlangt niemand, dass Kate und Kevin nun groß auf Abstand gehen, dennoch hat es sich in der ersten Hälfte der Episode so angefühlt, als würden wir ein altes Thema noch einmal durchkauen. Kate scheint diesbezüglich nichts dazu gelernt zu haben und ist so sehr auf Kevins Meinung fixiert, dass sie Toby vollkommen auszublenden scheint. Hingegen ist Kevin durchaus offen für Tobys Worte und kann nachvollziehen, dass er sich in Bezug auf Kate ein wenig zurücknehmen muss. Es ist schön, die Einsicht von Kevin zu sehen, da er damit zeigt, dass er Toby wertschätzt und bereit ist, von alten Mustern abzulassen.

Viel wichtiger als die Frage, wie Kate ihre Gesangskarriere in den Angriff nehmen wird, war für mich die Entscheidung, die Kevin zu treffen hat. Geht er nach L.A. und lässt Sophie hinter sich? Bleibt er der Liebe wegen in New York und vernachlässigt seine Karriere? Ihn am Filmset zu sehen, brachte natürlich sofort die Frage auf, ob Sophie mit Kevins Entscheidung einverstanden war und ich hätte wirklich gern gesehen, wie die beiden sich darüber unterhalten haben, dass Kevin zurück an die Westküste gehen wird. Abgesehen davon scheint das Paar sich mit der Situation zu arrangieren und Sophie macht sich schlussendlich doch noch auf den Weg nach L.A., um den Abend mit Kevin zu verbringen. Die Stimmung zwischen den beiden wirkt sehr gut, entspannt und vertraut, aber ich gehe davon aus, dass dem Paar in dieser Staffel einige Schwierigkeiten bevorstehen werden. Zwar wurde Alexandra Breckenridge in den Hauptcast befördert, doch aufgrund ihrer Schwangerschaft glaube ich, dass wir nicht viel mehr von ihr sehen werden als in dieser Episode. Die Schwangerschaft in die Serie einzubauen erscheint mir zu voreilig, besonders da die beiden noch nicht lange wieder ein Paar sind und das Thema Familienplanung bereits bei anderen Figuren im Vordergrund steht. Ich hoffe dennoch, dass Kevin hier nicht allzu viel Herzschmerz ins Haus steht, denn wie er in dieser Episode wieder einmal vortrefflich gezeigt hat, ist er ein sehr herzlicher und liebevoller Mensch. Er nimmt sich vor, der Beziehung von Toby und Kate Raum zu lassen und schmollt nicht, als Sophie ihren Besuch zunächst absagt.

"If you really want to do this, if you really want to risk our perfectly imperfect life for something, let's go all the way."

Die wohl bedeutendste Entscheidung bezüglich ihrer Zukunft mussten in dieser Episode Beth und Randall treffen. Es war eine große Bombe, die Randall am Ende der letzten Staffel platzen lies und kam aus dem Nichts, auch wenn man seinen Wunsch, ein Baby zu adoptieren, durchaus nachvollziehen kann. Der Tod von William hat in Randall das Bedürfnis ausgelöst, seinem Vater, beziehungsweise Vätern, zu gedenken und wie könnte er dies besser tun, als so ehrenhaft wie Jack zu sein und ein hilfloses Baby bei sich aufzunehmen. Dennoch ist die Lage im Hause Pearson alles andere als entspannt, denn schnell zeigt sich, dass Beth mit dem Wunsch ihres Mannes nicht einverstanden ist. Zunächst befürchtete ich, dass man aufgrund dieses Themas nun einen Familienstreit vom Zaun brechen und die Ehe der beiden auf die Probe stellen würde, was mir nicht recht gefiel, da man somit zu nah an den Geschehnissen der Flashbacks gewesen wäre. Umso erleichterter war ich daher, als Beth und Randall noch in dieser Episode zu einander fanden und sich eine süße Liebeserklärung machten. Angelehnt an die Ehe von Jack und Rebecca, die einem in Staffel 1 phasenweise als perfekt erschien, macht Randall nun klar, dass er nicht so sein möchte wie seine Eltern. Diese Worte wiegen schwer, denn Jack und Rebecca waren ein tolles Team, doch anders als Beth und Randall waren sie letztendlich nicht halb so offen zu einander. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Randall und Beth jemals große Geheimnisse vor einander hatten, denn die beiden gehen sehr ehrlich mit einander um, was immer wieder schön zu sehen ist, weil es dadurch keinen unterschwelligen Groll gibt, der langsam wachsen kann, wie es bei Jack und Rebecca der Fall war.

Um Randalls Wunsch dennoch nicht unerfüllt zu lassen, schlägt Beth eine Abwandlung vor, mit der ich so nicht gerechnet hätte und die die Familie sicherlich auf die Probe stellen wird. Einen Teenager bei sich aufzunehmen ist keine leichte Entscheidung. Man kann sich schon jetzt gut vorstellen, wie schwer er oder sie es seinen neuen Pflegeeltern machen wird, dass es viel Rebellion geben wird und dass sicherlich nicht jeder abends zufrieden ins Bett geht und auch mal einige harsche Worte bereuen wird. Dennoch freue ich mich auf diesen neuen Abschnitt im Hause der Pearsons, da es für Unterhaltung sorgen wird und diese Art von Adoption auch viel besser zu dem Ehepaar passt, da Beth und Randall eine sehr stabile Ehe führen.

"Our marriage wasn't perfect, it's true, but none are. And your father wasn't perfect either, but he was pretty damn close."

Das Ende der letzten Staffel stellte für die Ehe von Rebecca und Jack einen großen Dämpfer dar, da sich die beiden schlagartig sehr weit von einander entfernt haben. Dass man den Zustand nicht lange so lässt, gefällt mir gut, denn das Paar hat bisher stets zusammen gehalten. Deshalb passt es, dass Rebecca nach einer kurzen Atempause einen Schritt auf Jack zu macht und genau so gut passt es, dass Jack vor seiner Frau sein Alkoholproblem eingesteht. Dieses wurde bisher immer nur am Rande thematisiert und Jack schien seine Sucht im Griff zu haben. Vor Rebecca hat er bisher keine Schwächen eingestehen wollen, weshalb es dem Paar gut tut, dass Jack nun auch seine dunkle Seite zeigt und bereits ist, sich vor seiner Frau nicht länger zu verstellen. Genau dies hat ihre Ehe nämlich ins Wanken gebracht.

Die Frage, die sich noch immer jeder stellte, ist die nach dem Tod von Jack. Wann wird es passieren? Wie wird es passieren? Warum gibt sich Kate die Schuld? Zwar wissen wir noch immer nicht, was genau sich zugetragen hat, dennoch sind wir dem Rätsel in dieser Episode endlich einen bedeutenden Schritt näher gekommen. In der Schlussszene der Episode hat man im Flashback gesehen, dass es im Haus der Pearson ein Feuer gegeben hat, wodurch ihr Heim vollkommen ausgebrannt ist. Da im Auto auf dem Rücksitz die Habseligkeiten von Jack liegen, kann man nun also davon ausgehen, dass Jack durch dieses Feuer den Tod gefunden hat. Zwar finde ich es gut, dass die Autoren uns einen weiteren Hinweis geben, allerdings wirkt es so, als würde man Zeit schinden wollen. Kurz vor dem Ende von Staffel 1 deutete alles darauf hin, dass Jack betrunken ums Leben kommen würde. Doch die Autoren trafen die Entscheidung uns noch im Ungewissen zu lassen und griffen das Thema von Jacks Tod daher nicht noch einmal auf. Nun zeigt man uns scheinbar den Tag, an dem Jack gestorben ist, doch seine Alkoholsucht steht nun nicht länger im Mittelpunkt der Geschichte. Aus diesem Grund sieht es für mich so aus, als hätte man sich spontan einen anderen Ansatz überlegt und um den Moment, in dem man die Geschichte dann tatsächlich offenlegt, noch etwas nach hinten schieben zu können, ist es nun plötzlich ein Feuer, das man uns vor die Nase setzt. Diese Entscheidung finde ich etwas unbefriedigend, da sie nicht im Kontext zu den bisherigen Geschehnissen steht.

Fazit

Man bietet uns einen gelungenen Staffelauftakt mit nur wenig Anlass zu Kritik. Es waren stets die ersten Momente, in denen man sich Mühe geben musste, mit der neuen Situation warm zu werden, doch die Stolpersteine wurden schnell aus dem Weg geräumt, wodurch sich schlussendlich ein stimmiges Bild ergab. Die letzten Szenen des Flashbacks wirken jedoch noch recht zusammenhangslos, da man uns beim Tod von Jack durch das Feuer nun mit einer ganz anderen Situation konfrontiert, als man es zuvor erwartet hätte.

Marie Florschütz - myFanbase

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