Review: #5.12 Beides kann wahr sein
Nachdem die letzte Episode eher für sich alleinstand, setzt die Handlung nun beinahe nahtlos an die von #5.10 I've Got This an. Ich hatte Bedenken, dass man alle angeschobenen Geschichten auf zufriedenstellende Weise weiterführen kann und muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht wurde. In fast allen Elementen der Episode stand das Thema Aussprache im Vordergrund, was genau so erfrischend wie bereichernd war.
"It's more than letting go. It's adjusting to what is."
Die Episode startet mit der großen Neuigkeit, dass die Verlobung von Kevin und Madison an die Öffentlichkeit geraten ist. Ich hätte nicht gedacht, dass man die Handlung in dieser Geschwindigkeit vorantreibt. Hier bekommen wir genau die Vertrautheit zwischen Kevin und Madison zu sehen, die zuletzt immer wieder unterstrichen wurde. Allerdings geht man dabei sehr behutsam vor, lässt Kevin erst einmal seine typisch übereilte und manchmal überrollende Vorgehensweise, wohingegen Madison zunächst eher zurückhaltend blieb. Im Verlauf der Episode fährt Kevin jedoch ein wenig zurück, während Madison aus sich herauskommen darf. Meine Zweifel bezüglich dieser Beziehung werden dadurch zwar nicht aus dem Weg geräumt, doch ich empfinde die Erzählweise als sehr authentisch und kann mich langsam dann doch mit der Aussicht auf Madison an Kevins Seite anfreunden.
Auf dem Weg zu dieser Aussprache habe ich mich sehr an der Unterhaltung zwischen Madison und Toby erfreut. Madison ergänzt die Gruppe von Toby, Beth und Miguel, die sich neben den Pearsons gern mal außenvor fühlen, hervorragend. Toby und Madison können sich problemlos ihre Bedenken anvertrauen, was sich einfach gut angefühlt hat. Zwar hat schlussendlich nur bei Madison die Unterhaltung auf dem Spielplatz dazu geführt, sich ihrem Partner anzuvertrauen, doch das hat erst einmal nicht weiter gestört. Ich empfände es als zu übereilt, wenn man zu viele Konflikte auf einmal aus dem Weg räumen würde, weshalb ich es als vollkommen plausibel empfand, dass Toby bei Kate nicht sofort mit der Sprache herausrückt. Man lässt sich dadurch gleichzeitig die Möglichkeit, Toby an der neuen Herausforderung wachsen lassen und auch Kate darf sich erst einmal in ihrer neuen Rolle einfühlen. Dass diese ihr genau so schwerfällt, wie es bei Toby der Fall ist, schaffte ein interessantes aus der Balance geratenes Gleichgewicht zwischen den Eheleuten.
In L.A. kommt es zudem zu einem Treffen zwischen Miguel und Nicky. Die unerwartete Begegnung brachte viele Lacher mit sich, konnte allerdings genau so gut die ein oder andere Träne entlocken. Seit Ewigkeiten warten wir darauf, Miguels Figur etwas mehr ergründen zu können, doch bisher wurden wir immer vertröstet. Nun erhält er endlich die Gelegenheit zu glänzen. In den Flashbacks kann er sich als herzensguter Mensch und treuer Freund für Jack erweisen. Seine zurechtweisenden Worte an Dave Malone erinnerten stark an die Ehrlichkeit, die Jack an den Tag zu legen weiß. In der Gegenwart schafft Miguel es, die Treue zu Jack genau so gut zu repräsentieren, indem er dieses Mal Nicky zurechtweist. In beiden Zeitebenen zeigt Miguel sich als so charakterstark, wie wir ihn bisher selten erlebt haben.
Indes erleben wir in Philadelphia ein Treffen, auf das man schon gespannt gewartet hat. Die Rede ist dabei von Tess und Alex, die zum ersten Mal als Paar zu sehen sind. Gern hätte ich dabei einen größeren Fokus auf Tess gesehen, doch stattdessen wird die Geschichte aus der Sicht von Beth erzählt. Ihr als Mutter fällt es schwer, sich an Tess' Partnerwahl zu gewöhnen. Diesen Aspekt kann man gut nachvollziehen, dennoch empfand ich Beths Reaktion als etwas überzogen, da sie viel zu verunsichert wirkte. Als Vermittlerin dient hier wie erhofft Carol, die ihrer Tochter aufzeigt, dass es die Aufgabe von Eltern ist, das eigenes Zukunftsbild der Kinder irgendwann dem anzugleichen, was die Kinder sich selbst wünschen. Carol fügt sich – genau wie zuletzt – sehr gut in die Geschichte ein und gibt Beth den erforderlichen Denkanstoß. Dass Beth den Rat ihrer Mutter gleich in die Tat umsetzt, wirkte befreiend, gleichzeitig empfand ich es als durchaus natürlich, dass dennoch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Wir haben in letzter Zeit sehr wenig Interaktion mit Tess gesehen, weshalb ich es gut finde, dass man hier nicht sofort einen Haken dahinter setzt und aufzeigt, dass Beth und Tess an ihrer Beziehung und Vertrautheit arbeiten müssen.
Einziger Kritikpunkt an dieser Episode ist das Fehlen von Déjà und Malik. Ich hatte mir nach der vorletzten Episode gewünscht, dass man an der angestoßenen Geschichte mit Maliks Exfreundin schnell wieder anknüpfen würde, doch von den beiden fehlt leider jede Spur. Stattdessen tauchen wir noch einmal in Randalls Selbstfindungsphase ein. Ich bin mir unsicher, wie er die Gruppentherapie empfunden hat. Einerseits wurde der Eindruck erweckt, dass es viele Parallelen zwischen Randalls Erfahrungen und denen der anderen Gruppenteilnehmer gab. Andererseits verhielt Randall sich die gesamte Zeit über auffällig ruhig und ließ nicht durchblicken, inwieweit er die Sehnsucht danach, lieber bei seinen leiblichen Eltern aufgewachsen zu sein, teilt oder inwieweit er sich mit seiner Adoptivfamilie verbunden fühlt. Man lässt hier viel Interpretationsspielraum und lenkt den Fokus stattdessen zum Ende hin auf das angeschlagene Verhältnis zwischen den Pearson-Brüdern. Für die nächste Episode wird somit eine weitere Aussprache angekündigt. Seit Beginn der Staffel warten wir darauf und ich muss sagen, dass es nun wirklich fast überfällig ist. Man hat sich an diesen Punkt sehr langsam herangetastet und ich hoffe, dass man damit für Randall und Kevin ein schwieriges Kapitel beenden kann. Gut gefallen hat mir bei diesem Schritt, den die beiden aufeinander zu gemacht haben, dass er von Kevin ausging, der in #4.18 Strangers (2) wirklich sehr hart ausgeteilt hatte. Ohne viel Zögern ist er bereit, über seinen Schatten zu springen und sich der Konfrontation mit seinem Bruder zu stellen, während Randall – wie in der restlichen Episode – eher den passiven Part einnimmt.
Genau wie ich das Auftauchen von Nicky vor zwei Episoden nicht kommen sah, hat mich auch das Ende dieser Folge vollkommen überrascht. Wir erhaschen hier einen Blick auf die Frauen, die in Kevins Leben eine bedeutende Rolle gespielt haben: Zoe, Cassidy und Sophie. Ich bin mehr als gespannt, inwieweit die drei einen Einfluss auf die nahende Hochzeit von Kevin und Madison haben werden. Ein wenig erhoffe ich mir eine Intervention durch Sophie, die für mich noch immer die perfekte Frau für Kevin ist.
Fazit
Diese Episode ist mit sich im Reinen und fühlt sich für mich so ausgeglichen an, wie es bei "This Is Us" schon lange nicht mehr der Fall war. Man macht überall kleine Schritte nach vorne, stellt große Entwicklungen in Aussicht und baut auf die Ehrlichkeit und Sentimentalität, die das Steckenpferd der Serie sind. So kann es gern weitergehen.
Marie Müller - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Both Things Can Be TrueErstausstrahlung (US): 06.04.2021
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Chris Koch
Drehbuch: Danielle Bauman
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