Bewertung

Review: #5.14 Musik und Spiegel

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In den vergangenen Wochen haben sich Episoden, die den kompletten Cast einbeziehen mit solchen abgewechselt, die sich auf wenige Figuren konzentrieren. Nachdem das Augenmerk in #5.13 Brotherly Love komplett auf Kevin und Randall lag, kehrt man also nun zu den übrigen Charakteren zurück, ähnlich wie es nach #5.11 One Small Step… schon in #5.12 Both Things Can Be True der Fall war. Die Schritte, die durch die breite Verteilung der knappen Zeit auf so viele Figuren gemacht werden, sind dadurch zwar meist nur klein, aber dennoch sehr intensiv anzusehen.

"I am a dancer who doesn't dance."

Die Episode wird mit der Handlung rund um Beth eröffnet. Nachdem sie in #4.04 Flip a Coin ihr eigenes Tanzstudio aufgemacht hat, haben wir nichts mehr darüber gehört, weshalb ich mich sehr darüber gefreut habe, etwas tiefer in Beths Alltag abzutauchen. Die traurige Geschichte entfaltet sich rasch und findet ihr Ende damit, dass Beth ihr Tanzstudio Corona-bedingt schließen muss. Diese Tatsache an sich wäre gar nicht so dramatisch, wären da nicht die Rückblenden, die uns darauf hinweisen, dass Beth ihren Traum vom Tanzen nun zum zweiten Mal an den Nagel hängen muss. Die Traurigkeit, die dies in Beth auslöst, wird von Susan Kelechi Watson überzeugend gespielt, richtig ergriffen hat mich allerdings die Performance von Beths jungem Ich durch Rachel Hilson. Wie die junge Beth ihre Ballettschuhe wegwirft, nicht mit Randall zu der Aufführung gehen kann und ihm anschließend zu verstehen gibt, sich aufgrund des geplatzten Traumes verloren zu fühlen, lösen im Zuschauer sofort eine tiefe Betrübtheit aus. Randalls sanfter Versuch, Beth zu trösten, kommt von Herzen und stellt in beiden Zeitebenen genau die Verbundenheit der beiden dar, die wir schon so häufig gesehen haben. Auch wenn Randall sich dieses Mal zurückgenommen hat, baue ich darauf, dass er zukünftig alles daransetzen wird, Beth doch noch wieder mit dem Tanzen zu vereinen – schließlich haben wir in den Flashforwards gesehen, dass das Leben für Beth eine glückliche Zukunft parat hält.

Was mir an der Handlung neben den tiefen Gefühlen ebenfalls sehr gut gefallen hat, war der Part, den Déjà dabei gespielt hat. Ihre einfühlsame Seite wird nur selten gezeigt, da sie allgemein sehr wenig Screentime bekommt, doch wenn man ihrer Figur die Gelegenheit dazu gibt, dann darf sie jedes Mal glänzen. Man schafft es somit, dass Déjà Randall einen weisen Ratschlag geben darf und gleichzeitig ihre eigenen Probleme mit Malik anspricht. Ich hoffe sehr, dass es nicht bei diesem winzigen Einblick in Déjàs Beziehungsleben bleibt, denn ähnlich wie bei Tess würde ich hier gern mehr von der Gefühlswelt dieser Generation sehen. Da die Staffel allerdings verkürzt wurde und nun nur noch zwei Episoden ausstehen, bezweifle ich stark, dass man allen Charakteren zum Ende hin gerecht werden kann.

Bei wem ich keine Zweifel daran habe, dass sich bis zum Staffelfinale noch viel tun wird, sind Kevin und Toby. Beide brüten über ihren sich anstauenden Emotionen und wollen mit aller Kraft versuchen, es ihren Familien recht zu machen. Man nutzt in dieser Episode mehrere Gastauftritt, um den Männern einen bedeutenden Denkanstoß zu geben. Bei Toby geht dieser von seinem Vater aus, der erst einmal arg mit der Tür ins Haus fällt, als er hinterfragt, ob Toby seinen Job verloren hat, weil er seine Medikamente gegen Depressionen abgesetzt hat. Tobys Erkrankung ist zuletzt sehr in den Hintergrund geraten, doch aufgrund seiner Unzufriedenheit mit der momentanen Situation – die Toby in der vorletzten Episode vor Madison ganz offen angesprochen hat – scheint es unausweichlich zu sein, dass Toby in ein tiefes Loch fällt, sollte er sich nicht bald seiner Frau anvertrauen. Auf den Weg dorthin bin ich gespannt, schließlich erkennt man in jeder Szene mit Chris Sullivan, wie schwer es seiner Figur fällt, sich einzugestehen, dass er unzufrieden ist und das Gefühl hat zu versagen. Die Worte von Tobys Vater, es zu begrüßen, dass die Pearsons ihre Gefühle so offen auf den Tisch legen, berührten dabei einen wunden Punkt, da genau dort Tobys momentanes Problem liegt.

Dann haben wir da noch Kevin, der ebenfalls sehr unverblümt auf einen Charakterzug hingewiesen wird, den er schwer überwinden kann. Ich hatte an dieser Stelle schon nicht mehr mit einem weiteren Gastauftritt von einer Ex von Kevin gerechnet und wenn, dann hätte ich definitiv auf Sophie – oder vielleicht noch auf Cassidy – getippt. Dass es nun Zoe ist, die Kevin zum Nachdenken anregt, macht die ganze Sache für ihn nicht leichter. Wenn wir uns zurückerinnern, dann hat Kevin mit Zoe damals das gleiche Verhaltensmuster an den Tag gelegt, wie er es nun mit Madison tut. Damals wollte Zoe keine Kinder und Kevin hat die eigenen Bedürfnisse zurückgesteckt und wollte dennoch an der Beziehung festhalten, bis Zoe dann die Sache beendet hat. Wir kennen es gut von Kevin, dass er es gern allen rechtmachen würde. Sich neben Rebecca & Randall und Jack & Kate wie das fünfte Rad am Wagen zu fühlen, bringt ihn jedes Mal wieder dazu zurück, diese Verlorenheit damit zu kompensieren, sich bei anderen beliebt zu machen. Es ist immer wieder traurig zu sehen, wie liebebedürftig Kevin ist und wie stark der Druck auf ihm lastet, seinem Vater nachzueifern. Dass Zoe ihn nun mit der Nase darauf stößt, die eigenen Bedürfnisse dafür stets zurückzustellen, regt Kevin zum Nachdenken an – und das wohl hauptsächlich in Bezug auf Madison. Ich kann schwer einschätzen, in welche Richtung Kevins Gedanken nun gehen werden. Es lastet das Bedürfnis auf ihm ein guter Vater zu sein und daher auch die Mutter seiner Kinder zu heiraten – besonders dann, wenn sie von seiner Familie auch noch so gut aufgenommen wird und selbst keinen familiären Rückhalt kennt. Dennoch gibt es da eine Stimme in seinem Kopf, die Kevin vielleicht sagt, dass Madison nicht die Liebe seines Lebens ist. Erinnern wir uns an #4.18 Strangers (2) zurück, da hat er dies selbst eingestanden und betont, dass stattdessen sein Kind die Liebe seines Lebens sein wird. Nun gibt es also zwei Möglichkeiten: entweder erkennt Kevin, dass er Madison lieben gelernt hat oder die beiden gestehen sich ein, dass sie einander nie glücklich machen werden. Die große Auflösung erhalten wir wahrscheinlich erst im Staffelfinale.

Randnotizen

  • Während alle anderen schwer zu schlucken haben, gibt es bei Kate einen Silberstreifen am Horizont. Anders als Beth kann Kate an ihrem Traum, die Musik zu ihrem Beruf zu machen, festhalten. Gleichzeitig schaffte sie es auch, ihre stets wackelige Beziehung zu Rebecca zu kitten. Dies wird durch die Flashbacks gekonnt unterstützt und bringt der Episode ein wenig der benötigten Leichtigkeit.
  • Der Gastauftritt von Gregory hat mir viel Spaß bereitet.
  • Wer hofft noch darauf, dass Nicky unter den Skripten genau das eine finden wird, das Kevins Karriere retten kann?

Fazit

Die Episode bringt viel Betrübtheit mit sich, doch zum Glück gibt es auch einige Lichtblicke, wodurch sich ein gutes Gleichgewicht einstellt. Es bleibt jedoch noch immer abzuwarten, ob man mit den vielen angeschnittenen Handlungen ein rundes Ende für die Staffel konstruieren kann.

Marie Müller - myFanbase

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