Bewertung

Review: #1.05 Spiel des Lebens

Foto: Chris Sullivan, This is Us - Das ist Leben - Copyright: 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Chris Sullivan, This is Us - Das ist Leben
© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Wir sind gerade einmal in Folge fünf von "This Is Us" und es ist wirklich verblüffend und erfrischend zugleich, wie es den Autoren weiterhin gelingt, die Geschichten sowohl auf den verschiedenen Zeitebenen als auch in den unterschiedlichen Handlungsorten der Gegenwart miteinander zu verknüpfen. Noch besser gefällt mir dabei, dass man sich inzwischen auch nicht mehr auf Teufel komm raus effektvoller Twists zum Ende einer jeden Folge bedienen muss. Einmal mehr liegen Freud und Leid sehr nahe beieinander und nehmen uns Zuschauer mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die gekonnt am Kitsch vorbeischrammt, zu Herzen geht und uns den Figuren ganz nah kommen lässt.

Erneut ist es eine Geschichte aus der Vergangenheit von Jack und Rebecca, die im Zusammenhang mit zwei Handlungssträngen in der Gegenwart steht. Dabei könnten die Themen nicht unterschiedlicher sein: American Football und der Wunsch nach eigenen Kindern. Der Sprung zurück noch vor die Geburt der Zwillinge und Randall setzt das bisherige Erzählschema fort, in dem die Ereignisse nicht chronologisch erzählt werden und wir somit miterleben können, dass der Wunsch nach eigenem Nachwuchs bei Jack und Rebecca keinesfalls ein Thema war, über das stets Einigkeit herrschte. Vordergründig schienen sich beide einig zu sein, dass das Leben ohne Kinder mehr Freiheit bedeutet, die beide genießen und sich nebenbei noch über Paare amüsieren, die durch eigene Kinder eben genau diese zu verloren geglaubt haben. Überraschenderweise ist es dann völlig klischeefrei Jack, dessen Kinderwunsch reift und der sich von Rebeccas vehementer Ablehnung vor den Kopf gestoßen fühlt. Als Zuschauer ist man in diesem Moment erst einmal überrascht, hat man Rebecca bisher doch durchaus als liebevolle und fürsorgliche Mutter erleben können. Es ist aber auch nicht unrealistisch, dass sie sich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bereit dazu fühlte, Mutter zu werden. "I love our live. I love it right now. And I'm so scared of changing it." Alles in allem also eine klassische Diskussion über die Familienplanung, die zwischen den Eheleuten geführt wird. Die Umstände und der Zeitpunkt dieser Aussprache war dagegen ungewöhnlich und sollte zugleich ein weiteres prägendes Ereignis für die Zukunft sein.

Dazu gleich mehr, da ich zunächst einmal noch den Bogen vom Kinderwunsch in die Gegenwart schlagen will. Denn aus heiterem Himmel stellt sich für Randall und Beth eben genau die Kinderfrage, als Beth ihrem völlig überraschten Ehemann offenbart, möglicherweise erneut schwanger zu sein. Jetzt sind die beiden zwar bereits Eltern zweier Töchter, dennoch befinden sich beide in einer ähnlichen Situation wieder wie einst Jack und Rebecca. Die Kinder sind inzwischen aus dem Gröbsten heraus und sowohl Randall als auch Beth haben inzwischen Pläne für ihre Zukunft geschmiedet. Insbesondere bei Randall ist zu spüren, dass er sich wieder auf mehr Zeit mit seiner Frau freut und auch zweisame Stunden vermisst. So ist er es, der Beths Bedenken in den Wind schlägt und mit Begeisterung auf Kevins Vorschlag eingeht, sein leeres Hotelzimmer für eine gemeinsame, kinderfreie Nacht nutzen zu können. Es gefällt mir wirklich gut, Randall auch einmal von dieser Seite zu erleben. Seit dem Auftauchen von William lag sein Fokus doch sehr darauf, seinen leiblichen Vater kennen zu lernen und ihm insbesondere in Bezug auf seine Krankheit zur Seite zu stehen. Die eigene Familie schien dabei mehr und mehr in den Hintergrund zu treten, umso schöner war es daher zu sehen, dass er sich so sehr über einen Kinder-freien Abend mit seiner Frau freuen kann. Dass er zudem Pläne für die Zeit der Rente schmiedet zeigt zugleich, dass seine Lebensplanung sich auf den Faktor Lebensqualität konzentriert hat und sich für ihn die Frage nach weiterem Nachwuchs gar nicht mehr stellt. Beth ist von den Zukunftsplänen ihres Mannes dagegen überrascht, hört sie doch zum ersten Mal von ihnen. Aber auch sie hat eigentlich mit dem Thema Familienplanung abgeschlossen. Die Aussicht auf weitere Jahre als Vollzeit-Mutter setzen ihr zu. Sie will wieder in ihren Beruf einsteigen und weiterer Nachwuchs würde ihre Pläne zunichte machen. Die Situation ist also für beide eindeutig: ein weiteres Kind war nicht geplant und beide scheinen Angst vor dem Ergebnis des Schwangerschafttests zu haben. Das dieser letzten Endes negativ ausfällt und zur Erleichterung auf beiden Seiten führt, ist aber fast nebensächlich, denn viel schöner ist es mit anzusehen, wie beide zwar ihre Zukunftspläne dahinschwinden sehen, aber zugleich auch sichtbar wird, wie stabil ihre Ehre und groß ihre Liebe zueinander ist. Auch ein positives Resultat hätte daran nichts geändert. Und so schließt sich die Klammer der beiden Erzählebenen. Während die einen noch am Anfang der Familienplanung stehen, haben die anderen diese bereits abgeschlossen. Doch beide vereint die Liebe der Eltern zueinander.

Das zweite parallele Thema beider Zeitebenen war American Football. Mir gefiel zunächst einmal Rebeccas Wunsch, von Jack in die Regeln des Spiels eingeführt zu werden. Es war lustig zu sehen, dass ihre wachsende Begeisterung für den Sport fast schon über das Interesse von Jack hinauszugehen schien. Und wenn ich gerade so darüber schreibe, dann war es ja sogar ein drei Generationen übergreifendes Thema, denn Rebecca hatte ja schon in ihrer Kindheit Berührung mit dem Thema Football und wollte eben nicht so wie ihre Mutter werden, die vom Sport keine Ahnung hatte, aber ihrem Mann stets die passenden Snacks vor dem Fernseher servierte. Man kann also behaupten, diese Familie liebt den Sport und hat diese Hingabe auch an ihre Kinder übertragen. Die Bilder des Familienevents während der Spiele ihres Heimteams zeigten nicht nur die Begeisterung, sondern auch den Familiengeist, der sich durch große Freude am gemeinsamen Schauen äußerte. In der Gegenwart hat sich diese insbesondere bei Kate erhalten, die die Spieltage ihrer favorisierten Mannschaft gerne allein auf dem heimischen Sofa erleben möchte. Dabei wirkt es jedoch schon sonderbar, dass sie Toby zunächst nicht dabei haben will und sich nur widerwillig auf dessen wirklich liebevoll umgesetzte Einladung zur Football-Party einlässt. Ehrlich gesagt ist es mir langsam unverständlich warum Kate Toby immer noch so auf Distanz hält. Immer wieder und wieder ist er es doch, der Kate mit tollen und durchdachten Ideen zu überraschen weiß und ihr dadurch inzwischen mehr als einmal gezeigt hat, dass sein Interesse an ihr mehr als nur ein Flirt ist und er sie liebt. Ihre Angst vor Zurückweisung scheint wesentlich größer zu sein, als gedacht. Doch so langsam sollte sie sich Toby gegenüber wirklich aufgeschlossener zeigen, denn auch ihm könnte all der Aufwand dann doch einmal zu viel werden, wenn er von Kate weiterhin so hingehalten wird. Ich finde es ohnehin bewundernswert, dass er sich so viel Mühe gibt und selbst ihre intensive Bindung zu Kevin akzeptieren konnte. Also bitte liebe Autoren, lasst Kate nun endlich auch einen oder besser gleich mehrere Schritte auf Toby zugehen, denn so langsam wiederholt sich die Geschichte bei den beiden und das wäre doch wirklich sehr schade, sind die beiden und vor allem Toby große Sympathieträger. Die "Vorstellung" ihres Vaters ist schon einmal der erste richtige Schritt. Zugleich ist der Moment mit der Präsentation von Jacks Urne auch ein wichtiger erzählerischer Moment, erfahren wir damit doch erstmals, dass Jack bereits verstorben ist. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es zu seinem Tod kam und ob sich Rebecca bereits vor oder erst nach seinem Tod seinem Freund Miguel zugewandt hat.

Losgelöst vom Rest lief dagegen die Handlung um Kevin. Nachdem dieser von Beth nur widerwillig als Babysitter (hallo, der ist "The Manny") akzeptiert wurde, zeigt sich auch schnell, dass ihre Skepsis nicht zu Unrecht war. Die Mädels als Stichwortgeber für die Übung seiner Theaterrolle zu missbrauchen, ist jedenfalls schon einmal typisch Kevin, der sich damit erneut als einfach gestrickt und unbeholfen präsentiert. Das führt jedoch in der Folge auch zu einigen komischen Szenen als sich Kevin ziemlich hilflos und tolpatschig dabei zeigt, seinen beiden Nichten das Thema Tod näher zu bringen, das im Rahmen seiner Textproben eine wichtige Rolle spielt. Während sich die Kinder verängstigt zurückziehen, ist es William, der Kevin den Kopf gerade rückt und ihm nebenbei noch vor Augen führt, dass er zu oft an sich selbst zweifelt. Menschenkenntnis ist tatsächlich eine große Stärke von William. Die darauffolgende Szene zwischen Kevin und den Kindern gehört für mich dann auch zu den emotionalen Highlights der Folge, darf Justin Hartley alias Kevin einmal mehr zeigen, dass er nicht nur ein naiver, zwar von sich selbst überzeugter, aber auch im Leben nur sehr unsicher beweglicher Charakter ist, sondern auch eine sehr sensible und verletzliche Seite hat. Bei der Interpretation seiner gemalten Bilder mag er seine Nichten bis zu einem gewissen Grad zwar überfordern, dennoch haben seine gewählten Worte eine beruhigende Wirkung auf die beiden und zeigen uns Kevins Gefühlswelt, die so gar nicht dem nach außen wirkenden, klischeehaften Bildes eines naiven und selbstbewussten Schauspielers und Schönlings entsprechen will. Das macht seinen Charakter vielschichtig und interessant und ich will unbedingt mehr darüber erfahren, wie Kevin so zwei derart unterschiedliche Seiten entwickeln konnte.

Fazit

Während die Folge ohne den bisher üblichen erzählerischen Twist als Cliffhanger auskommt, sind es gerade die leisen Momente, die den Charakteren mehr Tiefe verleihen und neue Seiten an ihnen aufzeigen. Dabei geht das Konzept der Erzählung auf unterschiedlichen Zeitebenen einmal mehr erfolgreich auf und schafft eine clevere Verbindung der Handlungsstränge. Etwas aufpassen müssen die Autoren bei der Entwicklung von Kate, da ihre Geschichten mit Toby bislang doch recht ähnlich ablaufen und sie ihn wiederholt mit ihrem Verhalten vor den Kopf stößt. Dagegen kann insbesondere Kevin mit einem Einblick in sein Inneres eine ganz neue Facette von sich zeigen, der damit seinem bislang recht eindimensional naiven Charakter deutlich vielschichtiger erscheinen lässt.

Jan H. – myFanbase

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