Bewertung

Review: #1.06 Das wahre Gesicht

Foto: Justin Hartley & Alexandra Breckenridge, This is Us - Das ist Leben - Copyright: 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Justin Hartley & Alexandra Breckenridge, This is Us - Das ist Leben
© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Das Gefühl, nicht in eine Gruppe zu passen und irgendwie anders zu sein als der Rest, hat wohl jeder schon einmal erlebt. In dieser Episode befasst sich "This Is Us" mit den Problemen der Hauptcharaktere, die wir nur zu gut kennen, schafft es aber gleichzeitig auf grandiose Weise, sie in einem neuen Licht darzustellen.

Gifted

Erneut steht das Leben von Randall im Mittelpunkt der Episode, doch dieses Mal geht es nicht etwas um die Hautfarbe, die ihn von seiner Adoptivfamilie abgrenzt, sondern um die Intelligenz und auch bei diesem Thema muss Randall feststellen, dass er anders als seine Geschwister ist. Es ist natürlich wunderbar, wenn man feststellt, das sein Kind besonders begabt und ein äußerst kluges Köpfen ist, doch man möchte selbstverständlich auch, dass es sich niemals ausgegrenzt fühlt. Genau diese Gedanken schwirren Rebecca im Kopf umher, als man ihr mitteilt, dass Randall in der Schule unterfordert ist. Was ist nun zu tun? Soll sie Randall von seinen Geschwistern trennen? Vergrößert sich dadurch die Kluft zwischen ihm und Kevin, die ohnehin immer weiter anzuwachsen scheint? Grenzt er sich damit von seinen "durchschnittlich intelligenten" Eltern ab? Es macht Spaß, diese Fragen zu erforschen, weil man nicht nur die Sicherweise der Eltern beleuchtet, sondern auch Randalls Gedanken dazu ausführlich darstellt.

Denn Randall ist sich durchaus bewusst, was es für ihn bedeuten würde, auf eine andere Schule zu gehen. Erstaunlicher Weise wünscht sich der kleine Junge scheinbar nichts mehr, als von seinem Bruder Kevin akzeptiert zu werden, was sich aber für uns bereits in der zweiten Episode als schwierig herausgestellt hat, da Kevin seinen Bruder auszugrenzen scheint. Dass Randall sogar vor seinem Vater mit seinem Können hinterm Berg halten will, um nicht aufzufallen, zeigt erneut, dass Randall in der Familie Pearson eine Sonderstellung einnimmt. Er ist eine Art geliebter Fremdkörper und sich dieses Zustandes nur allzu bewusst.

Ganz ähnlich geht es Randall in der Gegenwart. Er konnte sich aufgrund seiner Intelligenz eine sehr gute Lebensgrundlage aufbauen, ist im Job erfolgreich und verdient viel Geld, wodurch er scheinbar sorgenfrei leben kann. Während sich Randall bereits in seiner Kindheit gegen die Andersartigkeit wehrte, kommt dieses Thema nun erneut zur Sprache. Denn was wäre wenn? Was wäre wenn er bei William aufgewachsen wäre? Wie würde sein Leben dann aussehen? Hätte er vielleicht einen ganz anderen Weg eingeschlagen? In unserem Leben müssen wir viele Entscheidungen treffen und man weiß nie, wohin ein anderer Weg einen vielleicht verschlagen hätte.

Das William eher in die Kategorie Künstler einzuordnen ist, wissen wir bereits, doch der ordentliche und organisierte Randall scheint mir in diese Schublade nicht wirklich zu passen. Schön ist jedoch, dass sich Randall dennoch in diesem Bereich ausprobiert und bei Tess' Fragerunde zum Beruf der Eltern nicht über seinen Job in Sachen Wetter spricht, sondern sein Glück am Klavier versucht. Wie so häufig lockert man die Ernsthaftigkeit der Situation an dieser Stelle gekonnt auf und entlockt besonders bei Beths Worten, dass Randall eine kleine Midlife-Crisis hat, ein herzhaftes Lachen, das wohl jeder nachvollziehen kann.

Im Theaterstück stößt Kevin in dieser Folge an seine Grenzen wenn es um Sachen Verlust geht. Erst in der letzten Episode ließ man mit der Offenbarung, dass Jack tot ist, eine Bombe hochgehen und nun wird Kevin mit diesem Verlust konfrontiert. Die Szene, in der der Regisseur Kevin klar zu machen versucht, worum sich das Stück dreht und dass Kevins Figur vor lauter Trauer um den Verlust seiner Frau nicht weiß wohin mit sich, fand ich genial. Man konnte Ron Schiller, gespielt von John Rubinstein, ansehen und sofort spüren, wovon er sprach, während Justin Hartley nicht weniger gut die emotionale Distanziertheit spielte. Auch später, als Kevin sich dann allmählich seine Gefühle in Bezug auf den Verlust seines Vaters eingestand, war Hartley einfach großartig! Ich hätte nicht gedacht, dass so viel Können in ihm steckt, obwohl er die Rolle des unsicheren Kevin bisher äußerst überzeugend gespielt hat. Dass aber auch so viel Tiefgang, Emotionen und Empathie in ihm stecken, sieht man Hartley nicht unbedingt an, wodurch es nur allzu leicht ist, ihn als den Hollywood-Möchtegern abzustempeln, der uns zu Beginn der Serie oberflächlich präsentiert wurde.

Kate ist noch immer auf Jobsuche und auch wenn ich es sehr realistisch finde, dass man nicht vergisst, dass sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen muss, fand ich den Sprung zu Kates neuem Jobinterview irgendwie etwas holprig. Was hat sie in den Jahren davor gemacht? Kevins Leben organisiert und das war es? Hier würde ich mir ein klein wenig mehr Einblick in die Hintergrundgeschichte wünschen. Ansonsten greift man wieder das A und O in Kates Leben auf: das Gewicht. Wie bei Kevin und Randall schafft man es in dieser Episode, den Punkt von einer andere Seite zu betrachten und Kate steht zum ersten Mal für sich und ihr Gewicht ein. Ich finde es sehr gut, dass man es schafft, die ganze Zeit über beim Thema zu bleiben, dieses aber nicht langweilig werden zu lassen.

Außerdem erfahren wir in dieser Episode, dass Kate, im Gegensatz zu Randall, in der Gegenwart kein allzu gutes Verhältnis zu ihrer Mutter zu haben scheint. Ich fände es schön, wenn man uns ein wenig mehr von dem Zwist der beiden und Kates Gewichtsproblemen während der Zeit als Teenager erzählt.

Randnotizen

  • Ich finde es sehr gelungen, wie die Serienmacher und Requisiteure mit den unterschiedlichen Zeitebenen spielen. Man legt viel Wert darauf, Kulissen, Kostüme und Frisuren authentisch aussehen zu lassen und an den jeweiligen Zeitraum anzupassen.
  • Obwohl Randall sich nicht für eine Karriere in Sachen Kunst oder Musik entschieden hat, war dieser Aspekt in seinem Leben nie unterrepräsentiert. Zwar stand ihm nicht William zu Seite, doch seine Mutter Rebecca verdiente ihren Lebensunterhalt einst durch Gesang, wodurch die Musik in Randalls Leben trotz der Adoption immer gegenwärtig war.
  • Erst in der letzten Episode haben wir erfahren, dass Jack nicht mehr lebt und da brennt einem natürlich die Frage auf der Zunge, wie es dazu kam und wann er gestorben ist. Man schneidet dieses Thema zwar nur indirekt an, erinnert dadurch aber dennoch daran, dass man es nicht vergessen hat.
  • Es gibt in dieser Serie viele Kinderschauspieler und ich finde, dass sie alle ihren Job ganz großartig machen.
  • Mit "Sorry, pickle mouth" hat Kevin mal wieder eine der witzigsten Zeilen der Folge.
  • Dass Randall zum Schluss erkennt, dass er mit seinem Job vollkommen zufrieden ist, bringt die Episode zu einem schönen Abschluss.
  • Auch dass Olivia Maine die Realität nutzt, um Kevin für das Theaterstück in die richtige Stimmung zu bringen, passt sehr gut.

Fazit

Diese Episode hatte für mich alles, was man sich wünschen kann. Besonders gut gefallen hat mir das Schauspiel von Justin Hartley, der zeigen konnte, was alles in ihm steckt.

Marie Florschütz - myFanbase

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