Bewertung

Review: #1.07 Rivalen

Foto: Mandy Moore, This is Us - Das ist Leben - Copyright: 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Mandy Moore, This is Us - Das ist Leben
© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Episode #1.07 The Best Washing Machine in the World gewährt uns tiefere Einblicke in aufkommende, aber auch bereits länger existierende Konflikte innerhalb der Familie Pearson, die entweder offen ausgetragen oder noch unterschwellig am Brodeln sind.

"Back there with those people, it's the first time in 36 years you said the words – he's my brother"

Das waren wirklich starke Szenen, die uns da von Sterling K. Brown und Justin Hartley präsentiert wurden. Natürlich war die Reserviertheit und verhaltene Freude von Randall über Kevins Besuch bislang sehr auffällig, über die wahrscheinlich in der Vergangenheit liegenden Gründe konnte derweil nur spekuliert werden. Nun kommt also etwas Klarheit in die Sache und die seit der Kindheit herrührende Rivalität der Brüder wird uns mit schönen Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart näher gebracht. Die Prügelei beim Football und nun auf offener Straße oder Kevins Zimmer im Keller führen uns das gekonnt vor Augen. Nun stellt sich mir aber durchaus die Frage, ob dieser Bruderkonflikt auch wirklich nachvollziehbar ist. Sicher, bei drei gleichaltrigen Kindern ist der Kampf um Aufmerksamkeit bei den Eltern durchaus verständlich. Und auch wenn sich die Eltern redlich Mühe geben, allen Kindern gleichermaßen gerecht zu werden, so ist die erhöhte Aufmerksamkeit für Randall allein schon durch seine Hautfarbe gegeben, die noch dazu in der damaligen Zeit ungleich ungewöhnlicher war und Blicke Außenstehender auf sich zog. Während Kate damit offenbar gut umzugehen wusste, sah sich Kevin dagegen vernachlässigt und ließ dies seinen Bruder auch entsprechend spüren. Interessant dabei ist jedoch, dass Randall gar nicht unbedingt die Aufmerksamkeit und Anerkennung der Mutter, sondern vielmehr die seines Bruders haben wollte. Während es Kindern und Jugendlichen verständlicherweise schwer fällt, diese verfahrene Situation alleine aufzulösen, sollte man jedoch annehmen, dass Erwachsene dazu fähig sein sollten, ein klärendes Gespräch zu führen oder zumindest in der Lage zu sein, das Interesse am anderen aufrecht zu erhalten. Umso erschreckender, dass die Brüder so wenig voneinander wissen. Randalls Desinteresse am Erfolg von Kevin, das darin gipfelte, dessen Serie "The Manny" nie gesehen zu haben, ist wirklich bezeichnend und Kevins Fassungslosigkeit darüber mehr als nachvollziehbar. So ein tiefes Zerwürfnis war aus den Szenen der Vergangenheit für mich gar nicht nicht spürbar. Überraschenderweise ist es an dieser Stelle Justin Hartley, der mir durch frühere Rollen nicht besonders in Erinnerung geblieben ist, mich aber nun schauspielerisch in diesen Szenen vollends überzeugt und seine Enttäuschung über Randall so echt werden lässt. Stark ist aber auch Sterling K. Browns Auftritt als er Kevin offenbart, dass er sich stets um dessen Aufmerksamkeit bemühte und sich die Akzeptanz seines Bruders mehr als alles andere wünschte. Das war wieder einer dieser eindrucksvollen emotionalen Momente, die "This Is Us" seit Serienstart ein ums andere Mal so gekonnt erzeugen kann und uns Zuschauer immer wieder zu berühren weiß. Ob die Annäherung der beiden am Folgenende nun vielleicht etwas schnell kam, sei einmal dahin gestellt. An Wirkungskraft hat diese Geschichte damit nicht verloren.

In der Vergangenheit spielt neben dem Bruderkonflikt aber noch ein weiteres Thema eine nicht ganz unwichtige Rolle. Denn unterschwellig mehren sich die Anzeichen, dass der zuvor stets ins Bild gesetzte Zusammenhalt der Familie langsam zu bröckeln beginnt. Das sind kleine Begebenheiten, wie die Tatsache, dass Jack nach 18 Jahren erstmals den Kuss mit Rebecca zum Abschied am Morgen vergisst, was diesem immerhin noch selbst bewusst wird, aber dennoch nicht mehr nachzuholen ist. Interessant ist auch Rebeccas Ambition, wieder in einer Band singen zu wollen. Das macht ihr sichtlich großen Spaß und bietet für sie nach den vielen Jahren als Vollzeit-Hausfrau und Mutter eine willkommene Abwechslung. Ihre Begeisterung kann sie jedoch gar nicht mit Jack teilen, der durch seine Arbeit abends zu müde ist, um sich noch nach dem Befinden seiner Frau zu erkunden. Wir wissen ja bereits, dass Rebecca inzwischen mit Miguel liiert ist, können zum jetzigen Zeitpunkt aber nur spekulieren, ob Jack und sie bis zu seinem Tod noch zusammen waren oder ob die Ehe bereits zuvor zerbrochen ist. Ganz unwahrscheinlich ist mir das inzwischen aber nicht mehr. Im Kontrast dazu bekommen wir aber anhand der Montage der Szenen rund um die Waschmaschine im Hause Pearson noch einmal demonstriert, wie eng die Familienbande geknüpft waren. Rebeccas sehnsuchtsvoller Blick bei ihren Erinnerungen zeigt schließlich auch einmal mehr, wie sehr sie sich diese Zeiten zurück wünscht. Der Gedanke, das Familienglück der Pearsons zerbrechen zu sehen, macht mich tatsächlich traurig. Aber der in Gang gesetzte Prozess scheint mir fast unaufhaltsam zu sein. Insbesondere Mandy Moore hat mich in diesen Szenen nicht nur schauspielerisch, sondern auch mit ihrem Gesang überzeugt. Mandy war ja auch schon als Sängerin recht erfolgreich und so überrascht es nicht, dass die Autoren sich ihrem Talent bedienen und dies in die Serie und damit ihren Charakter integrieren.

Nicht besonders innovativ war dagegen die Idee, Beth und William auf einen kleinen Marihuana-Trip zu schicken. Das ist inzwischen doch ein recht beliebtes Stilmittel, das in TV-Serien immer mal wieder zum Einsatz kommt. Überraschend an der Sache war jedoch, dass es Beth war, die sich darauf eingelassen hat, während es aufgrund der bereits bekannten Informationen zu William eher zu erwarten war. Insgesamt also ein interessanter Bruch in Beth' Figurenzeichnung, die bislang doch eher von Vernunft geprägt war. Die durch das Rauschmittel bedingte Gelöstheit stand Beth zugegebenermaßen gut zu Gesicht. Zudem freut es mich für William, dass er inzwischen auch von Beth als Teil der Familie akzeptiert wird, die ihm bislang mit Skepsis begegnete. Diese aufkeimende Vertrautheit könnte nun jedoch einen Knacks bekommen, denn die unter dem Rauscheinfluss getätigte, unbedachte Äußerung Willams bezüglich seines früheren Kontakts zu Rebecca wird sein Verhältnis zu Beth sicher wieder auf die Probe stellen. Da sind Probleme bereits vorprogrammiert. Interessant dabei ist zudem die Tatsache, dass Beth mit ihrem neuen Wissen nicht zu Randall geht, sondern den Kontakt zu Rebecca sucht, um dies direkt mit ihr zu klären. Es passt natürlich zu Beth, dass sie Randall davor schützen will. Sie muss jedoch aufpassen, dass sie mit ihrem Wissen nicht einen Vertrauensbruch mit Randall riskiert, der sicher enttäuscht und auch wütend sein wird, sollte er herausfinden, dass seine Frau ihm diese Informationen vorenthalten hat. Ich bin schon gespannt, ob wir ein Gespräch von Beth mit Rebecca erleben werden und wie dieses ablaufen wird.

Die Geschichte von Kate und Toby wird leider ein wenig redundant im Handlungsablauf. Ich mag beide Figuren wirklich sehr. Insbesondere Toby gefällt mir in seinem hartnäckigen und liebevollen Bemühen um Kate ausgesprochen gut. Aber gibt es denn wirklich keine anderen Themen als die Fettleibigkeit? Ja, das ist seit der Kindheit für Kate ein, wenn nicht das prägende Thema, aber müssen denn schlussendlich alle Versuche, eine Geschichte zu erzählen, immer wieder darauf zurückfallen? Während Toby das Abnehmen also leichter zu fallen scheint, ist dies für ihn aber gar nicht so wichtig. Vielmehr ist er mit sich zufrieden und will sich kulinarischen Genüssen nicht sklavisch verweigern. Das ist für Kate, der trotz all ihrer Mühen kein Erfolg auf der Waage vergönnt ist, natürlich sehr frustrierend und so erleben wir bei ihr nun also einen Rückfall in Sachen ungesunder Ernährung. Um diesen Themenfokus etwas zu verschieben bzw. pausieren zu lassen, würde ich Kate stattdessen gerne wieder mehr im Verbund mit ihrer Familie sehen wollen. So vermisse ich die Interaktion zwischen ihr und Kevin und die Vergangenheitshandlung hat uns nun auch gezeigt, dass Kate durchaus ein verbindendes Glied zwischen den Brüdern sein kann.

Nicht untergehen soll übrigens auch ein Lob an die Casting-Abteilung, die in Bezug auf die Kinder- und Jugenddarsteller erneut ein goldenes Händchen bewiesen haben. Die erstmals zu sehenden Darsteller im Teenager-Alter fügen sich wirklich harmonisch in die Lücke zwischen ihren Kinder-und Erwachsenen-Figuren ein.

Fazit

Starke emotionale Momente, insbesondere im Zusammenspiel von Randall und Kevin, prägen diese Episode und bringen uns die Familie Pearson einmal mehr näher. Während einige Figuren in der Gegenwart wichtige Schritte aufeinander zu gehen, mehren sich in der Vergangenheit die Anzeichen für den Bruch der Familienbande. Für Kate würde ich mir wünschen, dass ihre Fettleibigkeit etwas in den Hintergrund tritt, um so mehr Raum für andere Geschichten zu lassen. Alles in allem, war aber auch diese Folge wieder sehr stark und macht Lust auf Mehr.

Jan H. – myFanbase

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