Bewertung

Review: #6.09 Lebensqualität

Die vorletzte Episode der sechsten Staffel besteht aus zwei so unterschiedlichen Settings, dass die Zuschauer ein echtes Wechselbad der Gefühle erleben. Einerseits ist da Terrys Beerdigung, auf der seine engsten Freunde und Familienmitglieder bewegende Ansprachen halten und sich an besondere Momente mit ihm zurückerinnern. Zum Anderen erleben wir die gewaltsame Befreiung des Vampircamps, bei der es zu vielen brutalen Szenen kommt. Fast alle Wachen und Wissenschaftler des Camps sterben eines unschönen Todes. Als Zuschauer wird man folglich hin - und hergeschleudert zwischen Momenten, die zu Tränen rühren, und Szenen, die auf makabere Weise mitreißen und unterhalten.

Abschied von Terry

Lässt man alle "True Blood"-Staffeln noch einmal Revue passieren, so muss man gestehen, dass Terry mit den stärksten Phasen der Serie eher wenig zu tun hatte. Die Geschichten um ihn herum gehörten zumeist zu den schwächeren und hatten oftmals den Charakter von Lückenfüllern. Die emotionale Beerdigung in dieser Folge zeigt aber sehr deutlich, warum Terry dennoch fehlen wird. Er war einfach ein guter Mensch voller Verletzlichkeit und Sensibilität, die berührt hat. Er hatte Probleme, aber er war immer für seine Liebsten da, hat nie jemanden verurteilt und wollte einfach nur, dass es allen gut geht. Als Zuschauer fühlt man, dass man ihn vermisst, weil die anderen Charaktere der Serie ihn vermissen.

Viele bekannte Einwohner von Bon Temps, auch solche, die wir schon etwas länger nicht mehr gesehen haben, nehmen an Terrys Beerdigung teil. Besonders schön sind dabei die Eindrücke, die wir von Sookies und Arlenes Freundschaft gewinnen. Die beiden haben außerhalb der Arbeit nie so viel Zeit miteinander verbracht wie Sookie und Tara früher, da Sookie und Arlene altersmäßig etwas auseinander liegen und auch einfach nicht so viel gemeinsam haben, was ihre Lebensweise und ihre Ansichten zu bestimmten Themen betrifft, dennoch besteht zwischen den beiden ehrliche Zuneigung. Sie sind kein unzertrennliches Duo, das gemeinsam durch Dick und Dünn geht, aber Freundinnen, die immer wieder ihre Momente haben.

"Ich bin eine Telepathin"

Sookie geht einen sehr wichtigen Schritt, als sie sich erstmals öffentlich dazu bekennt, Gedanken lesen zu können. Natürlich umfasst ihr Geständnis, eine Telepathin zu sein, nur einen Bruchteil der Wahrheit, aber es ist dennoch ein bedeutsamer Akt, gerade angesichts dessen, was zuletzt auf Sookie eingestürzt ist. Sie bekennt sich zu der Andersartigkeit, die ihr schon ihr ganzes Leben lang vorgeworfen wurde und immer von ihren Mitmenschen getrennt hat. Damit befreit sie sich zumindest ein Stückweit von dem zuletzt aufgestauten Druck.

Das Camp-Massaker

Im letzten Staffelfinale haben wir ein Massaker an Vampiren erlebt, als Sookie und Co. das Hauptquartier der Autorität gestürmt haben. Nun ist es zwar nicht das Staffelfinale, aber zumindest der Zieleinlauf, der von einem Blutbad geprägt ist, diesmal vor allem an Menschen. Eric stürmt das Camp und zerlegt alle Wachen, die ihm in die Quere kommen, in ihre Einzelteile. Dr. Overlark, der Mann, der das Hepatitis V entwickelt und Nora höchstpersönlich damit infiziert hat, wird besonders grausam ins Jenseits befördert. Nachdem Eric die Vampire aus den Gemeinschaftszellen befreit hat, rächen sich diese an ihren Peinigern und tun ihnen das an, was diese den Vampiren angetan haben, von Demütigungen über Folter bis zu Mord. Es ist allerdings helllichter Tag und der Gruppe um Pam und Jessica droht immer noch die Begegnung mit der Sonne. Bill gelangt nun zu der Erkenntnis, wie er seine Leute retten kann: er opfert sich selbst. Da er Warlows Blut nicht bekommen hat, um es zu vervielfachen, spendet er den Vampiren im Camp sein eigenes Blut, in dem sich ja noch immer eine Probe von Warlows Blut befindet. Fast hätte dies Bill das Leben gekostet, doch Jessica und James päppeln ihn noch rechtzeitig wieder auf.

Das Camp-Massaker bietet einmal mehr eine Fülle der makaber-unterhaltsamen Szenen, die in dieser Staffel wirklich gut funktioniert haben. Dabei kommt es auch zu amüsanten Momenten zwischen Eric und Jason sowie zwischen Jason und Ginger. Jason ist wieder einmal mittendrin, nur dass er jetzt auf Seiten der Vampire steht. Das ist alles irgendwie absurd, aber auf eine gute Art.

Der einzige näher bekannte Vampir aus dem Camp, der nicht gerettet wird, ist Steve Newlin. Er verbrennt in der Sonne. Dazu kann man nur sagen: Danke Steve, dass du uns mit deiner schleimigen, feigen und heuchlerischen Art dazu gebracht hast, dich mit Vergnügen zu hassen! Ruhe in Frieden!

Während Steve geröstet wird, kann seine Ex-Frau Sarah entkommen, da Jason ihr Blut nicht an seinen Händen haben will. Den Entschluss, Sarah laufen zu lassen, könnte Jason womöglich noch bereuen. Es spricht wenig dafür, dass Sarah ihre heilige Mission, die Vampirrasse zu vernichten, jetzt aufgibt, dazu steckt sie einfach viel zu tief in ihrem Wahn. Entscheidend ist, ob sich ihre überlebenden Verbündeten, wie etwa David Finch, nach diesem blutigen Debakel von ihr abwenden, oder weiter zu ihr stehen. Kann sie Truman Burrells Tod noch länger geheimhalten? Möglicherweise wird sie behaupten, er sei bei der Erstürmung des Camps (welches sie vielleicht einfach nur als harmlose True-Blood-Fabrik darstellt) getötet worden, damit nicht herauskommt, dass sie sein Ableben verschleiert hat.

Noch nicht am Ende

Das Camp ist Geschichte, aber es bleiben noch viele lose Fäden und offene Fragen. Sind die Vampire, die auf die eine oder andere Weise von Warlows Blut gekostet haben, nun für immer in der Lage, im Sonnenlicht zu wandeln, oder lässt die Wirkung irgendwann nach? Kann die Gabe der Sonnenverträglichkeit jetzt durch Blutaustausch munter von einem Vampir zum anderen weitergegeben werden?

Dass ein ganzer Haufen berauschter, sonnenunempfindlicher Vampire, die wochenlang festgehalten und gequält wurden, nun über die Gesellschaft hereinbricht, gibt auf jeden Fall Anlass zur Beunruhigung. Vampire und Menschen werden wohl kaum versöhnlich aufeinander zugehen. Nach den vielen Opfern auf beiden Seiten ist die Lage brisant.

Es stellt sich auch die Frage, wie viel von dem infizierten True Blood im Umlauf ist und ob alle Bestände des Virus bzw. alle Unterlagen darüber vernichtet sind. Viele Vampire genießen es gerade in vollen Zügen, wieder in der Sonne baden zu können, und vergessen möglicherweise die andere, neue Gefahr aus dem Reagenzglas. Den leisen Verdacht, dass Warlows Blut gar nicht die Rettung ist, die Bill darin sieht, hege ich noch immer.

Dann ist das noch Eric. Obwohl Pam ihn anfleht, sie nicht wieder zu verlassen, fliegt er davon. Wohin er fliegt und was er nun vorhat, ist absolut offen.

Maret Hosemann - myFanbase

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