Bewertung

Review: #2.03 Blutregen

Foto: Rachelle Lefevre, Under the Dome - Copyright: Paramount Pictures
Rachelle Lefevre, Under the Dome
© Paramount Pictures

Nachdem man mit #2.02 Infestation eine sehr durchwachsene Episode hingelegt hat, geht die Abwärtsspirale leider weiter. Denn in #2.03 Force Majeure knüpft man nur wenig an die bestehende Handlung an und überrascht uns mit einer weiteren Naturkatastrophe und furchtbar gestellten Dialogen.

"Well, this is just the perfect time to be having a debate about the nature of man."

In der letzten Episode entließ man uns mit Rebeccas Plänen zur Bevölkerungskontrolle, da sie Big Jim verdeutlichte, dass es unter der Kuppel zu viele Menschen gibt. Wenigstens an dieser Stelle setzt man die Geschichte fort und das neue Dreamteam von Chester's Mill verteilt Umfrageblätter, die jeder auszufüllen hat. Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass Rebecca von den Autoren dazu erschaffen wurde, uns mit ihrer kalten und wissenschaftlichen Denkweise regelmäßig vor den Kopf zu stoßen, denn nun erklärt sie unumwunden, dass ein Viertel der Bevölkerung eliminiert werden muss, damit der Rest am Leben bleibt. Damit nimmt sie nun die Rolle ein, die Big Jim in Staffel eins inne hatte und wird quasi zum Antihelden und man stellt Big Jim aufs Abstellgleis, da man für ihn sowieso gerade keinen passenden Gegenspieler hat.

Durch diese festgefahrene Meinung kommt nun erneut die Diskussion auf, ob die Kuppel für alles verantwortlich ist, was den Menschen von Chester's Mill geschieht, oder ob man alles wissenschaftlich erklären kann. Ich muss sagen, dass mir dieses Hin und Her schon jetzt zum Hals raushängt und man es in dieser Episode wirklich übertrieben hat. Denn nicht nur der Schlagabtausch zwischen Rebecca und Julia war gestellt, wie als würden sie bei einer Debatte immer wieder auf ihre Notizen gucken, ganz besonders die Konfrontation zwischen Rebecca und Lyle Chumley ließ mich die Augen verleiern.

Kurz muss ich auch noch ansprechen, dass Rebecca wohl ein Über-Genie ist. Sie kann nicht nur magnetische Felder erzeugen, sondern in dieser Episode auch Blutregen mit Wasser löschen, das sie in den See kippt. Fragt sich außer mir noch jemand, warum jemand, der anscheinend so clever ist, in Chester's Mill festsitzt? Ich muss leider sagen, dass mir ihre ganzen Einfälle viel zu konstruiert erscheinen und man uns damit erfolglos das Gefühl vermitteln will, auf alles eine Antwort zu haben. (Ähnlich wie mit dem Magnetfeld, dass kurzzeitig ein Wurmloch erschaffen hat, wodurch man im Internet surfen konnte...)

Mit Lyle präsentiert man uns Reverend Coggins 2.0, mit dem Zusatz, dass Lyle um einiges verrückter zu sein scheint. Denn obwohl er und Sam auf seltsame Weise etwas über die Kuppel zu wissen scheinen, zitiert Lyle gleich mal ein paar Bibelzeilen und meint, dass nun die Apokalypse bevorsteht. Ein wenig Recht hat er durchaus, da man uns nun bereits die x-te Naturkatastrophe andreht, doch Lyles verschrobene Art und sein irrer Blick lassen lediglich darauf schließen, dass er zu viel von dem brennenden blutigen Regen geschluckt hat (Warum benutzt eigentlich niemand einen Regenschirm?). Da man Lyle sofort als Kidnapper mit Dachschaden darstellt und auch Julia mittlerweile zu glauben scheint, dass die Kuppel ihr neuer Gott ist, macht es wenig Spaß, sich die Streitgespräche anzusehen.

Julias Tunnelblick und ihr Glaube, dass die Kuppel sie alle beschützt, sind auf keine Weise gerechtfertigt und lassen den Charakter, der zuvor ein echter Sympathieträger war, nun einfältig erscheinen. Denn seitdem die Kuppel zu Julia gesprochen hat, ist in Chester's Mill nichts Gutes mehr geschehen. Ganz im Gegenteil sogar, denn man trietzt die Menschen nun mit Raupenplagen, Blutregen und einem Mörder, den man in dieser Episode schonwieder ganz vergessen hat.

Ebenso abstrus werden die Unterhaltungen zwischen Julia und Barbie, da es die Autoren darauf anlegen, Streitgespräche zwischen ihnen zu provozieren. Egal in welcher Situation, Julia reagiert nun immer mit einer empörten Frage, egal ob Barbie Melanie dabei erwischt, wie sie in seinen Sachen rumwühlt oder wenn sich Barbie anhört, was Rebecca und Big Jim zu sagen haben. Wenn man bedenkt, dass die Kuppel erst seit zwei Wochen existiert und Julia in der Zeit ihren Mann verloren hat, erfuhr, dass Barbie ihn getötet hat und sich dann in eine Beziehung mit Peters Mörder stürzte, ist es nun tatsächlich an der Zeit, ihr Leben mal wieder ein bisschen aufzupeppen. Doch eigentlich braucht es wohl mehr als 14 Tage, um das alles zu verkraften und so wirkt das ultimative Liebespaar, das uns die Autoren da auf die Nase drücken wollen, etwas unglaubwürdig. Das Gleiche gilt für die überall emporsprießenden Liebesdreiecke. Denn die Beziehung von Julia und Barbie wird nun auf der einen Seite von Sam verkompliziert, auf der anderen von Rebecca, die wiederum ebenfalls mit Big Jim anzubandeln scheint. Auch bei Joe und Norrie läuft nicht alles glatt, da es zwischen Joe und Melanie immer heißer her geht.

Neben all diesen Stolpersteinen bemüht man sich auch zunehmend, Norrie als aufmüpfigen Teenager darzustellen, der unbedingt zu den coolen Kids gehören möchte und seinen Twitteraccount bitterlich vermisst hat. Indem sie Junior ein paar kecke Worte zuwirft und plötzlich beginnt, auf den Spind neben Melanie einzuschlagen, schürt man bei mir allerdings nur wachsenden Unmut. Norries Geschrei und ihre überschießende Eifersucht sind zwar durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass sie vor kurzem erst ihre Mutter verloren hat, doch man baut diese Entwicklungen an der falschen Stelle ein, wodurch alles viel zu überladen wirkt.

Ganz anders sieht es da bei Joe aus. Zwar ist er mir als eher ruhiger Mensch durchaus ans Herz gewachsen, doch manchmal könnte er eine Anregungsspritze ganz gut vertragen. Denn in dieser Episode ist seine Trauer wegen Angies Tod vergessen und genau das macht den sonst so netten Jungen nun sehr uninteressant. Die Szenen in der Schule hatten weder Herz noch Tiefgang und haben mich nur dazu gebracht, mich zu fragen, warum Rebecca ein paar Jugendliche allein an den Tatort eines Mordes schickt. Ist das nicht ein bisschen unsensibel? Doch dieser Gedanke wurde schnell von einer weiteren Frage abgelöst: Hat die Polizei (also Junior, Phil und Co.) sich nicht die Mühe gemacht, nach Angies Mord den Spind zu untersuchen, an dem ihr blutiger Handabdruck ist? Sind tatsächlich nur ein paar Kinder auf die Idee gekommen, den Spind zu öffnen?

In dieser Episode ergeben sich viele solcher Fragen, die dazu führen, dass so einiges in "Under the Dome"sehr unglaubwürdig erscheint. Dazu zählt auch die Entdeckung, dass Melanie aus der Vergangenheit zu kommen scheint. Neben all den Geheimnissen um die Kuppel und ob nun Glaube oder Wissenschaft der richtige Denkansatz ist, sollen wir uns jetzt auch noch mit Zeitreisen beschäftigen? Vielleicht greift man hier erneut auf ein magnetisches Wurmloch zurück...

Nicht vergessen darf man natürlich Junior und den Moment, als er die Aufnahme seiner Mutter gesehen hat. Statt sich zu fragen, warum Pauline noch lebt, geht Junior einfach zu Lyle und schaltet sein Gehirn vollkommen aus. Auch die Frage, ob er an Angies Tod die Schuld trägt, ist erstmal unwichtig, da für Junior nur zählt, sich an die Anweisung seiner Mutter zu halten, ohne kurz darüber nachzudenken, wie es sein kann, dass sie noch lebt. Leider schafft man es auch an dieser Stelle nicht, den Zuschauer mitzureißen.

Fazit

Nach und nach sammeln sich immer mehr Ungereimtheiten und die Autoren lassen die Charaktere Grundsatzdebatten über ein uraltes Thema führen: Glaube oder Wissenschaft. Dadurch entwickeln sich jedoch keine interessanten Storys und auch ein Fortschritt im Vorankommen der Charaktere bleibt auf der Strecke.

Marie Florschütz - myFanbase

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