Bewertung

Review: #2.12 Der neue Alptraum

Foto: Rachelle Lefevre, Under the Dome - Copyright: Paramount Pictures
Rachelle Lefevre, Under the Dome
© Paramount Pictures

Es ist völlig nachvollziehbar, dass man sich bei einer Mystery/Science-Fiction-Serie wie "Under the Dome" auf einige ungewöhnliche Aspekte einstellen muss und es hinnehmen sollte, dass die Grenzen des Unmöglichen hier und da ausgeweitet werden. Doch mit #2.12 Turn haben sich die Schöpfer keinen Gefallen getan, da man als Zuschauer phasenweise nicht mehr erkennt, ob es sich eher um Drama oder eigensinnige Comedy handelt.

"Welcome to our new nightmare."

Fast jede neue Woche erreicht eine neue Katastrophe Chester's Mill und so ist es schon gar nicht mehr überraschend, dass die Bevölkerung wieder um ihr Leben bangen muss. Es ist nach 25 ausgestrahlten Episoden jedoch noch immer nicht klar, was für einen Zweck die Kuppel erfüllt und alle großen Ankündigungen, dass man in dieser Staffel mehr über ihren Ursprung erfahren wird, wurden bisher nicht näher erläutert. Auch der Fakt (?), dass die Kuppel ihr Beschützer ist, wird immer wieder gern über den Haufen geworfen, da hilft auch Julias emotionales Gespräch nichts. Sollte sie nicht der Monarch sein und eine besondere Rolle einnehmen? Die Kuppel scheint dies vergessen zu haben und schiebt sich munter weiter auf Julia zu. Hier scheint es so, als würde die Kuppel Julia nicht länger brauchen, doch leider hat man die Handlung nicht ganz durchdacht. Denn nur Sekunden vorher bietet Julia an, ihr Leben für das der Anderen zu opfern, damit keiner mehr sterben muss. Es scheint, als habe die Kuppel sie erhört und will Julia nun töten, doch statt sich darauf einzulassen, dreht sich Julia um und läuft von der Kuppel davon... Ja. Gut. Dabei lassen wir mal ganz außer Acht, dass Julia, die in der letzten Episoden von einem giant piece of metal (wie sie selbst sagte) aufgespießt wurde, nun wieder fröhlich durch die Gegend spaziert. Gelegentlich denkt Rachelle Lefevre auch daran, zu humpeln. Weshalb ihr Bein jedoch über der Hose verbunden ist, kann uns wohl niemand erklären. Vielleicht hielten es die Autoren für einen gewieften Schachzug, um zu zeigen, dass sie Julias Verletzung nicht vergessen haben.

"Have you ever considered it might take both questions to save us?" - "Have you ever considered it might not?"

Da man sich scheinbar sonst nichts zu erzählen hat, wärmt man nun die alten Diskussionen wieder auf, weshalb sich Julia und Rebecca darüber streiten können, ob nun alles durch die Kuppel erklärbar ist oder durch Wissenschaft. Schon zu Beginn der Staffel gingen mir diese sinnlosen Kabbeleien auf die Nerven, doch mittlerweile kann man eigentlich nur doch die Augen verdrehen, da man ja sowieso weiß, dass die Unterhaltung im Nichts endet. Genau so ist es auch dieses Mal und man versucht erneut, die Handlung durch Fakten beider Art zu untermauern, als die im Sterben liegende Melanie in den Wald gebracht wird. Laut Paulines Anweisungen sollen die vier alten und die vier neuen Hände sie berühren, um die magische Wirkung der Kuppel zu offenbaren. Doch ein wenig Wissenschaft spielt auch wieder mit hinein, als Rebecca sich auf die Quantenphysik beruft, um zu verdeutlichen, dass Melanie zwei verschiedene Personen darstellt. Damit hat man das enorme Wissen Rebeccas mal wieder um ein Fachgebiet erweitert.

"We don't have the equipment to type blood." - "Lima beans!"

Unfreiwillige Komik kommt ebenfalls auf, als Sam und Rebecca versuchen, Melanie zu retten. Die erfinderische Rebecca beweist sich in dieser Episode nicht nur als Quantenphysikerin, sondern sitzt auch in der Genetik fest im Sattel. Die Wirkung der Limabohnen kommt ihr beim Thema Bluttransfusion sofort ins Gehirn geschossen und wie durch ein Wunder verfügt man in Chester's Mill auch über einen Vorrat an Limabohnen, die man für die Blutgruppenbestimmung benutzen kann. Hervorragend.

Ähnlich vor Lachen ausschütten musste ich mich, als Big Jim und Rebecca nun endlich erklärt wurde, wer Melanie ist. Die verdutzten Gesichter der beiden, als sie nacheinander erfahren, dass Melanie eigentlich seit 25 tot ist, aber vom Ei wieder zu ihnen geschickt wurde, waren herrlich. Obwohl sie beide Melanie schon oft gesehen haben und in der Stadt alteingesessen sind, ist ihnen nicht aufgefallen, dass sie das Mädchen nicht kennen und natürlich haben sie sich über sie bisher keine Gedanken gemacht. Wunderbar undurchdacht.

"Need egg now."

Ich habe mich sehr gefreut, Don Barbara wiederzusehen, auch wenn sein Auftritt nur sehr kurz war. Hier zeigt sich, dass Don doch nicht der Strippenzieher zu sein scheint, da er von Malick hintergangen wird und nun ebenfalls nur ein Spielstein ist. Schön war, dass er sich sofort für seine Familie entscheidet und bereit ist, mit dem Ei nach Chester's Mill zu gehen. Leider schaffen es die Autoren aber auch in den Szenen zwischen ihm und Barbie, uns einige unfreiwillige Lacher zu entlocken, da Malick Dons Worte ein wenig anders umsetzt, als sie gemeint sind. Da wird aus einem That can't be possible ganz schnell You're lying. Ebenso amüsant war der wild wackelnde Busch, hinter dem sich Joe und Norrie ganz offensichtlich versteckt haben. Er musste sich logischerweise so auffällig bewegen, damit wir Zuschauer mit unserem ausgeprägten Kurzzeitgedächtnis nicht vergessen, dass die beiden Barbie und Hunter gefolgt sind.

"So she and I could be in heaven together."

Neben all diesen schlecht durchdachten Handlungselementen baut man zum Schluss der Episode allerdings eine Überraschung ein, die ich so nicht habe kommen sehen. Nachdem Melanie kuriert wurde, verschwindet sie in einem Loch. Wer außer mir vermutet noch, dass dies der neue Weg hinaus das Chester's Mill ist? Ich habe weder mit ihrem Tod/Weggang gerechnet, noch damit, dass die Autoren tatsächlich etwas einbauen können, bei dem man vor Einfallslosigkeit nicht die Augen verdrehen muss, weshalb ich mit dieser Entwicklung recht zufrieden bin.

Etwas anders sehe ich den Tod von Pauline und Lyle. Als Pauline das Bild zeichnete, das wir bisher nicht zu Gesicht bekamen, hatte ich zum ersten Mal in dieser Staffel das Gefühl einer nahenden Bedrohung, als das Blut von der Leinwand tropfte. Leider macht man diesen Moment zunichte, indem der äußerst verrückte Lyle dann Pauline ersticht und jene dann stirbt, nachdem sie Big Jim einen blutigen Kuss gegeben hat. Damit fällt Big Jim wieder in alte Verhaltensmuster zurück und ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie viele Menschen er nun bereits auf dem Gewissen hat, dafür aber nicht belangt wird.

Randnotizen:

  • In Chester's Mill hat man einen lächerlich hohen Bevölkerungsanteil von Mördern. Neben Big Jim haben wir da nicht nur Lyle, auch den blutigen Axtmörder Sam darf man nicht vergessen.
  • Als Ben erzählte, dass jemand von der sich bewegenden Kuppel getötet wurde, hat sich da außer mir noch jemand gefragt, wie die schleichende Kuppel den Autofahrer um die Ecke gebracht haben soll?
  • Zu Beginn der Episode wird Barbie beinahe von einem Baum erschlagen. Wie ist dies möglich, wenn die Kuppel noch meterweit entfernt ist?
  • Musikalische Unterlegung hat man in den Episoden nicht oft. Der Song, der gespielt wird, während Pauline in ihrem Atelier sitzt, hat seine Wirkung nicht verfehlt. Das Cover am Ende der Episode klang in meinen Ohren jedoch ziemlich fehl am Platz.
  • Was hatte es für einen Sinn, dass sich Junior Paulines Tagebuch angeguckt hat? Und warum braucht er für die Interpretation der Bilder die Hilfe von Lyle?
  • Vor gerade mal drei Wochen hat Julia ihren Mann verloren, doch ein Foto an ihn als Erinnerung will sie nicht mitnehmen. Unter der Kuppel rast die Zeit.
  • Was wäre schlimm daran, wenn Don bewaffnete Männer mit unter die Kuppel bringt? Aus welchem Grund sollten die Männer alle erschießen oder sich überhaupt trauen nach Chester's Mill zu gehen, wenn es aus der Stadt keinen Ausweg mehr gibt?

Fazit

In dieser Episode weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll, weil die Storyline so unglaublich seltsam geschrieben ist. Ich hoffe inständig, dass man im Staffelfinale noch die Kurve bekommt und einige Fragen beantwortet, bevor man sich (sicherlich mit einem gigantischen Cliffhanger) von uns verabschiedet.

Marie Florschütz - myFanbase

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