Bewertung

Review: #1.07 Das Mädchen von nebenan

Das war also die siebente Folge, eine siebte Folge, wie man sie eben erwartet: Eine Momentaufnahme, eine Folge, welche sich im Wesentlichen mit sich selbst beschäftigt und so größtenteils ersetzbar ist und eigentlich genauso gut an jeder anderen Stelle der Serie auftauchen könnte. Aber ein wenig mehr ist da eben doch.

Das Perfekte Paar

Der Faktor, der diese Folge an seinem Platz verankert, ist eigentlich die Geschichte um Veronicas Mutter und Jake Kane. Dass Veronica hier herausfindet, dass ihre Mutter und der Vater ihrer ersten richtigen Liebe das perfekte Paar ihrer Highschool Jahre waren, wiegt schwer und wirbelt wieder Staub um ihr Verschwinden auf. Mit dem Wissen, dass sich Lianne und Jake vor wenigen Wochen trafen, zu einer Zeit, in der Lianne als von der Erdoberfläche verschwunden galt, scheint diese Tatsache kein Zufall zu sein. Bereits hier kommt doch der Verdacht auf (auch in Veronica), dass sie vielleicht das Produkt dieser "perfekten Liebe" gewesen sein könnte.

Richtig dämmert ihr diese Möglichkeit erst, als Keith ihr sagt, welche Liebe es voraussetzt um als Mann die Tochter eines anderen Mannes aufzuziehen. Diese kleine Randbemerkung trifft Veronica wie ein Hieb in die Magengrube und ihr wird die Möglichkeit vor Augen geführt, dass Jake Kane ihr biologischer Vater sein könnte.

Zellennachbarn

Das Unterhaltsamste an dieser Folge war für mich das Aufeinandertreffen von Weevil und Logan. Auch wenn es nichts ist, worüber man viel schreiben kann, und es in allen möglichen Weisen interpretierbar ist, war es doch sehr nett anzusehen, wie zwei Charaktere, die sich im Grunde so ähnlich und doch von so unterschiedlicher Herkunft sind auch außerhalb des Einflusses von Veronica aufeinandertreffen und sich in ihrer ganz eigenen Art und Weise so gut verstehen.

Weevil als der Kleinkrimelle mit einem eigentlich guten Herzen trifft auf Logan, der bis letzte Woche noch der Arsch der Nation war und nun eigentlich als Rebell gegen seine Vaterfigur gelten kann. Daraus entsteht ein wirklich sehr unterhaltsamer Mix mit einem gemeinsamen Feind.

Wirkliche Bedeutung erhält dieses Aufeinandertreffen aber durch etwas Anderes. Neben dem Gespräch in der Toilette zwischen Weevil und seinem Kumpel, welcher ja bereits offen ausspricht, dass Weevil und Lilly eine Beziehung hatten, ist da auch noch das Tattoo auf Weevils Schulter mit ihrem Namen in einem Herz. Es scheint Weevil nahe zu gehen, als er darauf angesprochen wird und seine Aussage: "You don't know what you're talking about and it-it wasn't like that, all right?" lässt doch die Vermutung nahe liegen, dass es nicht nur eine Affäre war, sondern da eindeutig mehr im Dunklen liegt. Auch sein Zögern, als er auf das Tattoo angesprochen wird, untermauert diese Vermutung.

Tragödie

Die CotW wartet in dieser Folge erneut mit reichlich schwerwiegenden Hintergründen auf. Während Veronica den scheinbar eifersüchtigen und unbeherrschten Freund als den Hauptverdächtigen festmacht, spielte sich die wahre Tragödie lange zuvor ab. Mit der Geschichte um sexuellen Missbrauch in der Familie wird eine weitere Geschichte des tragischen Alltags aufgegriffen und verarbeitet. Insgesamt scheinen den Schreiberlingen solche Geschichten zu liegen, sodass wir uns auf mehr "denkt mal darüber nach" CotWs einstellen sollten.

In diesem Fall ist die Geschichte zwar tragisch, aber in gewisser Weise von den eigentlichen Charakteren distanziert. Während aufgezeigt wird, dass so etwas häufiger passiert, als es einem bewusst sein mag (Veronica brauchte ja nur vor die Tür gehen, ihre Nachbarin treffen und schon sprang sie eine solche Tragödie an) ist das Ganze aus der "High School Serie" herausgelöst. Vielleicht nötig um den extremen Wandel in einer Person zu zeigen, die eine solche Tat mit sich bringt, aber dadurch meiner Ansicht nach zu wenig in die Serie eingebaut und nur mit Sicherheitsabstand in diese einbezogen. Schade.

Fazit

Eine Folge, welche sich um die Tragödie der CotW rankt und an anderen Orten mit einiger leichter Unterhaltung aufwartet, ohne dabei wirklich verbindlich und unersetzbar zu werden.

Meines Erachtens nach ist neben dem oben erwähnten Sicherheitsabstand zu der CotW auch die kontrapunktäre Arbeit mit der leichten, beinahe komödiantischen Unterhaltung um Weevil und Logan das Problem der Folge. Sicherlich ein Kontrastmittel, welches uns vor Augen führen kann, dass wahre Probleme immer ganz nah unter der Oberfläche sein können – hier allerdings wirkt diese Spielerei wie eine Relativierung der Tragik. Schade, dass hier soviel Potential verschenkt wurde, denn die CotW hatte durchaus die Möglichkeit mehr zu sein und die Geschichte um Weevil und Logan war einfach extrem witzig aber in der Kombination? Ouch, 4 Punkte.

Martin Schultze - myFanbase

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