Review: #1.13 Der Herr des Ringes
Nach der letzten, hochkarätigen, spannenden und vielbewegenden Folge gibt uns diese hier eine kleine Verschnaufpause. Eine teilweise leichte Überbrückungsfolge die nett anfängt: die Schreiberlinge platzieren direkt vor den Vorspann die Worte "We used to be friends. A long time ago." aus Veronicas Mund. Nette Spielerei – aber zur Folge:
Verlust
Natürlich muss sich diese Folge mit den Auswirkungen des vermeintlichen Selbstmordes von Logans Mutter auseinandersetzen. Und das tut sie. Einen guten Teil der Folge macht die Geschichte um Mrs. Echolls Totenwache aus. Und hierbei wird noch einmal gezeigt, wie zerstört diese Familie ist und dass der Selbstmord eines ihrer Mitglieder nur ein trauriger Tiefpunkt in einer chaotischen Gesamtgeschichte ist. Wieder werden wir mit einer Erzählung über die Brutalität, die in diesem Hause herrscht, konfrontiert. Hinzu kommt, dass Logans Schwester nicht einmal den Anstand besitzt zur Beerdigung zu erscheinen, sondern sich lediglich in Form eines Telegramms meldet. Traurige Familiengeschichte.
Das wirklich spannende an der Geschichte ist meiner Ansicht nach Logans Umgang mit dieser Situation. Er beschuldigt seinen Vater öffentlich, vor Fans und der Presse, und stellt sicher, dass seine Karriere nirgendwo mehr hingeht. Dass dieser sich letztlich dazu entschließt, sich komplett aus dem Showgeschäft zurückzuziehen, scheint nur wie eine Kehrtwendung des Charakters, aber ich sehe darin eine weitere Farce, ein weiteres Schauspiel, dass diese Familie vorführt. Logans Reaktion, das Nicht-Wahrhaben-Wollen ist ebenso verständlich wie aussichtslos. Er glaubt daran, dass seine Mutter lebt und kommt mit dem Vorhaben sie zu finden ausgerechnet zu Veronica Mars. Das verspricht eine interessante nächste Folge zu werden.
Und die Moral von der Geschicht...
Logans Hilfeersuchen schmiegt sich aalglatt in die CotW und die damit verbundene Vergangenheitsgeschichte ein. Wieder einmal (endlich, denn ich liebe mehrspurige Geschichten, die sich nicht auf eine Zeit beschränken) spielt der Hauptteil der Handlung in der Vergangenheit – erklärt Logans Äußerungen aus der letzten Folge und bereitet die nächste Folge inklusive Logans Herantreten an Veronica vor. Die Geschichte der verlorenen Freundin aus der Vergangenheit, mit der Veronica ins Reine kommen kann (und somit auch mit sich selbst), befreit die Gesamtsituation ein wenig von Spannung und erlaubt so ein Heranrücken an weitere ehemalige Freunde (in diesem Fall Logan). Nett gemacht, aber ein wenig zu glatt. Zudem erlaubt es einen moralische Seitenhieb über den Verrat einer Person aus Gründen des Gruppenzwangs.
Die Geschichte um den Patriarchen, für den Status und Karriere alles zu sein scheinen und der dadurch seinem Sohn und seiner Tochter das Leben unnötig immens erschwert, scheint hier die moralische Geschichte der Woche zu sein. Wie bei Aaron Echolls wird hier im Kleinen gezeigt, dass übermäßiger Ehrgeiz und totale Fixierung auf Status und Beruf das Wichtigste im Leben zerstören können: die Familie. Ein doppelter breitseiten Schlag mit dem moralischen Vorschlaghammer, aber manchen soll es ja gefallen.
Schnipsel
An sich gibt es sonst nicht mehr viel zu erzählen. Die Folge dümpelt ein wenig vor sich hin, deswegen lenke ich mein Augenmerk mal ein wenig auf das, was man leider nicht sieht:
- Keith schwimmt weiter vor sich hin. Nach zwei aufeinanderfolgen Episoden, in denen er große Schritte der Rehabilitation tat, passiert auf dieser Front eigentlich nichts mehr, schon seit einigen Wochen. Schade.
- Wallace gewinnt nicht an Profil. Er ist immer irgendwie dabei, aber nicht wirklich Teil des ganzen. Traurig, denn er ist in meinen Augen ein sympathischer Charakter, aus dem man durchaus etwas herausholen kann. Schade.
- Was ist eigentlich aus Veronicas unglaublichem Trieb geworden ihre Mutter wieder zu finden?
- Wo ist Clarence Wiedmann?
Sicherlich sind dies Dinge die man dieser Folge als Einzelfolge nicht ankreiden kann, aber ich dachte, es sollte einmal Erwähnung finden.
Fazit
Eine Überbrückungsfolge, die sich in gewohnter Manier damit beschäftigt die vergangene Folge zu verarbeiten und neue Höhepunkte vorzubereiten ohne dabei als Einzelstück wirklich zu glänzen.
Ja, wie schon gesagt ist diese Folge eine Brücke. Sie hängt zwischen Höhepunkten und kann mich daher nicht wirklich von meinem (sehr komfortablen) Stuhl reißen. Die Moralkeule kam ein wenig zu stark daher, die CotW war durchschnittlich, der Storyarch wird weitergeführt ohne an einem bestimmten Punkt anzugelangen. Bereiten wir uns also auf eine Folge vor, in der Veronica wahrscheinlich Logan zur Hilfe kommen wird und lehnen wir uns so lange zurück. In der Zwischenzeit erhält diese Folge fünf Punkte.
Martin Schultze – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Lord of the BlingErstausstrahlung (US): 08.02.2005
Erstausstrahlung (DE): 05.08.2006
Regie: Steve Gomer
Drehbuch: John Enbom
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