Bewertung

Review: #1.14 Mars gegen Mars

So, nach einer erneuten Pause (ich hoffe, dass ich noch lebe, wenn das ZDF tatsächlich einmal an zwei aufeinanderfolgenden Wochenende Veronica Mars ausstrahlt!) kommt also diese Folge daher. Ich will eigentlich meinem Fazit nicht vorweggreifen, aber es muss es loswerden: diese Folge war fantastisch. Es passieren dermaßen viele Dinge gleichzeitig, dass man sich während dieser Folge keine Pause (und sei es nur um was zu trinken zu holen) leisten kann – es scheint beinahe unmöglich alles zu betrachten, was uns diese Folge hier auftischte, aber ich werde mein bestes geben.

Hoffnung

Der Cliffhanger zu dieser Folge war einfach grausam. (Hier noch mal der offizielle Dank dafür, dass diese Pause so fantastisch verlängert wurde!) Logans Verlust seiner Mutter ging ja in der letzten Folge damit einher, dass er nicht wahrhaben wollte, dass sie tatsächlich tot sei. Diesmal also trifft er die notwendigen Maßnahmen um dies zu beweisen – er wendet sich an Veronica Mars, einst eine Freundin und nun jemand, mit dem er sich wunderbar hassen kann. Aber das ändert sich in dieser Folge, wir sehen nicht mehr den Logan Echolls aus den ersten Wochen; es scheint fast als habe man den Charakter komplett ersetzt. Durch den Verlust, den er erleiden musste, und sein letztes bisschen Hoffnung, dass er in Veronicas Hände legt, ist er ruhiger, besonnener, natürlich auch deprimiert. Das legt den Grundstein für einige wirklich sehr hübsch anzusehende Szenen zwischen ihm und Veronica, in denen sie miteinander arbeiten – es entsteht hier eine meines Erachtens nach einzigartige Chemie zwischen den beiden, denn auch wenn er Veronica glauben lassen will, dass er sie angeheuert hat und dass dies keine Freundschaftsdienste sind, die sie ihm leistet, so ist es doch offensichtlich, dass er sehr viel Vertrauen in sie setzt. Zeiten wie diese sind für Einzelpersonen wie ihn nicht durchzustehen, er wendet sich also an jemanden, dem er Vertrauen schenkt, ein Eingeständnis gegenüber Veronica, denn die Dienste, die sie ihm hier leistet, sind weit mehr als nur professionell.

Viel wichtiger ist mir aber, was hier mit Logan selbst passiert, die Achterbahn, die er durchlebt, die Hoffnung, die grenzenlose Enttäuschung prallen auch seiner aufgebauten Mauer aus Charme, Witz und Verachtung anderer nicht ab. Man sieht ihm an, dass er sich hier mit viel herumschlagen muss. Für ihn endet hier meines Erachtens nach die Phase, in der er als Arsch der Serie herhalten musste und auch konnte. Die Gefühle, die er so stark gebündelt durchlebt, werden aus ihm einen anderen Menschen machen, in welche Richtung steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben. Allerdings endet auch diese Folge mit einem Cliffhanger in seiner Geschichte, denn er wird erneut mit der Hoffnung konfrontiert, die er nach dem vermeintlichen Beweis des Selbstmordes seiner Mutter bereits aufgegeben hatte. Und wieder ist es Veronica die ihm diese Hoffnung schenkt. "Go figure!"

Medizinische Wunder

Unglaublich aber war, es wird noch viel mehr in dieser Folge serviert: Veronica findet heraus, welche Medikamente Duncan nimmt und an welcher Krankheit er leidet. Dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt, die mit Aggressionsausbrüchen und Gedächtnisschwund einhergehen, kann nichts Gutes bedeuten. Bereits in der vorletzten Folge hatte Duncan ja eingestanden, sich nicht an die Zeit zu erinnern in der Lilly starb, und hier bietet sich eine plausible Erklärung an, die allerdings weit beunruhigender ist, als es Veronica vielleicht lieb wäre. Zu wissen, dass er bereits an dieser Krankheit litt, als sie noch mit ihm zusammen war (da scheint das Lästermaul von Carrie Bishop gar nicht so erfinderisch zu sein, wie es Veronica gerne hätte, oder?) und dass sie nichts davon mitbekam, müssen Veronica einen tiefen Stich ins Herz versetzen.

Aber durch Zufall fällt V noch mehr in die Hände, als sie sich so wunderschön Zugang zu Duncans Akten verschafft – Abel Koontz stirbt. Die Schlussfolgerung liegt auf dem Tisch: er wurde als Puppe benutzt um den wahren Mörder zu decken. Auf einmal kommt wieder Bewegung in die gesamte Geschichte um Lillys Tod, es wird Fahrt aufgenommen – hier sollten wir doch in den nächsten Folgen mit weiteren Fortschritten für unser Durchhaltevermögen belohnt werden. Schön auch die Schlussszene, denn wie bereits in "Like a Virgin" konfrontiert Veronica Abel Koontz, diesmal allerdings unter umgekehrten Voraussetzungen: sie hat das Heft in der Hand und hinterlässt ihn mit dem gleichen Offenbarungsgefühl (der Angst, der Ungewissheit), welches er ihr damals zumutete. Man könnte sagen, dass diese Szene ein Racheakt Veronicas war um gegenüber Koontz wieder die Überhand zu gewinnen um so den Erfahrungen aus "Like a Virgin" den Schrecken zu nehmen.

Der Ruf ist Alles

Wieder wird dieser Themenkomplex (einer der, meiner Ansicht nach, Hauptthemenkomplexe der Serie) so schamlos ans Licht gerissen. Veronica glaubt Carrie die Geschichte nicht, sondern ist der festen Überzeugung, dass sie lügt, ja lügen muss, weil sie den Ruf hat dies immer zu tun. Wunderschön wird Veronica der Spiegel vorgehalten, denn sie muss sich mit ihrem Ruf herumschlagen und den Menschen beweisen, dass sie nicht ist, was von ihr geglaubt wird. Sie widerlegt täglich Vorurteile, die Andere über sie haben und findet sich hier darin gefangen sich ebenso zu verhalten. Denn auch sie zieht Schlüsse über das Verhalten einer Person anhand dessen, was Andere über Selbige sagen. So muss sie feststellen, dass auch sie bis zu einer gewissen Stufe nicht besser ist als die intriganten Einwohner Neptunes, auch sie hält so lange an ihren Vorurteilen fest, bis sie widerlegt sind, sogar soweit, dass sie gegen ihren eigenen Vater arbeitet.

Freundschaft

Zwei Dinge sprangen mir bei dieser Folge noch ins Auge: die Beziehung zwischen und Veronica und Wallace und Veronica und ihrem Vater. Beide werden hier (eher nebensächlich) angeschnitten.

Die Beziehung zwischen Veronica und ihrem Vater wird hier auf die Probe gestellt, denn sie ermitteln letztlich gegeneinander. Wie hierbei so sympathisch mit der Situation umgegangen wird, ist letztlich ein Beweis dafür, wie stark das Band zwischen den beiden ist. Dass sie sich nicht im Kleinkrieg ergeben (vor allem nach der Aktion mit der Tinte, welche Veronica vor Augen führen sollte, dass auch sie manchmal sehr durchschaubar ist und ihr Vater in manchen Dingen ihr eben doch noch einen Schritt voraus ist) sondern trotzdem miteinander umgehen und arbeiten. Sehr schön und sympathisch.

Anders hat es sich mit der Beziehung zwischen Wallace und Veronica. Immer mehr wird offensichtlich, wie sehr er sich von ihr benutzt fühlt, wie wenig Einfluss er auf sie und wie viel sie auf ihn hat. Diese Freundschaft ist zu einseitig, eine Ausnutzbeziehung, in der Wallace nicht glücklich wird und von der er wahrscheinlich nicht mehr viel ertragen wird, bevor es zwischen den Beiden zum Zerwürfnis kommt.

Fazit

Eine Folge, die sehr viel gleichzeitig tut ohne hierbei die Richtung zu verlieren und wunderschön Staffelhandlungen vorantreibt und bedingt auch zuspitzt.

Wie ich schon einmal sagte, besteht bei einer Folge mit derlei viel Inhalt die Gefahr, dass sie überladen wirkt – zu viel gleichzeitig tut und sich so in Nebensächlichkeiten verzettelt, während wichtige Dinge zur Nebensache werden. Schön zu sehen, dass dies hier nicht der Fall ist. Sowohl die Entwicklungen um Duncan als auch die um Logan werden schön inszeniert und verlieren durch die CotW nicht an Bedeutung. Lediglich die Geschichte um Abel Koontz finde ich ein wenig zu willkürlich, aber Zufälle soll es tatsächlich geben. Die CotW hat eine größere Aussage (was man bei weitem nicht von jeder Behaupten kann), die Veronica direkt betrifft. Was will man eigentlich mehr? Auch wenn ich bereits vor kurzer Zeit die volle Punktzahl vergab und dies eigentlich nur sehr ungern tue, kann ich mich nicht dem Fakt entziehen, dass dies die bislang beste Folge von Veronica Mars war. Wunderschöne Szenen, lustige Szenen, bedeutungsvolle Szenen, handlungstreibende Szenen – alles da. Neun Punkte.

Martin Schultze – myFanbase

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