Bewertung

Review: #2.08 Ahoi, Kameraden!

Mit "Ahoy, Mateys!" kommt eine Folge daher, die eine wirklich solide CotW aufbaut. Sicherlich nicht so gut wie die Letztwöchige, die mir immer noch im Mark vibriert, aber dennoch ganz solide. Die Geschichte um ein quasi-anonymes Opfer des Crashes zu spinnen, ist zwar nicht der Gipfel der Innovation, aber dennoch interessant, da wir so viel über die Effekte des Buscrashes in persönlichen Bereichen der Menschen erfahren können. Aber bei dieser Folge ist die CotW nicht der Hauptpunkt. Bei Weitem nicht. Wenn man es so will, dreht sich die Folge im Staffelhandlungssinn um zwei Geschichten (Weevil verliert die Kontrolle über seine PCHer und Logan versucht aufzuklären, warum ihm ausgerechnet die Fitzpatricks den Mord an Felix anhängen wollen) die letztlich in einer wirklich dramatischen Szene zu einer Seasonhandlung verschmelzen.

Von Engelein und Teufeln

Aber zuerst zu einer eigentlichen Nebenhandlung, die den (üblichen) Cliffhanger in Anspruch nimmt und so viel Einschlag auf die nächste Folge verspricht: Duncan und Meg. Die Folge beginnt mit einer augenöffnenden Szene: in einem Traum wird Duncan sich darüber klar, dass Meg die Liebe seines Lebens war – ein Engel, der ihm von der biestigen, rabiaten (ja, auch teuflisch springt hier ins Auge) Veronica genommen wurde. Sicherlich eine Überzeichnung, die zu einem großen Teil an der Idealisierung liegt, welche Duncan Meg durch ihren tragischen Zustand zuteil werden lässt. Aber dennoch: ein Funken Wahrheit steckt in diesem Traum.

Duncan ist und bleibt ein Romantiker... sicherlich übertrieben schnulzig und hundeäugig an manchen Stellen (einer der Gründe, warum er bei Veronica Mars Fans wie mir so wenig Anklang findet), aber als eine solche Person steht ihm Veronica als Freundin einfach nicht. Sie ist in Liebesdingen teilweise kalt, egoistisch und distanziert. Durch diese Art treibt sie Duncan dazu, sich in eine Liebe zu sehnen, die ihn gänzlich erfüllt. Und wer würde da besser passen, als die Frau, die er ja schon einmal liebte und die in einem tragischen Unfall ihr aktives Leben verlor. Meg in diesem Zustand hinterherzutrauern ist Romantik pur und passt zu Duncan wie die Faust auf’s Auge. So beginnt nun also wieder eine Phase der Entfremdung zwischen den beiden – hmm, das kennen wir doch...

Revolte

Weevil verliert die Kontrolle. Einst unangefochtener Besitzer der Kriminalität in Neptune wurde schon in vergangenen Folgen deutlich, wie stark er an (in dieser Branche so wichtigen) Straßenakkreditierung (in normal Sprache: street-cred) verliert. Schon die Zündelei am Echolls-Anwesen war ein Versuch seinerseits Respekt in der Stadt und in den eigenen Rängen wiederherzustellen. Nun tritt aber offen zu Tage, dass er nicht mehr der unangefochtene Herrscher der Bande ist. Einer seiner Jungs verkauft hinter seinem Rücken Koks und, das weitaus tragischere, er "bringt in Erfahrung" (Veronica geht mir ihren Informationen einfach viel zu offenherzig um), dass der Zeuge durch die Fitzpatricks bezahlt wurde. Ausgerechnet durch die einzigen, wirklichen Gegner, die er in Neptune beachten muss.

Wie Fitzpatricks und PCHer zusammenhängen, wurde ja schon in der Folge #2.04 Das eifersüchtige Monster angerissen – und wer kann dies vergessen haben? Jeder! Diese Szene ging einst in einer Folge unter, die überladen mit persönlichen Happenings im Umfeld Veronicas, wichtige Aspekte des Seasonarches wie ein Abfallprodukt behandelte. Deswegen kann in dieser Situation eigentlich niemand mehr wirklich durchschauen, worum es eigentlich geht, aber Gott sei Dank, erhalten wir hier ja einen Auffrischer, der mit seinen fünf Sekunden Länge ja alles erklärt (ich weiß, dass Sarkasmus im geschriebenen Wort selten effektiv rüberkommt, also wollte ich das Wort nur mal kurz einwerfen). Letztlich ergeben sich hier aus genau dieser Szene, die so lange zurück liegt, aber dramatische Entwicklungen, die zum Ende hin nicht nur das Innenleben der PCHer betreffen, sondern auch auf Logan übergreifen.

Lebensretter

Es ist nicht zu übersehen, wie die Chemie zwischen Veronica und Logan in letzter Zeit wieder wächst. Wie schon in der letzten Staffel finden die beiden durch einen Fall, der sich um Logans Leben dreht, einen Draht zueinander. Schön mit anzusehen, denn es lässt Hoffnung für LoVe aufflammen, die ja so abrupt zum Anfang dieser Staffel beendet wurde.

In dieser Folge kommt dieser Draht gerade rechtzeitig, denn so kann Veronica es vermeiden den Rest ihres Lebens ein wunderschönes, vierblättriges Kleeblatt auf der linken Wange zu tragen. An dieser Szene im River Stix (die Hochburg der Fitzpatricks) kann man bereits erkennen, dass die Geschichten um Weevil und seine Verbrechen hier ernster genommen werden, als noch letztes Jahr. Denn Veronica scheint sich in einen ernsthaften "Bandenkrieg" (nicht ganz so heftig, aber schon eine Bandenintrige) hinein zu manövrieren, der als Knackpunkt den vermeintlichen Mord an Felix durch Logan umfasst.

Und so hitzt sich letztlich auch die Geschichte um Logan auf. Denn (diesmal gänzlich ohne sein direktes, kamikazeartiges Zutun) er findet sich zwischen den Fronten einer extrem gefährlichen Situation wieder. Und diese Position kostet ihn erst fast seine Hand und dann fast seine Männlichkeit. An dieser Szene sieht man wirklich, mit welch rabiaten Mitteln Weevil um seine Vormachtsstellung kämpfen muss. Dass Logan in einer solchen Situation noch die Geistesgegenwärtigkeit besitzt seinem "Richter" das Telefon abzunehmen, ist zwar extrem unrealistisch (aber hey, wir gucken hier ja keine Dokumentation), aber macht die gesamte Geschichte noch viel intensiver und interessanter. Denn nun tritt auch Logan dem Spiel bei. Es scheint so, als könne er in den nächsten Folgen vom Gejagten zu einem aktiven Teil des Komplotts werden. Hier lauert viel Potential für Spannung und gute Unterhaltung.

Schnipsel

- Es häufen sich die Zeiten, in denen Veronica Keith etwas vormacht, ihn nicht aufklärt über die teilweise lebensbedrohlichen Lagen, in die sie sich bringt. Irgendwann wird er wieder dahinter kommen und es wird sich ein monströser Streit ergeben.

- Wallace ist und bleibt verschwunden. Hoffentlich sehen wir ihn bald wieder, denn er bringt zusätzlichen Charme in diese Serie.

- Immer schön, Mac aktiv in einer Folge zu sehen. Wie Wallace bringt sie viel Charme und Witz mit.

Fazit

Eine zentrale Folge des Seasonarchs, die mit viel Spannung und Action aufwartet und nebenbei eine solide CotW abliefert.

An die ständigen Cliffhanger müsste ich mich langsam gewöhnt haben. Aber dennoch bringen sie immer wieder ein Gefühl der Unbefriedigung mit sich. Zudem ist es zwar gut, dass diese Folge nicht zusätzlich durch weitere Fortschritte in der Buscrashgeschichte bepackt wurde, aber letztlich wird es langsam wieder Zeit auch hier Fortschritte zu erzielen... ich warte. Das größte Manko dieser Folge (und ein großes dieser Staffel) liegt aber länger zurück. Während die Geschichten um die Fitzpatricks zwar spannend sind, wurden sie im Gesamtbild dieser Staffel wirklich schlecht eingeführt. Eine solche Folge, die sich letztlich auf Geschichten konzentriert, die in nur zwei Minuten vor vier plus Wochen erklärt wurden, schreckt Zuschauer ab, denn sie verlangt immense Konzentration und Einleben in die Serie. Sicherlich macht diese Geschichte die Staffel für Mehrfach-Seher wie mich wesentlich interessanter, aber die Quoten müssen nun einmal leider bei der Erstausstrahlung erreicht werden. Schade eigentlich, denn durch solch komplexe Handlungen (mit einer etwas besseren Einführung bitte!) machen wirkliches Qualitätsfernsehen aus. Mit dieser Folge hat diese Kritik nur indirekt etwas zu tun, deshalb kann ich ihr vorbehaltlos 8 von 9 Punkten geben.

Martin Schultze - myFanbase

Die Serie "Veronica Mars" ansehen:


Vorherige Review:
#2.07 Musterkinder
Alle ReviewsNächste Review:
#2.09 Freund oder Feind

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Veronica Mars" über die Folge #2.08 Ahoi, Kameraden! diskutieren.