Bewertung

Review: #3.04 Charlie surft nicht

Nach der Enttäuschung der letzten Woche hatte ich für diese Woche ein Comeback nach Veronica-Marsesker Manier erwartet, aber stattdessen kommt diese Folge mit gepflegter Langeweile daher. Zwar wird die Staffelhandlung um die Vergewaltigungsfälle wieder aufgenommen (und beschert uns so vor allem das Weiterspinnen der Studentenverbindungsmisere) und es wird eine einwöchige Geschichte um Logan gesponnen, aber wirklich begeisternd war an dieser Folge wieder einmal nichts.

Politikum

Die Spannungen zwischen Parker und Veronica wurden vor einigen Wochen nach meinem Geschmack ein wenig aus der Luft gegriffen. Zwar ist es verständlich, dass sie Veronica nicht sonderlich zugetan ist, nachdem sie die Vergewaltigung "miterlebte" und dennoch nicht eingriff, aber es schien doch ein wenig so, als solle ein Konflikt aus der Luft heraus generiert werden. Dass sich diese Spannung in beinahe billiger Manier auflösten, schien mir doch zu Beginn der Folge zu einfach. Aber (Gott sei Dank) haben wir diese Spannung dadurch wieder gekriegt, dass Veronica nun für die Pi-Sigs arbeitete, um den Vergewaltiger ausfindig zu machen. Dass Parker, die anscheinend unter der Fuchtel des Feministinnenverbandes steht, dadurch erneut schlecht auf Veronica zu sprechen war, schien nur logisch bis zu dem Zeitpunkt, als sie trotz der stichfesten Entlastung der Studentenverbindung immer noch sehr abwertend auf sie reagierte. Es scheint also wirklich so zu sein, dass, wie Veronica feststellte, hier einfach jemand als Sündenbock herhalten muss und dieser Sündebock in Form der Pi-Sigs ausgemacht wurde. Dass vor allem die Feministinnen so gegen diese Verbindung wettern, obwohl sie entlastet wurde, scheint mir irgendwie komisch. Denn immerhin fokussieren sie alle ihre Energie darauf, diese Verbindung fertig zu machen, obwohl sie doch viel eher damit beschäftigt sein sollten, den wahren Täter zu finden. Hier scheint also mehr im Busch zu sein, das uns in den nächsten Wochen erwarten wird.

Warum ich das alles schreibe, obwohl doch dieser ganze Handlungsstrang so offensichtlich uninteressant ist? Es geht mir hier anscheinend wie den Schreiberlingen von VM – irgendwie muss ich den mir zur Verfügung stehenden Platz füllen. Schade, dass eine dermaßen lahme und einfach nie überraschend oder spannend wirkende Story über die Vergewaltigungsstory gestülpt wird, obwohl diese vielmehr Potential als spannende Geschichte birgt.

Familienbande

Auch die zweite Hauptstory der Folge scheint einfach Platzfüller zu sein. Sicherlich wird uns erneut einiges über Logans Leben unter der Herrschaft des cholerischen Sadisten, der sich als sein Vater bezeichnet, verraten, aber dennoch entwickelt sich auch hier weder Spannung noch Tiefe. Dass Logans Geld sich allmählich in Luft auflöst, ist die einzige "Botschaft", die uns dieser Strang mitgibt – und damit auch, dass sich sein exzessiver Lebensstil ändern muss, wenn er nicht irgendwann gänzlich bankrott gehen will.

Dass Logan einen Halbbruder hat, der aus einer Affäre Aarons stammt, ist wenig verwunderlich; was aber viel interessanter ist, ist warum dieser ausgerechnet jetzt aus dem Hut gezaubert wurde. Die Antwort gab ich oben schon: irgendwie scheint es, als hätten die Macher diese Folge einfach vollkriegen müssen. Sonstige Implikationen für den weiteren Handlungsverlauf ergeben sich nicht (offensichtlich, da der Bruder, also der echte, nichts von der Familie wissen will) und so plätschert alles ein wenig vor sich hin, ohne weitreichende Konsequenzen zu haben.

Erloschene Liebe

Die einzige, halbwegs interessante Geschichte dieser Folge war für mich die, die sich um Keith dreht. Dass eine Frau, die offensichtlich in ihrer Ehe nicht glücklich ist, einen Grund sucht, um hinter der Fassade der guten Ehe hervorzuspringen und ein neues Leben zu beginnen, ist zwar an sich nicht die überwältigendste aller Geschichten, aber es war doch nett. Dass es hierbei auch noch dazu kommt, dass sie sich offensichtlich sehr gut mit Keith versteht (und er offensichtlich was von ihr will, sonst wäre diese After-Shave-Geschichte nicht aufgekommen), gibt für mich hier den Ausschlag diese Geschichte ganz gut zu finden. Denn ein wenig tut Keith mir schon leid. Seine Tochter geht aufs College und er dümpelt einsam in seinem Alltag herum. Seit Wallaces Mutter trat eigentlich keine Frau mehr in sein Leben und nun, da Veronica nicht mehr der Knackpunkt sein dürfte, an dem eine Beziehung seinerseits scheitern könnte (so wie damals mit der Schulpsychologin), wird es wieder an der Zeit, dass wir den sympathischen Keith auch einmal in glücklichen Momenten sehen. Auch wenn diese Entwicklung hier durch die Treue des Mannes der potentiellen Freundin Keiths ein wenig abrupt beendet wurde, keimt doch durch diese Folge wieder die Hoffnung auf, dass er auf diesem Gebiet ein wenig aktiver wird und so auch wieder aktiver an der gesamten Serie teilnimmt. Ich würde es mir wünschen.

Fazit

Eine Folge, die uns zwar Entwicklungen um den Seasonarch bringt, aber sowohl diesen als auch die Folgenhandlungen in langweiliger Manier vor sich plätschern lässt.

Ich glaube, dass mein größtes Problem mit den Folgen in diesem Abschnitt der S3 vor allem von der mich wenig interessierenden Staffelhandlung herrühren. Frühere Folgen konnten von schwachen CotWs immer wieder durch Spannung oder wenigstens konsequenzträchtige Entwicklungen in der Staffelhandlung ablenken und eine gute Figur machen. Dieses Jahr kann mich der Seasonarch leider nicht mitreißen, sodass beim Sehen einer Folge meine Beigeisterung sehr von den CotWs abhängt und diese waren in den beiden letzten Folgen doch sehr mäßig. Bleibt nur die Hoffnung, dass der Fall bald abgeschlossen wird, denn immerhin wurden uns drei Mini-Season-Arches versprochen. Hoffen wir, dass der nächste besser ist.

Martin Schultze - myFanbase

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