Review: #1.10 Dallas, grüne Bohnen und eine Adlerfeder
Gerade mal die zehnte Episode ist von "Young Sheldon" in den USA ausgestrahlt worden, da erreicht einen schon die Nachricht, dass man sich auf jeden Fall auf eine zweite Staffel freuen kann. Das ist früh, kommt aber nicht überraschend, denn auch diese Episode zeigt, dass die Beteiligten an der Serie insgesamt einen guten Job machen und überzeugen können.
"Are you worried that he won‘t like it or are you worried that he will?"
Sheldon steht in dieser Episode inhaltlich wieder im Zentrum, denn es gibt die Möglichkeit, ihn über ein Stipendium an eine Privatschule für Hochbegabte im drei Stunden entfernten Dallas unterzubringen. Sheldon kann es quasi gar nicht erwarten, während seine Mutter Mary Cooper schon beim Gedanken daran Tränen in den Augen hat. Ds ist auch überaus verständlich, denn Sheldon ist eben ihr Baby und da er so seine Eigenarten hat, fällt es ihr eben schwer, ihn aus den Augen zu lassen. Man erinnere sich nur an die ganzen Hinweise, die sie George Cooper gegeben hatte, als er mit ihm zwei Tage unterwegs war. Hier wir überhaupt die Familienkonstellation sehr interessant. George hat die Chancen gesehen und blieb rational, Mary war Angst und Bange und eben sehr emotional (wunderbar umgesetzt in den Erzählungen von der Gastfamilie beim Abendbrot, herrliche Szene). Meemaw Conny hingegen war irgendwie auf Sheldons Seite, obwohl sie alle Bedenken von Mary teilte, dies nur nicht zum Ausdruck brachte, um für Mary stark zu sein. So ist es dann eigentlich nicht verwunderlich, dass man Sheldon doch schnell wieder abholt. Das war auf der einen Seite sehr süß, auf der anderen Seite fand ich es doch sehr schade, dass man diese Storyline in dieser Episode schon wieder ad acta gelegt hatte. Das Potenzial von Sheldons Abwesenheit hätte man ruhig für ein, zwei Folgen noch nutzen können. Das ist sehr schade, denn man hat sowohl in der Betrachtung der Coopers als auch bei Sheldons Gastfamilie und der neuen Schule gespürt, dass man hier viel zu erzählen hätte.
"You‘re gonna miss me."
Nehmen wir uns noch die Kinder vor. Missy würde es nie so richtig zugeben, aber ohne Sheldon ist es für sie eben auch nicht mehr das gleiche. Zwillinge haben eben eine besondere Bindung und so kommt es ihr schon komisch vor, als sie so alleine einschlafen soll. Entsprechend war dann ihre Reaktion, als sie am nächsten Tag Sheldon wieder im Bett liegen sieht. Dabei hätte sie endlich mal in Ruhe fernsehen könne, aber wahrscheinlich hätte ihr das auch keinen Spaß gemacht, wenn sie nicht darum kämpfen.
Als einziges glückliches Familienmitglied hat sich natürlich wieder Georgie gezeigt, der schon vollkommen beteiligungslos war, als Sheldon sich verschluckt hatte und ihm die luft wegblieb. Auch jetzt ist er nur glücklich, seinen Bruder los zu sein. Auch hier ist es schade, dass Sheldons Abwesenheit schon am Ende der Episode wieder aufgelöst wurde, denn gerade Georgie hätte hier doch eine schöne Entwicklung nehmen können, die ihm als Charakter sicherlich auch mal gutgetan hätte. So ist er nur genervt, dass Sheldon zurück kommt, und konnte gar nicht erfahren, dass auch ihm ohne Sheldon etwas fehlen könnte. Schade.
Tam war übrigens auch ganz lustig, weil ihm die Fähigkeit fehlte, hier Emotionen zu zeigen, was Sheldon aber im witzigen Off-Kommentar trotzdem zu finden vermochte. Tam ist als Einzelgänger auch noch nicht wirklich gewöhnt, eine echte Bindung aufzubauen und wahrscheinlich war es bei seiner Biographie für ihn nichts Neues, dass ein Mensch wieder teilweise aus seinem Leben verschwindet. Es war schön, wie sie das eingebunden haben, auch wenn hier in erster Linie Sheldon glänzen durfte.
"‘You‘ll not see nothing‘ - shame on who ever wrote that."
Sheldon war in Dallas eigentlich auch viel zu kurz zu sehen. Die Schule hat ihn beeindruckt, aber dort mal einen Tag zu sein, wäre auch noch mal spannend gewesen. Hier hätte es bestimmt Menschen gegeben, denen Sheldon nicht so haushoch überlegen gewesen wäre. Aber auch das hat die Serie durch die schnelle Rückkehr zum Status Quo quasi verschenkt. Und seine Gasteltern waren auch für einen Lacher gut, als sie fröhlich beschwingt mit Sheldon singen wollte, dieser sich aber einfach nur unwohl fühlte und den Text diffamierte. Dadurch war sogar er froh, nicht mehr in Dallas bleiben zu müssen. Das ging natürlich auch sehr schnell. Eine Kosten-Nutzen-Analyse hätte auch ergeben können, dass er die Musikabende im Sinne seiner schulischen Fortbildung ertragen könnte. Immerhin gab es keinen Hund. Ob seine Liste beim nächsten Mal auch Musik als No Go aufführt? Ansonsten waren seine Gasteltern ja sehr liberal und liebenswürdig. Ich muss mich wiederholen. Da war noch viel Potenzial drin.
Übrigens war das Ende der Episode auch noch mal richtig witzig, als die Lehrer im Lehrerzimmer sich über ihre Erfahrungen mit Sheldon austauschen. Da kann man besonders als Lehrer drüber schmunzeln.
Fazit
Die zehnte Episode konnte wunderbar unterhalten und hatte mit Sheldons angedachten Schulwechsel viel Bewegung in die Geschichte und die emotionale Betrachtung der Charaktere gebracht. Leider hat man sehr schnell diese neuen Potenziale wieder fallen lassen, was man eigentlich nur damit erklären kann, dass das Drehbuch aus einer Zeit stammt, in der "Young Sheldon" nur aus dreizehn Episoden bestand. Nun hat man in der Staffel aber noch viel Zeit. Der Zug für diesen Storyimpuls ist leider erst mal abgefahren, aber die ersten zehn Episoden vermittelten nicht den Eindruck, dass man keine Ideen hätte. Summa summarum also nur sieben Punkte, weil unter den aktuellen Voraussetzungen so viel mehr für diese Geschichte möglich gewesen wäre.
Emil Groth - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: An Eagle Feather, a String Bean, and an EskimoErstausstrahlung (US): 04.01.2018
Erstausstrahlung (DE): 12.03.2018
Regie: Rebecca Asher
Drehbuch: Rob Ulin & David Bickel
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