Bewertung

Review: #7.07 Ein Eimer Spaghetti und Leichen im Keller

Foto: Annie Potts, Young Sheldon - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Annie Potts, Young Sheldon
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Here comes the Bride! Richtig, die Hochzeitsglocken haben geläutet. Man sollte aber eher ein gutes Gehör haben, ansonsten hat man nicht sonderlich viel gehört, aber auch nicht viel gesehen. Dafür, dass die Eheschließung ziemlich groß angekündigt wurde, war es letztlich doch nur ein Puff, den man davon wahrnehmen konnte. Ob die Episode dennoch gut abschneiden konnte bzw. warum sie trotzdem gut abschneiden konnte, das erfahrt ihr jetzt.

"I don't know, I'd kind of like people to know we're a family. You know, the Coopers, Georgie and Mandy Cooper."

In meiner letzten Review hatte ich schon die Vermutung ausgesprochen, dass es womöglich keine Hochzeit im Stillen geben würde und ich hatte recht. Ich habe aber auch nicht geschrieben, dass es eine große Hochzeit werden würde, mit vielen Gästen, Brautstrauß, weißem Kleid und allem, was dazu gehört. Ich bin ehrlich gesagt auch froh, dass sie fast schon zu schlicht gehalten wurde. Das soll nicht heißen, dass ich sie schlecht fand – ganz und gar nicht. Wenn man aber mal überlegt, dass über dieses Event schon seit Ende der fünften Staffel gesprochen und diskutiert, teilweise sogar gestritten wird, dann wäre ein großes Fest eher blöd gewesen, weil es für mich den ganzen Zauber einer Hochzeit genommen hätte. Es war natürlich auch klar, dass beide Familien bei der Trauung anwesend sein würden (zumindest der größte Teil, da Connor McAllister und Sheldon Cooper gefehlt haben. Also die zwei, die die Sonderbaren der jeweiligen Familien sind). Hier hätten wir dann auch schon mal den ersten Faktor, warum diese Episode eben eine Genialität hat, die man aber erst einmal auf sich wirken lassen muss, bevor man sie (für sich) erkennt. Irgendwie hat sich da auch ein Kreis geschlossen. Obwohl Connie Tucker noch in der letzten Episode davon gesprochen hat, es müsse für die Coopers und McAllisters Konsequenzen für ihr Verhalten geben, war sie es, die George Cooper über die Hochzeit in Kenntnis gesetzt hat und dieser natürlich seinen neuen Buddy Jim McAllister. Also hat Connie eigentlich ihren selbsternannten Freifahrtschein als Urgroßmutter dafür genutzt, dafür zu sorgen, dass die Eheschließung doch nicht so leise sein wird.

Aber natürlich war auch klar, wenn die beiden Mütter wieder aufeinandertreffen, dann würde es wieder Sticheleien zwischen ihnen geben und man fängt im Restaurant damit an, wobei es natürlich ums Geld geht. Da fällt mir doch gleich noch das etwas böse Sprichwort Für arme Eltern kann man nichts, für arme Schwiegereltern schon. Denn wenn man die Kommentare von Mary Cooper und Audrey McAllister mitanhört, dann wird genau das angesprochen, da die McAllisters zwar die Hochzeit doch nicht bezahlt haben, aber die Flitterwochen oder das Flitterwochenende, was das junge Ehepaar direkt nach Dollywood führt. Schade, dass wir wohl keine Szenen davon zu sehen bekommen werden, aber okay. Die bildliche Vorstellung tut es auch.

Mir hat auf jeden Fall auch extrem gut das Autogespräch zwischen Georgie Cooper und Mandy McAllister gefallen. Ich bin mir nicht mehr sicher, wann sich der Schalter bei ihm umgelegt hat, nicht mehr dieser kindische, etwas dümmliche Wuschelkopf zu sein, aber Georgie hat wirklich eine Entwicklung hingeht, bei der mir das Herz aufgeht. Er hat zwar noch immer eine etwas naive Art an sich, aber die gehört wohl einfach zu ihm. Wenn man aber bei dem Gespräch genau zuhört, dann hört man auch raus, dass die Macher immer mehr daran gearbeitet haben, damit Georgie der verantwortungsbewusste und -volle Mann wird, den wir damals in der erwachsenen Version in "The Big Bang Theory" erlebt haben. Ich mag Georgie unglaublich gerne, weil er diese lockere, aber charmant-witzige und zum Teil auch sorglose Art an sich hat, hinter der aber dennoch Ernsthaftigkeit steckt. Kein Wunder also, dass Mandy ihn nach dem Gespräch wollte.

"You know, she really does like me."

Es passieren in der letzten Staffel doch noch Zeichen und Wunder. Craig T. Nelson ist seit Beginn der dritten Staffel als Dale Ballard Teil des Nebencasts und tauchte nicht besonders selten auf und ist trotz all der Schwierigkeiten noch immer mit Connie zusammen und das alles irgendwie zu meinem ganz persönlichen Leidwesen, da ich kein besonderer Fan von Dale bin. Mit dieser Episode hat sich das Blatt zwar nicht um 180° gewendet, aber er war mir tatsächlich so sympathisch, dass ich die Szenen mit ihm genossen habe. Erst einmal finde ich es immer wieder genial, wie Connie ihn überfährt und er sprachlos zurückbleibt. Dann haben wir seine Entschuldigung in dieser Episode, was mich sehr an "The Kominsky Method" erinnert hat und er benennt einfach mal, dass es länger dauert, weil er alt ist und auch wie er diesmal die Problematiken angehen wollte, war einfach herrlich. Für mich hat sich hier auch ein Kreis geschlossen und zwar zwischen Dale und CeeCee. In einer vergangenen Episode hat man ja noch deutlich gemerkt, dass er noch immer im Jahr 1950 lebt und die Kinderbetreuung eindeutig als Frauenarbeit ansieht und Connie ihn dabei mal ordentlich zurechtgewiesen hat. Ansonsten wären die wundervollen Szenen zwischen ihm und der Kleinen wohl eher nicht möglich gewesen. Er hat sie zwar nicht gewickelt oder gefüttert, aber er hat sie bespaßt und es geschafft, dass sie nicht weint. Ja, die Kleine mag ihn und es ist fast ein bisschen schade, wie schnell es dann doch wieder vorbei war, denn ich glaube, Dale hat auch Gefallen daran gefunden, was natürlich auch damit zusammenhängen könnte, dass er dadurch nicht mehr so einsam ist. Das Zusammenleben mit Connie scheint nämlich doch nicht so übel zu sein, wie die beiden es kürzlich noch dargestellt haben.

"Well, isn't this your lucky day?"

Noch bevor ich die Episode selbst gesehen habe, fiel mir ein Reel bei Instagram ins Auge, das zeigt, wie Connie mit CeeCee aus dem Hinterzimmer vor der Polizei flieht und man kann ja sagen, was man will, aber Annie Potts hat's mit der Mimik als Meemaw einfach drauf. Da braucht es keinen Ton und keinen Text ihrerseits, damit die Szenen genial werden. Der Witz dabei ist eigentlich auch noch doppelt, denn es hatte nicht den Anschein, als hätte die Polizei das Hinterzimmer stürmen wollen. Wäre ja auch schlecht für Jake Rutlegde gewesen und zum anderen ist das jetzt schon das zweite Mal innerhalb des Seriengeschehens, dass Connie eingebuchtet wird. Kein Wunder also, dass sie nicht wollte, dass Mary darüber in Kenntnis gesetzt wird und dass George darüber glücklich ist. Sehr amüsant fand ich dann auch Marys Aussage gegenüber Audrey, Connie könnte Leichen im Garten vergraben haben (vielleicht hat Sheldon dann im falschen Garten gegraben?).

"I can't believe this. What kind of a family has my daugther married into?"

Eigentlich hatten Mary und Audrey ja ein Verbot bekommen, auf ihre Enkelin aufzupassen – aus gutem Grund. Es war natürlich absehbar, wie beide versuchen würden, dieses Verbot zu umgehen, da Mandy ja nicht in der Stadt ist. Umso genialer war es dann auch einfach, wie sie sich beide bei den Coopers einfinden mussten und Mary Audrey in das Familiengeheimnis einweihen musste. Die Art und Weise, wie sie das angefangen hat, hat für mich einfach nochmal unterstrichen, dass Mary es satt hat, sich ständig Geschichten einfallen zu lassen, aber auch, wie sie durch ihren Aufenthalt in Deutschland eine Veränderung durchgemacht hat, die sie sogar lockerer erscheinen lässt. Audreys Schock und die Frage ist ebenso berechtigt und untermauert auch irgendwie nochmal in ihrer Perspektive, warum sie von Anfang an ein nicht so gutes Gefühl bei Georgie hatte. Aber auch bei diesem Gespräch und der Szene, wo auch die beiden Männer der Frauen anwesend sind, ist genial. Durch die aufgedeckten Familiengeheimnisse hat man nun tatsächlich beide Familien zu einer gemacht und wie Jim, dessen lässige Art ich absolut mag, schon ganz richtig sagt: Jede Familie hat Geheimnisse. Schön ist aber auch, dass nun auch Sheldon über Meemaws 'Geheimnis' Bescheid weiß, da er sich nach seiner Rückkehr aus Deutschland ja nicht wirklich mehr als Teil der Familie empfunden hat. Und dass Missy ihn ein bisschen veräppelt, das gehört einfach zu dieser Geschwisterdynamik dazu, die sie schon so lange haben.

Weil diese Episode so viele schöne Details hatte, hier noch ein paar Gedanken als Stichpunkte:

  • Diesmal haben die Coopers nicht Missy Cooper, sondern Sheldon vergessen. Könnte fast ein dritter Teil von "Home Alone" sein, wovon ja zwei Teile mit Macaulay Culkin verfilmt worden sind.
  • Mary war sicher froh, dass es keinen Brautstrauß gab. Noch so eine jugendliche Hochzeit würde sie sicher nicht verkraften.
  • Vielleicht wurden Jim und George bei der Geburt vertauscht? Es war schon lustig, wie außer Atem die beiden waren, als sie im Gebäude ankamen.
  • Spaghetti aus dem Eimer als Hochzeitsessen hat auch was. Hätte nur noch die Fleischbällchen (oder auch geschnittene Hot-Dog-Würstchen gefehlt und ich hätte an "Susi und Strolch" denken müssen.)
  • Evan wurde ja wieder kurzerhand von Sheldon ausgeladen, dafür hat Georgie Grant Linkletter eingeladen. Ich finde seine Kommentare immer so herrlich, die verraten immer, was er sonst noch denkt, aber nicht sagt oder nicht sagen sollte.
  • War es vielleicht schon ein Hinweis darauf, dass das Spin-Off über Georgie und Mandy 'The Coopers' heißen soll?

Fazit

Es ist Halbzeit bei der finalen Staffel und ich muss zugegeben, etwas Zeit gebraucht zu haben, bis ich diese Genialität bei dieser Episode von "Young Sheldon" erkannt habe. Man hat mit dem Staffelstart schon begonnen, Weichen dafür zu stellen, wenn das große und tragische Event stattfindet. Gleichzeitig beginnen sich aber auch die Kreise in sich zu schließen und mir hat die Vorgehensweise verdammt gut gefallen.

Daniela S. - myFanbase

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