Bewertung

Review: #1.08 Zoeys Panne

Bei manchen Serien steht man immer wieder vor der Frage, ob es sich eigentlich um eine Comedyserie oder eine Dramaserie handelt. Diese Episode ist sinnbildlich dafür, wie unmöglich eine Entscheidung auf diese Frage manchmal ist. In welcher Kategorie hätte Jane Levy also eine Nominierung für einen Emmy verdient gehabt?

Crazy

Zoey Clarke und ihre Familie erhalten die schlimme Nachricht, dass die Krankheit von Vater Mitch Clarke nicht mehr aufgehalten werden kann und er nur noch ein paar Wochen zu leben haben werde. Das bringt Zoey komplett aus dem Konzept. Sie läuft vor dieser Wahrheit weg und ihre Kräfte spielen verrückt. Soll heißen, sie singt selbst. Was zunächst wie ein interessanter Aspekt wirkt, bekommt schnell eine herrlich komische Note, denn anders als ihre sonstigen Wahrnehmungen ist ihr Gesang nicht geheim. Nein, ihre Mitmenschen nehmen alles wahr, nur ohne die Musik. Insofern ist das für Zoey mega peinlich und man muss schon ein Auge zudrücken, dass ihre Umwelt das so hinnimmt. Das ist natürlich nicht ganz glaubhaft. Wenn man das aber akzeptiert (wie man auch ihre Kraft selbst akzeptiert), kann man die blendende Unterhaltung in dieser Episode in vollen Zügen genießen. Dass Max übrigens so aufgeschlossen ist und Zoeys Kräfte gar nicht mehr in Frage stellt, finde ich überraschend, zeigt aber eben auch schon zu Beginn der Episode, wie sehr er Zoey liebt.

I Saw Mommy Kissing Santa Claus

Während Zoey sich quasi noch für ihren ersten Song schämt, wird sie zu Joan gebeten, die gemeinsam mit Leif ihr neues Produkt besprechen wollen, das beim kurzfristigen angekündigten CEO präsentiert werden soll. Doch Zoey kommt gar nicht richtig dazu zu arbeiten, weil sie ihren nächsten Song zu unterdrücken versucht. Und diese Szene ist eine schauspielerische Glanzleistung von Jane Levy. Wie sie sich zu wehren versucht, nicht zu singen und zu tanzen, macht unglaublich viel Spaß (trotz des zugehörigen Fremdschämens). Dass sie dabei natürlich gleich ihr Wissen um den Kuss von Joan und Leif offenbart, macht es inhaltlich auch noch spannender. Interessant ist hier die Reaktion. Leif ist die Doppeldeutigkeit gleich klar, was nur ein weiteres Indiz für seine Absichten ist. Joan hingegen sieht sich selbst als diejenige, die die Situation kontrolliert. Das passt zu ihr, ich bin mir aber recht sicher, dass sie Zoeys Hinweis nicht wirklich ernst nimmt und Leif ihr daher noch gefährlich werden wird.

Pressure

Zoey muss sich schließlich der Präsentation stellen und bekommt erneut den Drang zu singen, in der wirklich ungünstigsten Situation, die es gibt. Neben der erneut tollen Szene, weil die ganze Nummer toll inszeniert wurde, überzeugt hier natürlich das Auftreten von Max, der Zoey beisteht und sich mit die Blöße gibt. Das ist ein noch größerer Liebesbeweis als sein Flashmob im Einkaufszentrum. Der emotionale Subtext ist mit dieser äußerst humorvollen Umsetzung eine großartige Symbiose von Comedy und Drama, die sich durch die gesamte Episode zieht, in diesem Mittelpunkt der Episode aber beides miteinander vereint. Dass der CEO sprachlos ist, letztlich aber sein OK gibt, war zu erwarten und passt auch irgendwie in so eine Start-Up-Atmosphäre. Immerhin war das zugehörige Dokument von Zoey sicherlich überzeugend. Ich hoffe sehr, dass die Produktentwicklung und -veröffentlichung in der Serie noch eine Rolle spielen wird und man sich hier einen staffelübergreifenden Plot überlegt hat.

I'm Yours

Zoey hat die Aktion von Max natürlich auch verstanden und ist zurecht emotional getroffen und ergriffen. Das führt direkt zu ihrem nächsten Song, der sehr eindeutig zu sein scheint. Auffällig ist dabei aber, dass sie nach dem Song sofort alles relativiert und regelrecht zurück rudert. Es ist schon interessant, dass Zoey sich in dieser Episode so gegen ihre eigenen Ratschläge stellt und einfach nicht ehrlich ist. Auch dass sie Max bis dahin noch nichts von ihrem Vater erzählt hat, ist schade. Auch dass Mo in dieser Episode ignoriert wird und nicht mal angerufen wird, ist nicht in letzter Konsequenz nachvollziehbar. Trotzdem bleibt natürlich Zoeys Geständnis und die einhergehende Hin-und Hergerissenheit, die kurz darauf ihren nächsten Höhepunkt erfährt.

I Want You to Want Me

Eher zufällig trifft sie auf Simon und Zoeys Kraft hat den nächsten Song auf Lager. Schön, dass sie sich schon im Vorfeld entschuldigt, da sie ahnt, was kommt. Die Performance ist natürlich super, auch weil man Simon die Überraschung ebenso ansieht wie die Tatsache, dass es ihm sehr gefällt, was er hört. Dass dies für Max enorm bitter ist und ihm erneut ein Wechselbad der Gefühle liefert, ist fast schon perfide. Und trotzdem schafft er es noch mal, Zoey als Ratgeber beizustehen, die Situation absolut richtig zu analysieren und sie auf die richtige Spur zu bringen. Die beiden Songs waren perfekt gewählt, um zu zeigen, dass Simon reizvoll ist und sehr anziehend, was auch daran liegt, dass es eigentlich ein No-Go ist, während Max sofort zu haben ist und Mr. Perfect darstellt, aber Verfügbarkeit nicht immer so attraktiv ist. Ich halte es da ganz klar mit Max’ Perspektive und Argumentation und leide mit ihm mit. Dass sich Simon dann sogar hinreißen lässt, Zoey zu küssen, macht es auch nicht besser. Welche Schlüsse wird er daraus ziehen?

How Do I Live

Da Max Zoey deutlich macht, dass sie ihre bisherige Strategie eben auf sich selbst anwenden und sich ihrer Angst stellen muss, geht sie doch noch zu ihrem Vater. Es ist komplett nachvollziehbar, wie Zoey sich fühlt, dass sie der Situation aus dem Weg gehen wollte und dass sie sich selbst dafür am meisten hasst. Dass sie sich ohne ihren Vater so leer fühlen würde, finde ich persönlich zwar etwas sehr heftig, weil man in den bisherigen Episoden zwar eine Verbundenheit aber nicht so eine tiefe Abhängigkeit wahrgenommen hat, aber durch die Krankheit gab es dazu auch nicht viele Gelegenheiten. Was bleibt ist auch hier eine tolle Leistung von Jane Levy, die mich zu Tränen gerührt hat. Ich hoffe sehr, dass es noch ein kleines Wunder bei Mitch geben wird und die Episoden zum Staffelfinale jetzt nicht sein Ableben begleiten. Und dass Zoey nun geheilt ist und man sie vorerst wohl nicht wieder singen wird, finde ich ebenso schade.

Fazit

Dass das Konzept dieser Episode funktioniert, muss man augenzwinkernd einfach akzeptieren, dann kann man sich an der Situationskomik erheitern, herzlich lachen und dann all das Drama wirken lassen, das einem am Ende sogar zu Tränen rührt. So ergibt sich am Ende eine hervorragende Episode, bei der man insbesondere vor der Leistung von Jane Levy nur seinen Hut ziehen muss.

Emil Groth - myFanbase

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