Bewertung

Review: #11.01 Der Kampf (3)

Foto: Gillian Anderson, Akte X - Copyright: 2017 Fox Broadcasting Co.; Robert Falconer/FOX
Gillian Anderson, Akte X
© 2017 Fox Broadcasting Co.; Robert Falconer/FOX

"Akte X" ist zum zweiten Mal für eine kurze Staffel zurück - und startet auf eine Art und Weise, wie man es nicht unbedingt erwarten durfte. Dabei erhalten so ziemlich alle "Akte X"-Hauptdarsteller ihre Bühne und neue Verschwörungen erblicken das Tageslicht. Hinsetzen und anschnallen bitte!

Roter Teppich für "Akte X"-Veteranen

Nach ca. zwei Jahren Pause von dem ersten Revival in Staffel 10 und ca. 15 Jahren nach der Originalserie fällt die Eingewöhnung in die 11. Staffel nicht allzu schwer. Sehr viele bekannte Gesichter werden bereits in der Pilotfolge der neuen Staffel gezeigt, um den Fans ein Gefühl der Vertrautheit zu geben. Für die "Akte X"-Veteranen wird der rote Teppich ausgerollt: Wir erleben neben Mulder und Scully auch den Cigarette Smoking Man, Monica Reyes, Walter Skinner , Jeffrey Spender, Agent Einstein, Agent Miller sowie in kurzen Sequenzen den mittlerweile Erwachsenen William, der bereits in der letzten Staffel als wichtige Figur angekündigt wurde.

Es ist vor allem für Fans der ersten Stunde ein Highlight, ihre Hauptdarsteller von vor 20 Jahren heute wieder gemeinsam vor der Kamera zu sehen. Dabei sind nicht nur die Zuschauer und Fans, sondern auch die Darsteller gealtert. Man kann also sagen, dass die Serie mit ihren Fans gemeinsam älter geworden ist. Deutlich wird das vor allem durch die ein oder andere Rückblende aus der Originalserie. Dabei schaffen es die "Akte X" - Macher genau die richtige Balance zu finden zwischen Schwelgen in Erinnerungen und Fokus auf die Gegenwart sowie die recht dystopische Zukunft. Vom emotionalen Standpunkt her gelingt also ein fließender Übergang zwischen Originalserie zu Revival 1 zu Revival 2. Trotz alledem braucht es ein paar Momente, um wieder zu 100% in der Serie anzukommen. Während man die Darsteller während der Originalserie hauptsächlich in ihrer "Akte X"-Identität wahrnahm, haben sie ja mittlerweile auch andere Rollen bekleidet. So ist z.B. für viele Fans David Duchovny nicht mehr nur Fox Mulder, sondern auch Hank Moody aus "Californication" oder ein biederer Polizist aus der Hippie-Zeit in "Aquarius". Die Vernetzung zwischen den einzelnen "Akte X"-Epochen ist also letztendlich gelungen - doch wie sieht es mit dem Inhalt um den roten Faden aus?

Mulder, Scully und William zwischen zwei Verschwörungen

Was ich von dem Kniff Chris Carters halten soll, weite Teile der 10. Staffel - vorrangig der Inhalt aus der Episode #10.06 Der Kampf Teil 2 - als Scullys Visionen zu verkaufen, weiß ich an dieser Stelle so kurz nach dem Anschauen der Episode noch nicht. An und für sich ist das ein gekonnter Schachzug, da man sich auf diese Art viele neue Freiheiten im Kanon zurückholt, die man sich mit der letzten Staffel eventuell verbaut hat. Zu wissen, dass man quasi zwei Jahre an einen Kanon inklusive Cliffhanger glaubte, der so aber dann doch nicht stattgefunden haben soll, macht natürlich auch keine große Freude. Alleine diese Tatsache muss man erst mal sacken lassen und verarbeiten. Doch dazu fehlt die Zeit, denn wie so oft in Folgen um den roten Faden passiert wieder einmal viel zu viel und vor allem viel zu rasant.

Mulder, Scully und auch William befinden sich also nun zwischen zwei großen Verschwörungen, während Scully für die Verschwörung des Rauchers und Mulder für die andere Verschwörung als eine Art Bauern ins Spiel gebracht werden sollen. Welche Seite ist dabei besser? Keine. Entweder gemäß des Rauchers gibt es also eine Art neue Arche Noah, in der nur Auserwählte die Ausrottung der Menschheit mittels Immunität gegenüber des von ihm selbst freigesetzten Virus überleben oder gemäß der anderen Verschwörung, die Mulder umgarnt, sollen zumindest die Eliten dank Alien-Technologie außerhalb der Erde angesiedelt werden. Beide Varianten stellen sehr wohl dystopische Zukunftsvisionen dar und ich hoffe, unsere FBI-Lieblingsermittler finden einen dritten Weg, in der sie die Welt retten und den Verschwörern das Handwerk legen können. Dramaturgisch und handwerklich genial sind die wechselnden Sequenzen, in denen zuerst der Raucher Skinner und dann die anderen Verschwörer Mulder jeweils ihre Sicht auf die Dinge erläutern. Dass Monica Reyes ähnlich wie Skinner irgendwie das Beste versucht aus ihrer eigenen wie der gesamten Situation zu machen, ist verständlich. Dennoch ist es nicht einfach, den eigentlich guten Charakteren dabei zuzusehen, wie sie für die Bösen arbeiten.

Den absoluten Vogel schießt dann am Ende aber der Raucher ab, indem er Skinner eröffnet, dass er der Vater von William sei und mittels Alien-Technologie Scully in der Episode #7.15 Cobra geschwängert habe. Spätestens da wird es dann einfach zu viel an neuen unglaublichen Informationen und Wendungen. Manchmal ist weniger mehr - und in dieser Folge wird das Maß an Erträglichem einfach zu sehr überschritten. Von daher sehe ich in den kommenden Episoden noch Potential nach oben, wenngleich der Auftakt der neuen Staffel insgesamt zu gefallen weiß.

Insider & Hintergründe

  • Das erste Mal in der Serie ändert sich die Tagline im Intro von "I want to believe" in "I want to lie".
  • Jeffrey Spender bringt den Müll raus und geht durch eine Tür, welche die Zahl 209 zeigt. Diese Folge stellt die insgesamt 209. Episode der Serie dar.
  • Nachdem die Eröffnung der Episode #10.01 Der Kampf Teil 1 aus der Sicht Mulders und die der Episode #10.06 Der Kampf Teil 2 aus der Sicht Scullys geschildert wurde, stammt der Eröffnungsmonolog in dieser Episode vom Raucher.
  • Der tatsächliche Name des Rauchers lautet also Carl Gerhard Bush - eine Kombination aus deutschen Vornamen (Operation Paperclip) und dem Nachnamen einer US-Präsidentenfamilie, welche nachweislich dem Geheimbund Sculls & Bones angehört. Für Truther innerhalb und außerhalb der Serie wird das ein gefundenes Fressen sein.

Fazit

"Akte X" ist zum zweiten Mal für eine kurze Staffel zurück - und startet auf eine Art und Weise, wie man es nicht unbedingt erwarten durfte. Trotz aller positiven Aspekte gibt es einfach zu viele neue Informationen und Wendungen, die teils hanebüchen anmuten. Von daher darf man trotz gutem Auftakt noch etwas Potential nach oben erwarten.

Alexander L. - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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