Bewertung

Review: #11.02 Dieses Leben, jenes Leben

Foto: Gillian Anderson & David Duchovny, Akte X - Copyright: 2017 Fox Broadcasting Co.; Robert Falconer/FOX
Gillian Anderson & David Duchovny, Akte X
© 2017 Fox Broadcasting Co.; Robert Falconer/FOX

In der zweiten Episode der 11. Staffel erwartet uns scheinbar ein auf Sci-Fi ausgelegter Fall der Woche, der dann aber doch etwas mit dem neuen roten Faden um die gegen den Cigarette Smoking Man arbeitende Verschwörungen zu tun hat und nebenbei einige Hommagen bereithält.

Mulder-Scully-Qualitätszeit und die Einsamen Schützen

Was noch im Staffelauftakt etwas zu kurz kam, wird in dieser Folge voll ausgekostet: Mulder und Scully als berufliches und privates Paar zu zelebrieren. Wenn man Mulder und Scully so zusammen schlafend auf der Couch in Mulders Landhaus sieht oder sie beobachtet, wie sie im Internet-Cafe zusammen Muffins verspeisen, geht einem als Mulder-Scully-Fan das Herz auf. Auch in den konfliktbehafteten Situationen wirken unsere beiden Lieblings-Ermittler wie ein Herz und eine Seele - die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach nach wie vor. Dabei kommt auch ab und an der für die beiden typischen trockenen und manchmal leicht mit sexuellen Anspielungen versehenen Humor zum Tragen. Spätestens in diesen Momenten sind Mulder und Scully sowohl als berufliches Team wie auch als privates Paar in der neuen Staffel voll und ganz angekommen.

Dieses Ankommen wird natürlich begünstigt durch die Hommage an die Einsamen Schützen, was wohl jedes Fan-Herz höher schlagen lässt und wie so oft eine perfekte Brücke zu den Erinnerungen in der Vergangenheit schlägt - ohne zu viel Ethos oder Kitsch. Denn Langly als digitale Version zurückzubringen ist ein genialer Schachzug. Dass die Einsamen Schützen ihren doch nachvollziehbaren Tod aus der Episode #9.15 Helden dann doch überlebt hätten, wäre nämlich einfach zu viel des Guten gewesen. Mit dieser digitalen Rückkehr findet man einen perfekten Mittelweg. Noch genialer wäre es natürlich gewesen, wenn auch Frohike und Byers ihren Auftritt gehabt hätten. Aber das ist sicherlich Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt bekommen der Fokus auf Mulder, Scully und Langly also einen Daumen hoch.

Roter Faden: Komplexität des 21. Jahrhunderts

Der Inhalt des Falls der Woche ist unglaublich und leider aktueller denn je. In einer Zeit, in der die Digitalisierung rasant fortschreitet, Roboter beginnen Menschen zu ersetzen und viele Menschen mehr Zeit in der virtuellen Welt als in der Realität verbringen, lassen es sich die Macher von "Akte X" nicht nehmen, auch diese Themen anzusprechen. Fast schon tragisch-humorvoll sind die Szenen zwischen Skinner und Mulder/Scully, in denen er ihnen erklärt, was in den letzten Jahren so alles passiert ist auf dem Markt der Geheimdienste und der Digitalisierung: Während es in den 1990ern um Verschwörer innerhalb des FBI oder der CIA ging, gäbe es aktuell über ein Dutzend staatlicher Geheimdienste inklusive privater Sicherheitsunternehmen. Außerdem sind alle X-Akten von privaten Sicherheitsunternehmen digitalisiert und temporär dem FBI entzogen worden, so dass die analoge Akteneinsicht der Vergangenheit angehört. Das ist schon harter Tobak, wenn man bedenkt, wie viel sich in den letzten 20 Jahren geändert hat auf dieser Welt - nicht nur in "Akte X", sondern auch in unserer Realität. Skinners dahingehende Aussage zu einer neuen Komplexität wirkt da als sehr realistische Einschätzung der Situation.

Was man allerdings davon halten soll, dass Skinner nachwievor loyal gegenüber Mulder und Scully steht, aber auch dem Raucher hörig ist und zwischen den Stühlen sitzt, erinnert stärker denn je an die ersten Staffeln aus "Akte X", in denen man sich noch nicht sicher sein konnte, auf wessen Seite Skinner wirklich spielt. Nachzuvollziehen ist das Ganze, aber wundervoll mutet es dennoch nicht an. Denn bedingungslose Loyalität scheint weiterhin nur zwischen Mulder und Scully zu herrschen.

Bezüglich des roten Fadens konnte man sich fast schon denken, dass dieser Lucy mäßige Upload allen Bewusstseins in die digitale Welt irgendwie mit der Verschwörung zu tun haben musste. Somit wird uns die gegen den Raucher gerichtete Verschwörung etwas näher gebracht. Denn deren Ziel liegt nicht vorrangig an einer Weltall-Expansion, wie noch in der letzten Folge angedeutet, sondern darin die Menschheit in die digitale Welt zu "evolutionieren". Auch das muss man erst mal sacken lassen. Denn unrealistisch klingt das auch für unsere echte Welt nicht, wenn man sich mal mit solchen Themen beschäftigt. Und dieser Upload erfolgt dann auch noch unfreiwillig bei jedem Male, bei dem man sein Ohr an das Handy hält, um zu telefonieren. Vielleicht sollte man daher besser auf alte Nokia-Handys zurückgreifen oder Kopfhörer zum Telefonieren benutzen.

Die Verschwörer inklusive aller Beweise werden natürlich - wie immer in "Akte X" - zu guter Letzt nicht geschnappt. Dennoch erhalten wir einige Antworten auf die Fragen, wie es denn nun um die gegen den Raucher arbeitende Verschwörung bestellt ist. Insofern kann man dank der tollen Mulder-Scully-Momente und des spannenden Themas die Folge als gelungen bezeichnen.

Insider & Hintergründe

  • Das in der Episode öfter zu hörende Lied ist "California Sun" von The Ramones, was zufällig Langlys Lieblingsband ist. Die Band ist auch auf Mulders Fernsehen zu sehen.
  • Wir erfahren die genauen Geburts-, Sterbedaten und die Geburtsorte der Einsamen Schützen sowie von Deep Throat, der tatsächlich Ronald Pakula hieß.
  • Die zwei Jungs in der Bus-Szene von Mulder und Scully sind Gillian Andersons Söhne Oscar und Felix.
  • Mulder spricht bei dem Überfall des russisch-amerikanischen Privatunternehmens von "Orwell". Damit ist Georg Orwell gemeint, der mit seinem Werk 1984 realistisch beschreibt, wie Menschen in einer Diktatur gleichgeschaltet werden. Ein Werk, was sicherlich in jeden Lehrplan gehört.

    Was passiert wohl, wenn man den QR-Code der Plakette mit seinem Smartphone scannt?

Fazit

In der zweiten Episode der 11. Staffel erwartet uns scheinbar ein auf Sci-Fi ausgelegter Fall der Woche, der dann aber doch Neues über die gegen den Raucher gerichtete Verschwörung offenbart und eine Hommage an die Einsamen Schützen bereit hält. Im Zusammenspiel mit der ersten Folge kann man den Start in die neue Staffel als gelungen bezeichnen.

Alexander L. - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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