Review: #2.18 Sophie

Es war die erste Episode der Serie, die ich damals gesehen hatte. Daher hat diese Episode für mich eine ganz besondere Bedeutung, denn es war die Episode, die dazu geführt hat, dass ich diese Serie überhaupt weiter verfolgt habe und die vorherigen Episoden aufgeholt habe. Und auch nach vielen Jahren wird mir wieder bewusst, warum diese Episode so überzeugen konnte. Sie hatte alle interessanten Elemente der Serie in sich vereint.

Heilige Mutter Gottes

Schon der Anfang war wirklich mysteriös. Ein unsichtbares Monstrum durchstreift die Straßen und räumt alles aus dem Weg. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen wild gewordenen Elefanten handelte, der quasi auf Drogen war. Scullys wissenschaftliche Erklärungsversuche sind zwar sehr elegant, aber doch auch irgendwie sehr an den Haaren herbeigezogen. Doch das ist der Reiz der Serie. Es gibt immer die Möglichkeit einer normalen Erklärung, die ein ausreichendes Maß an Stichhaltigkeit haben könnte, doch als Zuschauer weiß man eben doch in der Regel, dass diese Erklärungen nicht ausreichend sind.

Mein Faible für Übernatürliches, was man für die Serie ein Stück weit mitbringen muss, macht Mulders Erklärung natürlich viel interessanter. Tiere, die nicht schwanger werden können, werden von Außerirdischen geschwängert, die dann die Babys zu sich nehme, um eine Art Arche Noah zusammen zu bekommen. Zugegeben, auch das klingt absurd, aber wenn man die prinzipielle Existenz von Außerirdischen akzeptiert (und das ist eine Grundvoraussetzung, um die Serie genießen zu können), macht das durchaus Sinn. Allein schon die Parallele zur Bibel macht diese Theorie interessant. Und natürlich kann man am Ende der Episode kaum leugnen, dass Mulder recht haben sollte. Spannend ist außerdem, dass die Befruchtung und Entführung durch Außerirdische sogar einen Bezug zum eigentlichen Anliegen von Mulders Untersuchungen an den X-Akten haben, man die Episode also nicht mal nur als Einzelfall betrachten muss, sondern einen größeren Bezug findet, was sonst eher selten ist,

Politische Ebene

Neben dem Mysteriösen gefällt mir diese Episode vor allem auch durch die realen Bezüge, die hier eine Rolle spielen. Die Arbeit von Tierschutzorganisationen, die den Umgang mit Elefanten bzw. Tieren an sich anprangern, ist ein gängiges Politikum in eigentlich allen Ländern. Sollten Tiere hinter Gittern leben? Bietet ein Zoo oder Tierpark die ausreichende Gelegenheit, dass sich die Tiere entfalten können? Kann ein Tier sich überhaupt frei fühlen, auch wenn es viel Auslauf und eine annähernd reale Umgebung hat? Da ich selbst gerne verschiedene Orte der Tierhaltung (Zoo, Reservate, Naturschutzgebiete) aufsuche, in denen auf die ein oder andere Weise ideale Bedingungen zu schaffen versucht werden und trotzdem immer die Befriedigung der zahlenden Kunden gewährleistet sein muss, ist die gesamte Diskussion in der Episode spannend und zeitlos. Zumal hier auch gezeigt wird, wie ein Zoo unter Druck steht, um zu wirtschaften. Hinzu kommt speziell in Bezug auf Affen die wissenschaftliche Betrachtung hinzu. Es ist beeindruckend, wie mit Sophie Kommunikation und auch emotionale Bindung möglich ist. Auch das ist nicht mysteriös sondern real und damit beeindruckend. In dieser Episode passiert also viel mehr als nur die Erzählung einer ausgedachten Geschichte. Die Vielzahl der möglichen Betrachtungsansätze dieser Episode, die verschiedenen Reize, die hier gesetzt werden, überzeugten mich damals wie heute, obwohl die Sichtweise heute natürlich eine ganz andere, viel analytische und weniger naive ist.

Fazit

Diese Episode hatte fast alles, was die für sich stehenden Episoden der Serie brauchen. Zwar fehlte es etwas am Spektakulären, aber die persönliche Bedeutung der Episode für mich als Startschuss rechtfertigt die Verleihung der vollen Punktzahl.

Emil Groth - myFanbase

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