Review: #3.06 Fett

So habe ich es gerne: Ein genetischer Freak, das Onlinedating in den 90ern und ein Hauch von Sexismus, der die Genderdebatte des 21. Jahrhunderts aufzeigt, stehen diesmal im Vordergrund. Die Episode entpuppt sich doch noch als Leckerbissen, nachdem die Anfangsszenen weniger appetitlich sind.

Genetischer Freak

Nachdem wir schon des Öfteren wie in #1.03 Das Nest und #1.21 Ein neues Nest mit genetischen Anomalien zu tun hatten, begegnet uns jetzt also ein charmanter, italienisch beherrschender Charismatiker, der sich wohl auflöst oder austrocknet, sofern er nicht ständig vollschlanke Menschen mit Hilfe einer Substanz aus Salzsäure und Verdauungsenzymen verspeist. In einem Satz: Guten Appetit! An sich ist dieser genetische Freak ekelhaft. Timothy Carhart versteht es jedoch, dem Bösewicht Charakter zu verleihen. Auf der einen Seite Monster, Freak, Psychopath und auf der anderen Seite Charmeur, Gentleman und triebgesteuert, um zu überleben. Eines der "Nebenmonster", welches mir bisher mit am besten gefällt. Leider verstehe ich jedoch auch nach Ablauf der Folge nicht genau, warum er ausgerechnet so vorgeht, wie er vorgeht und was genau mit seinem Körper passiert ist. Andere "Monster" wurden dahingehend schon besser durchleuchtet und erklärt.

Onlinedating damals - heute

Aus Sicht des 21. Jahrhunderts musste ich laut lachen, als ich die Sache mit dem Onlinedating sah. Während heute Onlindating fast schon inflationär übertrieben wird mit Anbietern wie lovoo, tinder, paarship oder friendscout und ich das Gefühl bekomme, mehr als 50% der Bevölkerung lernt sich nur noch online kennen und lieben, so war dies Mitte der 90er sicherlich noch nicht der Fall. Ich persönlich kannte generell Onlineforen bis Anfang der 2000er nicht. Die Art und Weise, wie Virgil Incanto mit seinen Opfern online kommuniziert, ist komplett anders als die Kommunikationsart der heutigen Generationen, soweit ich das beurteilen kann. Er zeigt sich als Gentleman der alten Schule; ist ein guter Zuhörer, beruhigt die Frauen im Bezug auf ihre Ängste und führt sie zu einem Diner aus. Wie sich die Zeiten doch ändern. Dennoch empfehle ich jedem jungen Mann sich die Gentleman-Scheibe von Incanto abzuschneiden, ehe sie ausstirbt.

Und an alle Frauen da draußen: Ja ihr dürft euch weiterhin mit Männern treffen, die ihr online kennengelernt habt. Ich finde es schön, dass das Thema Dating in Verbindung mit Ängsten von vollschlankeren Menschen auf diese Art in der Episode aufgegriffen wird. Es ist mal wieder etwas Neues, was vorher in der Form so nicht gezeigt wurde.

Genderdebatte im 21. Jahrhundert

Die Dialoge zwischen dem Detective und Scully im Bezug auf Gender und Mann-Frau-Dynamik sind sicherlich interessant. Kann man einer Frau einen solchen Fall zumuten? Könnte man einem Mann umgekehrt einen Fall zumuten, bei dem eine Art Schwarze Witwe Liebhaber zerstückelt zurücklässt? Wann ist ein Mann ein Mann und wann ist eine Frau eine Frau? Über diese Themenkomplexe lässt sich bestimmt stundenlang diskutieren. Ich fand die Thematik in dieser Folge passend und sehe das wie folgt: Männern wie Frauen kann man mit Abstrichen durchaus die gleichen Dinge zumuten. Beide Geschlechter sind Menschen. Auf Augenhöhe. Jedoch werden sie niemals jemals gleich sein und alle Versuche "Unisexualität" herzustellen, müssen per Definition scheitern. Und wie ein fast perfektes Mann-Frau-Gespann agieren kann, sieht man an Scully und Mulder, die nur auf Grund des Drehbuches noch nicht miteinander im Bett gelandet sind, was jedoch absolut in das Gesamtkonzept der Serie passt.

Fazit

Eine spannende, unterhaltsame und auch etwas unappetitliche Folge mit vielem, was ich mir wünsche: Einem charismatischen Freak, über den es für meinen Geschmack jedoch etwas wenig Hintergrundinformationen gibt, Onlinedating in den 90ern und einem Hauch an Sexismus. Langsam, aber sicher, könnten wir nach mittlerweile vier Monster-der-Woche-Episoden aber wieder etwas von der Handlung um den roten Faden erfahren.

Alexander L. - myFanbase

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