Bewertung

Review: #4.13 Mutterkorn

#4.13 Mutterkorn ist eine "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" - Episode, die zu Beginn wie eine normale Fall-der-Woche-Folge wirkt, sich im Endeffekt jedoch als Scully-zentrierte Seifenoper entpuppt, die das Zwischenmenschliche in den Vordergrund und den Faktor X in den Hintergrund rückt.

Halluzinogen und der Innere Kritiker als Faktor X

Den Faktor X in dieser Episode erachte ich als genial: Der in der Psychologie als "Innerer Kritiker" definierte Persönlichkeitsanteil wird bei Edward Jerse auf Grund eines Halluzinogens so stark potenziert, dass dieser zu Gewaltausbrüchen gegenüber anderen sowie sich selbst neigt. Dass der Ursprung des Halluzinogens in der Farbverarbeitung bei einem Tattoo-Macher ausgemacht wird, erscheint trivial wie plausibel. Soll etwa eine Nebenintention der Folge sein, dass man sich gut überlegen sollte, bevor man sich und vor allem bei wem man sich ein Tattoo stechen lässt? Im Jahre 2016 gehören Tattoos mittlerweile zum Mainstream. In den 1990ern galten sie zum Teil noch als verrucht. So oder so gefällt mir der Ausflug in das Tattoo-Gewerbe.

Der bereits beschriebene "Innere Kritiker" von Edward Jerse wird in Form einer dominanten Frauenstimme, die in seiner Wahrnehmung aus seinem Tattoo zu kommen scheint, verkörpert. Auf Grund der Einflüsterungen dieser Stimme verliert Edward seinen Job, tötet einen Menschen und bringt Scully sowie sich selbst in akute Lebensgefahr. Unabhängig vom Halluzinogen lässt sich daran erkennen, dass die innere Einstellung essentiell für den Erfolg oder Misserfolg im Leben eines jeden Menschen sein kann.

Mulders und Scullys Persönlichkeitsentwicklung

Mulder und Scully nehmen sich also eine mehr oder weniger "von oben" verordnete, aber auch anscheinend zur richtigen Zeit kommende Auszeit voneinander. Während auch Mulder auf Selbstfindungs-Trip auf einer Reise zu sich selbst ist, wird für den Zuschauer der Fokus auf die Persönlichkeitsentwicklung von Scully gelegt. Die Tatsache, dass die beiden mal Abstand voneinander und von ihrer Arbeit brauchen, um sich selbst zu finden und die Akkus wieder aufzuladen, liegt auf der Hand. Seit der ersten Episode der 1. Staffel jagen Mulder und Scully nun pausenlos Aliens, Verschwörern und Verbrechern hinterher. Dass sich nicht schon öfter Spannungen zwischen den beiden entluden, wenn man all die Schicksalsschläge, Rückschläge und Niederlagen berücksichtigt, war umso bewundernswerter.

Allerdings zeichnet sich "Akte X" bisher eher weniger dadurch aus, dass gruppendynamische oder seifenopernhafte Züge inszeniert wurden. Den Fokus auf Drama, Zwischenmenschliches und die Entwicklung einzelner Personen zu legen, kommt daher fast schon einem Stilbruch gleich, auch wenn es bisher pro Staffel ein bis zwei solcher seifenopernhaften Episoden gab. Im Zuge dessen verbuche ich diese Folge als Ausnahme und gehe davon aus, dass in den kommenden Episoden im zwischenmenschlichen Bereich weitergemacht wird wie bisher und der Fokus wieder auf dem Faktor X, dem Raucher oder Mulders Schwester liegt.

Leider konnte gegen Ende hin nicht final aufgezeigt werden, was sowohl Mulder als auch Scully in ihren Auszeiten an Entwicklungen oder Erkenntnissen mitgenommen haben. Das Fazit gegen Ende, dass sich "nicht alles immer nur um Mulder drehe und auch Scully ein eigenes Leben hat" ist mir persönlich zu trivial. Dafür hätte man keine auf die Persönlichkeitsentwicklung zentrierte Episode abdrehen müssen. Mir fehlt da zum Schluss die Essenz und Substanz im Hinblick darauf, wie sich die beiden nun verändert oder weiterentwickelt haben sollen.

Fazit

#4.13 Mutterkorn ist eine "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" - Episode, die sich als Scully-zentrierte Seifenoper entpuppt, welche das Zwischenmenschliche in den Vordergrund und den Faktor X in den Hintergrund rückt. Der Faktor X als Halluzinogen in Verbindung mit dem "Inneren Kritiker" gefällt mir, während mir Mulders und Scullys Persönlichkeitsentwicklungen zu wenig Essenz und Substanz liefern.

Alexander L. - myFanbase

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