Bewertung

Review: #2.05 Eine Liga für sich

Foto: Paul Blackthorne, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Paul Blackthorne, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nachdem wir in der letzten Woche erfahren haben, dass Sara Lance lebt und in Starling City als Black Canary verweilt, geht man in dieser Episode noch intensiver auf den Charakter ein und lässt die Zuschauer damit nicht lange im Regen stehen. Es ist großartig, mit welchem Tempo "Arrow" voranschreitet und man fragt sich, was in dieser Staffel noch alles kommen mag.

Well that's the thing about forgiveness. You can't get it until you ask for it.

Nachdem wir in der ersten Staffel die Entwicklung von Oliver Queen beobachten durften, die derzeit zumindest soweit fortgeschritten ist, dass er Menschen um sich herum scharrt, denen er sein Inneres offenbart und denen er vertraut, scheinen wir in dieser Staffel Saras Entwicklung verfolgen zu dürfen. Beide sind aus der gleichen Situation heraus in ein neues Leben erwacht, doch haben sich zu zwei vollkommen unterschiedlichen Menschen entwickelt.

Während Oliver sich in seiner Zeit auf der Insel zu einem Helden gemausert hat, der gegen die Ungerechtigkeiten der Welt kämpft und bereits in den Rückblicken auf der Insel eine Person war, die sein eigenes Leben für das anderer geopfert hätte, geriet Sara zunächst an Anthony Ivo und wurde (wahrscheinlich später) ein Mitglied der League of Assassins, wodurch sie auch nicht davor Halt machte Unschuldige zu töten.

Dass Sara somit eine weitaus größere Bürde zu tragen hat, da Oliver zwar auch brutal vorgegangen ist, zumindest jedoch nur Bösewichten das Handwerk gelegt hat, zeigt sich ebenfalls mit ihrer familiären Situation. Während Oliver zurückkehren konnte und 'lediglich' seinen vermeintlichen Tod aufdecken musste, sieht sich Sara auf kurz oder lang damit konfrontiert, dass sie kurz vor ihrem Verschwinden mit dem Freund ihrer Schwester ein Verhältnis hatte. So sehr Laurel wahrscheinlich glücklich darüber sein wird, dass Sara noch lebt, steht dieser enorme Betrug eben immer noch im Raum. Somit ist es mehr als nachvollziehbar, dass Sara lieber das Weite sucht, anstatt sich der Realität im vollen Ausmaße zu stellen.

Zumindest hat sie in dieser Episode den ersten Schritt gewagt und ihren Vater ein Stückweit eingeweiht. Die Szenen zwischen den beiden waren unglaublich intensiv und emotional, was die Tragik dieser Familiengeschichte noch einmal verstärkt hat. Und dann muss Quentin seine Tochter auch noch als kaltblütige Mörderin sehen, gerade er, der die komplette erste Staffel damit verbracht hat 'The Hood' das Handwerk zu legen. Doch dieser Umstand wiegt eben nicht so schwer wie die Tatsache, dass seine Tochter noch am Leben ist und sich – zumindest in der letzten Zeit – für das Gute eingesetzt hat. Herzerwärmende Vater-Tochter-Szenen, von denen wir hoffentlich noch mehr zu sehen bekommen in naher Zukunft. Ebenso von den gemeinsamen (Kampf-)Szenen von Quentin und Arrow, die mir bereits in #2.03 Der Puppenmacher extrem gut gefallen haben, da Quentin so immer mehr zum Inner Circle von Arrow gehört, auch wenn er dessen wahre Identität sicherlich erst zu einem viel späteren Zeitpunkt erfahren wird.

"What is so wrong with me that everyone leaves?"

Sara hat sich in dieser Episode geöffnet und dadurch auch an Stärke gewonnen, da sie von allen Seiten Unterstützung erfahren hat. Außerdem wurde durch ihre kurzen Andeutungen auf Slade Wilson (in der letzten Episode) und Shado (in dieser Episode) deutlich, dass sie und Oliver eine gemeinsame Vergangenheit auf der Insel haben und sie somit Informationen über Olivers Leben besitzt, die er (bisher) noch mit niemandem geteilt hat – was sich sicher bald ändern wird, wenn man die herrliche Bromance-Szene zwischen ihm und Diggle am Ende der Episode bedenkt.

Ganz anders verhält es sich da mit Saras Schwester Laurel, die mehr denn je von allem ausgeschlossen ist, was mitunter daran liegt, dass sie in keins der vielen Geheimnisse um sie herum eingeweiht ist. Zusätzlich trägt sie immer noch den tiefen Schmerz von Tommys Tod in sich und trägt durch ihre Handlungen, bspw. in Bezug auf den Prozess von Moira, dazu bei, auch die letzten Freunde von sich zu stoßen. Laurel ist nicht nur ausgeschlossen, da sich ihr niemand anvertraut, sie schließt sich selber auch aus, da sie selbst sich niemandem öffnet.

Wie allein sie sich fühlt und wie viel Selbsthass sie derzeit sogar in sich trägt, zeigt sich zum einen in der Szene mit Oliver, als sie seine Zurückweisung erleben muss, vor allem zeigt es sich aber für mich in der Szene mit ihrem Vater. Quentin, der Saras Geheimnis hütet und sichtlich mitgenommen ist, scheint Laurel zum ersten Mal wahrhaftig aufrichtig zu fragen, wie es ihr geht. Durch die starken Emotionen, mit denen Quentin ins Gespräch geht, hält auch Laurel nicht zurück und öffnet sich ihrem Vater, was auch hier zu einer mitreißenden Vater-Tochter-Szene führt.

Zwar konnte Katie Cassidy in den Szenen überzeugen, in denen sie quasi ein emotionales Wrack gewesen ist, zu Beginn der Episode wirkte sie jedoch leider erneut sehr hölzern. Man kann sich nur wünschen, dass die Autoren Laurel einen dunklen Pfad beschreiten lassen, da dies Katie Cassidys Schauspiel scheinbar in "Arrow" mehr liegt.

DC-Comic Anspielungen

Ra's al Ghul, was aus dem arabischen übersetzt Dämonenkopf bedeutet, ist in der Comicvorlage ein unsterblicher Terrorist, der die moderne Gesellschaft zerstören will, und einer der größten Feinde von Batman. Er hat die League of Assassins gegründet.

Al-Owal (Navid Negahban, bestens bekannt als Abu Nazir aus "Homeland") nannte Sara zum einen "the Beloved" und erwähnte, dass "the Child of Ra's al Ghul" auf sie warten würde. In der Vorlage hat Ra's al Ghul eine Tochter namens Talia al Ghul, die mit keinem geringeren als Batman ein Kind bekommen hat. Es könnte also gut sein, dass die Autoren sich hier ein wenig der kreativen Freiheit bedienen und Ra's einen Sohn auf den Leib schreiben, der eine Beziehung zu Black Canary hat.

In der Comicvorlage ist Ivo ein verrückter Wissenschaftler und Gegner der Justice League, der mittels eines Serums Unsterblichkeit erlangt hat und sich cyberkinetische Kampfmaschinen erschaffen hat. Hat Anthony Ivo somit vielleicht eine Verbindung zu Sebastian Blood, der in der letzten Episode dem Mayor ein Serum gespritzt hat?

Randnotizen und persönliche Eindrücke

  • Welches Geheimnis mag Moira noch haben, das auf keinen Fall an Tageslicht kommen soll? Es muss auf jeden Fall ein sehr persönliches sein, denn welches andere Geheimnis sollte unverzeihlicher sein, als ihre Mittäterschaft beim Undertaking?
  • Kam es noch jemandem komisch vor, dass mitten in der Eingangshalle der Queens ein Foto der Yacht steht, welche vor sechs Jahren gesunken ist und Robert (und wie lange Zeit vermutet auch Oliver und Sara) in den Tod gerissen hat? Ich hätte da definitiv ein anderes Foto aufgestellt.
  • Dylan Neal als Anthony Ivo gefällt mir sehr gut, da er zum einen unglaublich sympathisch mit seinem liebreizenden Lächeln wirkt, aber gleichzeitig etwas abgrundtief Böses mit seinen Augen ausdrückt. Auch seine Einführung war brillant umgesetzt, da sie parallel zu den Szenen von Sara und Quentin gezeigt wurde und man somit gleich das Gefühl bekam, dass Ivo eine Art Vaterersatz für Sara bedeutet hat.
  • Felicity überzeugt mich ja generell in jeder Konstellation, aber ihre Szenen mit Quentin machen noch mal besonders viel Spaß! Die beiden sind ein tolles Gespann, von dem ich gerne mehr sehen will!
  • "Have you found somebody for me to hit yet?" – bester Spruch der gesamten Episode!
  • Diggles bester Spruch: "We have our moments!" als Antwort auf Saras Bewunderung für die Teamarbeit der drei.
  • Felicitys bester Fangirl-Moment: "Gee, I didn’t get you a bag of dirt." – zugegeben, es gab nicht viel zu holen in dieser Episode, aber der Spruch war zumindest niedlich.

Fazit

Die zweite Staffel von "Arrow" bewegt sich bisher auf einem sehr guten Niveau und weiß perfekt zu unterhalten. Erneut haben wir eine sehr temporeiche Episode präsentiert bekommen, die uns Einblick ins Seelenleben der Lance-Schwestern gegeben hat und dadurch enorm an Tiefe gewinnen konnte.

Annika Leichner - myFanbase

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