Bewertung

Review: #5.15 Die Liebe und die Dunkelheit

Denkt man bei "Bones" an Liebespaare, fallen einem sofort Brennan und Booth, sowie Angela und Hodgins ein. Und auch wenn ich mit diesen zwei Paaren immer wieder leide, hoffe, weine und lache, gibt es da ein Paar, das zwar in der Serie nur eine nebensächliche Rolle spielt, welches bei mir jedoch immer wieder für Begeisterung sorgt: Sweets und Daisy. So betrachtet hat die Folge bei mir natürlich schon allein durch diese beiden Protagonisten einiges an Punkten gut gemacht. Dazu kommt noch, dass am Anfang der Folge schon der Eindruck entsteht, dass sich in dieser Episode einiges um Sweets dreht und er endlich einmal etwas mehr Screentime erhält. Diese Erwartung wurde leider nur teilweise erfüllt, da Sweets, obwohl mehr Screentime als in anderen Episoden, meines Erachtens, immer noch zuwenig Szenen hatte. Dafür wurde sein Stellenwert innerhalb des Teams bestätigt und dies führte dazu, dass diese Folge in meinen Augen fast die maximale Punktzahl verdient.

"You know maybe when he wrote this letters to her, he actually fell in love with her himself."

Der Fall in dieser Episode ist meines Erachtens schon von Anfang an so aufgebaut worden, dass er eine nebensächliche Stellung einnimmt. Denn gleich in der Anfangsszene beschäftigt sich der Zuschauer nicht mit der Leiche, welche während des Erdbebens an das U-Bahn Fenster gespült wird, sondern mit dem toten Jungen, der mit Sweets in der U-Bahn saß. Bei mir ist sogar zuerst der Eindruck entstanden, dass der tote Junge die Leiche, und somit den Fall dieser Episode, darstellt. Auch später als Booth und Brennan den Tatort betreten, interessierte mich als Zuschauer eher Sweets Befinden als die Leiche und deren Todesumstände, und diese Nebensächlichkeit des Falles zieht sich durch die ganze Folge hindurch.

Da der Rest der Episode sehr gut aufgebaut und spannend war, hat es mich nicht gestört, dass der Fokus nicht auf den Fall gerichtet war. Was mich jedoch ein wenig befremdet hat, war dass gerade in einer Episode, in welcher der Zuschauer sich eher für andere Dinge interessiert, ein doch eher komplizierter Fall gewählt wurde, der meiner Ansicht nach eine grössere Beachtung verdient hätte. Ich jedenfalls habe mich immer wieder dabei ertappt, dass ich bei den Szenen, die den Fall angingen, mit den Gedanken schon wieder bei Sweets und dessen Gemütszustand, bei seiner kriselnden Beziehung mit Daisy, oder bei Brennan und ihrem Buch war.

Die Komplexität des Falles kommt meiner Meinung nach dadurch zustande, dass sich hier ein Missverständnis an das andere reiht. Von diesem Punkt aus betrachtet, war der Einstieg sehr gut gewählt. Denn auch dort kam es irgendwie zu einem Missverständnis, indem nämlich zuerst der Fokus auf den toten Jungen gelegt und erst eine Szene später klar wird, dass nicht er das Opfer ist, welches das Team des Jeffersonian Instituts untersuchen muss. Der Fall selber dreht sich um eine Dreiecksbeziehung, in die das Mordopfer, ein Ghostwriter, verwickelt ist. Mir hat vor allem die Tragik des Falles, die sich in den Schlussszenen zeigt, sehr gut gefallen. Denn da wird festgestellt, dass das Opfer nur umgebracht wurde, weil es unglaublich schöne und gefühlvolle Liebesbriefe im Auftrag eines anderen geschrieben hat. Und um noch ein wenig mehr Dramatik einzubauen, fällt Sweets zum Schluss auf, dass der Ghostwriter die Liebesbriefe, welche ihm in Auftrag gegeben wurden, eigentlich für seine Partnerin geschrieben hat. Ich denke die Reaktion der Partnerin auf diese Briefe haben Sweets ein Stück weit die Augen geöffnet und ihm vermittelt, dass das Leben zu kurz ist, um die Gefühle, welche man für einen anderen Menschen empfindet, zurückzuhalten.

"In that books, you must be Amanda." – "Oh no, I have a lot more fun than Amanda."

Die Parallelität des Handlungsstrangs von Brennan, Angela und Miss Iwanaga zum Handlungsstrang des Falles ist unübersehbar. Schliesslich war das Opfer ein Ghostwriter und auch wenn Brennan ihr Buch selber geschrieben hat, so stammen doch viele Ideen darin von Angela. Ich zähle mich zu den Zuschauern, die sich ab und zu gefragt haben, wie ein Buch von Brennan so einen Erfolg erzielen kann. Denn sind wir doch mal ehrlich, Knochen, Leichen und Forensik sind sicher interessant, aber doch nicht wenn jemand uns darüber einen wissenschaftlichen Vortrag hält. Hier haben Booth, Angela und auch Miss Iwanaga absolut Recht, die Charaktere verleihen dem Buch Persönlichkeit und sind sicherlich dafür verantwortlich, dass das Buch auch bei der breiten Bevölkerung Anklang findet.

Auch wenn es sich vielleicht etwas hart anhört, aber ich denke Angelas Ideen haben viel dazu beigetragen, dass Brennans Buch sich so gut verkauft. Denn, da Brennan bekanntlich mit Gefühlen nicht unbedingt sehr viel am Hut hat, ist es nur logisch, dass sie sich auch in ihrem Buch mehrheitlich auf wissenschaftliche Fakten bezieht und sich somit mehr ein Fachbuch als ein Roman herauskristallisieren würde. Von daher ist es nur gerecht und fair, dass Brennan einen Teil des Verdienstes an Angela abtritt. Mich hat hier vor allem gefreut, dass der Ausschlag dazu nicht von Booth kam, sondern von Brennan selbst. Sie hat durch die Gespräche mit Miss Iwanaga und sicherlich auch mit Booth gemerkt, dass sie einen Teil ihres Erfolges Angela verdankt und diese damit auch an dem finanziellen Verdienst teilhaben sollte. Für mich zeigt sich hier einmal mehr, dass Brennan in Punkto Sozialkompetenz einen grossen Schritt nach vorne gemacht hat.

Da in dieser Episode verständlicherweise die witzigen Momente etwas zu kurz kamen, waren die Szenen zwischen Miss Iwanaga, Angela und Brennan eine gelungene Auflockerung. Mir hat vor allem gefallen, wie Brennan sich im Gespräch mit der Reporterin sichtlich unwohl gefühlt und immer wieder versucht hat, das Gespräch von den Charakteren des Buches auf die wissenschaftlichen Fakten zu lenken. Auch die Betonung von Angela und Brennan, dass es sich bei den Figuren und deren Handlungen um reine Fiktion handelt, ist spätestens dann total unglaubwürdig, als sich herausstellt, dass Seite 187 eine Handlung beschreibt, die alles andere als Fiktion ist. Auch sonst wird dem Zuschauer schnell bewusst, dass die Charaktere gewisse Ähnlichkeiten mit den realen Personen haben und ich bin mir sicher, dass auch diese Tatsache sehr viel zum Gelingen des Romans beigetragen hat.

"It's not a well-known thing. It's, you know, my thing that I do." – "I remember, I was there"

Hodgins und Angelas gemeinsame Szene war zwar kurz, aber meiner Ansicht nach doch ziemlich aussagekräftig. Seit #5.12 The Proof in the Pudding habe ich auf eine Szene zwischen den Beiden, die wenigstens ansatzweise ihre Gefühle füreinander anspricht, gewartet. Nun ist sie da. Mir hat hier gefallen, wie Hodgins anfangs über Angelas Tat etwas verstimmt ist, sich dies jedoch im Laufe des Gespräches ändert und er schliesslich Angela mit einem schlagfertigen Spruch und einem triumphierenden Lächeln wieder verlässt. Angela hingegen, welche am Anfang auf Hodgins Vorwürfe sehr entspannt und locker reagiert, bleibt mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zurück.

Mir zeigt diese kleine Szene zwischen den Beiden, dass ihre Gefühle füreinander noch lange nicht erloschen sind, sie jedoch wohl Beide Hemmungen haben, es noch einmal miteinander zu versuchen, was auch vollkommen verständlich ist. Schliesslich hat Hodgins Angela in der Folge #5.12 The Proof in the Pudding mehr oder weniger seine ewige Liebe gestanden und Angela hat darauf nicht wirklich reagiert. Da liegt die Vermutung nahe, dass Hodgins sich nicht gleich wieder in so eine Situation begibt, sondern sich erstmal in Zurückhaltung übt. Angelas Verhalten hingegen ist für mich da schon rätselhafter. Ich glaube immer noch, dass Angela das Gefühl hat sie muss erstmal alleine klarkommen, bevor sie sich wieder auf eine ernsthafte und dauernde Beziehung einlässt. Würde sie sich ein zweites Mal auf Hodgins einlassen, wäre dies in ihren Augen für immer.

"Booth told you to go home, he knows about things like this, Sweets. – We call, if we need you, I promise."

Auch wenn Sweets meiner Meinung nach durchaus noch in ein paar zusätzlichen Szenen hätte auftauchen können, so fand ich doch, dass sein Charakter in dieser Folge endlich wieder einmal etwas an Wichtigkeit dazu gewonnen hat. Mir ist dies vor allem im Verhalten der anderen Teammitglieder Sweets gegenüber aufgefallen. Als Booth und Brennan den Tatort betreten, kümmert sich Booth zuerst einmal um Sweets, was für mich ein Zeichen ist, wie stark Booth nun auch Sweets im Team akzeptiert hat. Denn lange hat sich mir immer wieder das Gefühl aufgedrängt, dass Sweets für Booth zwar ab und zu nützlich ist, er jedoch nicht wirklich zum Team gehört, sondern nur eine aussenstehende Person ist, die man bei psychologischen Problemen während eines Falles dazuziehen kann. In der Folge #5.12 The Proof in the Pudding hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass sich Sweets nun als vollwertiges Mitglied des Teams betrachtet und auch als solches angesehen wird, und genau dies hat sich in dieser Episode bestätigt.

Doch es ist nicht nur Booth und natürlich Daisy, welche ihrer Sorge um Sweets Ausdruck verleihen. Man merkt sogar sehr deutlich, dass Sweets dem ganzen Team sehr am Herzen liegt. Da ist Cam, die ihn sofort nach Hause schickt, ihm dabei jedoch nicht das Gefühl vermittelt, nicht gebraucht zu werden, indem sie ihm verspricht, dass sie, sollte es nötig sein, ihn sofort anrufen wird. Sowie Angela, die sich sichtlich Sorgen um ihn macht, auf seine Bitte hin, ihn jedoch mit Arbeit ablenkt. Dann Hodgins, welcher Sweets nach Hause fährt und ihm dabei versucht zu erklären, dass er nicht jedem Menschen helfen kann. Und schliesslich drückt sogar Brennan, wenn auch in einer eher unemotionalen, aber typischen Brennan-Art, ihre Sorge aus.

"I don't wanna disapear without living a life, that I wanna live."

Sweets ist ein Charakter, der schon durch die Wahl seines Berufes, seine Lebensaufgabe darin sieht, anderen Menschen zu helfen. In dieser Episode gerät er nun in eine Situation, in welcher er tatenlos zusehen muss, wie ein junger Mann, der Minuten vor dem Unglück, die wohl schönste Nachricht seines Lebens erhält, stirbt. Trotz seiner psychologischen Ausbildung und dem Wissen, dass er für den Mann absolut nichts hätte tun können, fühlt sich Sweets schuldig und ist mit der Situation nach dem Unglück vollkommen überfordert. Dass es sich bei dem Tod des jungen Mannes nicht um ein psychologisches Problem handelte, welches Sweets hätte lösen können, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Für Sweets fühlt es sich in dem Moment so an, als hätte er versagt. Da ist es auch nicht erstaunlich, dass er sich gleich wieder in die Arbeit stürzen will. Erstens kann er somit das Erlebte wenigstens für eine kurze Zeit verdrängen und zweitens hat er, indem er seine psychologischen Dienste anbietet, sicherlich das Gefühl, den "Fehler" so wieder gut zu machen.

Was für mich vollkommen realistisch und auch gut dargestellt wird, ist dass auch jemand, der wie Sweets im psychologischen Bereich sehr gut ausgebildet ist, mit so einer Situation nicht klarkommt. Hier spielt sicherlich auch noch die Tatsache eine Rolle, dass Sweets noch sehr jung ist und es ihm oft noch an Lebenserfahrung mangelt. Doch finde ich es vollkommen normal, dass er nach diesem Erlebnis über sein Leben und darüber, wie er es lebt und was er noch erreichen will, nachdenkt. Trotz den Worten von Sweets, dass er nicht sterben möchte, ohne das Leben gelebt zu haben, das er Leben will, bin ich mir eigentlich sicher, dass Sweets mit seinem jetzigen Leben alles andere als unzufrieden ist und daran eigentlich auch nicht viel ändern will. Dies bestätigt sich später auch, indem er Daisy einen Heiratsantrag macht. Denn damit ändert er ja nichts grundlegendes in seinem Leben, im Gegenteil er macht in einem Lebensabschnitt einfach einen Schritt vorwärts.

"Daisy, will you be my wife?" – "It will make me incredibly happy if you will be my husband."

Die Autoren haben es in dieser Folge geschafft, dass ich schon bei Sweets alleiniger Storyline mit seinem Charakter mitgelitten habe. Aber durch die gemeinsame Storyline von Sweets und Daisy wurde dieses Gefühl bei mir noch verstärkt, denn ich habe wirklich, wie Daisy geglaubt, dass diese Folge das Ende der Beziehung zwischen ihr und Sweets bedeuten würde. Wie schon in meiner Einleitung zu dieser Review erwähnt, bin ich ein absoluter Fan dieses Paares und ich wäre wirklich zutiefst enttäuscht gewesen, hätten die Zwei sich getrennt. Von daher war für mich der Heiratsantrag von Sweets der perfekte Abschluss dieser Folge, vor allem gerade deswegen, weil er für mich total unerwartet kam.

Doch nicht nur der Heiratsantrag, sondern der ganze Handlungsstrang von Daisy und Sweets hat mir in dieser Folge sehr gut gefallen. Ich glaube, mir nimmt es niemand übel, wenn ich behaupte, dass weder Daisy noch Sweets Experten in Beziehungsangelegenheiten sind und somit mit der Situation nicht richtig klarkommen. Daisy will eigentlich alles richtig machen und für Sweets in seiner momentanen schwierigen emotionalen Verfassung da sein. Sweets jedoch muss sich zuerst über einige Dinge klarwerden und hat vielleicht auch das Gefühl, als Psychologe müsse er damit alleine fertig werden. Dadurch stösst er Daisy mehrere Male vor den Kopf und es macht den Eindruck, als würde er sich aus der Beziehung zurückziehen. Daisy bezieht verständlicherweise dieses Zurückziehen von Sweets auf sich und versucht, sich innerlich darauf vorzubereiten, dass er die Beziehung beenden wird.

Den Antrag selber fand ich, bezogen auf diese zwei Charaktere genau richtig. Genau wie Daisy war ich mir am Anfang eigentlich ziemlich sicher, dass Sweets nun die Beziehung beendet. Umso schöner fand ich es, als er den Ring aus der Tasche holt. Die Mischung aus Romantik, Unsicherheit und der Erwähnung vollkommen unrelevanten Dingen, wie das Alter von Sweets Stiefeltern, haben dieser Szene in meinen Augen dieses Aussergewöhnliche verliehen, welches bei Heiratsanträgen nicht fehlen darf.

Fazit

Für mich zählt die Folge zu einer der Besten in der, meiner Ansicht nach, sehr guten fünften Staffel von "Bones". Mir hat sehr gut gefallen, dass die Autoren eine Folge lang, das Augenmerk von Brennan und Booth und von deren Beziehung abgewandt und einen anderen Hauptcharakter, sowie ein Liebespaar, welches sonst eher eine Nebenrolle spielt, in den Mittelpunkt gerückt haben. Dabei ist mir wieder einmal klargeworden, wie sehr mir Sweets ans Herz gewachsen ist und ich mir "Bones" inzwischen ohne ihn nicht mehr vorstellen könnte.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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