Bewertung

Review: #5.16 Weniger als die Summe aller Teile?

Die 100. Folge von "Bones" macht zusammen mit dem Zuschauer eine Reise in die Vergangenheit und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an welchem sich Booth und Brennan kennengelernt haben: Ihrem ersten gemeinsamen Fall. Ausgelöst durch Sweets Buch, erzählen Brennan und Booth von ihrer ersten Begegnung und auch von dem eher bitteren Ende dieser Zusammenarbeit. Aber man erfährt nicht nur wie sich Booth und Brennan begegnet sind, nein man erfährt auch mehr über die einzelnen Charaktere und wie es zu der heutigen Konstellation des Jeffersonian Teams gekommen ist.

"Are you a student here?" – "Special Agent Seeley Booth from the FBI" – "I'm Doctor Temperance Brennan of the Jeffersonian Institution."

Schon in der ersten Folge #1.01 Die Frau im Teich wurde dem Zuschauer klar, dass sich Booth und Brennan hier nicht zum ersten Mal begegneten und genau diese Tatsache wird jetzt aufgeklärt, indem der Zuschauer in der 100. Folge Einblick in den ersten Fall der zwei Hauptcharaktere bekommt. Dieser Fall ist sicherlich eher nebensächlich, es geht mehr um die Interaktionen der verschiedenen Charaktere, besonders derjenigen zwischen Booth und Brennan. Und natürlich erkennt man bei den verschiedenen Personen die Charakterzüge, welche sie auch in den aktuellen Folgen noch auszeichnen. Doch kann man auch gut beobachten, wie sich die einzelnen Charaktere weiterentwickelt haben, etwas was manchmal, wenn man sich nicht in kurzer Zeit eine der ersten und eine der aktuellen Folgen ansieht, etwas in Vergessenheit gerät.

Der Fall dreht sich um ein junges Mädchen, dessen Leiche vor mehreren Jahren auf einer Mülldeponie gefunden wurde und deren Todesumstände nie genau aufgeklärt wurden, beziehungsweise der Mörder konnte, mangels Beweisen nie überführt werden. Nun wurde die Leiche vom FBI freigegeben und die Mutter des Mädchens wendet sich ein letztes Mal an Booth. Dieser beschließt sich erneut um die Umstände des Mordes zu kümmern und befolgt Cams Rat, für die Aufklärung eine Anthropologin zuzuziehen.

Hier prallen schließlich Welten aufeinander. Booth, der mit Gespür und Instinkt an den Fall herangeht, Brennan, die sich auf ihrem Gebiet für die Beste hält und die mit Booth Vorgehensweise nichts anfangen kann, Zack, der im Gebiet der Wissenschaft ein absolutes Genie ist, in der realen Welt jedoch nicht wirklich klar kommt, Angela, die sich mit Zeichnungen von Passanten über Wasser hält und von einer Künstlerkarriere in Paris träumt und schließlich Hodgins, welcher ein Aggressionsproblem hat und sich im Team, trotz seiner Doktortitel, unwichtig vorkommt. Doch trotz allem löst dieses ungleiche Team gemeinsam den Fall und Booth kann schlussendlich den Mörder überführen. Doch scheinen vor allem zwischen ihm und Brennan die Unterschiede zu groß zu sein, um in Zukunft weiter zusammenzuarbeiten. Doch wie man so schön sagt, manches kommt eben oft anders als man denkt...

"Which gives me the same number of doctors the two of you put together have, because you don't have any."

Wenn ich den Hodgins von damals und den Hodgins von heute vergleiche, scheint mir, dass er eine extreme Wandlung durchgemacht hat. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir die alten Folgen schon länger nicht mehr angesehen habe, aber mir sind die Charakterzüge an Hodgins, wie sie in dieser Folge dargestellt werden nie so extrem aufgefallen. Für mich wird Hodgins in dieser Folge so dargestellt, als sei er ein genialer Wissenschaftler, welcher jedoch wegen seinem Spezialgebiet von den anderen im Institut nicht wirklich ernst genommen wird und sich deswegen zu einem Einzelgänger mit einem Hang zur Aggressivität entwickelt hat. Eine Charaktereigenschaft, welche ich an Hodgins bis hierhin nie wirklich beobachtet habe. Was mich zum Schmunzeln gebracht hat war seine Beziehung zu Zack. Über die ganze Zeit in der Zack ein Mitglied des Teams war, konnte man beobachten wie sich die Beziehung zwischen Hodgins und ihm gefestigt hat und wie sie sich vor allem durch die Experimente näher gekommen und schließlich Freunde geworden sind. Hier fand ich es schön zu sehen, dass Brennan die zwei wohl zu ihrem ersten gemeinsamen Experiment "gezwungen" und somit den Grundstein für ihre spätere Freundschaft gelegt hat.

Das Eric Millegan eine Folge lang noch einmal in die Rolle des Zack Addy geschlüpft ist, hat mich natürlich sehr gefreut. Auch wenn ich mich nie als großen Zack-Fan bezeichnet habe, ist das Team des Jeffersonian Instituts nicht mehr das gleiche ohne ihn. Zacks Bewunderung für Brennan ist in dieser Episode extrem spürbar, er himmelt sie eigentlich durch die ganze Folge hinweg an. Hier zeigt sich schön, welche Entwicklung Zack im Laufe seiner Karriere beim Jeffersonian Institut durchgemacht hat. Er hat sich von einem Assistenten, der meiner Meinung nach, außer wenn es um seine Arbeit geht, nicht sonderlich viel Selbstvertrauen besessen hat, zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickelt.

"That's real?" – "It's a murder victim."

Endlich hat der Zuschauer erfahren, wie genau Angela zum Jeffersonian Team gestoßen ist. Das Brennan mit einer Straßenkünstlerin so etwas wie Freundschaft geschlossen hat, hat mir sehr gut gefallen und die Szene in welcher Brennan den Schädel zu Angela in den Park bringt, fand ich so typisch für beide Charaktere. Was mich noch interessiert hätte, ist wie genau sich Brennan und Angela, zwei so unterschiedliche Persönlichkeiten, kennengelernt haben. Doch dies hätte sicherlich in dieser Episode zu weit geführt, von daher ist es verständlich, dass dieses hier nicht auch noch eingebaut wurde.

"It's not your first case. Okay. Well then please tell me all about that real first case, to see of my conclusions are still valid."

Sweets hat in dieser Episode nicht viel Bildschirmpräsenz, trotzdem hat er eine wichtige Rolle gespielt. Schließlich war beziehungsweise sein Buch ausschlaggebend dafür, dass Brennan und Booth sich über ihr Kennenlernen, über ihren ersten gemeinsamen Fall und über ihre Gefühle geäußert haben. Meiner Ansicht nach hat Sweets den witzigen Part in dieser Episode übernommen. Ich musste über seine Verzweiflung schmunzeln, als er festgestellt hat, dass er die erste Begegnung zwischen Brennan und Booth nicht kennt und als er zum Schluss sein Buch frustriert auf den Boden wirft, wurde mein Schmunzeln zu einem Lachen. Ich glaube es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Booth und Brennan Sweets irgendwann mal in den Wahnsinn treiben werden.

"No, no – "Why? Why?" – "You thought you're protecting me, but you're the one who needs protecting." – "Protecting from what?" – "From me."

Meine Vorstellung von Brennan und Booths Kennenlernen war, wenn man ihre persönlichen Gefühle mal außen vor lässt, eigentlich ähnlich wie es in dieser Episode beschrieben wird. Booth hat einen Fall zu lösen, braucht dabei die Hilfe eine Anthropologin und so tritt Brennan in sein Leben. Dass die zwei sich jedoch beim Lösen dieses Falles schon näher gekommen sind, hat mich nun doch etwas überrascht und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr spaltet sich meine Meinung über diese Folge. Einerseits mag ich diesen Handlungsstrang zwischen Brennan und Booth, der vor der ersten regulären Folge stattgefunden hat sehr und für mich erklären sich dadurch einige Interaktionen zwischen Brennan und Booth, die anfangs der Serie stattgefunden haben. Anderseits ist genau das Gegenteil der Fall. Denn ich frage mich: Hätten sich Booth und Brennan zu Beginn der Serie einander gegenüber, bezieht man ihre Vorgeschichte mit ein, nicht anders verhalten?

Wie schon erwähnt mag ich die Vorstellung, dass Booth und Brennan sich schon während ihrem ersten Fall näher gekommen sind. Vor allem von Booths Seite aus, ist schon bei der ersten Begegnung der Beiden zu spüren, dass Brennan eine gewisse Anziehung auf ihn ausübt. Diese Anziehung erklärt, dass schon zu Beginn der Serie zu erkennen ist, dass zwischen den beiden Hauptcharakteren mehr sein könnte, als eine bloße Partnerschaft. Hier erstaunt mich immer wieder, dass die Autoren es fünf Staffeln lang geschafft haben, Booth und Brennans Partnerschaft zu vertiefen und eine starke Freundschaft zwischen den beiden Charakteren aufzubauen ohne dabei diese Anziehung, die zweifelsohne immer zwischen den Beiden zu spüren ist, zu verlieren.

Der negative Eindruck, welche die Folge bei mir hinterlässt, ist etwas was sich sicherlich nicht zu vermeiden ist, wenn man nach 99 Folgen einen zwischenmenschlichen Handlungsstrang einbaut, der vor der ersten Episode stattgefunden hat. Gerade weil beim ersten Fall den die beiden bearbeitet haben, vor allem von Brennans Seite aus, so starke Emotionen vorhanden waren, stellt sich mir die Frage, ob es realistisch ist, dass die Beiden am Anfang der Serie so zivilisiert miteinander umgehen. Klar, auch in der ersten Episode bemerkt man, dass Booth und Brennan sich über viele Dinge nicht einig sind, trotzdem ist für mich hier keine unterdrückte Wut aufeinander zu spüren und die sollte, so wie die zwei auseinander gegangen sind (ich denke hier vor allem an den Schlag, welchen Brennan Booth verpasst hat) doch vorhanden sein.

In der Schlussszene ist es dann endlich soweit. Etwas worauf die Fans von "Bones" jahrelang gewartet haben passiert: Booth und Brennan küssen sich und Booth gesteht ihr schließlich, dass er eine Beziehung mit ihr möchte. Auch wenn seine Worte sicherlich nicht allzu romantisch sind, sind sie meiner Meinung nach für die Situation und für die beiden Charaktere passend. Erstens ist es sicher so, dass es für Booth nicht ganz einfach ist, so auf Brennan zuzugehen und ihr indirekt seine Gefühle zu gestehen. Also wählt er den Weg, der ihm Sweets einige Minuten zuvor aufgezeigt hat. Er sagt Brennan, dass er ein Spieler sei und somit derjenige ist, der das Risiko eingehen und ihr seine Gefühle zuerst gestehen muss. Zweitens kennt Booth Brennan gut genug um zu wissen, dass er mit irgendwelchen romantischen Worten bei ihr nicht weiterkommt. Er will ihr auf eine rationale Art klarmachen, dass sie zusammengehören.

Auch wenn Booth Brennan hier vielleicht etwas unterschätzt und er bei ihr mit einer romantischen Liebeserklärung die gleiche Reaktion hervorgerufen hätte, verstehe ich sein Handeln vollkommen. Er hat so lange auf diesen Moment gewartet, hat sich sicherlich mehrere Mal überlegt wie er es ihr sagen soll und nun, nachdem Gespräch mit Sweets, greift er dessen indirekten Rat auf und gesteht Brennan seine Gefühle und aus Angst vor einer Zurückweisung wählt er nicht die emotionale sondern die rationale Ebene. Diejenige Ebene von der er denkt, dass Brennan dort besser zu erreichen ist. Brennans Reaktion auf den Kuss und auf Booth Worte haben nicht nur Booth und Brennans Herz gebrochen, sondern ein Stück weit auch meines und zwar nicht nur aus dem Grund weil jetzt aus den Beiden kein Paar geworden ist, sondern weil man deutlich sieht, wie viel sie einander bedeuten, Brennan aber zu große Angst hat, einen Schritt weiterzugehen.

Ich glaube inzwischen ist sogar für einen Blinden zu erkennen, dass zwischen Booth und Brennan viel mehr ist als bloße Freundschaft und nachdem ich mir die Folge zum ersten Mal angesehen habe, hat mich der Schluss etwas enttäuscht. Schließlich wäre es doch wirklich langsam an der Zeit, dass die Beiden in ihrer Beziehung endlich einmal einen Schritt nach vorne machen. Doch inzwischen habe ich meine Meinung geändert, denn ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, dass sich die Serie zum Schlechteren entwickeln würde, hätten Brennan und Booth eine Liebesbeziehung. Ich glaube mir würde diese Spannung, die zweifelsohne zwischen den beiden Hauptcharakteren herrscht, fehlen und auch wenn es mich langsam fast zur Verzweiflung treibt, dass die zwei sich nicht endlich zusammenraufen und sich ihre Gefühle gestehen, ist es doch genau diese Spannung, welche einen Grossteil der Serie ausmacht. Von daher bin ich inzwischen der Meinung, dass diese Spannung noch etwas aufrechterhalten werden sollte und sich die Beiden, wenn überhaupt, erst wenn ein Ende der Serie in Sicht ist, zu einem Paar zusammenfinden sollten.

Fazit

Nach fast fünf kompletten Staffeln eine Folge zu drehen, die eine Handlung zeigt, die vor Beginn der eigentlichen Serie stattgefunden hat, ist meiner Meinung nach ein ziemliches Risiko, da hier die Wahrscheinlichkeit, dass sich Fehler einschleichen ziemlich groß ist. Doch abgesehen von kleinen Mängeln, welche sicherlich nicht zu vermeiden waren, ist die Folge meines Erachtens sehr gut gelungen. Der Schluss hat mich zu Tränen gerührt und dies ist überhaupt kein schlechtes Zeichen. Obwohl es ganz bestimmt romantischere Liebesszenen gibt, war für mich diese Schlussszene zwischen Booth und Brennan so passend für die beiden Charaktere, dass sich diese zwei Minuten für mich zum absoluten Höhepunkt der Episode entwickelt haben.

Maria Schoch – myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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