Bewertung

Review: #10.06 Die verlorene Liebe im fremden Land

Foto: Bones - Copyright: 2014 Fox Broadcasting Co.; Patrick McElhenney/FOX
Bones
© 2014 Fox Broadcasting Co.; Patrick McElhenney/FOX

Und wieder einmal schafft "Bones" es ein sehr schwieriges Thema zu thematisieren und geschickt in einen Fall einzubauen, der einem wahnsinnig nahe geht und einem sicherlich auch noch nach dem Schauen der Episode beschäftigt. Neben den Ermittlungen in diesem, für alle Beteiligten, schwierigen Fall muss Arastoo mit einer schockierenden Entscheidung von Brennan betreffend seiner Karriere fertig werden, was auch zu Spannungen in seiner Beziehung zu Cam führt.

"She loved Sung so much, that she walked through the snow and over mountains to get here, to be with him. That's how she lost her toes. They were so close to finding each other..."

Der Fall hatte für mich zwei Seiten. Einerseits wurde das Thema Sklaverei aufgegriffen, das wie man immer wieder liest und hört auch in der westlichen Hemisphäre leider immer wieder vorkommt und andererseits steckt hinter der ganzen Geschichte des Falles eine tragische Liebesgeschichte, die durch den Tod der Frau ein schlimmes Ende gefunden hat. Ich möchte meine Review hier auch in diese zwei Teile aufteilen und zuerst gleich auf das Thema der Sklaverei eingehen.

Das Thema der Sklaverei war vor Jahrzehnten in den USA sicherlich sehr aktuell, als die afroamerikanische für die weiß Bevölkerung, vor allem in den Südstaaten, dienen musste. Doch auch in der heutigen Zeit ist dieses Thema noch lange nicht vom Tisch. Verzweifelte Frauen werden aus verschiedenen Ländern unter anderem in die USA "gelockt" um dort unter schlimmen Bedingungen ausgenutzt zu werden. Speziell in unserem Fall ist, dass die Frauen hier machen, was von ihnen verlangt wird, weil ihre Familien in ihrem Zuhause bedroht werden. Das heißt es handelt sich hier eigentlich um Erpressung und die Frauen, die dadurch natürlich vor allem ihre Kinder schützen wollen, akzeptieren jegliche Art von Demütigung und Schlägen. Wie tragisch das ganze ist, zeigt sich dann vor allem in der Auflösung des Falles, der mich als Zuschauer zu Tränen gerührt hat, etwas was bei einem Fall einer Crime-Serie doch eher selten geschieht, da man die Akteure hier doch meistens erst seit einer Folge kennt und kaum groß Mitleid oder Sympathie für sie entwickeln kann. Doch hier fühlt man eindeutig mit der Mörderin mit und dies nicht weil das Opfer böse war oder irgendwelche schlimmen Taten begannen hat, sondern einfach weil man das Motiv der Mörderin durchaus verstehen kann, vor allem wenn man selber Mutter ist und weiß, dass man für die eigenen Kinder einfach alles tun würde.

Genau diese Emotionen werden in der Schlussszene der Episode wunderschön eingefangen, in dem die Kamera von einem Beteiligten zum anderen schwenkt und man bei allen den betroffenen, schockierenden, traurigen und auch hilflosen Blick sieht, als die Verdächtige den Mord gesteht und ihr Motiv, das Leben ihrer Tochter, vor Booth und Brennan darlegt. Diese Szene war so unglaublich berührend, dass man eigentlich nur hofft, dass die Verdächtige und ihre Tochter irgendwie wieder zusammengeführt werden. Ein großes Kompliment hier an die Autoren, die es geschafft haben, dass man in dieser Weise mit der Täterin sympathisieren kann und ein großes Lob an die Macher der Serie, dass sie auch immer wieder solche, manchmal auch heikle Themen aufgreifen und diesen bei "Bones" eine Plattform geben, damit sie bei der Bevölkerung nicht in Vergessenheit geraten.

Natürlich war aber auch der andere Teil, die Liebesbeziehung des Opfers, sehr emotional und der Zusammenbruch ihres Freundes bei Booth war wirklich herzzerreißend. Gerade weil diese Liebesgeschichte beim Fall etwas weniger Raum eingenommen hat, habe ich das Zitat von Hodgins als Überschrift für diesen Teil meiner Review gewählt, weil es so schön wiederspiegelt, was man für die Liebe bereit ist zu tun und es zeigt umso tragischer der Ausgang dieser Beziehung. Gleichzeitig hat aber eben diese Beziehung auch für Spannung im Fall gesorgt, da durch das Auftauchen von Sang, der Tod des Opfers noch einmal eine ganz neuen Wendung genommen hat und die Ermittlung plötzlich in eine völlig andere Richtung gelaufen sind. Eigentlich bin kein großer Fan von solch sprunghaften Ermittlungen und von diversen Verdächtigen, die dann durch irgendwelche Kleinigkeiten wieder entlastet werden. Hier jedoch hat dies genau gepasst und die Spannung konnte noch ein bisschen aufrecht erhalten werden, auch wenn diese ausnahmsweise gar nicht so wichtig war, da ja vor allem mit den Emotionen der Zuschauer gespielt wurde, was den Fall so hervorragend und speziell gemacht hat.

"I'm not approving your dissertation proposal. I hope that makes your feel better"

Sehr gut gefallen hat mir auch der Handlungsstrang um Arastoos Dissertation. Denn einerseits zeigt sich hier die große Charakterstärke von Arastoo und andererseits aber auch Brennans Fähigkeit als Ausbildnerin ihrer Assistenten. Witzig in zweierlei Hinsicht war dann auch die Szene in der Brennan Arastoo mitteilt, dass sie sein erstes Dissertationsthema ablehnt. Einerseits fand ich es nämlich witzig, als alle völlig schockiert aus der Wäsche kucken, als Brennan sich schließlich erweichen lässt und Arastoo unverblümt mitteilt, dass sie seine Dissertation zu diesem Thema nicht begleiten wird und andererseits wurde hier Brennans Charakterwandlung schön dargestellt. Denn früher hätte Brennan Arastoo ohne Drängen beiläufig in ihrer direkten Art mitgeteilt, dass sie seine Arbeit nicht annehmen wird, heute muss sie richtiggehend dazu gedrängt werden und man merkt, dass sie es ihm eigentlich nicht vor allen anderen mitteilen möchte. Als sie sich dann aber bedrängt fühlt, schlägt das frühere "Ich" durch und sie formuliert ihre Antwort kurz und direkt, so dass sie dadurch nicht nur Arastoo, sondern auch gleich alle anderen vor den Kopf stößt.

Eigentlich hat Brennan aber natürlich vollkommen Recht und es macht nicht wirklich Sinn, wenn Arastoo für seine Dissertation ein Thema wählt, dass ihr gefällt, aber nicht wirklich etwas ist, das ihn beschäftigt und bei dem er etwas Neues entwickeln kann. So reagiert Brennan auch auf Cams Einmischung hervorragend, wenn auch nicht gerade diplomatisch, doch Arastoo spornt genau das, sowie auch der Fall an und er findet innert kurzer (vielleicht fast zu kurzer) Zeit ein neues Thema, welches ihn wie auch Brennan zufrieden stellt.

"I told her we were even discussed it yet, but when..." – "... if we..." – "if?" – "when,... if... it's the same thing..."

Im Gegensatz zur Storyline von Arastoo und seiner Dissertation gefällt mir seine Beziehung zu Cam nicht so gut. Obwohl mich Cam eigentlich fast nie nervt und ich sie auch sehr gerne mag, mag ich ihren Charakter, welchen sie im Zusammenhang mit Arastoo an den Tag legt, nicht wirklich. Wie wir im Fall der Woche gesehen haben, tut man aus Liebe fast alles, doch finde ich es nicht nötig, dass Cam sich hier in die berufliche Beziehung zwischen Brennan und Aarastoo einmischt, vor allem da sie ja sonst eigentlich sehr auf Professionalität achtet, was ich an ihr auch immer sehr gemocht und bewundert habe. Diese Charakterveränderung ist ja schön und zeigt einerseits auch wie viel ihr an Arastoo liegt, trotzdem finde ich es ein bisschen unrealistisch, dass sie hier gleich so reagiert, ohne sich vorher mit ihrem Freund darüber zu unterhalten.

Auf der anderen Seite sieht es so aus, als ob eine Vertiefung der Beziehung, konkret eine Hochzeit, für Cam nicht in Frage kommt. Da Cam lange unabhängig war, kann ich das komplett nachvollziehen und hätte mir nur gewünscht, dass man das ganze Thema nicht schon am Ende der Folge sozusagen beendet hat und Cam hier eigentlich einwilligt sich über das Thema Hochzeit wenigstens Gedanken zu machen. Mir hätte es besser gefallen, wenn Cam und Arastoo sich im Bezug auf eine geplante Hochzeit noch nicht geeinigt und sich so etwas Spannung in diese Beziehung geschlichen hätte, denn ein Ende dieser ist ja offensichtlich noch nicht absehbar und da kann man doch wenigstens das einte oder andere Problem, wenn es realistisch ist, einbauen und ab und zu wieder einmal thematisieren.

"One more thing. I own a apology I guess. I was sort of asslike." – "Because you were look at other people's pain for what they can do for your one careers."

Aubrey wird mir mit jeder Folge sympathischer und seine "Anfängerfehler" machen ihn menschlich und damit richtig liebenswert. Wichtig ist, dass Aubrey seine Fehler einsieht und dafür auch geradesteht, was er hier mit seiner Entschuldigung bei Booth beweist. Seine spätere Euphorie der Fall der Sklaverei aufzuklären und die Frauen zu schützen, zeigt dass seine Charakterzüge doch einige Ähnlichkeiten mit Booth aufweist. Außerdem ist Aubrey immer wieder für einen Lacher gut und heitert so die Folgen auf, so auch dieses Mal. Richtig lachen musste ich beispielsweise als er zusammen mit Hodgins der Ziege hinterherjagt und zwar ohne Erfolg und auch der Running Gag, dass Aubrey sich andauernd mit Essen zustopft sorgt für Erheiterung, vor allem weil er doch von sehr schlanker Statur ist. Ich hoffe eigentlich nur, dass man seine Beziehung zu Booth noch etwas mehr vertiefen wird und dieser noch etwas mehr Profil verleiht, als nur dieses Mentor/Schüler Verhältnis, ansonsten kann ich mich über diesen neuen Charakter, der von John Boyd wirklich gut dargestellt wird, wirklich nicht beklagen.

Randbemerkungen und persönliche Notizen

  • Alex Radziwill ist auch immer wieder ein Highlight. Ich mag ihn und vor allem mag ich seine Schlagabtausche mit Booth und Brennan.
  • Sehr witzig war auch der Rattenschwanz von Unverständnis, angefangen damit, dass Brennan Angela völlig verblüfft zurücklässt, weil sie die Mordwaffe so aus dem Nichts gefunden hat und schließlich Brennan genau die gleiche Reaktion zeigt, weil Booth aufgrund der Mordwaffe genau weiß, wer die Mörderin ist.
  • Sehr schön war auch die Schlussszene mit Booth und Brennan, die ja eigentlich zur Serie gehört. Meistens gehört den beiden ja auch die Anfangsszene oder die Szene, die gleich nach dem Fund der Leiche kommt. Da die dieses Mal Arastoo und Cam übernommen haben, war es schön, dass die Schlussszene dann doch Brennan und Booth gezeigt hat, die sonst als Paar in dieser Episode völlig vernachlässigt wurden, was überhaupt nicht negativ zu werten ist. Dass Booth und Brennan der Fall auch zu Hause beschäftigt, zeigt doch die großen Emotionen, die dadurch hervorgerufen wurden und umso schöner ist es, dass sie ihre Beziehung und ihre Familie dadurch vermehrt zu schätzen wissen und ihnen dies auch wieder einmal bewusst wird. Solche kleinen Momente zeigen auch immer wieder die tolle Chemie zwischen Emily Deschanel und David Boreanaz die doch nun schon über zehn Jahre besteht.

Fazit

Eine Folge mit einem unglaublich starken Fall, der große Emotionen hervorgerufen und ein trauriges und leider doch sehr aktuelles Thema angeschnitten hat. Auch die Storyline um Arastoos Dissertation und Brennans Antwort darauf konnte überzeugen. Einzig Cams Beziehung zu Arastoo kann mich leider immer noch nicht fesseln und ihre Charakterveränderung nervt mich in diesem Zusammenhang zunehmend. Da diese Szenen jedoch eher nebensächlich abgehandelt wurden, beeinflusste dies die Qualität der Episode kaum, was für mich eine hohe Punktzahl durchaus rechtfertigt.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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