Von der Vergangenheit eingeholt - Staffel 1
Kaum ein Genre fesselt die Zuschauer momentan so an den Fernsehsessel wie Kriminalserien. Wo früher jedoch der private Ermittler das Maß aller Dinge gewesen ist, treten heute eher die Analysetechniken und vor allem die Wissenschaft in den Vordergrund. Dennoch gibt es einige Serienmacher, die erkannt haben, dass spannende Kriminalfälle nicht unbedingt interessante Charaktere ausschließen müssen.
Die Besetzung
Über die Darsteller gibt es am Ende der Staffel eigentlich nur Gutes zu sagen. David Boreanaz kann sich erfolgreich von seinem "Angel"-Image lösen und muss nicht mehr nur melancholisch-gequält in die Gegend schauen, sondern kann endlich einmal locker und lässig aufspielen. Er ist die perfekte Besetzung für den Instinkt-getriebenen FBI-Agenten und agiert äußert sympathisch, vor allem im Zusammenspiel mit Partnerin Emily Deschanel. Die beiden Darsteller ergänzen sich blendend und bieten dem Zuschauer den ein oder andern Schmunzel-Moment, wenn sie mal wieder über ihre grundverschiedenen Ansichten des Lebens diskutieren. Überhaupt gelingt es Emily Deschanel sensationell, die etwas weltfremde, aber geniale Wissenschaftlerin dem Publikum schmackhaft zu machen, auch wenn ihre Figur wohl nur im Zusammenspiel mit Seeley Booth wirklich erträglich wird. Da viele Zuschauer sich wohl schwer tun dürften, sich mit den unverständlichen, wissenschafltichen Begriffen auseinander zu setzen, ist es eine hervorragende Idee der Serienmacher gewesen, dem Team in Form von Seeley Booth einen "Normalo" zur Seite zu stellen, der oftmals genau die gleichen Fragen stellt, wie der Fan zuhause vor dem Fernseher.
Zum Brüllen komisch spielt der junge Eric Millegan, der den herrlich naiven, aber unglaublich genialen Doktoranden Zach Addy verkörpert. Aber wie bereits bei Emily und David, liegt die Stärke seiner Figur im Zusammenspiel mit T.J. Thynes Charakter Dr. Jack Hodgins. Die beiden Wissenschaftler benehmen sich oft wie kleine Kinder und streiten sich um die Aufmerksamkeit von Frauen und darüber, wer die interessantesten Versuche im Labor machen darf. Die beiden Darsteller bringen die nötige Auflockerung in den ansonsten sehr dramatischen Aufbau der Fälle, wodurch sich "Bones – Die Knochenjägerin" letztlich von anderen Krimiserien absetzen kann. Auch Michaela Conlin trägt ihren Teil dazu bei, dass die Fälle einen menschlichen Touch erhalten und nicht in der allgegenwärtigen Wissenschaft untergehen.
Leider beschränkt sie die Interaktion der Charaktere meist auf die Arbeit im Jeffersonian Institut, weswegen wir vom Privatleben der Ermittler und Wissenschaftler nur wenig mitbekommen. Dies ist definitiv noch ausbaufähig und die Ansätze, die immer wieder in den Folgen anklingen, machen definitiv Lust auf mehr. Auch die Figur des Leiters des Instituts, verkörpert durch Jonathan Adams, ist am Ende der ersten Staffel noch relativ blass geblieben. Wie man ihn jedoch besser in den Ablauf der Folgen einbinden könnte, weiß ich leider nicht.
Der Inhalt
Die Fälle bewegen sich zwischen interessant und eklig, langweilig und spannend. Während die Tatortermittler aus Las Vegas oder Miami es meist mit kürzlich ermordeten Opfern zu tun haben, stoßen Booth und Brennan meist auf stark verweste Leichen oder blanke Knochenfragmente. Die Maskenbildner lassen ihren Ideen freien Lauf und präsentieren Leichen, die auch in Hollywood-Zombiefilmen auftauchen könnten. Dies wäre nicht unbedingt nötig, denn die Fälle funktionieren auch ohne das Draufhalten auf verstümmelte Leichenteile.
"Bones" präsentiert sich leider ebenfalls immer mit einem Fall der Woche, der innerhalb von 45 min. gelöst wird und keine Fragen offen lässt. Hier würde ich mir mal den ein oder anderen kniffligen Fall wünschen, der sich über mehrere Episoden erstreckt. Eine Staffel-übergreifende Geschichte wird auf dem wissenschaftlichen Sektor jedoch wohl kaum zu realisieren sein, weswegen ruhig mehr Zeit auf die einzelnen Charaktere verwendet werden darf.
Die 5 interessantesten Fälle
Piraten
Ein über dreihundert Jahre alter Fingerknochen führt Brennan und ihr Team zum angeblichen Versteck des Schatzes des berühmt-berüchtigten Piraten Blackbeard. Während die Jungs sich mit Übereifer in die Untersuchungen stürzen, kann Brennan nicht verstehen, wie ein Mythos aus gestandenen Männern kleine Kinder werden lässt. Am Ende sieht es fast so aus, als hätte Hodgins bei seinem Tauchgang wirklich eine Goldmünze des Schatzes gefunden, eine letztendliche Klärung bleibt jedoch verständlicherweise aus. Ein nicht ganz ernster Blick auf die Tätigkeiten der Forensiker tut der Serie sicherlich mal gut. Die Folge #1.18 Der Mann mit dem Knochen greift das durch "Fluch der Karibik" entfachte Interesse an Piraten und der Suche nach ihren Schätzen gekonnt auf und bietet vor allem den männlichen Kollegen von Bones endlich mal Gelegenheit, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.
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Voodoo
Bones reist ins Krisengebiet nach New Orleans, um den örtlichen Behörden bei der Identifizierung der Opfer des Hurricane Katrinas zur Hand zu gehen. Nach einem Abendessen mit einem ihrer Kollegen erwacht Brennan blutüberströmt auf dem Boden ihres Badezimmers. Zusammen mit Booth geht sie auf Gewissenserforschung und gerät an einen alten Voodoo-Kult. Die Suche nach den verlorengegangenen Stunden in Brennans Gedächtnis ist spannend erzählt und nutzt mal wieder die Macht des alten und mysteriösen Voodoos, um dem Zuschauer Angst einzujagen. Natürlich glaubt niemand an Strohpuppen und Flüche, aber wie Brennan selbst erkennen muss, verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Realität schon mal, wenn man sich in eine Sache hineinsteigert. Folge #1.19 Kein Mann in der Leichenhalle bietet einen tollen Einblick in die Freundschaft von Booth und Bones und macht klar, dass die beiden immer füreinander einstehen werden, auch wenn es hart auf hart kommt.
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Weihnachten hinter Gittern
Bei der Untersuchung einer Leiche setzt Zach versehentlich potentiell tödliche Pilzsporen frei, so dass das Team, inklusive Booth, die Weihnachtsfeiertage im Jeffersonian Institut verbringen muss. Dies gibt den Zuschauern die Möglichkeit, die Charaktere etwas näher kennen zu lernen und einen kleinen Einblick in ihr Leben außerhalb des Jeffersionian zu erhaschen. #1.09 Der Mann im Bunker beweist einmal mehr, dass gute Kriminalgeschichten nur dann Interesse wecken können, wenn sich der Zuschauer mit den Charakteren auseinander setzen kann. Auf Dauer verlieren die sich eigentlich ständig wiederholenden Fälle ihren Reiz, was nur durch interessante Charakterzeichnung aufgehoben werden kann. Gott sei Dank hat man bei "Bones" erkannt, dass man die Entwicklung der Charaktere nicht außer Acht lassen sollte.
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Falsches Spiel
Der wegen Mordes zum Tode verurteilte Howard Epps bittet Brennan um Hilfe. Sie lässt sich von Booth überreden, dem Mann seine letzte Chance zu gewähren und beide stoßen schließlich auf eine schreckliche Wahrheit. Sie entdecken, dass hinter Epps nicht nur ein psychopathischer Serienkiller steckt, sondern auch ein intelligenter Mann, der mit der Offenlegung der Grabstätten weiterer Opfer erreicht, dass das Verfahren gegen ihn wieder aufgenommen wird. Er hat es letztlich geschafft, dass sein Todesurteil ausgesetzt wird und Brennan und Booth müssen einsehen, dass Epps mit ihnen nur gespielt hat. Ob wir von dem intelligenten Killer, der selbst die so kühl reagierende Brennan aus dem Konzept bringen kann, zum letzten Mal gehört haben, wird sich zeigen. Hier ist auf jeden Fall Stoff für weitere, interessante Episoden vorhanden.
Von der Vergangenheit eingeholt
Angela entdeckt zufällig den Schädel von Brennans Mutter, die Brennan und ihren Bruder Russ zusammen mit ihrem Vater verlassen hat, als die beiden noch Kinder waren. Der unerwartete Fund bringt Brennan nicht nur mit ihrem entfremdeten Bruder zusammen, sondern lässt auch ihre Vergangenheit in einem ganz anderen Licht erscheinen. Denn im Zuge der Ermittlungen stellt sich heraus, dass ihre Eltern gesuchte Bankräuber sind und ihr Vater noch am Leben ist. Ein würdiger Abschluss der ersten Staffel, der neben einer tollen Charakterstudie auch einen genialen Cliffhanger für die zweite Staffel hinterlässt.
Melanie Brandt - myFanbase
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